… Zugegeben, sehr spät – aber besser spät als nie. 😉 Normalerweise habe ich im Großen und Ganzen einen Text bereits im Kopf, wenn ich eine schreiberische Eingebung habe. Diesmal war da aber lange Zeit nur die Idee, an der Umsetzung hat es sehr gehapert. Zum Glück war ich am Donnerstag aber irgendwie „im Flow“, und dann war der Text plötzlich vor meinem inneren Auge und musste nur mehr abgetippt werden… 😉
… „Petersen, Sie alter Sack! Sie auch hier? Freut mich ehrlich gesagt gar nicht, Sie so nah neben mir zu sehen“ – „Direktor Petersen, wenn ich bitten darf! Und was soll diese unverschämte und beleidigende Ansprache, Galuppke?“ – „Hat grad ganz viel Freude gemacht. Darauf, einmal *alter Sack* zu Ihnen sagen zu können, ohne irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen, habe ich seit meinen Lehrjahren gewartet… Was wollen Sie denn tun? Mich feuern? Dass ich nicht lache! Hahahahahaha! Sie sind genau wie ich bei dem Busunglück nach unserem Betriebsausflug ums Leben gekommen! Sie sind eine Handvoll schlecht gemeißelter Gesichtszüge in einem ollen Holzklotz, genau wie ich, zur Bewegungslosigkeit, absoluten Schwäche und Ohnmacht verdammt, genau wie ich, und kein feiger, falscher, rücksichtsloser, korrupter, allmächtiger, stinkendreicher Firmen-Oberbonze mehr! Hahahahaha! Wie viel von Ihrem gierig, hemmungslos und rücksichtslos immer zu Lasten ihrer Angestellten zusammen gerafften Zaster haben Sie denn über die Regenbogenbrücke mitnehmen können, Petersen? Ganz ehrlich? Hat das letzte Hemd bein Ihnen vielleicht doch Taschen gehabt?“ Die Holzstele knackte leise und Galuppke schien, als hätte Petersen, sein vormaliger und ausgesprochen verhasster Chef, grade vergeblich versucht, mit den Zähnen zu knirschen. „Reissen Sie sich gefälligst zusammen, Mann! Denken Sie daran, dass wir noch verdammt viel Zeit so ganz nah miteinander verbringen müssen.“ – „Ich bin ganz sicher, Petersen, dass Sie darauf genauso wenig Bock haben wie ich.“ Wieder gab die Stele ein kaum hörbares Knarzen von sich. Geraume Weile herrschte Stille in dem dunklen Museumssaal. Dann räusperte sich Galuppke. „Petersen, ich hätte da eine Idee. Aber die funktioniert nur dann, wenn Sie mich ausnahmsweise einmal respektieren, unterstützen und mir helfen.“ Petersen murmelte: „Dann lassen Sie mal hören, Galuppke. Denn ich kann mir auch weitaus Besseres vorstellen, als bis in alle Ewigkeiten ohne Unterlass in Ihre blöde Visage starren zu müssen.“…
… Tags darauf standen der Kurator der Holzkunst-Sammlung, ein angesehener Restaurateur und der Künstler höchstselbigst vor dem akkurat in zwei Hälften zerborstenen Kunstwerk. Der Kurator verflocht bestürzt unter den wütenden Blicken des Bildhauers seine Finger ineinander. „Ich bin völlig außer mir! Wie hat das nur geschehen können! Niemand hat sich über Nacht hier aufgehalten, nur der Wachdienst ist einmal kurz vorbei patrouilliert. Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit waren ideal eingestellt! Es ist, als wäre da ein böser Geist am Werk gewesen!“ Der Restaurateur schob stirnrunzelnd die Unterlippe vor und fuhr mit dem Daumen sachte über die Bruchlinien. „Das ist kein großes Ding, das kann ich mit einem speziellen Leim wieder zusammen fügen. Ein paar Tage Arretieren mit gepolsterten Schraubzwingen, und dann sind Ihre beiden Holzköppe wieder wie neu und auf ewig vereint.“…
