… Fahnenschwinger mit Wurffahnen – wahre Künstler sind das! Wichtig ist’s, die Fahnen höher als die kreuz und quer über die Altstadt gespannten Wimpelketten zu werfen. Bei Gelingen gibt es für den wackeren Athleten ganz besonders viel und laut Applaus…
… Ein guter, allerdings nicht ganz ungefährlicher Beobachtungsposten…
… Ziemlich wehrhafte und stachelige Gesellen…
… Und da kommt sie! Die Braut! Die Prinzessin Hedwig Jagiellonica, wunderhübsch anzusehen in ihrer üppig mit Gold verzierten Prunkkutsche, gezogen von acht Tigerschimmeln…
… Und gleich dahinter der schmucke Bräutigam…
… Das Bild von Herzog Georg dem Reichen hat mir die liebe Doris zur Verfügung gestellt, denn ausgerechnet vom Bräutigam habe ich kein einziges brauchbares Foto in meinem Riesenberg Aufnahmen gefunden…
… Der Herold des Herzogs auf seinem wuchtigen Rappen. Leider sah der gute Mann immer nur zur Promi-Tribüne hin, so dass ich kein Bild von seinem sicher interessanten Gesicht machen konnte… 😉
… Der Sohn des Kaisers, Erzherzog Maximilian, der grüßte fleißig mal nach hier, mal nach da…
… Dominikaner und Deutschorden-Komture, und gar manch ein hoher geistlicher Würdenträger…
… Herzogliche Hofmusik – und der Paukenspieler hat ein ungemein interessantes Gesicht, wie ich finde…
… Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut
(Bräutigam-Vater und Gastgeber, in der Sänfte getragen). Wir wunderten uns sehr, dass der gute Mann in seiner ungewöhnlichen, von zwei Rössern bugsierten Sänfte nicht seekrank wurde…
… Natürlich darf bei solch einem großen Ereignis der Hofnarr nicht fehlen…
… Falkner und Falknerinnen hoch zu Ross und zu Fuß…
… Edle Ritter im Harnisch zu Pferde, begleitet von ihren Knappen und Lanzenträgern…
… Die sogenannte Alte Frau aus Sachsen, Kurfürstenwitwe Margarethe, in ihrem Reisewagen, gefolgt von Pagen, edlen Damen und Herren, sowie der Kaiserlichen Hofkapelle…
… Noch ein kräftiger Paukenschlag, bevor’s weiter geht…
… Fahnenschwinger mit Schwungfahnen
Fürsten mit Begleitung:
Markgraf Albrecht Achilles, Kurfürst von Brandenburg,
mit Gemahlin Anna
Fürsten, Grafen, Edelleute aus Sachsen und Bayern, aus
Franken, der Pfalz, Württemberg und Österreich,
mit Standarten…
… Die Kurfürstin von Brandenburg hat einen kleinen Mohren als Schleppenträger, das galt in jenen fernen Tagen als äußerst chique…
… Stundenlang eine schwere Schleppe zu tragen ist kein leichter Job. Da darf man schon mal ein Schwätzchen mit der besten Freundin halten. Und eine Schnute ziehen… 😉
… Zinkenisten und Posaunisten
Gesandte der Reichsstädte Regensburg, Nürnberg, Ulm,
Nördlingen, Dinkelsbühl, Augsburg, Donauwörth, Frankfurt
und der herzoglichen Stadt Straubing, mit Standarten
Trosswagen mit Stadtknechten…
… Wundert euch bitte nicht, wenn die Leut‘ sich mal von links nach rechts, mal umgekehrt bewegen. Der Hochzeitszug marschiert zunächst durch die Altstadt von Süden nach Norden, dann durch die sogenannte Neustadt (die so neu gar nicht ist 😉 ), und dann wieder zurück. Und natürlich habe ich fleißig sowohl beim ersten als auch zweiten „Durchlauf“ fotografiert. Und nun versuche ich, so weit als möglich, die schönsten Eindrücke zusammen zu fügen und zu präsentieren… 😉
… Links und rechts der Hauptstraße war kurz vor zwei Uhr nachmittags kein noch so kleines Plätzchen mehr frei, auch die Tribunen waren nun voll besetzt. Nun zogen Akrobaten durch die Altstadt, wagemutige Artisten wirbelten durch die Luft…
… Wie immer in letzter Minute, damit man ja viel Aufmerksamkeit erregt, nahm auf der Tribüne vor der Landshuter Residenz die sogenannte Prominenz Platz, darunter auch Herr Martin Zeil, seines Zeichens ehemaliger bayerischer Wirtschaftsminister, berühmt-berüchtigt für seine betont langsame Redeweise. Böse Zungen behaupteten während seiner Amtszeit, dass man deswegen seine Pressekonferenzen stets um das Doppelte an Zeit habe verlängern müssen…
