… Am Sonntag Abend sah ich auf arte eine interessante Dokumentation über Straßenmalerei. Dabei wurde auch der Unterschied zwischen Graffiti und Streetart erklärt – ersteres sind die Schrift- und Namenszüge, die sogenannten Tags, die leider häufig eher ungehobelten Schmierereien denn Kunstwerken gleichen, das zweite sind die oftmals richtig schönen Malereien an Fassaden, Brücken, Mauern etc…
… Mein Spaziergang führte mich heute vom Mariahilfplatz in der Au bis zum Kolumbusplatz in Giesing. Und dort entdeckte ich an einigen wuchtigen Pfeilern der Eisenbahnüberführung sehr gut gemachte Straßenkunst…
… Mir geht mittlerweile diese 24/7 Corona-Dauerberieselung, dieses ewige Wiederkäuen und Endlosgesülze in den Öffentlich-Rechtlichen gewaltig auf die Nerven. Meinen Fernsehkonsum habe ich daher ziemlich reduziert – einmal Nachrichten mittags, einmal abends – fertig. arte ist seit einer Weile schon mein Lieblingssender, dort werden interessante und schöne Dokus und gute Filme gezeigt, ohne den ganzen „Corona-Hype“. Und manchmal lerne ich sogar etwas dabei – siehe oben. 😉 …
… habe ich heute bei einem Spaziergang entlang des Münchner Mühlbachs entdeckt. Zuvor hatte ich dem Kiosk am Nockherberg noch einmal einen Besuch abgestattet, denn in der neuesten Mundmasken-Kollektion befand sich ein höchst entzückendes Modell mit Blumenmuster, welches ich unbedingt erstehen wollte. Ein triftiger Grund dafür war auch rasch gefunden, ich kann die beiden Mundmasken jetzt abwechselnd tragen und waschen. Vielleicht lege ich mir noch einen dritten zu, denn eventuell wird sich in der Montags-Kollektion eine mit bayerisch weißblauem Rautenmuster befinden. Mal schauen… 😉
… und die Erinnerung an ein schönes, großes Graffiti im kurzen Tunnel einer Unterführung bei Murnau im Blauen Land, das mir am Sonntag Abend am Ende meiner Nebelwanderung bereits aufgefallen war, lockten mich vor ein paar Tagen mit schier unwiderstehlicher Macht noch einmal Richtung Staffelsee…
… Nachdem ich die Webcam-Bilder der sanft verschneiten Landschaft nahe Murnau betrachtet hatte, gab es für mich kein Halten mehr, ich schnappte mir den Rucksack, packte mich warm ein, und fuhr per Bahn gen Süden…
… Und war, je näher ich dem Ziel kam, so freudig gefesselt vom Anblick der strahlend weiß angezuckerten Berge, dass ich meinem Vorsatz, nicht mehr aus einem fahrenden Zug oder Bus zu fotografieren, ganz schnell untreu wurde…
… Dabei gelang mir auch eine Aufnahme, die ich seit etwa zwei Jahren ungezählte Male vergeblich versucht hatte: Der Blick auf den Staffelsee mit der hoch aufragenden Gebirgskette dahinter – schwierig, weil grade an der Stelle der Zug meistens noch einmal Fahrt aufnimmt, und die Reihe der neben dem Gleis gepflanzten Bäume immer wieder ins Bild huscht. Diesmal hatte ich wohl zufällig genau die einzige größere Lücke erwischt… 😉
… Nach einem kurzen Marsch hatte ich mein Ziel erreicht, die Unterführung der Straße Richtung Seehausen…
… Ich liebe diese Kuh! Sie guckt so selig, vielleicht hat sie ja ein paar besonders gehaltvolle Kräutlein genascht… 😉
… Die Fischer- und Bootshäuser von Seehausen…
… Das Seehauser Fischerstechen. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts anlässlich einer Hochzeit zum ersten Mal aufgeführt, und findet seit 1985 als Auftakt eines großen Seefests am 15. August wieder alljährlich regelmäßig statt…
… Der rote Drache, Zier des Seehauser Dorfwappens. Bereits im frühen Mittelalter war der Heilige St. Michael, dessen Attribut dieses Fabelwesen ist, der Schutzpatron Seehausens, sowie der kleinen Kapelle St. Simpert auf der nahen und größten Staffelsee-Insel Wörth…
… Das schmucke Passagierschiff „Seehausen“, welches während der warmen Jahreszeiten schier unermüdlich seine Runden über den Staffelsee dreht…
… Der silberne Hecht ist nebst dem roten Drachen auch im Seehausener Wappen zu finden, und steht als Symbol für die einstige große Bedeutung des Fischfangs für das hübsche Dorf am Ostufer des Staffelsees…
… Ein Weilchen überlegte ich, ob ich langsam zurück zum Bahnhof schlendern und auf den nächsten Zug gen München warten, oder noch ein wenig weiter wandern sollte. Ich entschloss mich schnell für letzteres – es war so ein feiner, sonniger Spätherbsttag, auch wenn inzwischen in den niederen Lagen die Pracht des ersten Schnees weggeschmolzen war…
