… eine weitere Blogaktion von @Puzzleblume. In den ersten Wochen hatte ich mich gegen eine Teilnahme gesträubt, ich habe aus früheren Bloggerzeiten irgendwie eine Aversion gegen solcherlei. Es gab da mal eine Phase, in welcher so gut wie jede Person aus meinem Dunstkreis hier bei WordPress fast nur mehr an Projekten teilgenommen hatte. Mein Eindruck schon nach einer kurzen Weile war, dass dadurch ein nicht unerheblicher Teil der Individualität und auch persönlichen Kreativität unter die Räder kam. Es sind seither etliche Jahre verstrichen und ich gebe unumwunden zu, dass ich mich damals geirrt und zu hart geurteilt hatte…
… Neulich, während ich eine geraume Weile mein Bildarchiv hier durchstöberte, beschloss ich deshalb, doch an dieser Aktion teilzunehmen…
… Am 28. Januar vor einem Jahr fiel mir auf einem ausgedehnten Spaziergang ein gar feiner Liebesbrief auf, den eine heimliche Verehrerin an den Koch eines kleinen Cafés geschrieben hatte, und der an der Mauer des Nachbarhauses angeklebt war:…
… Eine kleine Weile später hat der Angebetete übrigens geantwortet und seine Verehrerin zu Ingwertee und Kuchen eingeladen… 😉
… Ich weiß, wir sollen stets nur ein Foto online stellen, aber ich denke mal, dass du, Heide, diesmal nichts gegen eine Ausnahme haben wirst… 😉
… Ob aus den Beiden inzwischen ein Paar geworden ist, weiß ich leider nicht. Doch wenn ich das nächste Mal an jenem Café vorbei komme, werde ich danach fragen… 🙂
… Vor einem Jahr war sie als Kandidatin für die Testphase des neuesten Modells eines Pflegeroboters der Firma ROBOCARE ausgewählt worden. Sie litt an einer äußerst seltenen Form von Rheuma, ihre trotz modernster Medikationen und Behandlungen so hinderliche und auch schmerzhafte Krankheit erforderte eine Dauerpflege zuhause – und menschliches Pflegepersonal war mittlerweile kaum mehr vorhanden bzw. schier unbezahlbar…
… Sie war mit Leopold312, kurz Leo genannt, sehr zufrieden. Er behandelte sie ausgesprochen kundig und sehr sanft. Und da er dank der neuesten KI-Technologie lernfähig war, gingen ihre Unterhaltungen nach kurzem schon weit über seine ursprünglich eher einsilbigen Antworten auf ihre Anweisungen und Wünsche hinaus. Er war ihr ein besserer Gesprächspartner und Vertrauter als ihre wenigen Bekannten und Freunde geworden…
… Leo hatte sie fast zärtlich in ihr Bett gehoben, die wärmende Decke über sie gebreitet und an den Seiten festgestopft, damit sie während der Nacht auch ja nicht frieren würde. Nun würde er wie an jedem Abend die Fernbedienung für das Leselicht in ihre Rechte legen und sich dann selbst zur Ruhe begeben. Doch er verharrte neben ihr und blickte mit einem seltsamen Ausdruck in seinen übergroßen künstlichen Augen auf sie hinab…
„Ja? Ist noch etwas, Leo?“ Er kniete leicht scheppernd nieder und umschloss ihre Hand mit seinen kühlen Kunststoff-Fingern. „Allerdings. – Heirate mich, Bea! Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, dass ich jeden meiner Schaltkreise und sogar meine Festplatte für dich opfern würde! Heirate mich!“ Bea erschrak und stieß ihn heftig zurück. „Dir sind wohl die Sicherungen durchgeknallt! Dich heiraten – was bildest du dir nur ein! Eine Menschenfrau und ein Roboter – undenkbar! – was würde das für einen Skandal geben! – Nein, nein – das kommt überhaupt nicht infrage! Geh gefälligst und schalte dich in den Ruhemodus – ich will nie wieder etwas davon hören! Und morgen rufe ich ROBOCARE an, ich möchte, dass du unverzüglich ausgetauscht wirst!“ Leo erhob sich und wankte Richtung Tür. „Du brichst mir das Herz, Bea.“, stammelte er kaum hörbar…
