… Gestern hatte sich in meiner Region ein faszinierendes Wetterphänomen abgespielt: Die östliche Hälfte Südbayerns lag unter einer hohen Wolkendecke, über der westlichen spannte sich tiefblauer Himmel. Die Trennlinie zwischen Schönwetter und Bewölkung war erstaunlich akkurat gezogen, als hätte man die Kante der Wolkendecke mit einem scharfen Messer bearbeitet…
… Ich hatte mir vorgenommen, wieder einmal einige Bilder in herbstlicher Abendstimmung vom Turm des neuen Münchner Rathauses aus zu machen, hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass die Innenstadt aufgrund des langen Wochenendes voll mit Touristen war – die ganze Stadt schien gestern in italienischer Hand gewesen zu sein – so dauerte es eine geraume Weile, bis ich endlich die Spitze des neugotischen, fünfundachtzig Meter hohen Turms erreicht hatte…
… Das Warten hatte sich dann aber durchaus gelohnt: Der Föhn war nicht ganz so stark wie erhofft, dennoch waren die etwa hundert Kilometer südlich liegenden Berggipfel der Nordalpen gut zu erkennen. Und das Licht der tief stehenden, gemächlich untergehenden Sonne war schlicht und ergreifend wunderschön und sehr inspirierend…
Die Lukaskirche im Stadtteil Lehel
Das Isartor
Theatinerkirche, Ludwig- und Leopoldstraße
Der Olympiaturm
Monopteros im Englischen garten
Die Mariensäule – mal aus einer etwas ungewöhnlichen Perspektive fotografiert
St. Peter, die „Wiesn-Kirche“
Rötlich-golden leuchtet der Saum der Wolkenfront, rechts der Turm des Oidn Peter
… zu den Mönchen, nannte man im angehenden 12. Jahrhundert einen kleiner Sprengel bestehend aus einer Mönchsklause, einer Lebzelterei und einer Handvoll anderer Gebäude. Das Örtchen ging auf eine Schenkung an das Kloster Schäftlarn aus dem Jahr 782 zurück, und wäre vermutlich für immer der Bedeutungslosigkeit anheim gefallen – wenn nicht im Jahr 1158 ein handfester Streit bezüglich der Kontrolle über die Salzstraßen zwischen dem damaligen Herzog von Bayern und Sachsen, Heinrich der Löwe, und dem Bischof Otto von Freising entbrannt wäre, der vor dem Kaiserlichen Reichstag in Augsburg ausgetragen wurde. Die Geschichte, dass daraufhin Heinrich der Löwe die Brücke über die Isar bei Freising bei Nacht und Nebel hat abfackeln lassen, um selbst die großen Profite durch Besteuerung und Bezollung des florierenden Salzhandels einheimsen zu können, wird historisch mittlerweile angezweifelt…
… München prosperierte und wuchs, und wurde im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts nach der Krönung des Wittelsbacher Herzogs Ludwig von Bayern-München zum Kaiser des Heligen Römischen Reiches Deutscher Nation sogar zur Kaiserlichen Reichshauptstadt. Im Zentrum entstand an einer Kreuzung, an der sich die von Nord nach Süd verlaufende Salzstraße und die von Ost nach West führende Gewürzstraße überschnitten, ein großer Schrannenplatz – Marktplatz…
… 1462 errichtete Jörg von Halsbach, ein Baumeister und Architekt der ausgehenden Gotik, an der Ostseite des Schrannenplatzes ein Fest- und Tanzhaus, das sogenannte Alte Rathaus…
… Dieses wurde auch von den Herzogen, Kurfürsten und Königen Bayerns als Festsaal genutzt. In früheren Tagen befand sich direkt neben dem Alten Rathaus, dort, wo sich nun das rötliche Gebäude von Ludwig Beck erhebt, der Fischmarkt. Man kann sich gut vorstellen, dass es da bei manchen hochherrschaftlichen und prunkvollen Anlässen nicht gerade gut gerochen haben mag. So mussten die Fischer weichen, und nach und nach folgten ihnen die anderen Händler/innen dorthin, wo sich heutzutage der Viktualien(Lebensmittel)markt befindet…
… Mittelpunkt des Schrannenplatzes ist seit 1638 die Mariensäule. Kurfürst Maximilian I. hatte sie errichten lassen, und damit ein 1632 abgelegtes Gelübde eingelöst, welches er abgelegt hatte, um bei den himmlischen Mächten die Verschonung seiner beiden Hauptstädte Landshut und München durch das während des Dreißigjährigen Krieges große Teile Bayerns verwüstende schwedische Heer zu erwirken. Ursprünglich war die vergoldete Bronzestatue der Heiligen Mutter Gottes für das exorbitante Grabmal von Maximilians Vater, Herzog Wilhelm V., gedacht gewesen, doch nach dem Tod des Herrschers, der ein Faible für jeglichen alchimistischen Hokuspokus hatte, mit dem Geld nur so um sich warf, und Bayern an den Rand des Ruins getrieben hatte, fiel auf Geheiss des Filius, des ersten Kurfürsten Bayerns, aus berechtigten Gründen der Sparsamkeit die letzte Ruhestätte viel bescheidener aus…
… Im Laufe der folgenden Jahrhunderte nahm die Einwohnerzahl Münchens rasant zu, die Notwendigkeit eines neuen, größeren Rathauses war nicht mehr von der Hand zu weisen. Man schrieb einen Architekturwettbewerb aus, der neugotische Entwurf des erst fünfundzwanzigjährigen Österreichers Georg Hauberrisser gewann trotz einiger Vorbehalte bezüglich des über achtzig Meter hohen Turms. Im Jahr 1867 riss man einige der Bürgerhäuser an der Nordseite des nunmehr in Marienplatz umbenannten Schrannenplatzes ab, sowie die sogenannten Landschaftshäuser, in denen die Vertreter der Stände und Landschaften bei den bayerischen Herrschern ihren Sitz hatten – quasi der Vorläufer des heutigen Landtages – und legte den Grundstein für die in drei Bauschritten erfolgenden Errichtung dieses kolossalen und immer wieder aufs Neue faszinierenden Gebäudes…
… Diese Bilder habe ich kurz vor Dienstschluss aus den Fenstern der sogenannten Trierzimmern, dem Weißen Saal und dem Damen-Aufenthaltsraum im 4. Stock der Münchner Residenz aufgenommen… 😉
… I’ve made the pictures below just before today’s end of my working day at the Munich Residence, one of the largest castles in Middle Europe, out of the windows of the so called Trier Rooms, the White Hall, and the ladies wardrobe at the 4. floor… 😉
Die Kuppel der Theatinerkirche
Die Türme der Theatinerkirche lugen über den Dachfirst des Westflügels der Residenz
Das Abendrot bringt die Kuppel der Bayerischen Staatskanzlei zum Glühen
Der Turm des Oidn Peters, der Turm des Neuen Rathauses, und noch ein zierliches kleines Türmchen zwischendrin
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