… als zum Schluss und absoluten Höhepunkt der Schwaiganger Gestütsschau im Dunst des aufgewirbelten Staubs die Herde der Mutterstuten mit ihren diesjährigen Fohlen in die Arena preschte. Mein Herz wurde weit. Es ist so erhaben, hinreissend und bewegend, eine große Pferdeherde frei dahingaloppieren zu sehen. Welch eine Kraft, und doch auch Eleganz und Anmut, in den großen, schönen Körpern stecken, und wie viel Lebenskraft! Als führten sie ein Eigenleben, so flatterten Mähnen und Schweife, und die Hufe trommelten verhalten im Sand des weiten Vierecks. Manchmal lösten sich besonders graziöse, sehr selbstbewusste Fohlen übermütig aus der Herde, es schien, als würden sie voll der schier überschäumenden Vitalität abseits ihrer Mütter einen eigenwilligen, berührenden Tanz aufführen…
… Nun habt ihr ihn überstanden, meinen „Pferde-Marathon“. Ich bin ganz sicher, dass es demnächst mit anderen Themen und neuen Bildern hier weitergehen wird… 😉
… Ich wünsche euch ein erholsames und schönes Wochenende! Bleibt bzw. werdet gesund. Habt es fein, seid gut zu euch und euren Liebsten… 🙂
… Die Ursprünge des Voltigierens (volte = Bogensprung) gehen bis in die Antike zurück. Bei den Römern gehörte es zur militärischen Ausbildung. Anlässlich der jährlich veranstalteten Altrömischen Spiele wurden nicht nur Pferde- und Wagenrennen gezeigt, sondern auch akrobatische Übungen auf galoppierenden Rössern. Auch zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert war das Voltigieren fester Bestandteil der Schulung von Kavalleriesoldaten. In Adelskreisen musste man sich nicht nur Wissen und gutes Benehmen (natürlich ausschließlich gegenüber Seinesgleichen) aneignen, sondern auch im Reiten, Tanzen, Fechten und gymnastisch-turnerischen Übungen hoch zu Ross bewandert sein…
… Im 20. Jahrhundert war das Voltigieren nicht mehr nur Teil der militärischen Ausbildung. Als Kunstreiten deklariert war es 1920 sogar eine der Sportarten bei den Olympischen Spielen in Antwerpen. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt das Turnen zu Pferde eine Zeitlang fast ausschließlich als Kindersport. Ab den Sechzigern avancierte es zunehmend zur attraktiven Sportart auch für Jugendliche und Erwachsene…
… Mittlerweile gibt es zahlreiche internationale Wettbewerbe, und alle vier Jahre eine WM. Bei der jährlich stattfindenden EM im Sommer 2023 im schwedischen Nationalgestüt Flynge räumte unsere Nationalmannschaft mehrere Gold-, Silber- und eine Bronzemedaille ab. Insgesamt konnten sich die deutschen Voltigierer bei Weltmeister- und Europameisterschaften bislang 25 Titeln erstreiten, damit sind sie die erfolgreichste Mannschaft aller Zeiten in dieser atemberaubend und wunderschön anzusehenden Sportart (was in unserem fast schon im Übermaß auf Fußball fixierten Lande leider so gut wie völlig unbekannt ist)…
… Einer der Höhepunkte der Gestütsschau des Bayrischen Landgestüts Schwaiganger war eine gelungene Vorstellung mehrerer Voltigiergruppen Bayerns, den krönenden Abschluss bildete dann die dem deutschen Nationalkader angehörende Sportlerin Sema Hornberg, die einige Ausschnitte aus ihrer EM-Kür zeigte…
… Ein wahrhaft meisterlicher Auftritt voller Kraft, Eleganz, Anmut und Schönheit:…
… Unweit von Raisting befindet sich ein Islandpferde-Gestüt. Zwei Junghengste und ein älteres, erfahreneres Pferd hatte man auf eine große Weide nahe des Wanderwegs gelassen. Die beiden Jungspunde gerieten immer wieder aneinander, und waren im Handumdrehen in eine temperamentvolle Rangelei verwickelt. Aus der Ferne wirkte das sehr wild und auch gefährlich. Doch bei genauerem Hinsehen stellte sich schnell heraus, dass die Beiden lediglich ein Scheingefecht austrugen, sie übten das Verhalten erwachsener Hengste in freier Wildbahn. Wo im Ernstfall heftige Bisse nach dem Hals, in die Flanken und den Fesseln drohen, um den Gegner durch Blutverlust zu schwächen und ihm die Knochen zu brechen, wurde lediglich ein wenig gezwickt und gerempelt, und auch die schmerzhaften Hiebe mit den Vorder- und Hinterhufen wurden nur spielerisch angedeutet. Dennoch wirkte die Szenerie ausgesprochen dramatisch, hin- und mitreißend, fesselnd, irgendwie urtümlich. Atemlos knipste ich Bild um Bild…
