… Eben bin ich auf meiner Externen Festplatte über dieses Foto gestolpert. Ich habe es vor gut fünf Jahren vom Campanile am Markusplatz in Venedig aus aufgenommen…

… Bereits in sehr frühen Zeiten fanden an jenem Platz an der Bacino di San Marco die Zusammenkünfte der Volksversammlung statt. Seit dem 9. Jahrhundert pflegte der Doge, der bis ins 12. Jahrhundert quasi uneingeschränkte militärische und richterliche Gewalt besaß, dort zu residieren. Wie die damalige Residenz ausgesehen haben mag, ist allerdings so gut wie völlig unbekannt. Sein jetziges Aussehen erhielt das riesige und wunderschöne Bauwerk Mitte des 14. Jahrhunderts. Es zählt zu den bedeutendsten und imposantesten Denkmälern der profanen Gotik, und war der Sitz der Dogen, sowie der Regierungs- und Justizorgane der Seerepublik Venedig…
… Der weitläufige Palast strotzt nur so vor glorifizierenden Selbstdarstellungen. Schier überwältigend sind die riesigen Gemälde, die von Vater und Sohn Tintoretto geschaffen wurden, die Fülle an vergoldeten Stuckelementen, die Wucht der dunkel glänzenden Holzvertäfelungen. Sehr beeindruckt hatte mich bei meiner Besichtigung am Montag der Große Saal – mit einer Länge von ca. 54 m der größte ungestützte Raum Europas. Die Wände des anschließenden sogenannten Saals der Weisheit sind über und über mit Gemälden von ausgesprochen furiosen Kriegshandlungen bedeckt – für mich eine sehr zutreffende Allegorie…
… Natürlich musste ich auch durch die weltberühmte Seufzerbrücke in die trostlosen Verließe schreiten. Und die mit ungezählten todbringenden Gerätschaften bestückte Waffenkammer besichtigen. Am meisten haben mich der Große Saal und der wunderschöne Innenhof beeindruckt…
… Ich möchte auf gar keinem Fall jetzt eine virtuelle Führung durch den Palazzo Ducale veranstalten, sondern nur einige meiner Eindrücke zeigen. Wer will, kann sich gerne hier über die Geschichte und Ausstattung des Palastes informieren…
… in Venedig nicht grade vielversprechend präsentierte, beschloss ich, sehr bald zu frühstücken und aus dem Haus zu gehen, um mir endlich einmal die Basilika St. Marco und den Dogenpalast anzusehen. Vom Hotelchen aus benötigte ich lediglich einen kurzen Fußmarsch von knapp zehn Minuten zum Markusplatz…
… Bedrückend finster und sehr schmal sind sie, die Gässchen, in welchen ich wandelte. Ein hoher, enger Durchgang – und dann stand ich plötzlich auf der wundervoll weiten und lichten Fläche des Markusplatzes. Nachdem ich, dem Rat eines Polizisten folgend, meinen Rucksack in der Calle di Basso deponiert hatte, stellte ich mich in die noch recht überschaubare Warteschlange, und wurde binnen kurzem in den Dom gelassen. Mein erster Weg führte mich hoch auf die Empore, wo es unter anderem ein sehr interessantes Modell der Basilika, Teile früherer Mosaiken, sowie die im Jahr 1204 als Kriegsbeute aus Konstantinopel geklaute, bronzene Original-Quadriga zu sehen gibt. Auch viele Hinweisschilder, dass das Fotografieren nicht gestattet sei. Doch da sich die drei zuständigen Museumsaufsichten im Souvenirladen grade vorzüglich unterhielten, und das Geschehen ringsum mit keinem Blicke würdigten, erlaubte ich mir, gegen die Regel zu verstoßen, und machte einige schnelle Aufnahmen aus dem Inneren von St. Marco…
… Da immer irgendein Teil der Basilika eingerüstet und verschalt ist, gibt es trotz ungezählter Bilder in meinem großen Fundus an Venedig-Fotos kein einziges, das diese wunderschöne Kirche als Ganzes zeigt. Wer die wechselvolle Geschichte des Gotteshauses nachlesen möchte, hier ist der entsprechende Link dazu…
… Um halb Neun war ich bereits mit dem Frühstücken und Auschecken fertig, und hatte mir ein Taxi rufen lassen. Die Einwohner/innen von Lido di Venezia sind nicht unbedingt als wohlgesinnt und hilfsbereit zu bezeichnen, wenn man sich frühmorgens während des Berufsverkehrs mit einem großen Koffer in einen Linienbus zwängen will. Ich nahm ein Vaporetto Richtung Bahnhof, dort gab ich mein Gepäck vorübergehend zur Aufbewahrung, dann ließ ich mich von der Linie 1 ein letztes Mal durch den Canale Grande bugsieren…
