… Ich ließ mich vom Tourbus bis zum Palace of Parliament chauffieren, obwohl ich schon gerne noch am Tower ausgestiegen wäre und mich dort ein wenig umgesehen hätte. Als wir an einem Pub mit dem Namensschild „Hung, Drawn and Quartered“ (Erhängt, ausgeweidet und gevierteilt) vorbei fuhren, bereute ich meinen Entschluss, sitzen zu bleiben, denn davon hätte ich nur zu gerne ein Foto gemacht. Na ja, das hole ich dann halt nächstes Jahr nach…
… An der Westminster Bridge verließ ich den Bus wieder und lenkte meine Schritte Richtung Parliament Square. Dort traf ich zunächst einen „alten Bekannten“, den Dudelsackspieler, der vor einigen Tagen auf der Brücke seine melancholisch-rhythmischen Weisen zum Besten gegeben hatte, und stieß dann auf eine kleine Pro-Palästina-Demo. Ich lief ein paar Schritte den Palace of Parliament entlang, bevor ich die Straße Richtung Platz überquerte…
… Auf dem Parliament Square sind etliche Statuen einstiger politischer Berühmtheiten Großbritanniens zu bestaunen. Unter anderem auch Winston Churchill, aus dem Hochadel stammend, zweimaliger Premierminister – er hatte England durch den Zweiten Weltkrieg geführt -, begeisterter Hobbymaler und Schriftsteller – was Vielen vielleicht nicht so geläufig sein dürfte: Churchill hatte 1953 sogar den Nobelpreis für Literatur verliehen bekommen. Und er hatte einen Sprachfehler, er konnte das „S“ nicht rein aussprechen. Und wenn er am Schluss seiner Ansprachen den König von England würdigte, dann hörte sich das stets ein bisschen so an wie „God shave The King!“ (Nach der Inthronisation Elisabeths II. 1953 natürlich dann „God shave The Queen!“, was natürlich noch weitaus erheiternder gewirkt haben muss) … 😉
… David Lloyd George, gebürtiger Waliser, umstrittener Premierminister während des Ersten Weltkriegs. Er hatte im Jahr 1911 einen Tumult im Oberhaus ausgelöst, weil er zur Finanzierung seiner sozialpolitischen Projekte die Erbschaftssteuer drastisch erhöht hatte. Zudem war er in einen Aufsehen erregenden Korruptionsskandal – Marconi-Skandal – verwickelt, wobei es allerdings nie gelang, ihm eine aktive Beteiligung nachzuweisen. 1913 wurde sein im Bau befindliches Landhaus von der oft recht militant agierenden Suffragette Emily Davison in die Luft gesprengt…
… Nelson Mandela und Mahatma Ghandi…
… Ein kleiner Demonstrationszug schob sich am Parliament Square vorbei. Er bestand aus Gegner:innen des amtierenden Londoner Bürgermeisters Sadiq Khan, in England geborener fünfter Sohn pakistanischer Einwanderer, dessen Umwelt- und Verkehrspolitik nicht unumstritten, allerdings nebst seinem Engagement gegen den Miet- und Immobilienwucher und für soziale Projekte, wie z. B. der Eindämmung der grassierenden Obdachlosigkeit von der Mehrheit der Einwohner:innen gut geheißen wird. Die Gegner Khans, der übrigens das erste islamische Stadtoberhaupt ist, echauffieren sich vor allem über seinem Beschluss im Jahr 2023, die ULEZ – Ultra Low Emission Zone – auf den gesamten Stadtbereich auszuweiten. Innerhalb dieser Zone müssen Fahrzeuge mit einem erhöhten Schadstoffausstoß eine Art Maut bezahlen. Am 2. Mai – knapp eine Woche nach meiner Rückkehr aus London – fand die Wahl zum Lord Mayor statt, die Sadiq Khan zum dritten Mal mit großem Vorsprung vor seiner konservativen Gegnerin Susan Hall gewinnen konnte…
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… Habt einen schönen Tag, und kommt gut und unbeschwert ins erste EM-Wochenende, ihr Lieben…