… Ein großes, hölzernes Wegkreuz, flankiert von zwei hoch aufragenden Pappeln, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Gemächlich lenkte ich meine Schritte dorthin, aufmerksam beobachtet von einem sehr hübschen, samtpfotigen Rotschopf…
… Nach etwa einer Viertelstunde hatte ich das Wegkreuz erreicht, und wurde mit einem der schönsten Ausblicke auf den Staffelsee, das Seehausener Ried und die Insel Wörth belohnt…
… Lange gab ich mich dem glücklichen Schauen und Staunen hin. „Aber nun gehen wir zurück.“, maulte der Innere Schweinehund. „Du kannst mich mal, jetzt gehen wir noch ein Stückerl weiter!“, antwortete ich energisch und setzte mich wieder in Gang… 😉
… Hogwarts ist überall – auch in einem knapp 35 qm kleinen Studenten-Bungalow…
… Und auch in die Villa Bavaria wäre ich ohne zu zögern sofort eingezogen…
… Es hat ungefähr 45 Jahre gedauert, bis ich mal wieder durch das Olympische Dorf spaziert bin – ich war dort in sehr, sehr jungen Jahren eine Weile lang äußerst erfolglos als Bürokraft beschäftigt. 😉 Dass mein Ausflug interessant sein würde, damit hatte ich im Vorfeld durchaus gerechnet. Dass ich mich an einer solchen künstlerischen Überfülle würde ergötzen können, hat mich dann aber doch ziemlich überrascht. Ich hoffe, ihr hattet an den vielfältigen und bunten Eindrücken auch ein bisschen Freude…
… Was habe ich da während meines gut zweistündigen Spaziergangs durch das Bungalowdorf an Kreativität, Phantasie, Farben, Formen entdecken dürfen! Und mir auch so manche Inspiration einverleibt, denn zum Großprojekt während der kalten Jahreszeiten habe ich mir die künstlerische Verschönerung meiner mittlerweile doch sehr renovierungsbedürftigen Bude auserkoren…
… Ich fürchte, es wird noch ein dritter Teil Graffiti-Paradies folgen. 😉 Das Knipsen hat trotz der bisweilen schwierigen fotografischen Bedingungen – die Gässchen sind recht eng, und trotz Weitwinkel-Objektivs ist es mir nicht immer gelungen, den schönen Malereien gerecht zu werden – ungemein viel Freude gemacht, und dementsprechend viele Bilder habe ich nun auf Lager… 😉
… Münchens befindet sich zweifelsfrei im ehemaligen Olympischen Dorf, und zwar in der Studenten-Bungalow-Siedlung. Die winzigen Reihenhäuschen, jedes hat eine Wohnfläche von grade mal knapp 35 qm samt kleiner aber feiner Dachterrasse, entstanden bereits vor dem Bau des Olympiadorfs, und wurden in den Jahren 2005 bis 2009 großenteils abgerissen, neu errichtet und umfassend modernisiert. Gut 1.000 StudentenInnen leben und lernen nun in dieser originellen Ansiedlung, die dank ihrer malerischen und verspielten Buntheit durchaus das Flair eines mediterranen Dorfes hat. Die BewohnerInnen dürfen auch die Außenwände ihrer Behausungen farblich und künstlerisch nach Gusto gestalten, und so entstand im Laufe der Jahre ein wahres El Dorado der Straßenkunst…
… Ich verbrachte am Samstag einen gar herrlichen Nachmittag damit, durch all die schmalen Gässchen zu schlendern und zu fotografieren. Schon in das allererste Häuschen, dessen ich ansichtig wurde, verliebte ich mich Hals über Kopf, da wäre ich am liebsten auf der Stelle eingezogen…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Galerie-Bild näher anschauen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Meine Stimme der Vernunft warnte mich, als ich mich auf den Weg Richtung Auer Maidult machte: „Da wird heute die Hölle los sein!“ Aber wie das häufig so ist mit der Vernunft, ich schlug den guten Rat natürlich in den Wind. Und ergriff nach nur wenigen Minuten Gerempel, Gedränge und Gestoße in der ersten Budengasse des riesigen „Freiluftkaufhauses“ die Flucht. Ziemlich unentschlossen, was die weitere Gestaltung des Nachmittags anbelangte, ging ich langsam Richtung Bushaltestelle. Und entdeckte auf dem Weg Streetart vom Feinsten an der Mauer eines Münchner Gymnasiums. Ich lächelte erfreut und holte die kleine Digicam aus der Jackentasche, die große Nikon hatte ich zuhause gelassen…