… Nach langem Kampf gab der schwächere der beiden Junghengste schließlich eiligst Fersengeld, verfolgt von seinem Kontrahenten…
… Überschäumend vor Lebenskraft und Temperament rasten sie kreuz und quer über die große Koppel, bis sie schließlich in einiger Entfernung voneinander mit heftig pumpenden Flanken stehenblieben und ihre großen Zähne gierig in das dichte Frühsommergras schlugen…
… Dieser hübsche Rotfuchs war wohl als eine Art Kindermädchen den beiden Jungspunden dazu gesellt worden. Immer wenn die Auseinandersetzung drohte, zu heftig zu werden, schritt er dazwischen und trennte die Kampfhähne zumindest für ein Weilchen…
… auf denen die Auszubildenden des Fachberufs Pferdewirt:in trainiert werden, hatte man am Samstag auf die üppig blühende und grünende Weide geschickt. Und wie bei der Mutterstuten- und Fohlenherde war auch hier am späten Nachmittag viel Überredungskunst nötig, um die schmucken Rösser wieder in den Stall zu bewegen…
… Das Summen von Insekten, lautes Vogelgezwitscher, eine milde, warme Brise, sanft im Wind sich wiegendes Gras, Butterblumen, Pusteblumen, und zwei bezaubernde Schimmel auf der Weide – Herz, was willst du mehr…
… Neugierig geworden schritt eines der großen weißen Pferde auf mich zu…
… Ein sanftes Schnobern, entspanntes Schnauben, eine himmlisch samtene Pferdenase, seidenweiches Fell, große, dunkle, friedlich blickende Augen, aufmerksam gespitzte Ohren…
… So, genug geschwärmt. 😉 Ich wünsche euch einen schönen und angenehmen Tag…
… und dem Tiersegen versammelten sich die Teilnehmer auf der großen Wiese hinterm Leonhardikircherl von Fischhausen. Die Rösser wurden abgespannt und abgesattelt und mit warmen Decken versehen. Für Mensch und Tier gab es eine kräftigende Brotzeit und einen labenden Trunk – wobei der für die Zweibeiner des Öfteren recht gehaltvoll ausfiel. Ich schlängelte mich eine Weile durch das bunte Treiben, auf der Pirsch nach Schnappschüssen – und ich freue mich sehr darüber, dass ich durchaus erfolgreich gewesen bin… 😉
… Nachdem Hunger und Durst gestillt waren, hielt Kardinal Marx einen Feldgottesdienst ab. Ich lauschte ein Weilchen, und machte mich dann auf den Weg zum kleinen Bahnhof. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, von Fischhausen aus am See entlang in den Ort Schliersee zu spazieren, aber bei der nach wie vor herrschenden grimmigen Kälte war mir eher danach, den nächsten Zug zurück nach München zu nehmen…
… Anbei noch einige Impressionen von Fuhrwerken, fein geschmückten Rössern – der größte Unterschied zwischen Mensch und Pferd besteht darin, dass letzteres auch am Hinterteil die Haare schön haben kann 😉 – und Einheimischen in prächtigen Trachten…
… Obwohl die Sonne stetig höher stieg, blieb es eisig kalt. Meine neuen Bekannten und ich versuchten, in Bewegung zu bleiben, um wenigstens ein bisschen warm zu werden. Dann, nach gut einer Stunde Warten, war es endlich so weit, langsam bog das erste Gespann der Prozession um die Kurve. Im Fond der Kutsche saß kein Geringerer als Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising. Am Leonhardi-Kircherl angelangt, erklomm er ein etwa mannshohes Podest, um die Tiersegnungen erteilen zu können…
… Und jetzt mach‘ ich nimmer viel Worte, sondern lass die Bilder sprechen. Ihr wisst ja, wenn ihr euch eines davon genauer anschauen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
Das sind treue Freunde,
zeigen dir ihr Mitgefühl,
schenken dir ihr Vertrauen,
mimen nicht auf stur und kühl.
Pferde sind enorm ästhetisch,
edel, sauber, treu und klar.
Schenkst du ihnen Pfleg‘ und Liebe,
dann vertraun sie ganz und gar.
Pferde haben sanfte Seelen,
die doch sehr zerbrechlich sind.
Sie sind Wächter und Gefährte,
manchmal aber auch ein Kind.
