… im Walchensee…
… Fährt oder wandert man an der Westseite des Walchensees entlang, dann fällt einem bald schon ein kapellenartiges Gebäude am bewaldeten Ufer der lang gestreckten Halbinsel auf, das sogenannte Klösterl. Nach einer Dokumentation der Sendereihe „Unter unserem Himmel“ des Bayerischen Fernsehens, die sich mit den Menschen rund um den Walchensee befasste, und die im Spätwinter ausgestrahlt worden war, hatte ich es mir ganz fest vorgenommen, in den warmen Jahreszeiten dieses Anwesen einmal näher in Augenschein zu nehmen…
… Kurz entschlossen packte ich am Montag meinen Rucksack und zog los…
… Es war zwar mit ca. dreißig Grad Celsius im Schatten recht warm, doch der Wanderweg entlang der Westseite der Halbinsel Zwergern, eigentlich ist es eine schmale und asphaltierte Straße, verläuft großenteils im wohltuenden Schatten dichten Waldes. Und entlang des Sees wehte ständig eine erfrischende leichte Brise…
… Blick auf das gegenüber liegende Wikingerdorf Flake…
… Nach überraschend kurzem und angenehm leichtem Marsch hatte ich das Klösterl erreicht…
… Es war im Jahr 1688 durch den Einsiedlermönch Pater Onuphrius als Sitz für dessen kleine Eremitengemeinde, Hieronymiten genannt, gegründet worden, auf Veranlassung der bayerischen Kurfürstin Maria Antonia. Man erbaute ein zweigeschossiges Gebäude mit einer barocken Kapelle im Erdgeschoss und den darüber liegenden Wohnräumen der Mönche. Durch verstärkte Fürbitten der Gottesmänner sollte sich ihr Wunsch nach einem Kind erfüllen – nach vier Jahren schenkte die Tochter des österreichischen Kaisers Leopold I. einem Sohn das Leben…
… Dem Abt von Benediktbeuern war das Klösterl stets ein Dorn im Auge, es gab unablässig Streitereien wegen der Jagd- und Fischereirechte am Walchensee, zudem ging der Umsatz der Klosterwirtschaft rapide zurück, da die Hieronymiten auf Zwergern ihr eigenes Bier brauten. 1725 wurde die St. Anna geweihte Enklave aufgegeben und die Mönche nach München übersiedelt. 1803 kam im Zuge der Säkularisation das Klösterl in Besitz des bayerischen Staates, und diente bis 1960 den Walchenseer Pfarrern als Wohnhaus. Nachdem es in den folgenden Jahren dem Verfall preisgegeben und geplündert worden war, wurde es in den Achtzigern gründlich und sorgfältig renoviert, und wird nun vom Bistum Augsburg als Jugendbildungshaus genutzt. Leider kann man das bemerkenswerte Anwesen nur am Sonntag Vormittag besichtigen…
… Diese Möwe war so riesig, dass ich sie zuerst für einen Reiher hielt, als sie plötzlich über dem Katzenkopf genannten, dicht bewaldeten Hügelrücken auftauchte, der sich in der Mitte der Halbinsel befindet…
… Nun hätte ich ja eigentlich wieder den Rückweg antreten sollen, denn ich hatte mein Ziel ja erreicht. Aber wie das bei mir nun mal so ist – ich wollte unbedingt noch nachschauen, was sich hinter der nächsten Wegbiegung verbarg – und so stiefelte ich wohlgemut weiter…
… An der doppelzüngige Spitze von Zwergern befindet sich der Treffpunkt der Kitesurfer, die im rasanten Spiel mit dem frischen Wind über die weite Fläche des Walchensees glitten…
… Nur wenige Schritte entfernt befindet sich die Einöde Zwergern, mit einem stattlichen, alten Bauernhof, sowie der nahen hübschen kleinen Barockkirche St. Maragareth…
… Jetzt wieder zurück gehen wäre Dummfug, dachte ich bei mir. Denn mit Sicherheit wäre der Rückweg nun schon ein Gutteil weiter als die Distanz, die auf dem Rundweg noch vor mir liegt. So spazierte ich frohgemut voran, immer gemütlich durch sanft gewellte Bauernwiesen, auf welchen ich zu meiner großen Freude eine Vielzahl interessanter Blumen entdeckte. Und Zittergras – was habe ich das in meiner Kindheit geliebt, weil es so schön raschelte und bebte, wenn ein Lufthauch es erfasste…
… Nach kurzer Wanderung im heißen Schein der Sommersonne umfing mich wieder der dichte, kühle Mischwald…
… Nun wandte sich der Weg scharf nach rechts und es ging ordentlich bergan, ich musste einige Male ein Päuschen einlegen, um neue Kräfte zu sammeln. Und der Abstieg an der Westseite des Katzenkopfes war des lockeren Schotters wegen auch nicht ohne. Am Campingplatz vorbei, um das südwestliche Ende des Sees, dann hatte ich den Ausgangspunkt meiner Tour, den Gasthof Edeltraut, wieder erreicht. Mit ein klein wenig zittrigen Knien, aber ziemlich stolz auf mich, denn immerhin hatte ich wieder einmal an die sechs Kilometer Wegstrecke zurück gelegt…
… Nach einem Viertelstünderl Warten, das ich im angeregten Gespräch mit zwei Stuttgarter Touristinnen verbrachte, kam einer meiner Lieblingsbusse der DB-Linie 9608 und kutschierte mich zum Garmischer Bahnhof. Natürlich schwelgte ich während der Fahrt in den herrlichen Ausblicken auf die Umgegend – Blick auf das Kircherl von Wallgau/Krün mit dem Karwendel-Massiv dahinter…
… Meine nächste Tour ist bereits geplant, sie wird mich wohl wieder in die Mittenwalder Gegend führen. Aber erst, wenn der Höhepunkt der jetzigen Hitzewelle überschritten sein wird…