… hat es mich endlich einmal wieder an den Bodensee verschlagen. Grund war die Neugestaltung des Bürgerparks entlang des Lindauer Westufers, die mit einer recht großen, bis in den Herbst dauernden Gartenschau gefeiert wird. Die Anreise mit der Deutschen Bahn war wieder einmal sehr beschwerlich – es mussten nicht nur drei sehr steile Stufen erklommen werden, um in den Waggon zu gelangen, zwischen Zug und Bahnsteig klaffte zudem auch noch ein ca. zwanzig Zentimeter breiter Spalt. Wenn es nicht hilfreiche Mitmenschen gegeben hätte, die mir beim Ein- und Aussteigen den Rollator hinein und hinaus bugsierten, würde ich wahrscheinlich heute noch höchst frustriert im Münchner Hauptbahnhof am Bahnsteig stehen…
… Der Anblick meines absoluten Lieblingssees entschädigte mich dann allerdings für das Ungemach während meiner Reise. Ich habe wieder einmal sehr viel zu zeigen und zu erklären. Für den Anfang eine kleine Bildergalerie meiner Eindrücke…
… sah ich im Fernsehen eine kurze Reisedoku über eine sowohl schöne als auch interessante Stadt in Mitteldeutschland. Prompt fiel mir ein, dass ich dort als kleines Mädchen zusammen mit meinen Großeltern und Eltern schon mal gewesen war. Allerdings hatte ich so gut wie keinerlei Erinnerungen mehr daran. Ich verfolgte auch die Wiederholung der TV-Sendung, der Ort begann mich zusehends zu interessieren. Anfang dieser Woche ließ ich mir von der DB-Fahrplanauskunft die passende Zugverbindung zusammen stellen, ergatterte ein formidables Schnäppchen bei boo.king.com, ein Einzelzimmer in einem kleinen Hotel nahe der historischen Altstadt, packte kurzerhand das Nötigste, was frau zum Übernachten so braucht – hauptsächlich die Kamera samt ausreichend Speicherkarten und Reserve-Akku 😉 – in einen Rucksack, und stiefelte los…
… Nach teils kurzweiliger und interessanter, teils recht langweiliger Reise per diverser Regionalzüge durch halb Deutschland hatte ich mein Ziel erreicht. Erstaunlicherweise fand ich mich auf Anhieb sehr gut zurecht. Obwohl für den Nachmittag heftige Gewitter angekündigt gewesen waren, machte ich mich nach dem Auspacken in meinem winzig kleinen und saunamäßig heissen Zimmerchen direkt unterm Dach auf einen Rundgang. Ich hatte Glück, es tröpfelte einmal ganz kurz, und dann verzogen sich wie durch Zauberhand die düsteren Wolken, und ich hatte zwei Tage lang sehr schönes Ausflugswetter…
… Hier ein paar erste Impressionen von meinem Reiseziel, von Heidelberg am Neckar:…
… sind oftmals die besten. So packte ich am Donnerstag vormittag einer plötzlichen Idee folgend meinen Rucksack, machte mich auf den Weg zum Hauptbahnhof und stieg in den nächsten Zug Richtung Salzburg. In der sogenannten Mozartstadt angekommen fuhr ich mit einem E-Bus – was umweltbewusstes Handeln bezüglich Öffentlicher Verkehrsmittel anbelangt, sind uns die Salzburger meilenweit voraus! – zum Schloss Mirabell…
… Der Schloßpark war fast völlig in asiatischer Hand. Nur hier und da hob sich ein europäisches Gesicht aus dem ewigen Mahlstrom ungezählter hastender Reisegruppen aus dem Fernen Osten…
… Die Wege waren mit bunten Blättern geziert. Eine sich unweit eines Portals hochrankende Clematis erstaunte mich mit ihren tiefblauen Blütensternen. Späte rote Rosen hielten ihre Gesichter in das milde Herbstlicht…
… Ich verweilte nur kurz im Mirabellgarten, denn es war Zeit, meine kleine Reise fortzusetzen, hoch zum Salzburger Hausberg, dem Gaisberg. Seit mindestens vierzig Jahren bin ich nicht mehr dort oben gewesen, und ich freute mich sehr auf eine weite, wunderbare Aussicht auf die Berge meiner Heimat, auf die Mozartstadt und das Salzkammergut. Und auf den ersten Schnee des Jahres…
