… alles, was Menschen essen und trinken, um zu leben…
… Und *schwupp!* – schon ist wieder ein Monatsanfang in die Lande gezogen, und es ist Zeit für Rolands interessante und feine Blog-Challenge!…
… Zur Ernährung an sonnigen Sommertagen (die sich heuer allerdings hier im Süden doch ziemlich rar gemacht haben) gehört unbedingt eine ordentliche Portion feiner Eiscreme. So tingelt der italienischstämmige Eismeister Beppo am Steuer seines pittoresken „Gelato-Schnauferl“ singend und voller Lebensfreude deklamierend durch die schöne Altstadt von Füssen. An Bord hat er etliche Sorten feinster, hausgemachter Eiscreme, die jedes Herz vor Genuss höher schlagen lassen…
… Nach langer Zeit trieb es mich gestern wieder einmal in die Gegend bei Füssen, genauer gesagt nach Hohenschwangau. Die Zugfahrt war ein beschauliches Dahingleiten durch eine bildschöne Winterwunderlandschaft…
… Bayerns „Märchenkönig“ Ludwig II. hatte während seiner Kinder- und Jugendjahre zusammen mit seiner Mutter, Königin Marie, und dem jüngeren Bruder Otto viel Zeit im Schloss Hohenschwangau nahe des idyllischen und romantischen Alpsee verbracht…
… Schon damals hatten ihn die sich auf einer schräg gegenüberliegenden Anhöhe befindenden Ruinen zweier kleiner, mittelalterlicher Burgen fasziniert. An deren Stelle das sehr romantisierende Ideal einer alten Ritterburg zu errichten, war das erste große Bauprojekt, das Ludwig II. nach seiner Regierungsübernahme 1864 in Angriff nahm. Mit der überaus schwierigen Umsetzung – der exzentrische Monarch warf immer wieder die Ausführungen seiner Architekten über den Haufen – wurde 1869 begonnen. Fertig gestellt wurde Schloss Neuschwanstein nie. Seit vielen Jahren schon zieht es unzählige BesucherInnen aus aller Welt an, die hochaufragenden, strahlend weiß verputzten Fassaden und Türme sind weithin zu sehen…
… „Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen, im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen.“ Zitat Ludwig II., König von Bayern, 1845 – 1886…
… Das freundliche Angebot eines der Kutscher, die am Fuße Neuschwansteins auf willige Kundschaft warten, mich für sieben Euro (einfache Fahrt!) die an sich recht kurze Strecke hoch zum Schloss zu fahren, lehnte ich ebenso freundlich ab. Das wäre doch gelacht, wenn ich da nicht auf meinen eigenen zwei Beinen hochkommen würde!…
… Der Weg zog sich, stetig ansteigend. Es gab durchaus einige Momente, in welchen ich mich dafür schalt, auf die entspannte Kutschfahrt verzichtet zu haben. Doch dann war ich am Ziel meiner Wanderung angelangt, zwar etwas ausgelaugt, aber glücklich, und wieder einmal ein kleines bisschen stolz auf mich. Zuallererst genoss ich den herrlichen Ausblick auf die sanft geschwungene Landschaft des Voralpenlandes und des Forggensees zu meinen Füßen…
… Und natürlich auch auf die hoch aufragenden Berge ringsum…
… An sich hatte ich geplant, am Schloss vorbei zur Marienbrücke zu gehen, welche die südöstlich an Neuschwanstein vorbei führende Pollatschlucht überspannt. Allerdings war der Weg dorthin gesperrt, wohl des üppigen Schnees wegen. So bestaunte ich das prachtvolle Bauwerk von der vorgelagerten Aussichtsplattform aus…
… Märchenschloss und Abendsonne…
… Ich hatte mir fest vorgenommen, mir zur Feier des Tages die Kutschfahrt zurück ins Tal zu vergönnen – doch leider hatten die Droschkenfahrer samt ihrer Hafermotoren bereits Feierabend gemacht. So schlenderte ich ganz langsam und vorsichtig – es war sehr kalt und glatt geworden – zurück ins Tal…
… Wo ich noch einen kleinen Abstecher zum Alpsee machte…
… Während ich Richtung Bushaltestelle ging, erhob sich der fast volle Mond sachte hinter den Baumwipfeln an der Flanke des Tegelbergs…