… Manchmal entpuppt es sich durchaus als Glücksfall, wenn man nicht auf die Stimme der Vernunft hört… 😉
… Nur wenige hundert Meter weiter nördlich, dort, wo der Auer Mühlbach unter der Anhöhe des Gasteig verschwindet, wusste ich ein weiteres richtig schönes Stückerl Straßenkunstmalerei, und da ich ohnehin große Lust auf einen guten und ausgedehnten Spaziergang hatte, wandte ich mich dorthin…
… Das alternative Kulturprojekt Bahnwärter Thiel befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Münchner Viehbahnhofs – warum man dieses Konglomerat aus Containern, ausrangierten U-Bahn-Waggons, Wohnwägen und einem der letzten, verbliebenen Backsteingebäude, die lange Zeit für das Schlachthausviertel so charakteristisch waren, ausgerechnet nach Gerhard Hauptmanns Erzählung genannt hat, konnte ich bislang nicht herausfinden. In der bunt zusammengewürfelten und für konservative Augen nicht unbedingt anziehenden „Location“ finden regelmäßig Konzerte, Flohmärkte, Parties und Lesungen statt. Für mich ist Bahnwärter Thiel vor allem wegen der Graffities bemerkenswert, die dort und in der nahen Unterführung der Tumblinger Straße gezeigt und des Öfteren erneuert werden. Die gezeigten Kunstwerke sind teils faszinierend schön, teils auch grotesk, bizarr, gruselig, abstoßend. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, diese pittoreske Ecke Münchens immer wieder mal aufzusuchen, und nach neuen Gemälden Ausschau zu halten…
… Hier eine Auswahl meiner neuesten Eindrücke, entstanden am vergangenen Sonntag:…
… hat man vor nicht allzu langer Zeit an einer hoch aufragenden Wand nahe des Pressehauses in der Münchner Bayerstraße in Form eines hervorragenden Graffiti-Kunstwerks in Erinnerung an den Kunstschreiner und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Georg Elser geschaffen. Er hatte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller ein Bombenattentat gegen die NS-Führungsspitze, allen voran Hitler, Göring und Goebbels durchgeführt, das nur knapp gescheitert war…
… Die Bombe war um exakt 21:20 Uhr explodiert, sie riss von den 120 bis 150 sich noch im Saal befindlichen Zuhörern acht in den Tod, und verletzte dreiundsechzig, sechzehn davon schwer. Der „Föhrer“ hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr im Bürgerbräukeller aufgehalten. Da der geplante Rückflug Hitlers nach Berlin wegen Nebels ausgefallen war, musste er auf einen Sonderzug ausweichen, und hatte eine weitaus kürzere Rede gehalten als ursprünglich geplant. Bereits eine dreiviertel Stunde vor dem Attentat hatte man Georg Elser auf der Flucht in die Schweiz an der Grenze bei Konstanz festgenommen. Aufgrund seiner abgelaufenen Grenzkarte, einer Karte vom Saal des Bürgerbräukellers und Teile des Zünders, die sich in seiner Tasche befanden, wurde er überführt…
… Nach Aufenthalten in mehreren KZs wurde Georg Elser am 9. April 1945 heimlich und ohne Gerichtsurteil mit einem Genickschuss hingerichtet…
… Georg Elser wurde posthum in der Nachkriegszeit das Opfer von Gerüchten – er sei in Wahrheit ein SS-Unteroffizier und Marionette der Nazionalsozialisten gewesen. Lange Zeit sprachen ihm Historiker ab, ein Widerständler gewesen zu sein. Erst Mitte der sechziger Jahre setzte aufgrund der Entdeckung der umfangreichen Verhörprotokolle in Berlin ein Umdenken ein. Die Münchner würdigten den Bürgerbräukeller-Attentäter 2009 mit einem Denkmal und einem kleinen Platz in der Türkenstraße, in der er eine Weile in einem Hinterhofzimmer zur Untermiete gewohnt hatte…
… Ich blieb lange Zeit im Innenhof des Pressehauses – eines bemerkenswerten Jugendstil-Gebäudes – und ließ das Streetart-Werk auf mich wirken. Und dachte darüber nach, wie sich die Geschichte unseres Landes wohl entwickelt hätte, wenn Georg Elsers Anschlag den herbei gesehnten Erfolg gehabt hätte…
… Als Belohnung für von mir sehr ungern durchgeführte Besuche in der Firmenzentrale darf ich im Anschluss an solche Termine immer einen Abstecher zur Unterführung an der Tumblinger Straße machen, meiner Lieblings-„Freiluftgalerie“, dort toben sich seit langem schon wirklich hervorragende Münchner Graffiti-Künstler/innen aus. Viel Neues hat sich in den vergangenen drei Monaten allerdings nicht getan… 😉