… Eigentlich hatte ich mir diesen Ausflug schon seit etwa zwei Monaten vorgenommen. Und eigentlich hatte ich heute Mittag gar keine rechte Lust, mich auf den Weg zu machen. Und eigentlich dräuten sich über mir, als ich in Geltendorf die S-Bahn verließ, ganz böse aussehende, dunkle Wolken. Doch dann marschierte ich kurz entschlossen los, und siehe da, als ich die lang gezogene Allee erreicht hatte, die zur im Jahre 1887 gegründeten Stiftsabtei der Missions-Benediktiner führt, hatte sich das drohende Unwetter quasi in Nichts aufgelöst…
… Ich glaube, ich habe heute Nachmittag einen neuen Lieblingsort gefunden…
… Dieser Anblick – allerdings ohne den störenden Baukran – ist es gewesen, der mich während einer Bahnfahrt Ende April gefesselt und seither irgendwie nicht mehr losgelassen hatte…
… Die Landschaft rund um die recht große Klosteranlage samt kleinem Dörfchen, Gärtnerei, landwirtschaftlichem Betrieb, Bienenzucht, Bahnhof, und einem Hofladen, den ich am liebsten leer gekauft hätte, ist unspektakulär, sanft geschwungene Felder, Wiesen, durchsetzt mit Wäldern – und gerade deshalb so beruhigend, befreiend, entschleunigend, Harmonie vermittelnd…
… Was mich sehr erstaunte war, dass man in St. Ottilien trotz der Beschaulichkeit, den historischen Gemäuern, der beinahe greifbaren Spiritualität ein Faible für bisweilen recht schräge Graffitikunst zu haben scheint – zu sehen ist dieses Gemälde an der Giebelfront des Kuhstalls…
… Im Jahr 1941 wurden die Benediktinermönche von der Gestapo vertrieben, in St. Ottilien wurde ein Reservelazarett eingerichtet. Am 28. April 1945 befreiten amerikanische Truppen die Klosteranlage. Ca. 450 Überlebende des Konzentrationslager Dachau, sowie Zwangsarbeiter des Lagerkomplexes Kaufering wurden danach aufgenommen und gepflegt. Zwischen 1945 und 1948 wurden 65 Verstorbene jüdischen Glaubens in einem eigens dafür angelegten Abschnitt des Klosterfriedhofs zur letzten Ruhe gebettet…
… Ich beschloß meinen Rundgang mit einem Besuch des unweit sich befindenden großen Bauernhofes, und durfte zu meinem großen Entzücken so manche niedliche Viecherei entdecken…
… Was mir bei meinem etwa zweistündigen Streifzug durch St. Ottilien ganz besonders wohltuend aufgefallen ist, war die schöne, warmherzige Freundlichkeit der Bewohner/innen. Ich bin ganz, ganz sicher, dass ich diesem Kloster noch so manchen Besuch abstatten werde…
… Es war bereits finster, als ich auf dem weitläufigen Markusplatz ankam, dem Höhepunkt meiner stundenlangen Wanderschaft. Eine kleine Weile diskutierte ich mit meiner Inneren Damenband, ob ich mich nicht vor dem Gran Caffé Grandi in einen der einladenden Korbsessel niederlassen, einen Cocktail schlürfen und ein Weilchen der nostalgischen Musik eines auf einer kleinen Bühne stehenden Quintetts lauschen solle. Doch die Coole Rechnerin entschied sich dagegen: „Zwanzig Euro für einen Aperol Sprizz – so dick haben wir’s nun wirklich nicht.“… 😉
… Die Markuskirche ist zur Zeit teilweise eingerüstet, ich habe versucht, darum herum zu knipsen (auch die Rialto-Brücke ist eingeschalt, daher gibt es leider kein Bild von ihr). Da sich inzwischen die meisten Touristen verzogen hatten, kamen die Weite und Grandezza des riesigen Platzes so richtig beeindruckend zur Geltung…
… Allmählich schlenderte ich ziemlich müde geworden zur Vaporetto-Haltestelle San Zaccaria Jolanda, um ein letztes Mal in ein Boot der Linie 2 einzusteigen, es war mittlerweile Zeit, sich Richtung Tronchetto zu begeben. Einige der riesigen Kreuzfahrtschiffe schoben sich hell erleuchtet an der traumhaft schönen Kulisse Venedigs vorbei, Richtung Mittelmeer. Während der Fahrt zum Busparkplatz durfte ich voller Staunen und Freude feststellen, dass La Serenissima nachts einen ebenfalls schier überwältigenden Zauber ihr Eigen nennt…
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