… liegt wie ein etwa zwölf Kilometer langes, und teilweise recht schmales Bollwerk zwischen La Serenissima und dem offenen Meer. Berühmt ist dieses Eiland für seinen sich schier endlos hinziehenden Strand, und die stattlichen Grandhotels, die vor allem während der Filmfestspiele von den Reichen und Schönen frequentiert werden…
… Das Hotel, welches ich mir via Internet auserkoren hatte, liegt etwa einen Kilometer westlich der großen Hotelpaläste, in einer stillen Seitenstraße, auf der einen Seite nur etwa fünfzig Meter von der Lagune, auf der anderen knapp hundert Meter vom Lido entfernt. Nachdem ich mein winzig kleines, aber helles und sauberes Zimmerchen in Beschlag genommen, meine Siebensachen ausgepackt und ein halbes Stünderl geruht hatte, schnappte ich mir meine Kamera und machte mich auf einen ersten Erkundungsgang…
… Noch ist am Strand Vorsaison, es geht sehr ruhig zu, außer Spaziergängern und spielenden Kindern traf ich lediglich eine Handvoll Sonnenhungriger in Badekleidung an, eine Dame wagte sich forsch in die sanft anbrandenden, herrlich blauen Wellen, doch nur bis zu den Knien, anscheinend ist das Wasser noch recht kalt…
… Eine übermannshohe Hecke aus Jasmin trennt an vielen Stellen den Lido von der Straße, und der süße, intensive Duft der kleinen, sternförmigen Blüten vermengt sich mit der nach Salz und Tang riechenden Meeresbrise zu einem einzigartigen Aroma, das ich tief in mich hinein sog…

… Zwischen nüchternen Zweck- und Plattenbauteen sind immer wieder prachtvolle Villen zu entdecken, vor allem, wenn man sich die Mühe macht, die kleinen Nebenstraßen entlang zu schlendern, kann man auf so manches architektonische Schmuckstück stoßen…
… Irgendwann, als mir die Knie weich wurden, fiel mir ein, dass eine Butterbreze und ein Glas Orangensaft in einem Café am Flughafen kurz vor dem Start das letzte gewesen war, das ich zu mir genommen hatte – wenn ich auf Tour bin, mich voll begeistere und tausend Dinge entdecke, dann vergesse ich stets auf’s Essen und Trinken. Dienstag scheint auf Lido di Venezia der bevorzugte Ruhetag aller größeren Lokalitäten zu sein, das einzige Etablissement, welches geöffnet hatte, war eine klitzekleine Trattoria in Nähe des Hotels. Ich war eine der ganz wenigen Frauen, und mit Sicherheit die einzige Fremde, holte mir an der Theke ein Glas Rotwein und einen Teller mit Tramezzini, ließ mich nieder und schaute, mümmelte und staunte. Es ging rau, aber herzlich zu, die Herren der Schöpfung spielten Karten, es kam mir vor wie eine recht komplizierte Mischung aus Wattn, Rommé und Schafkopfen…

… Ich schlenderte langsam am Hotel vorbei zum nördlichen Lido-Ufer, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Unser Stern ging in Nähe des Industriegebiets Mestre zur Ruhe, nicht eben ein idyllischer Ort, aber ich denke, es sind doch ein paar annehmbare Abendstimmungs-Bilder geworden…
… Die Herren trainieren fleißig für die Regatta Storico am 4. September – Hotelzimmer habe ich schon reserviert…
