… aus meinem Fundus, auf den ich wieder einmal zurückgreifen muss, weil das Wetter zur Zeit recht unstet ist. Ich mag diese Zeit “zwischen den Jahreszeiten” so gar nicht – es ist nicht mehr recht Winter, aber in der Natur ist alles noch kahl, brach und braun. Aber nun wird es ja wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis der Frühling mit seiner schier unermesslichen Blütenpracht förmlich explodieren wird…
… Unterwegs in der Nürnberger Altstadt…
… Die hoch aufragende, gotische Lorenzkirche. Mit ihrem Bau wurde um 1.250 begonnen. Seit der Reformation ist sie neben der Sebalduskirche eines der beiden großen evangelischen Gotteshäuser Nürnbergs. Sie ist sehr sehenswert, vor allem wegen der Madonna mit dem entzückend verschmitzten Lächeln und dem lustigen, an den Zehen spielenden Jesukind auf ihrem Arm…
… Das Wahrzeichen der zweitgrößten Stadt Bayerns ist eine sogenannte Doppelburg, bestehend aus der Kaiser- und der Burggrafenburg. Die frühesten baulichen Spuren des wuchtigen und imposanten Gemäuers stammen aus der Zeit um 1.000 A.D. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage sehr stark beschädigt, in der Nachkriegszeit in ihrer historischen Form wiederaufgebaut. Während des Heiligen Römischen Reiches diente sie als Kaiserresidenz…
… Auf meinem ausgedehnten Bummel durch Nürnberg zog es mich natürlich unwiderstehlich in Richtung dieser stolzen Festung. Zuerst wandelte ich allerdings ein wenig auf den Spuren des wohl berühmtesten Sohn Nürnbergs, Albrecht Dürers. Im Schatten der doppeltürmigen Sebalduskirche befindet sich das Denkmal des genialen Malers…
… Zu Füßen der Burg steht A. Dürers Wohn- und Arbeitshaus in den Jahren 1509 bis zu seinem Tode 1528, ein schmucker, anheimelnder Fachwerkbau…
… Im “Bieramt” schräg gegenüber hätte ich mir nur zu gerne einen längeren Termin geben lassen, doch leider, leider hatte diese “Behörde” ausgerechnet an jenem Nachmittag keine Sprechstunde… 😉
… Der Aufstieg zur Festung ist schon ein wenig steil, aber ich hatte kräftemäßig einen guten Tag, und kaum Mühe beim gemächlichen Hochspazieren…
… Ein wuchtiges Tor mit einem eindrucksvollen Schloss trennt die Burggrafen- von der Kaiserburg…
… Die alten Gemäuer werden zur Zeit recht intensiv renoviert, und es war oft nicht ganz einfach, um die Baugerüste und -maschinen, einen großen Kran, Planen, sowie diverse Fahrzeuge herum zu fotografieren…
… Oben angekommen genoss ich ein Weilchen in der mittlerweile ziemlich tiefstehenden Sonne den schönen Ausblick auf die Stadt…
… Ich kann mir nicht helfen, jedesmal, wenn ich inmitten recht niedriger Häuser solch ein vielstöckiges architektonisches Ungetüm aufragen sehe, dann kommt mir der Begriff “Phallussymbol” in den Sinn… 😀
… Von ferne gemahnen die unseligen Überreste des ehemaligen Reichstagsgeländes, niemals wieder ein solch widerwärtiges Terrorregime in unserem Land zu dulden…
… Ganz gemächlich schritt ich wieder bergab, am schönen Fembohaus vorbei, dem Stadtmuseum, durch das historische Zentrum zurück in Richtung Bahnhof…
… Zwei Bauwerke beherrschen die ca. 5.000 qm große Freifläche im Zentrum der Stadt: der Schöne Brunnen und die Mitte des 14. Jahrhunderts im Stile der Gotik auf dem Platz der früheren Synagoge erbaute Frauenkirche…
… Der Messwerk-Tabernakel an der Westfassade der Frauenkirche, genannt “das Männleinlaufen”…