… überragt die schöne Altstadt Füssens. Bereits in der späten Römerzeit hatte es auf dem Schlossberg das Kastell Foetibus gegeben, als Sitz einer Nachschubeinheit der III. Römischen Legion, und auf dem heutigen Stadtgelände hatte man eine Raststation der Via Claudia errichtet…
… Die Augsburger Stadtbischöfe gründeten im 8. Jahrhundert das Kloster St. Mang, und für dessen Bau wurden wohl die Fundamente der Römerzeit verwendet. Ende des 12. Jahrhunderts vermachten die Bischöfe den sogenannten Gaisberg dem Kloster, allerdings mit der Auflage, dort niemals ein weltliches Bauwerk zu errichten oder Grund und Boden an einen weltlichen Herrn zu veräußern…
… Zu Beginn des 14. Jahrhunderts tauschte das Hochstift des Bischofs Friedrich I. den Burgberg samt dem darauf sich befindenden, neuen Pflegschloss wieder zurück, in Folge wurde die Anlage vergrößert, umstrukturiert und ausgebaut, ab Ende des 15. Jahrhunderts glich sie bereits dem Hohen Schloss, wie es sich heute den Besuchern darbietet…
… Ende des 18. Jahrhunderts zweckentfremdete man die Burg als Lazarett für österreichische Soldaten, danach wurde sie von den Franzosen beschlagnahmt. Danach war das stolze Anwesen als Sommersitz des bayerischen Kronprinzen Maximilian – König Maximilian II. – vorgesehen, der sich dann allerdings für Hohenschwangau entschied…
… Heute befindet sich das Füssener Finanzamt in der Burg – kein Witz! – sowie eine Dependance der Bayerischen Staatsgemäldesammlung. Bemerkenswert sind vor allem die dank mehrerer sorgfältiger Renovierungen sehr beeindruckenden und überaus detailliert gestalteten Architekturmalereien…
… Leider, leider konnte ich das Innere des Hohen Schlosses nicht mehr besichtigen – aber das wird mit Sicherheit nachgeholt!…
… Als ich am Sonntagabend wieder zuhause angekommen war, und mir noch eine späte Brotzeit munden ließ, dachte ich voller Bedauern darüber nach, dass ich diesmal wieder nur recht achtlos durch Füssen gefahren war. Und ich beschloss, einen Bummel durch das Städtchen am Lech alsbald nachzuholen…
… Was ich dann kurz entschlossen bereits am Montag tat. Normalerweise bin ich aufgrund der starken Erschöpfung, die mit der Myopathie einher geht, nach einer Reise so k.o., dass ich den Tag im Bett verbringen muss, diesmal aber ging es mir so gut, dass ich nach einem gehaltvollen vormittäglichen Frühstück erneut Richtung Hauptbahnhof pilgerte – und großes Glück hatte, denn nur knapp zehn Minuten später fuhr tatsächlich ein Regionalexpress nach Füssen…
… Das Wetter war zwar nicht ganz so prachtvoll wie am Sonntag, bescherte mir aber dennoch viele schöne Ausblicke auf das Voralpenland und die südwärts davon aufragenden Berge…
… Am Füssener Bahnhof angekommen, ließ ich mich diesmal von keinem leuchtendroten Regionalbus ablenken, sondern spazierte schnurstracks Richtung Innenstadt. Am Prinzregentenplatz, dessen zentraler Mittelpunkt eine Bronzestatue des Bayerischen Prinzregenten Luitpold bildet, der im schon gesetzten Alter von Fünfundsechzig nach dem mysteriösen Tod des sogenannten Märchenkönigs Ludwig II. in Vertretung für dessen geisteskranken jüngeren Bruder Otto die Regierung des Freistaates übernommen hatte, nahm meine Tour ihren Anfang…
… Mir gefiel sehr, was ich zu sehen bekam – viele stattliche und schöne Bürgerhäuser, teilweise bereits im Mittelalter erbaut, das große Benediktinerkloster St. Mang, eine Stadtapotheke, die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet worden ist – ein wahres Schmuckkästchen – und jede Menge herrlicher Zunftschilder, Türen, Portale, Lüftl-Malereien…
… Ihr wisst ja, ein Klick auf’s Bild macht dieses groß… 😉
… Nach etwa zweistündiger, sehr beschaulicher Fahrt – manchmal entstand der Eindruck, man könne durchaus neben dem Zug spazieren und Blumen pflücken – war Füssen erreicht. Eigentlich war ich schon dabei, mich der Stadtmitte zuzuwenden, doch dann sah ich auf dem Vorplatz einen großen roten Nahverkehrsbus stehen – der würde laut Leuchtschrift auf der Stirnseite nach Garmisch fahren. Eigentlich könnte ich da ja mal nachfragen, welche Buslinie zur Wieskirche fährt, jene weltberühmte bayerische Barockkirche im Alpenvorland…
