… Weil mir am Dienstag die Wanderung vom Ferchensee zurück nach Mittenwald gar so gut gefallen hatte, zog ich am Donnerstag gleich noch einmal los. Diesmal wollte ich vom Ferchensee zum exklusiven Nobelhotel Schloss Elmau marschieren, dort hatte im Jahr 2015 ein recht umstrittener G-7-Gipfel stattgefunden. Bevor ich die Wanderung in Angriff nahm, hatte ich mich zuhause natürlich im Netz gründlich darüber informiert. Die Strecke war mit ca. fünf Kilometern Länge gut machbar, ich hatte über drei Stunden Zeit eingeplant, und ab Elmau würde mich dann am Nachmittag der Wanderbus zurück nach Mittenwald bringen. Dachte ich…
… Nachdem ich ein Weilchen den Anblick des schönen Ferchensees genossen hatte, machte ich mich wohlgemut auf den Weg. Ich passierte eine Ziegenalm, die aber leider unbewohnt schien. Nach etwa einer Viertelstunde zweigte sich der gut ausgebaute Weg, das Hinweisschild sagte mir, dass linkerhand die Fahrstraße nach Elmau führen würde, rechterhand der breite Wanderweg ebenfalls, allerdings schien diese Strecke etwas länger zu sein. Und für diese entschied ich mich, denn auf dem kurzen Marsch bislang war ich schon des Öfteren von flott fahrenden Bikern umbraust worden, die allesamt nach links abgebogen waren…
… Schön ruhig war es auf dem breiten Wanderweg, es ging stetig bergauf, allerdings gab es nur eine kurze, wirklich steile Stelle. Die Forststraße führte kontinuierlich durch dichten Wald, nur ab und an von Lichtungen unterbrochen…
… Nachdem ich unweit des Großen Kranzbergs eine Passhöhe überschritten hatte, führte mich der Weg wieder bergab – kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den nahen Berg zu erwandern, und bequem mit dem Sessellift retour nach Mittenwald zu gondeln, hatte diese Idee dann aber wieder verworfen…
… Ab und zu durfte ich einen Blick durch die stattlichen Baumkronen auf nahe, hoch aufragende Gipfel erhaschen…
… Nach etwa zweieinhalb Stunden Marsch ohne Pause – länger stehen bleiben durfte ich nicht, denn dann wurde ich sofort von einer Vielzahl dicker Bremsen attackiert – hatte ich mein Ziel erreicht – ganz wunderbar in der Zeit, was mich wieder einmal ein klein wenig stolz machte…
… Schloss Elmau – eine Übernachtung in einem schicken, großen Doppelzimmer mit Abendessen im Zwei-Sterne-Lokal und feudalem Frühstücksbufett kostet derzeit schlappe 741 Euronen…
… Bevor ich mich nahe des Schlosses zu meiner vergleichsweise eher frugalen Brotzeit – Müsliriegel, Leitungswasser und ein Apfel – niederließ, schlenderte ich zum Glück noch zur Haltestelle des Wanderbusses! Am Fahrplan war ein durch Wind und Wetter bereits abgenutzter Zettel angebracht, auf dem zu lesen stand, dass aufgrund einer Baustelle in Klais, etwa sechs Kilometer entfernt, die Haltestellen Kranzbach und Elmau nicht angefahren werden. Für nähere Informationen solle man eine angegebene Nummer kontaktieren. Das tat ich, doch erfolglos, obwohl ich es bei mehreren Anrufen stets mindestens zehnmal läuten ließ, hob niemand ab. Ein Pärchen, das sich ebenfalls auf Wanderschaft befunden hatte, gesellte sich zu mir. „Das ist zwecklos, wir haben auch schon ein paar Mal angerufen, da geht niemand ran.“, informierte mich der Mann. „Wir stehen jetzt ganz schön blöd da, meine Frau hat einen wehen Fuß, und kann mit Sicherheit weder die sechs Kilometer nach Klais noch die acht Kilometer nach Garmisch runter marschieren.“ – „Ich bin schwerbehindert, nach der Tour vom Ferchensee hierher habe ich auch so gut wie keine Reserven mehr.“, erwiderte ich. Wir beratschlagten ein wenig, und kamen zu dem Schluss, dass es wohl das Beste wäre, ein Taxi aus Mittenwald hierher zu rufen…
… Gesagt, getan. Nach etwa einer halben Stunde Wartezeit kam der georderte Wagen, und der Preis, der uns von dem betagten und sehr freundlichen Fahrer vorgeschlagen wurde, war zwar wesentlich höher, als ein Fahrschein des Wanderbusses gekostet hätte, aber dennoch erstaunlich günstig. So ließen wir uns gen Mittenwald chauffieren…
… Zuhause angelangt durchforschte ich noch einmal sämtliche Mittenwalder Tourismusseiten und die Fahrpläne des Wanderbusses, vielleicht hatte ich ja am Morgen die wichtige Information übersehen, dass die Haltestellen Kranzbach und Elmau derzeit nicht angefahren werden. Doch nirgendwo war dergleichen zu lesen. Die Baustelle bei Klais, einem idyllisch gelegenen Ortsteil von Krün, zwischen Walchensee und Mittenwald gelegen, existiert übrigens bereits seit etwa einem Jahr. Es wäre also mehr als genug Zeit gewesen, um bis zur Wander-Hauptsaison im Sommer die Webseiten und Fahrpläne zu aktualisieren…