(Norbert van Tiggelen)
… Ja, meine Lieben, das wird wieder einmal ein Mehrteiler mit etlichen Folgen… 😉
… Nur Minuten nachdem ich im Gesichtsbuch auf der Seite des Gestüts die Ankündigung gelesen hatte, dass man nunmehr online die Tribünenkarten zum Preis von 15 Euro prü Stück bestellen könne, hatte ich mir bereits ein Ticket gesichert. Die große Pferdeschau zu erleben und natürlich zu fotografieren hatte ich mir bereits vor vielen Monaten ganz fest vorgenommen…
… Trotz mehrfacher flehentlicher Bitten an das Universum wollte dieses am Sonntag so gar kein Einsehen haben – es regnete ab den späten Morgenstunden nicht nur, es schüttete in Strömen, und die Temperatur befand sich im einstelligen Plus-Grade-Bereich. Zum Glück hatte ich einen Regenschirm eingepackt, wobei ich schon a bisserl Bedenken hatte, ob das Marschieren mit lediglich einem Wanderstock, dem Schirm und dem Kamerarucksack auf dem Buckel über das sehr weitläufige Areal Schwaigangers gut gehen würde. Aber ich kam problemlos zurecht…
… Auf meine Anfrage am Info-Stand, ob man die Gestütsschau denn nun in die Halle verlegen würde, erhielt ich die gut gelaunte Antwort: „Aber nein! Nix da! Die Schau findet natürlich auf dem Paradeplatz statt! Vor dem bisserl Regen kneifen wir doch nicht!“ Zum Glück sind die Tribünen am großen Paradeplatz weit auskragend überdacht, so dass ich auf meinem Sitz in der ersten Reihe ohne Bedenken die Kamera auspacken konnte…
… In einer wunderschönen, sorgfältig restaurierten Kutsche aus dem 19. Jahrhundert, vierspännig gezogen und von einem schneidigen Reiter-Quartett in der schmucken Schwaiganger Gala-Uniform flankiert wurden die recht jugendlich wirkende Gestütsleiterin und zwei gesetzte Herren aus dem Landwirtschaftsministerium auf den großen Platz gekarrt. Nach der Begrüßung der Gäste durch Frau Cornelia Back verloren sich die beiden Politiker in weitschweifig salbadernde Reden, die im Grunde genommen niemanden interessierten…
… Endlich hatte die Politik-Prominenz genug geschwafelt, das Programm der Gestütsschau begann mit einer feinen Quadrille. Zwölf ReiterInnen in der Paradeuniform zeigten in drei Gangarten die Schritt- und Figurenfolgen dieser anspruchsvollen Dressurdarbietung, unter diesen sauwettermäßigen Bedingungen war das eine wahre Meisterleistung aller Zwei- und Vierbeiner…
… Demnächst werde ich weiter berichten: Vom glanzvollen Abschied eines wunderschönen Hengstes und einem Einsatz der Schwaiganger Feuerwehr… 😉
… hat es mich vergangene Woche mal wieder gezogen. Ich wollte mich endlich einer Führung durch das riesige Anwesen anschließen, und natürlich auch nachschauen, wie sich die im Frühjahr geborenen Fohlen inzwischen entwickelt haben. Die gut einstündige Führung war recht interessant, die geschichtlichen Details habe ich hier Anfang Mai bereits kurz zusammengefasst. Neu war für mich, dass Schwaiganger am Riegsee bei Murnau eine Dependance besitzt, auf der die mittlerweile selten gewordene, bildhübsche Rinderrasse Murnau-Werdenfelser, sowie drei vom Aussterben bedrohte Schaf- und eine Ziegenrasse gepflegt und nachgezüchtet werden. Ich muss mich mal kundig machen, wo genau dieses Anwesen liegt…
… Wir begannen unseren Rundgang im großen Stall nahe dem Hauptgebäude. Es roch ganz wundervoll nach Pferd und Heu – zum Glück hatte ich zuvor zwei Cetirizin-Tabletten eingenommen, und hatte deshalb nicht mit Beschwerden meiner Allergie gegen Pferdeausdünstungen zu kämpfen…
… Begrüßt wurden wir von Bernd, einem der beiden Chefs des Stalles… 😉
… Fertig aufgesattelt und gezäumt, und die schöne Zopffrisur sitzt auch – jetzt kann’s losgehen…
… Der Hufschmied kontrolliert bei einem Bayerischen Warmbluthengst, ob neue Eisen nötig sind…
… Nach einem Ausritt in der heißen Sommersonne tut eine erfrischende Dusche sichtlich gut…
… Nicht nur Stallkater Bernd beäugte uns bei unserem Rundgang neugierig…
