… Unweit der wuchtigen Burg Castelvecchio erhebt sich die Porta dei Borsari, ein Stadttor, das in der Römerzeit, ca. 265 A. D., erbaut worden ist.
… Entzückt marschierte ich die schnurgerade verlaufende Corsa Porta Borsai entlang, die eine Weile später zur Corsa Anastasia wird. Wie schön das hier ist! Kein klotziger, ungefüger, hässlicher Neubau stört das historische Stadtzentrum Veronas, nur Bürgerhäuser aus dem Mittelalter bis ins sogenannte Empire sind zu sehen, kleine, romantische Seitengässchen verführen dazu, den eingeschlagenen Weg zu verlassen, und ihre Geheimnisse zu erkunden…
… Kurz vor der Kirche S. Anastasia machte ich einen Linksschwenk und begab mich Richtung Dom, kurz darauf wandte ich mich wieder nach rechts, um zur Ponte di Pietra zu gelangen. Diese wurde um ca. 100 vor Christus erbaut, im Laufe der Jahrhunderte von etlichen Hochwassern der Etsch schwer mitgenommen, immer wieder neu erbaut, gegen Ende des 13. Jahrhunderts von den Scaligern mit einem Wachturm versehen. Vier der fünf Brückenbögen und -pfeiler wurden Mitte April 1945 von abziehenden deutschen Truppen gesprengt, und Ende der Fünfziger mit Originalmaterial, das man aus dem Fluss geborgen hatte, rekonstruiert…
… Vom westlichen Ende der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf den Colle San Pietro mit dem gleichnamigen Castel, das auf der Anhöhe thront, sowie den Überresten des Römischen Theaters…
… Das Teatro di Romano wurde um 20 vor Christus errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel es zusehends, Häuser und Hütten wurden darüber erbaut. Mitte des 19. Jahrhunderts erstand ein Veroneser das riesige Grundstück, er ließ die Gebäude abreissen, die antike Anlage ausgraben und teilweise restaurieren. Bei den oberen Rängen der Zuschauerreihen gelang dies, die unteren, nahe des Flusses liegenden, sowie die monumentale Frontseite, waren zerfallen und nicht mehr zu rekonstruieren…
… Heute finden im Teatro di Romano wieder Vorstellungen statt, und es ist zu besichtigen. Rund um die Zuschauerreihen sind Bau- und Dekorelemente, Inschriften und Steinmonumente aus der Römerzeit zu besichtigen, über dem Halbrund der Sitzreihen erhebt sich, in einem ehemaligen Kloster untergebracht, ein Archäologisches Museum…
… Dort hielt ich mich nur kurz auf, mir stand nicht der Sinn nach dem Bestaunen zahlloser Relikte der Römerzeit. Das Wetter war zu schön, um den Tag in einem Museum zu verbringen, und trotz des schwierigen und anstrengenden Aufstiegs über die steil ansteigenden Zuschauerreihen zog es mich weiter, meinem nächsten Ziel entgegen…