… Bärbel hat am Vormittag einen Anruf der für sie zuständigen Sachbearbeiterin im Sozialbürgerhaus erhalten. Die Dame hat sich ungezählte Male bei ihr entschuldigt, und ihr mehrfach versichert, sie habe ihren Fehler gleich am frühen Morgen ausgebügelt und die Überweisungen der ausstehenden Gelder auf die korrekte Kontonummer unverzüglich in die Wege geleitet. Als Grund gab sie an, Bärbels Fallakte mit einer anderen, noch offenen verwechselt zu haben. Spätestens nächste Woche müssten die ausstehenden Beiträge dann auf Bärbels Konto eingegangen sein. Wir beide freuen uns natürlich über die überraschend schnelle gute Wende, halten uns aber mit dem Feiern noch ein Weilchen zurück, bis das Geld wirklich da ist. Beim Sozialamt und dem Jobcenter muss man auf alles gefasst sein…
… Ich wünsche niemandem, jemals in die Lage zu geraten, Leistungen beim Sozialamt bzw. dem Jobcenter beantragen zu müssen. Falls dies dennoch einmal auf euch zukommen sollte, hier ein paar Tipps:…
- Unterlagen, Anträge, Dokumente niemalsnienicht mit der normalen Post schicken! Ausschließlich als Einschreiben mit Rückantwort.
- Unterlagen, Anträge, Dokumente auch nie persönlich am Empfang abgeben, und wenn doch, dann im Beisein eines Zeugen. Und den Erhalt von jemandem am Empfang quittieren lassen.
- Unbedingt mindestens eine Kopie vom gesamten Schriftverkehr anfertigen und an einem sicheren Ort ablegen bzw. abspeichern!
- Bei Anrufen vom Amt immer das Telefon auf laut stellen, damit jeder im Raum mithören und notfalls als Zeuge fungieren kann.
- Auch bei persönlichen Terminen auf eine Begleitperson bestehen. Eigentlich sollte man zu persönlichen Gesprächen im Sozialamt bzw. Jobcenter am besten gleich einen Rechtsbeistand mitnehmen.
- Jedes Schreiben vom Amt genauestens durchlesen. Bei unklaren Formulierungen anfragen, und sich diese in normaler Umgangssprache erklären lassen.
- Im Falle von Problemen die Service-Hotline anrufen und so lange nicht locker lassen, bis man den Namen und die Telefonnummer der zuständigen Teamleitung in Erfahrung gebracht hat.
- Habt keine Scheu davor, bei Schwierigkeiten mit dem bzw. der Sachbearbeiter:In bei der Teamleitung Beschwerde einzulegen.
- Bei massivem Ungemach mit dem Sozialamt bzw. Jobcenter einen Rechtsbeistand hinzu ziehen. Die Kosten einer Erstberatung durch eine/n versierte/n Anwalt/Anwältin, die in der Regel schon viele Unklarheiten ausräumen kann, werden übrigens vom Vater Staat übernommen.
- Ein Ultimatum setzen, bis wann die entstandenen Probleme seitens des Amtes behoben sein müssen – zwei Wochen sind angemessen -, und nach Ablauf unverzüglich und ohne Zaudern eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Das wirkt in der Regel und es ist stets erstaunlich, wie schnell sich danach die Schwierigkeiten in Wohlgefallen auflösen.
Solltet ihr in die Lage geraten, Hilfsleistungen beim Sozialamt bzw. Jobcenter beantragen zu müssen, habt trotz des bürokratischen Aufwands, den abschreckend formulierten Anträgen, der Fülle an Unterlagen, die beizusteuern sind und der schlechten Erfahrungen Anderer keine Scheu davor, dies zu tun. Es steht euch zu, ihr habt ohne jeden Zweifel Anspruch darauf! Laut Statistiken verzichten ca. die Hälfte der hilfsbedürftigen Rentner:Innen, Schwerbehinderten und Niedriglohnarbeiter:Innen aus Scham, Mutlosigkeit und Angst vor den erbarmungslosen Mühlen und Schikanen einer ausgesprochen fehlerhaften Bürokratie auf das Beantragen berechtigter finanzieller und sozialer Unterstützungen. Seid mutig! Traut euch! Und wenn man euch quer kommt, dann stellt euch auf die Hinterbeine und kämpft! Auch lasst euch von Freund:Innen sowie der Familie ja nicht in ein schlechtes Licht rücken, die Wenigsten geraten einzig aus eigenem Verschulden in solch eine Situation. Und es kann heutzutage jede/n treffen…