… Nach einer beinahe schlaflos verbrachten Nacht hatte ich Donnerstag in aller Herrgottsfrüh den Entschluss gefasst, mich bis zur Frühverrentung arbeitsunfähig attestieren zu lassen. Ich setzte mich an meinen Rechenknecht und sandte eine wohl formulierte und ausgesprochen freundliche E-Mail an unsere Disponenten, in der ich den Sachverhalt meiner Meinung nach leicht verständlich schilderte, sowie ausdrücklich darauf hin wies, dass ich zu meinen zwei Diensten am heutigen Freitag und am Sonntag in der Residenz selbstverständlich noch antreten würde, aber darum bitten würde, mich dann ab kommenden Montag nicht mehr in die Planung miteinzubeziehen…
… Nach einem schönen und erquickenden kleinen Spaziergang durch den Hofgarten – die wundervolle Licht- und Dunststimmung hatte mich magisch angezogen – begab ich mich entspannt und heiter gestimmt zum sogenannten Appell in die Residenz. Und durfte dort feststellen, dass die Damen und Herren Disponenten mich bereits aus der Dienstliste gestrichen hatten. Zuerst war ich sehr überrascht und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, dann beschloss ich, die Situation mit Humor und Gelassenheit zu nehmen. Zwei Arbeitstage mehr oder weniger – was spielt das denn für eine große Rolle, und außerdem habe ich Kräfte gespart, die ich anderweitig für freudvollere Dinge einsetzen kann…
… Nun bin ich meine beruflichen Pflichten los. Und während ich beim Neurologen, den ich sofort aufsuchte, um mir eine Krankmeldung ausstellen zu lassen, ein Weilchen wartete, schmiedete ich bereits Pläne: Jetzt kann ich mich ausgiebig um meine zwei Romanfragmente “Die Schwarze Frau” und “Starlight Sue” kümmern. Einen Sonnenaufgang im Englischen Garten fotografieren. Eine Nacht lang vor der Glotze durchmachen und mir mindestens eine Staffel “Grey’s Anatomy” reinziehen. Ausgiebig wandern im Blauen Land. Den Leonhardiritt am Kloster Benediktbeuren anschauen. Nach Kiel, Berlin und Leipzig reisen und liebe Internet-Freundinnen besuchen – das steht schon seit ewigen Zeiten auf meiner To-Do-Liste ganz weit oben…
… Herbstmorgenstimmung im Münchner Hofgarten…