… Bekannte hatten mir so sehr von einer Übernachtung im Berggasthaus Herzogstand nahe des Walchensees vorgeschwärmt, dass ich kurz entschlossen ein kleines Zimmerchen buchte und am Nachmittag des 09. September 2018 mit der Seilbahn nach oben fuhr. Nach einem kurzen Fußmarsch hatte ich mein Domizil erreicht. Ich stärkte mich mit einem deftigen Schweinsbraten und verbrachte dann einen bezaubernden Abend und eine schöne Nacht…
… Im ersten Morgengrauen packte ich die Kamera in den Rucksack und schlich nach draußen. Es duftete herrlich nach Latschenkiefern und taufeuchtem Gras. Am Berghang gegenüber erwachten die Kühe und machten sich mit bimmelnden Glocken ans Frühstück. Und dann schob sich langsam die Sonne durch den Morgendunst…
… 10.09.2018 – Morning Has Broken Like The First Morning…
… Vielen Dank an @puzzle für die stets interessante Blogaktion…
… Nach einem für mich als schwer Gebehinderte doch etwas schweißtreibenden Aufstieg im runden, hölzernen Pavillon sitzend, den unser Märchenkönig Ludwig II. auf dem Gipfel des Herzogstands dereinst hat errichten lassen, schmeckt die Brotzeit bei dem Ausblick auf den Walchensee und die wunderschöne Berglandschaft draußen doppelt so gut…
… Wir hatten allerdings nach einem Weilchen schauen und staunen beschlossen, noch ein wenig höher zum Pavillon Ludwigs II. zu marschieren. Und von dort war die Aussicht dann richtig phänomenal…
… Zwei Seen auf einem Bild – dank Weitwinkelobjektiv – links der Kochel-, rechts der Walchensee mit seiner hinreissend türkisgrünen Färbung, hinter dem Herzogstand befinden sich der Jochberg und die Benediktenwand…
… Weit schweift der Blick hinaus in mein geliebtes Blaues Land. In der Bildmitte breitet sich der Staffelsee aus, halbrechts das Städtchen Murnau, und Mitte rechts kann man den Riegsee erkennen…
… Der Kochelsee. Gut erkennbar ist der Zu- und Abfluss der Loisach. Unten rechts befindet sich der Gebäudekomplex des Walchensee-Kraftwerks. Es wurde unter Leitung von Oskar von Miller erbaut, dem Schöpfer des Deutschen Museums, und im Jahr 1924 in Betrieb genommen…
… Schon um einiges weiter entfernt liegt die Fläche des Starnberger Sees, dahinter verbirgt sich in der typischen Dunstglocke München…
… Das überwältigend schöne Bergpanorama…
… Bei solch einem Anblick hat uns die Brotzeit, die wir natürlich „standesgemäß“ im Pavillon des Märchenkönigs hielten, gleich nochmal so gut gemundet…
… Ohne viel Mühe konnte ich mit dem 18-300mm-Teleobjektiv einige sehr markante Gipfel ausfindig machen…
… Hinter den Tegernseer Bergen lugen das Watzmann-Massiv, das Steinerne Meer und der Hochkönig hervor…
… Im Hintergrund der Großglockner und der Großvenediger…
… Der wuchtige Klotz des Karwendelmassiv mit seinen zahlreichen Gipfeln, der markanteste ist die wie eine Pyramide geformte Schöttelkarspitze…
… Die Stubaier Gletscher an der Grenze zu Italien…
… Die Zugspitze, Deutschlands höchster Gipfel, ragt über die Alpspitze hinweg…
… Der Heimgarten, dem Estergebirge zugehörig. Vom Herzogstand aus führt ein sehr interessanter Wanderweg dort hinüber, großenteils nahe des Grats, oder sogar auf ihm. Die Tour ist nur für Geübte, da teilweise ziemlich ausgesetzt. Im jetzigen Leben muss ich das gewiss sein lassen müssen – aber für’s nächste Leben ist diese Begehung bereits ganz fest vorgemerkt… 😉
… Die Schroffen, Zacken und Grate des Wettersteingebirges…
… Nach ausgiebigem Schwelgen und Genießen all dieser Pracht traten wir gemächlich den Weg zurück zum Berggasthaus an, wo wir uns mit deftigem Leberkäs und einem sehr feinen, hausgemachten Apfelstrudel stärkten…