… Wuchtige Kanonenschläge rollten von der über der Stadt thronenden Burg Trausnitz über die Stadt, das klangvolle Geläut der Basilika St. Martin setzte ein. Musizierende Zigeuner bildeten die Vorhut, ihnen folgten Kinder mit ihren Betreuerinnen. Es ist der Brauch, aus den Börsen das Kleingeld zu nehmen und dieses in die lebhafte Kinderschar zu werfen. So manch ein geschickter Bub und flinkes Mädchen kann sich auf diese Weise während der LaHo ein erkleckliches Sümmchen ergattern… 😉
… Am Portal der Heiliggeistkirche hatten Landsknechte eine kleine Feldküche aufgebaut. Es gab knuspriges Spanferkel, deftige Schweinskoteletts und aromatisch-würzige Saure Zipfel – Nürnberger Bratwürstl in einem Sud aus Gewürzen, Essig und Zwiebeln gesotten. Die hatten es mir angetan, ich hatte dieses Gericht seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen, also war ich so frei und bediente mich, als einer der Landsknechte mit dem Topf durch die Menge ging und seine Speise feil bot. Allerdings gab es kein „Werkzeug“, so galt es, mit den bloßen Fingern die Würstl aus dem heissen Sud zu fischen, zum Glück bin ich dank meiner vielen Jahre in der Gastronomie recht schmerzunempfindlich… 😉
… Gut eine Stunde vor dem Hochzeitszug war jeder freie Platz an den Straßenrändern von Zuschauern/innen mit Campingmöbeln, Klappsesseln, Bierbänken und Tischen belegt. Manche hatten sich bereits in den frühesten Morgenstunden bei strömendem Regen eingefunden, andere sogar die Nacht durchgemacht, um sich einen guten Blick auf den historischen Zug zu sichern. Es war die Mittagszeit, und allerortens wurde fleißig aufgetischt. Ich sah kalt-warme Bufetts aus liebevoll zubereiteten Gerichten, die jedem Feinschmecker den Mund wässrig gemacht hätten, turmhoch wurden Kartons aus einer nahen Pizzeria balanciert und Körbe voll Döner, Wurst- und Leberkässemmel zu den wartenden Angehörigen und Freunden getragen. Sektkorken knallten, kleine Bierfässchen wurden angezapft, Flachmänner machten die Runde, und eine Schar besonders glühender LaHo-Fans begann, die vielen tausend Menschen links und rechts der Straße „einzupeitschen“: „Himmel Landshut! Tausend Landshut! Halloooo!“… 😀
Kleines Päuschen im Innenhof der Landshuter Residenz
… Je näher der Start des Hochzeitszuges rückte, umso mehr mittelalterlich gewandete Darsteller/innen waren zu sehen, plaudernd, dem sogenannten Zehrplatz zustrebend, sich stärkend, lachend, scherzend, und die Bewunderung und das Staunen des Publikums genießend…
… Frühmorgens hatte es heftig geregnet, in der Nacht sogar gewittert. Um die Mittagszeit ballten sich immer wieder tiefdunkle Wolken über der Stadt zusammen. Dann aber setzte sich schönes Sommerwetter durch, und die Sonne strahlte heiss von einem heiteren, weißblauen Himmel…
… ist ganz ohne Zweifel Landshuts Mittelpunkt. Sie wurde in den Jahren 1385 bis ca. 1500 im gotischen Stile erbaut und ist die weltgrößte Backsteinkirche, der Turm misst stolze 130 Meter. Sie zählt zu den bedeutendsten Werken der Hoch- und Spätgotik in Süddeutschland…
… Ihr wisst ja, dass ich kein gläubiger Mensch bin. Aber ich sehe mir gerne Kirchen an. Ich liebe die überbordende, detailreiche Verspieltheit und Sinnesfreude des Barock und Rokoko, aber auch die strengen geometrischen Formen der Gotik, deren manchmal nüchtern wirkendes und doch so vergeistigtes Ebenmaß. Beim Betreten und Durchmessen des hoch aufragenden Gewölbes von St. Martin konnte ich mir durchaus vorstellen, dass so manche Besucher/innen eines Gottesdienstes in früheren Tagen im Zwielicht der Kerzen und den über ihren Köpfen treibenden dichten Weihrauchschwaden den Eindruck hatten, die schlanken, ebenmäßigen Säulen würden direkt in den Himmel ragen…
… Bei einigen Bildern habe ich bewusst darauf verzichtet, die Verzerrungen des Weitwinkelobjektivs zu korrigieren. Ich denke, dass dadurch der Eindruck der Höhe des Kirchenschiffes besser vermittelt wird…
Die schönste Christus-Figur, die ich je gesehen habe.
