… Meine Unterkunft ist eigentlich eher als „Hotelchen“ zu bezeichnen, denn alles daran und darin ist winzig – mein Zimmer, die Rezeption, welche wie die winzige Bar und die ebenfalls winzigen zwei Frühstücksräume im Souterrain liegt. Eine ziemlich steile und enge Treppe führt dort hinab, und die Zimmerchen in den verwinkelten Fluren sind allesamt nur über mehrere Stufen erreichbar. Aber dennoch kann ich das „Hotel Ideale“ in der Viale dei Mille 60 in Mailand wärmstens empfehlen, der umsichtigen, sorgfältigen, liebenswürdigen, familiär anmutenden Betreuung wegen…
… Das Frühstücksbufett ließ trotz der Winzigkeit der Räumlichkeiten keine Wünsche offen, von einer großen Auswahl an Eierspeisen über heimische Marmeladen und Honig, Wurst und Käse, Fruchtsäfte, bis hin zu mehreren ganz eindeutig selbstgebackenen Kuchen war zu meinem großen Entzücken – ich bin Frühstücksbufett-Fetischistin! – alles zu finden, um eine solide Grundlage für einen langen Tag zu schaffen…
… Danach machte ich mich wohlgemut auf die Strümpfe, Richtung Stazione Centrale, denn ich musste ja meine MilanoCard abholen. Ich tauchte ein in verwinkelte Straßenzüge voll stattlicher, wunderschöner Bürgerhäuser, denn mein Hotelchen befindet sich am östlichen Rand eines noch sehr ursprünglichen, vom Mode- und Design-Wahn der Innenstadt so gut wie unbeleckten Viertels. Hier, zwischen der Viale dei Mille, der Porta Venezia und dem Corso di Porta Vittoria, sind sie nach wie vor zu finden, die kleinen Lädchen und Handwerksbetriebe, in den Bar-Caffés stehen die hemdsärmligen Handwerker und kleinen Angestellten beim Morgenkaffee an den Tresen, und nicht die geschniegelten, gestriegelten, geleckten Typen, wie sie im Terrain rund um den Duomo zuhauf zu finden sind…
… Voller Entzücken hätte ich am liebsten jedes Haus, jeden malerischen Innenhof fotografiert…
… Nachdem ich mich zum ersten Mal an diesem Tag satt gesehen und müde gewandert hatte – mir steckten immer noch die Anstrengungen des Oktoberfestes ganz ordentlich in den Knochen – enterte ich eine der historischen, sorgfältig renovierten, aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden Straßenbahnen Mailands. An Bord der Linien 1, 5 und 33 kann man für sehr wenig Geld regelrechte Stadtrundfahrten unternehmen. Ratternd, quietschend, bimmelnd und ruckelnd schob sich das Gefährt durch die Gassen Richtung Stazione Centrale…