… In dieser Nacht tat sie kein Auge zu und wälzte sich getrieben von einem schier unerträglichen inneren Aufruhr ruhelos hin und her. Im Morgengrauen fiel sie endlich in einen bleiernen Schlaf…
… Als sie aufwachte, stand die Sonne bereits sehr hoch. Sie sah auf die Uhr. Zehn vorbei. Warum war Leo nicht wie stets um acht Uhr gekommen, um sie aus dem Bett zu heben, ins Bad und anschließend zum Frühstücken in die Küche zu begleiten? Sie presste den Rufknopf auf ihrem Kommunikations-Armband. Doch nichts regte sich. Ihre schwachen Kräfte sammelnd stand sie auf, schlurfte mühevoll die zwei Schritte zu ihrem Rollator. Langsam begab sie sich zu Leos kleiner Ruhekammer…
… Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, fuhr sie mit einem Schreckensschrei zurück. Der Roboter lag leblos hingestreckt auf dem Boden, ihr größtes und schärftes Fleischmesser ragte aus seinem tonnenförmigen Rumpf. In seiner Rechten fand sie einen zu Herzen gehenden Liebes- und Abschiedsbrief. Wimmernd sank sie ihre Schmerzen ignorierend neben Leo zu Boden, hob seinen unförmigen Kopf an. Leblos starrten seine riesigen künstlichen Augen gen Zimmerdecke. Mit zitternden Fingern griff sie nach dem Kommunikation-Armband und drückte die Notfallnummer von ROBOCARE. „Bitte, kommen Sie schnell, retten Sie meinen Leopold312!“ Und an den Roboter gewandt: „Leo, verlass mich bitte nicht! Bleib bei mir! Und vergib mir, was ich dir gestern Abend angetan hab‘! Noch nie hat mich ein Wesen so bedingungslos geliebt. Und ich liebe dich auch! Bleib bei mir und heirate mich, Leo! Bitte!“…
… Mein Veroneser Lieblingsplatz ist die Piazza delle Erbe mit den umliegenden schönen Häusern aus mehreren Jahrhunderten. Die Piazza ist an sich Veronas Marktplatz, während meines Aufenthalts dort waren allerdings nur eine Handvoll Stände aufgebaut, an denen man frisches Obst und allerlei Touri-Krimskrams erstehen konnte…
… Nur wenige Schritte von der Piazza delle Erbe entfernt befindet sich die Casa di Giulietta, das Haus der Julia, mit dem wohl berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte – der allerdings erst im Jahr 1930 nachträglich angebaut worden war, und eigentlich ein Sarkophags gewesen war. Das Haus stammt tatsächlich aus dem 14. Jahrhunderts, gehörte seinerzeit zu einer großen palastartigen Anlage in Besitz der schwerreichen Familie Capollo, welche mit den Capulets aus „Romeo und Julia“ gleichgesetzt wird. Das Anwesen fungierte lange Zeit als Gaststätte, teils auch als Pferdestall. Berührend sind die ungezählten Liebesschlösser, -briefchen und -kritzeleien, die an jeder nur erdenklichen Stelle im Durchgang angebracht wurden – und immer noch werden. Wenn man der Statue der Julia an den Busen fasst, dann soll das Glück bringen – ich verzichtete allerdings darauf…
… Nach dem kurzen Wandeln auf den Spuren der berühmtesten Liebesgeschichte der Weltliteratur – die allerdings bereits mehrere Jahrhunderte vor William Shakespierre entstanden war – gab ich mich wieder einmal dem Stöbern und Spazieren durch die Gassen und Gässchen Veronas hin…
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