… Moritz, der zweite Chef – Stallkater 😉 – hielt auf seinem Lieblingsplatz, einem Schubkarren voller Hufglocken, Zaumzeug und Pferdedecken huldvoll Hof und ließ sich gerne mit Streicheleinheiten verwöhnen…
… Für zierliche junge Reiterinnen kann so ein Pferd manchmal ganz schön hoch sein…
… Langsam machten wir uns auf den Weg an den vielen anderen Stallungen, der Besamungsstation, den Paddocks, der Hufschmiede, der großen Arena usw. vorbei Richtung Fohlenweide. Ein paar Impressionen davon zeige ich euch ein andermal… 😉
… ist idyllisch inmitten sanft geschwungener Wiesen und dunkler Wälder, am Fuß eines langgezogenen Hügelrückens gelegen, und befindet sich ungefähr in der Mitte zwischen Murnau und dem Kochelsee. Es ist das südlichste Staatsgestüt Deutschlands und widmet sich der Aufzucht der Rassen Süddeutsches Kaltblut, Bayerisches Warmblut sowie Haflinger…
… Schwaiganger – der Name setzt sich aus den beiden altdeutschen Worten Schwaige = Gehöft und Anger = Wiese zusammen – blickt auf eine über tausend Jahre währende Geschichte zurück. Bereits 955 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis 1808 war es ein sogenanntes Kabinettsgut des bayerischen Herrschergeschlechts Wittelsbacher. Von 1780 bis 1790 diente es auf Geheiß des damaligen Kurfürsten Karl Theodor der Herzogin Maria Anna von Bayern als Witwensitz. Im 19. Jahrhundert war Schwaiganger ein Armeegestüt, und wurde nach dessen Verlegung nach Achselschwang am Ammersee bis 1920 als Remontendepot (Remonte = junges Kavaleriepferd) genutzt. Danach übernahm der bayerische Staat Schwaiganger. Seit Auflösung des Landesgestüts Landshut im Jahr 1980 dient das weitläufige Anwesen nun als Bayerisches Haupt- und Landesgestüt, sowie seit 2004 als Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Pferdehaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft…
… Die Tore des Gestüts stehen tagtäglich für BesucherInnen offen, sofern man sich ruhig verhält und geziemenden Abstand zu den Pferden hält, darf man sich auf der Anlage und sogar in den Ställen frei bewegen. Auf meinem ausgedehnten Rundgang am Mittwoch nachmittag habe ich viele freundliche Menschen getroffen, die mir auch sehr gerne meine wissbegierigen Fragen beantwortet haben. Dank eines Antiallergikums, das mir von einer ehemaligen Arbeitskollegin empfohlen worden war, konnte ich trotz meiner starken Allergie gegen Pferdehaare diesen Ausflug, der seit langem schon ganz weit oben auf meiner To-Do-Liste gestanden hatte, völlig beschwerdefrei genießen. Und ich bin ganz bestimmt nicht zum letzten Mal dort gewesen. In den warmen Jahreszeiten werden im Gestüt etliche interessante Veranstaltungen geboten, zudem ab Mai wochentags Führungen, und das riesige Areal lädt sehr zum Wandern ein…
… Es ist grade Deckzeit, und diese bildhübsche junge Stute konnte dem Anschein nach das Stelldichein mit einem der Deckhengste kaum noch mehr erwarten…
… Das liebestolle Wiehern brachte das Blut des stattlichen Hengstes Si Senjor, der in der Halle grade trainiert wurde, ganz schön in Wallung…
… Was für ein Charakterkopf! Diesem prachtvollen Vierbeiner würde ich im Laufe des Nachmittags noch einmal begegnen…
… Der weit ausladende Kirschbaum vor der Reithalle steht grad in voller Blüte…
… In der Frühlingssonne lässig abhängen – aber dennoch immer aufmerksam bleiben, damit einem ja nix entgeht, was rundherum so passiert… 😉
… Als erfahrener Gestütsspatz hat man natürlich auch immerfort wachsam und wissbegierig zu sein… 😉
… Diesen beiden Haflingerhengsten muss ich sehr sympathisch gewesen sein, sie folgten mir bis ans Ende ihrer Koppel auf Schritt und Tritt und blickten mir dann noch lange nach… 😉
… Demnächst werde ich euch, nachdem ich euch eine recht lustige „Freizeitbeschäftigung“ des majestätischen Hengstes Si Senjor gezeigt habe, virtuell in die Kinderstube des Landesgestüts Schwaiganger mitnehmen. Es ist nämlich schon einiges an vierbeinigem Nachwuchs zu bewundern…
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