… Links über dem Berggasthaus ragt der Kegel des Martinskopfs auf, und rechts davon ist der Herzogstand, seit Mittwoch rangiert dieser in der Liste meiner Lieblingsberge ganz weit oben… 😉
… Der Weg zurück zur Seilbahn fiel uns gar nicht leicht. Wir trösteten uns gegenseitig, dass wir mit Sicherheit nicht zum letzten Mal hier heroben gewesen sind…
… Anfang September hatte ich ja zwei schöne Tage nahe des Herzogstands verbracht, eines ca. 1730 Meter hohen Berges nordwestlich des Walchensees, der zum Estergebirge gehört, einer der Lieblingsgipfel König Ludwigs II., mit einer herrlichen Sicht ins Alpenvorland und auf die prachtvolle, imposante Gipfelkette der Nordalpen . Eigentlich hatte ich vorgehabt, dort hoch zu stiefeln, hatte aber dann, da ich allein unterwegs war, das Wetter sich als recht unbeständig erwies, und der Tag schon fortgeschritten war, an einer ziemlich lehmigen, rutschigen und von schroffem Gestein durchsetzten Wegstelle klugerweise beschlossen, die Tour abzubrechen…
… Auf den Herzogstand zu steigen ging mir allerdings nicht mehr aus dem Kopf. Zur Zeit weilt ein sehr lieber Freund in den Bergen bei Leutasch, unweit der Walchensee-Gegend. Er erklärte sich gerne dazu bereit, mit mir auf Wanderschaft zu gehen und zur Seite zu stehen…
… Gestern war es dann so weit. Einen prachtvolleren Tag hätten wir uns für eine Bergtour nicht aussuchen können. Langsam aber stetig ging es bergwärts, über die teilweise für Untrainierte doch etwas kniffligen Stellen über Stock und Stein in den Spitzkehren des an sich recht mäßig nach oben führenden Weges half mir die stützende und kräftige Hand des Freundes. Es dauerte eine geraume Weile – doch dann war der Gipfel des Herzogstands erreicht. Ich glaube, ich habe vor Freude, Stolz und Begeisterung heller gestrahlt als die Herbstsonne…
… Meine Wenigkeit, die Gipfel“stürmerin“ – Bild verwendet mit freundlicher Genehmigung von Yitzhak Rothstein… 😉
… Blick vom Gipfel gen Süden…
… Weitere Aufnahmen des herrlichen Bergpanoramas folgen demnächst. Heute hänge ich ein wenig in den Seilen, denn diese Bergtour hat meine stark reduzierten körperlichen Kräfte natürlich schon sehr beansprucht. Aber das nehme ich nur zu gerne in Kauf, für nichts auf der Welt würde ich den gestrigen Tag missen wollen…
… schlüpfte ich nach einer wundervoll stillen und erholsamen Nacht ungekämmt und ungewaschen in die Klamotten, und schlich mit der Kamera angetan leise nach draußen. Kaum hatte ich einen geeigneten Standplatz etwas oberhalb des Berggasthauses erreicht, ging nahe der Nordflanke des Fahrenbergs die Sonne auf…
… Manch ein Gipfel trug noch seine aus duftigen Nebelschleiern gewobene „Schlafmütze“…
… Langsam hoben sich die Wolkenbänke über den Wasser des Kochelsees…
… Eine munter zwitschernde Schar Fichtenkreuzschnäbel hielt in einem hoch aufragenden Nadelbaum ihre morgendliche Versammlung ab…
… Ein g’standener Almbauer mit silberweiß wallendem Bart lockte seine am Nordhang des Fahrenbergs grasenden Rinder mit einem Eimer Kraftfutter herbei…
… Tief bewegt von der wunderschönen morgendlichen Szenerie kehrte ich ins Haus zurück. Dort hatte man soeben in einem kleinen Nebenraum das herzhafte Frühstücksbufett aufgebaut, und ich griff eifrig zu…
… Der gepackte Rucksack war geschultert, die Rechnung beglichen – aber das Gehen fiel mir so schwer. Ganz, ganz langsam machte ich mich auf den Weg Richtung Seilbahn, alle paar Meter stehen bleibend, schauend, genießend, sämtliche Eindrücke tief in mich aufnehmend. Tief unter mir erstreckte sich die schimmernde Fläche des Walchensees..