… Im 12. Jahrhundert befand sich anstelle des Hauptmarkts ein Sumpfgebiet, welches Juden, die vermutlich aus dem Rheinland vertrieben worden waren, als Siedlungsgebiet überlassen wurde. Im Jahr 1349 kam es mit Zustimmung Kaiser Karls IV. zu einem Progrom, bei dem das Ghetto, welches sich nach der Schließung der Stadtbefestigung im Zentrum Nürnbergs befand, zerstört wurde und fast 600 jüdische BürgerInnen getötet wurden…
… Anstelle der jüdischen Ansiedlung legte man zunächst zwei große Marktplätze an, im Laufe der Zeit wurde daraus der Hauptmarkt. Die NSDAP nutzte ihn für Reichsparteitage und Aufmärsche, 1933 wurde er in Adolf-Hitler-Platz unbenannt…
… Während der schweren Luftangriffe zwischen 1943 und 1945 wurden die Nürnberger Altstadt und auch die Gebäude-Ensembles rund um den Hauptmarkt stark in Mitleidenschaft gezogen bzw. zerstört. Bis in die fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts glich die große Freifläche einer Geisterkulisse. Als man endlich den Wiederaufbau in Angriff nahm, konnte oder wollte man den früheren geschlossenen Raumeindruck nicht wieder herstellen, die vielgestaltigen Fassaden wurden nur mehr in stark vereinfachter und auch modernisierter Form wieder errichtet…
… Auf dem Hauptmarkt wird alljährlich der weltberühmte Christkindlesmarkt abgehalten, dessen Ursprung weit ins 17. Jahrhundert zurück reicht – der älteste Nachweis ist eine Schachtel aus Nadelholz aus dem Jahr 1628…
… Fasziniert hat mich der Schöne Brunnen, Ende des 14. Jahrhunderts errichtet, gleicht er einer glänzenden, vergoldeten, gotischen Kirchturmspitze. Insgesamt vierzig farbig bemalte Figuren stellen in vier Stockwerken das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches dar…
… Der Detailreichtum dieses Kunstwerks hat mich sehr begeistert, ich umrundete den Schönen Brunnen eine geraume Weile schauend und staunend, und habe natürlich auch recht fleißig fotografiert… 😉
… Und er ist ohne jeden Zweifel der heimliche Herrscher des Hauptmarkts. Von seiner güldenen, hohen Warte aus hat er alles vortrefflich im Blick… 😉
… Am Mittwoch wichen die tagelangen heftigen Stürme und der strömende Dauerregen einem Hochdruckgebiet. So packte ich am Morgen den Rucksack und machte mich auf den Weg Richtung Norden, nach Nürnberg in Franken, zweitgrößte Stadt Bayerns. Mit dem Regionalexpress, der regelmäßig von München aus verkehrt, war ich binnen knapp zwei Stunden am Ziel meines Ausflugs…
… Zunächst zog es mich an die Pegnitz, ich schlenderte langsam am Ufer entlang, und ließ die schöne, teilweise aus dem Mittelalter stammende Kulisse auf mich wirken…
… Das Heilig Geist Spital, Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Heute befinden sich ein Weinlokal und ein Alterssitz darin. Das Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, nach den historischen Plänen neu erbaut, und ist eines der meist fotografierten Schmuckstücke Nürnbergs…
… Auf der Spitalbrücke…
… Weinstadel und Henkersteg. Der Weinstadel, erbaut Mitte des 15. Jahrhundert, diente in alten Zeiten als Sondersiechenhaus (Leprosenhaus, Hospital), ab Mitte des 16. Jahrhunderts dann als Weinlager der Stadt. Heute befindet sich ein Studentenwohnheim darin. Über den Henkersteg wurden die Verurteilten zur unter dem kleineren Turm rechts im Bild liegenden Richtstätte geführt. Dort befindet sich auch das kleine Henkershäuschen…
… Die Westtormauer…
… Demnächst geht es hier mit dem virtuellen Nürnberg-Spaziergang weiter… 😉
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