… Es war Montag, und ungewöhnlich wenig Touristen schienen sich in der Lagunenstadt zu befinden, so bot sich ein Bummel über den Markusplatz regelrecht an. Zuvor aber ließ ich mich per Lift hoch auf den Campanile befördern – der Zufall wollte es, dass ich genau dann dort oben ankam, als die Glocken schlugen…
… Ich schlenderte umher und genoss trotz zunehmend sich eintrübenden Wetters den schönen Blick auf La Serenissima…
… Solche sogenannte Miniatur-Effekte kann die Neue auch – allerdings muss ich mich da noch ein bisserl eingehender mit den nicht ganz unkomplizierten Einstellungen vertraut machen:…
… Nachdem ich wieder unten angekommen war, vergönnte ich mir ein besonderes Vergnügen, einen Besuch im legendären und exklusiven Caffé Lavena am Markusplatz. Gegründet wurde dieses noble Etablissement im Jahr 1750, und berühmte Persönlichkeiten wie Richard Wagner, Franz Liszt, Arthur Rubinstein, Mstislaw Leopoldowitsch Rostopovich und Alberto Moravia zählten zu den Stammgästen…
… Über die völlig überteuerten Preise des Lavena erzählt man sich ja die ungeheuerlichsten Schauergeschichten, dass zum Beispiel ein Espresso auf der Freischankfläche acht Euro, ein Aperol Sprizz fünfzehn Euro kosten würden. Jenes nette Münchner Ehepaar, das ich auf Lido di Venezia in meiner kleinen Trattoria kennen lernen durfte, hatte mir allerdings verraten, wie man auch an einem solchen Ort sehr günstig Speis und Trank genießen kann: In Italien gibt es den Unterschied zwischen „Al Banco“ – im Stehen am Tresen – und „Al Tavola“ – am Tisch. Und dieser Unterschied kann preislich ganz erheblich sein. So genoss ich meinen wunderbaren Aperol Sprizz – es sei der beste in Venedig, wurde mir gesagt – für grade mal 3,40 Euronen. Es dauerte nicht lange, und es gesellten sich etliche Gäste zu mir, zumeist Einheimische. Und da zauberte der sehr geschickte und elegante Barista kleine Schälchen mit Nüssen, Kartoffelchips, saueren Gürkchen und Kapern, und knusprigen Knabbergebäck auf den Tresen. Draußen spielte unter einem Baldachin ein sehr virtuoses Quartett, und ich lauschte, schaute, trank, knusperte vor mich hin, und fühlte mich wieder einmal so richtig schön glücklich und zufrieden…
… Ich drehte noch eine kurze Runde über den Markusplatz, beobachtete die rasant über die Köpfe der Passanten hinweg gleitenden Möwen, sowie meine Mitmenschen, dann machte ich mich langsam auf den Weg, um meinen Koffer abzuholen und nach Tronchetto zu fahren, wo der Reisebus Richtung München bereit stehen würde…
… Es war bereits finster, als ich auf dem weitläufigen Markusplatz ankam, dem Höhepunkt meiner stundenlangen Wanderschaft. Eine kleine Weile diskutierte ich mit meiner Inneren Damenband, ob ich mich nicht vor dem Gran Caffé Grandi in einen der einladenden Korbsessel niederlassen, einen Cocktail schlürfen und ein Weilchen der nostalgischen Musik eines auf einer kleinen Bühne stehenden Quintetts lauschen solle. Doch die Coole Rechnerin entschied sich dagegen: „Zwanzig Euro für einen Aperol Sprizz – so dick haben wir’s nun wirklich nicht.“… 😉
… Die Markuskirche ist zur Zeit teilweise eingerüstet, ich habe versucht, darum herum zu knipsen (auch die Rialto-Brücke ist eingeschalt, daher gibt es leider kein Bild von ihr). Da sich inzwischen die meisten Touristen verzogen hatten, kamen die Weite und Grandezza des riesigen Platzes so richtig beeindruckend zur Geltung…
… Allmählich schlenderte ich ziemlich müde geworden zur Vaporetto-Haltestelle San Zaccaria Jolanda, um ein letztes Mal in ein Boot der Linie 2 einzusteigen, es war mittlerweile Zeit, sich Richtung Tronchetto zu begeben. Einige der riesigen Kreuzfahrtschiffe schoben sich hell erleuchtet an der traumhaft schönen Kulisse Venedigs vorbei, Richtung Mittelmeer. Während der Fahrt zum Busparkplatz durfte ich voller Staunen und Freude feststellen, dass La Serenissima nachts einen ebenfalls schier überwältigenden Zauber ihr Eigen nennt…