… Die hoch aufragenden Berggipfel schälten sich aus den sie träge umspielenden Wolken…
… Ein Habicht zog über mir stille Kreise…
… Dann, am späten Vormittag, als sich wahre Heerscharen von Touristen mir entgegen wälzten, fand ich, dass es nun doch an der Zeit war, mich zurück ins Tal zu begeben. Zumindest für diesmal. Ganz bestimmt jedoch bin ich nicht zum letzten Mal am Herzogstand gewesen. Denn dieser Berg und ich, wir haben noch eine Rechnung offen… 😉
… Ich suchte mir auf halber Wegstrecke zurück zum Berggasthaus einen guten Standplatz und beobachtete gefesselt und hingerissen, die Kamera stets im Anschlag. Das war teilweise schon furios und höchst malerisch, anrührend, andächtig stimmend, was sich da zwischen Himmel, Walchensee und den Berggipfeln und -massiven ringsum abspielte…
… Je näher die Sonne dem steil abfallenden Südhang des Martinskopfes kam, umso mehr hatte es den Anschein, als würde das schöne Wetter, das Licht die Oberhand gewinnen…
… Wie eine gigantische Flutwelle wirkte die zurückgedrängte Schlechtwetterfront…
… Ein letztes Mal grüßte die Sonne hinter den hoch aufragenden Bäumen hervor…
… Ganz langsam, die herrlich klare, sehr kalte und würzige Bergluft tief einatmend, jeden Eindruck in mich aufnehmend, schlenderte ich die letzten Meter zurück zu meinem Nachtquartier. In der Wirtsstube hatten sich inzwischen die anderen Gäste versammelt, ein junges japanisches Pärchen und einige Familien, man aß, war ins Spielen, Plaudern oder Lesen vertieft. Ich genoss einen wohltuend heißen Glühwein, und begab mich dann langsam zu Bett…
… Neulich, es war nach meiner schönen Fahrt mit dem neuen Lieblingsbus von Kochel nach Garmisch, erzählte mir eine FB-Freundin, die mir ans Herz gewachsen ist, dass sie vor einigen Jahren zusammen mit ihrem Freund ein paar Tage im Berggasthaus Herzogstand nahe des gleichnamigen Gipfels verbracht hatte, und wie herrlich und gemütlich es dort gewesen war. Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker wurde die Sehnsucht, wieder einmal eine Weile fernab der Großstadt in den Bergen zu verbringen. Da Übernachtungen im Berggasthaus lediglich mit Vorreservierung möglich sind, setzte ich mich an den Laptop, und sandte nach einigem Guggeln meine Anfrage ab. Einen Tag später kam die Bestätigung, dass man am Freitag, 7. September, ein Zimmer zur Einzelbenutzung für mich bereit halten würde…
… Ausgerechnet für diesen Tag war die Wettervorhersage alles andere als berauschend. Aber ich wollte die Reservierung nicht mehr rückgängig machen. Auch egal, dann nehme ich mir halt ein gutes Buch mit, Hauptsache, ich bin wenigstens für einen Tag und eine Nacht raus aus dem städtischen Trubel, ohne Internet, ohne Fernsehen…
… Von Walchensee aus dauerte die Fahrt mit der Bergbahn lediglich etwa zehn Minuten. Ich war weit und breit der einzige Passagier. Mal hob, mal senkte sich die Bewölkung, es wirkte, als würden himmlische Mächte einen zähen Kampf miteinander ringen…
… Der Weg von der Bergstation der Seilbahn hinüber zum Gasthaus war höchst komfortabel, breit, ganz sanft senkte er sich, stieg dann wieder leicht an. In meinen früheren Bergwanderzeiten hätte ich so etwas verächtlich als „Touristen-Autobahn“ bezeichnet, aber am Freitag war ich höchst dankbar dafür…
Walchensee
Vermutlich eine Enzianart
In den Bergen sind leise Töne angesagt.