… Einem recht aparten Weibe wurde dereinst vom Gemahl verkündet, dass dieser sich auf Reisen in ein weit entferntes Gäu begeben würde. Die holde Frau, recht lebenslustig und einem Abenteuer nicht abgeneigt, fackelte nicht lange, und bandelte, kaum dass ihr Mann ihren Blicken entschwunden war, mit einem charmanten und verführerischen Flötenspieler an. Hoch loderten die Flammen der Leidenschaft! Bis – oh, Schreck! – unvermittelt der Ehemann wie aus dem Boden gewachsen vor den beiden Turteltäubchen in Erscheinung trat, er hatte umkehren müssen, weil er seine Börse zuhause hatte liegen lassen. Angesichts der Untreue seiner Liebsten schien ihm nun schier das Herze zu brechen. Das Weib jedoch, listig, weder auf den Kopf noch den Mund gefallen, wickelte ihn mit gar süßen Reden ein, bis es ihn davon überzeugt hatte, bei der Poussiererei habe es sich lediglich um ein Missverständnis gehandelt. Der flötenspielende Schürzenjäger konnte unbemerkt und unbestraft entschwinden, der Haussegen der Eheleut‘ war wieder gerade gerichtet. Nun, ja… 😉
… Landshut hat einen hervorragend erhaltenen und gepflegten historischen Stadtkern, beispielhaft für ganz Europa. Die Förderer, jener Verein, der seit 1902 die Darstellung der Hochzeit des Jahres 1475 organisiert, achten höchst sorgsam und penibel darauf, dass sämtliche Kostüme, Schuhwerk, Schmuck, Haar- und Barttracht, Speis und Trank (das LaHo-Kultgetränk Cuba ausgenommen 😉 ), Fahrzeuge, Sättel, Zaumzeuge, Trinkgefässe und Esswerkzeuge usw. höchste historische Genauigkeit darstellen. Ich denke, am liebsten wäre es den Vereinsmitgliedern, wenn es möglich wäre, während der vier Wochen LaHo die moderne Straßenbeleuchtung abzumontieren und die Schaufenster neuzeitlicher Geschäfte samt deren Leuchtreklamen unkenntlich zu machen – was ich durchaus nachvollziehen kann. Das geht natürlich nicht. Aber man verhüllt unter anderem die Straßenschilder mit groben Säcken, um den größtmöglichen Eindruck von Authentizät zu schaffen. Dank der wunderschön erhaltenen Fassaden und Kirchen ist es beim Bummel durch Landshut ohnehin überhaupt nicht schwer, sich träumend in längst schon vergangene Tage zurück zu versetzen…
… Ein ganz wichtiges Utensil für die Teilnehmer/innen und Zuschauer/innen der Landshuter Hochzeit ist der geflochtene Kranz aus Immergrün und Rosenblüten. Man trägt ihn ums Handgelenk, im Haar oder am Gürtel. Entdeckt man jemand besonders Ansprechenden, jemanden, mit dem man verbandelt ist oder sein will, oder auch ein Familienmitglied, gute Freunde unter den ca. 2.500 Darstellern des Festzugs, dann wirft man dieser Person den Kranz natürlich zu. Und erhält, falls die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht, ein kleines, schmuckes Anstecksträußchen zurück. 😉 Den meinigen habe ich allerdings mitgenommen, der wird mit Seidenblumen aufgehübscht, und dann einen Ehrenplatz an der Tür meines Spinds in der Münchner Residenz finden…
… Vor gut fünfhundert Jahren waren die bösen Versuchungen des Teufels allüberall, natürlich ganz besonders bei solch einem Ereignis wie der Landshuter Hochzeit, die ja einige Tage lang gefeiert worden war. Gegen die Sündhaftigkeit und die Verlockungen des Bösen hilft der Schutz wundertätiger Reliquien am allerbesten. So hatte nahe der Landshuter Heiliggeistkirche ein Trupp Gaukler und Zigeuner ihren Stand aufgeschlagen, an dem sie allerlei erlesene, hochheilige Kostbarkeiten feil boten: Einen Teil des legendären Schweißtuchs der Veronika, ein Stück vom Wanderstab des Heiligen Christophorus, auf dem dieser sich gestützt hat, als er das Jesukind durch einen Fluss getragen hatte, eine kleine Phiole mit Schweiß von Jesus Christus höchstselbigst, aufgegangen von der Mutter Gottes, als ihr Sohn am Kreuze gehangen und gelitten hatte, sowie ein Haar vom Haupte Johannes des Täufers, ausgerissen von einer Kammerzofe der Königstochter Salome. Die zusehenden Festbesucher/innen waren ganz hin und weg ob so viel wundertätiger, höchst heiliger Reliquien, die Börsen saßen locker, manch einer war, gebannt von der eindringlichen Vorführung, durchaus in gehobener Kauflaune…
… Auch in jenen schon so fernen Tagen hat es Menschen mit einem gesunden Verstand gegeben, die mutig und voller Zorn die sogenannten Reliquien als faulen Zauber entlarvten, und die Schwindler vertrieben…
… Doch es ist die Hochzeit des bayerischen Herzogs, und da löste sich angesichts der freudigen, gehobenen Stimmung aller Zorn alsbald in Wohlgefallen auf. Singend und musizierend ging man seiner Wege…
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