… sehnte ich mich nach einer ordentlichen Portion Bergluft. Diese – so klar, erfrischend, belebend – und der Blick auf die schier unzählbaren Gipfel der Alpen, ihre Grate, Schroffen, ihre Erhabenheit tun meiner Seele stets ungemein gut, entrümpeln, reinigen sie quasi von so manchem Ungemach…
… Am Dienstag zeigte mir die Wetter-App meines Handys Sonnenschein und leichten Föhn an, so setzte ich mich in den nächsten Zug gen Süden, gen Mittenwald. Ich wollte endlich ein seit sehr langem geplantes Vorhaben in die Tat umsetzen, und mit der Seilbahn auf das Karwendel Massiv fahren…
… Das Karwendel ist eine mächtige Gebirgsgruppe in den Nordalpen, und liegt zu ca. 80 % in Österreich. Der Name leitet sich vom altdeutschen Familiennamen Gerwentil her, der 1280 zum ersten Mal in der Gegend von Scharnitz urkundlich erwähnt worden war…
… Von Mittenwald aus bringt einem die 1967 eröffnete Karwendelbahn binnen weniger Minuten zur am westlichen Ende der Karwendelgrube an einem mehr als einer mehr als 1.000 Meter schroff abfallenden Steilhang gelegenen Bergstation in Höhe von 2.244 Metern…
… Nachdem ich mich eine Weile orientiert hatte, begab ich mich langsam auf den Passamani-Rundweg, einer etwa einstündigen, relativ leichten Bergtour entlang der Karwendelgrube. Meinen ersten Zwischenhalt legte ich einige Meter oberhalb der Bergstation ein, und genoss in vollen Zügen das herrliche Panorama, das sich meinen Augen darbot. Auf dem zweiten Foto oben rechts ist der Säuling zu sehen, ein Gipfel der Ammergauer Alpen, und auf dem letzten hinter der im Vordergrund hochragenden Wettersteinwand die Zugspitze…
… Am Sonntag Nachmittag hatte sich ein häusliches Ungemach ereignet, welches mir arg zu schaffen gemacht hatte: Ein Abflussrohr im Badezimmer war verstopft, und ich hatte mich über eine Stunde lang mit der Saugglocke abgeschunden, bis das Rohr frei war und das Wasser wieder zügig abfloss. Diese anstrengende Aktion hatte mich sehr viel Kraft gekostet, beim stufenreichen Anstieg zur Seilbahn-Talstation hatte ich zwei Tage später in brütender Sommerhitze bereits einen Teil meiner Energien aufgebraucht. So beschloss ich, als ich die schroffe obere Kante unterhalb der Felsen der westlichen Karwendelspitze erreicht hatte, eine ausgedehnte Pause einzulegen, die schier atemberaubende Aussicht auf mich wirken zu lassen, und langsam wieder zurückzuschlendern…
… Nicht nur die Vielzahl der Gipfel und die malerisch einsamen Gebirgstäler erfreuten mich, sondern auch die farbenfroh in unmittelbarer Nähe eines großen Schneefelds in der Karwendelgrube wuchernden Bergblumen – der kleine Frühlingsenzian, Schuastanagerl genannt, Aurikel, Hufeisenklee, Alpen-Kuhschelle, der stängellose Enzian, Vergissmeinnicht usw…
… Zurück im Tal machte ich mich langsam auf den Weg zum Bahnhof. Nach wie vor herrschte drückende Schwüle, und im Westen türmten sich drohende Gewitterwolken auf. Bevor der Zug einfuhr, warf ich einen letzten Blick auf das hochragende Karwendelmassiv. Ich war mit Sicherheit nicht zum letzten Mal dort oben. Und spätestens im Herbst werde ich mich erneut und mit voller Kraft auf den Passamani-Rundweg begeben, einschließlich Besteigung der Nördlichen Linderspitze, die im Süden die Karwendelgrube begrenzt…
… Habt einen schönen Sonntag, ihr Lieben, und kommt gut in die neue Woche!…