… Der bayerische König Maximilian II., Vater des unglückseligen „Märchenkönigs“ Ludwig II., hatte unweit des jetzigen Anwesens an der Flanke des Martinskopfes, dem Nachbargipfel des Herzogstands bereits um 1857 ein Jagdhaus errichten lassen. Acht Jahre später wurde von Ludwig II. ein wenig oberhalb das sogenannte Königshaus erbaut, in dem er sich viele Male aufgehalten hatte. Nach dem immer noch höchst mysteriösen Tod des „Kini“ ging der Bau in den Besitz Bayerns über, und wurde als Gast- und Bettenhaus der Münchner Sektion des Alpenvereins genutzt. Ein Großbrand, ausgelöst durch einen defekten Kamin, vernichtete in der Nacht von 19. auf 20. November 1990 das Anwesen bis auf die Grundmauern. Auf diese errichtete man den Neubau, der Anfang August 1992 eröffnet worden war…
… Oberhalb des Berggasthauses befindet sich der Martinskopf, am rechten Bildrand sieht man den Herzogstand, auf dessen Gipfel nach wie vor ein Pavillon steht, der von König Ludwig II. zum Rasten und Brotzeit machen genutzt worden war…
… Die bronzene Büste Ludwigs II. unweit des Berggasthauses…
… Man begrüßte mich in der sauberen und rustikalen Unterkunft sehr freundlich, und wies mir das winzige Zimmerchen zu, in welchem ich die Nacht verbringen würde. Die Einrichtung bestand aus den beiden Betten, zwei Nachtkästchen, einem Stuhl und einem winzigen Tischchen – aber mehr hatte ich auch gar nicht nötig. Ein kleines Stück weiter den Flur entlang befanden sich die Gemeinschaftswaschräume und Toiletten…
… Ich richtete es mir rasch ein, schnallte die Kameraweste samt Knipse um und stiefelte nach unten. Dank des unbeständigen Wetters war die große Wirtsstube fast leer, und es hatten sich auch nur wenige weitere Gäste zum Übernachten angesagt. Nach dem herzhaften Genuss einer Riesenportion sehr feinen Schweinebratens machte ich mich auf den Weg Richtung Herzogstand. Zunächst lief alles sehr gut, der Weg war immer noch breit und hervorragend ausgebaut. Doch dann, nach etwa einer Viertelstunde, gelangte ich am Joch zwischen Martinskopf und Herzogstand an eine für meine Verhältnisse recht ungute Stelle – feuchter Lehmboden trat zutage, gespickt mit scharfkantigem und recht bröckelig aussehendem Gestein, und keine Latschen weit und breit, an denen ich mich notfalls hätte festhalten können. Da es bereits auf den Abend zuging, und ich mutterseelenallein auf weiter Flur war, beschloss ich, mein Vorhaben abzubrechen…
… Am Joch befand sich eine Bank. Ich ließ mich nieder, um mich ein wenig auszuruhen. Mein Blick fiel auf den gegenüberliegenden Fahrenberg und die kleine Kapelle, die seinen Gipfel krönt, und die allmorgendlich in den Wetterbildern des BR zu sehen ist. Nun gut, dann gehe ich eben dort hoch…
… Zehn Minuten sollte der Weg vom Berggasthaus zur Kapelle dauern. Ich benötigte dreimal so lang, und kam dabei ganz ordentlich ins Schwitzen. Denn Steinstufen und Bodenwellen, rutschig anmutende Stellen und Steilstücke, über die ein Gesunder mit flottem Schritte hinweg marschiert, stellen für mich inzwischen beinahe unüberwindliche Hindernisse dar. Stur wie ich war, wollte ich nicht schon wieder klein beigeben, und mich fleißig der üppig wuchernden Latschen bedienend, an denen ich mich nach oben ziehen konnte, näherte ich mich allmählich dem Kapellchen. Oben angelangt war ich dann allerdings so fix und fertig, dass mir sogar die Lust am Fotografieren abhanden gekommen war – und das geschieht höchst selten!…
… Blick von der Fahrenberg-Kapelle auf den Kochelsee…
… Für den Abstieg wählte ich die Route hinunter zur Bergstation der Seilbahn – auf den ersten Blick sehr leicht, doch teilweise waren die steinernen Stufen recht hoch, und bereiteten mir Mühe. Doch dann hatte ich endlich, endlich wieder den schönen Weg zum Berggasthaus erreicht. Auf einer Bank versuchte ich eine geraume Weile, mich zu erholen, und die von der Anstrengung bebenden Knie zu beruhigen…
… Inzwischen hatte sich die sinkende Sonne den nahen Berggipfeln genähert, am Himmel und rings um mich wechselten immer noch blaues Firmament mit Nebelschwaden und dunklen Wolken, es mutete nun noch intensiver als am Nachmittag wie der Kampf zwischen Licht und Dunkel, Gut und Böse an…
… Eine Weile lang ließen sich die beiden jungen Bergfinken von der komischen Alten mit ihrem ständig klickenden, schwarzen Apparat vor dem Gesicht nicht stören, aber dann wurde ihnen die Knipserei doch zu lästig, und sie schwirrten flink davon… 😉
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