… So marschierte ich hin und sprach mit dem Fahrer, einem sehr freundlichen und zuvorkommenden Griechen, und der gab mir die Auskunft, dass die Wies auf seinem Weg liegen würde. Ach, was soll’s, dachte ich mir, Füssen läuft mir nicht weg, das kann ich mir ein andermal auch anschauen, und stieg ein…
… Der Bus der Linie 9606 gondelte an den beiden Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein vorbei, kurvte gemächlich durch manchmal sehr kleine, und gelegentlich etwas größere Ortschaften, und setzte mich nach etwa einer dreiviertel Stunde am Parkplatz nahe dem stattlichen, hoch aufragenden Gotteshaus ab. Direkt vor meiner Nase befand sich der Fahrplanaushang, und blitzschnell erkannte ich, dass dieser Bus an diesem Sonntag die letzte Möglichkeit für mich sein würde, von hier auch wieder wegzukommen – Abfahrt Richtung Garmisch in zwei Minuten – es ist halt noch Vorsaison, und da werden nahverkehrstechnisch am Sonntag auf dem Land um fünf Uhr nachmittags die Gehsteige hochgeklappt. So schnell ich konnte, enterte ich erneut die Linie 9606, ich nahm mir nicht einmal die Zeit, ein Foto von der Wieskirche zu machen. – Nun gut, dann fahr ich halt mit nach Garmisch, das letzte Mal, dass ich dort gewesen bin, liegt schon so lange zurück, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann…
… Weiter ging die Reise, hügelauf, hügelab, kreuz und quer durch das sanft geschwungene Voralpenland. Wir passierten Ortschaften wie Steingaden, Bad Kohlgrub, Saulgrub, Oberau, Unterammergau, Oberammergau, Ettal, Farchant, in den meisten drehten wir eine Runde, um mehrere Haltestellen abzuklappern. Ich hatte meine helle Freude dabei, und durfte sehr viel Interessantes und auch Schönes entdecken, so manches habe ich mir in der Denkbirne abgespeichert, um mir das irgendwann einmal genauer anzusehen…
… Gegen halb sieben Uhr abends ragte die kühne und steile Silhouette der Zugspitze vor mir auf, Deutschlands höchster Berg (bzw. Gipfel, denn die Hälfte des Berges liegt bekanntermaßen in Österreich 😉 ), es gelang mir, ein Bild davon zu machen, obwohl der Sonnenuntergang schon eine Weile vorbei war, und grad im sich bewegenden Bus die Lichtbedingungen alles andere als optimal. Im Garmisch-Partenkirchener Bahnhof hatte ich, während ich ein halbes Stünderl auf den Zug Richtung München wartete, die Wahl, mir für mein knapp bemessenes Reisebudget eine Brotzeit zu kaufen oder ein Buch – ich entschied mich für letzteres, und erstand „Winterkartoffelknödel“, der erste Band der Niederbayern-Krimiserie von Rita Falk, und hatte viel Freude und Kurzweil beim Schmökern…
… Müde aber glücklich kehrte ich nach insgesamt gut sechs Stunden Reise mit Bahn und Bus in meine kleine, warme Bude zurück. Und nahm mir fest vor, so bald als möglich wieder Zug-Roulette zu spielen… 😉
… Wenn man aufgrund einer ernsthaften, sehr seltenen und immer noch rätselhaften Erkrankung einen nicht unerheblichen Teil seiner ursprünglichen Beweglichkeit einbüsst, und als körperlich Schwerbehinderte eingestuft wird, gibt es zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Entweder man hadert mit dem Schicksal, fühlt sich von diesem höchst ungerecht behandelt, kapselt sich ab, wird verbittert und depressiv, oder aber man setzt sich mit diesem Ungemach auseinander, akzeptiert es, versucht, das Beste daraus zu machen, und die Situation mit Humor zu nehmen. Dafür habe ich mich entschlossen, und das behagt mir, denn ich darf aufgrund dessen immer wieder die Feststellung machen, dass das Leben auch einer Behinderten noch viel Freude bereiten kann…
… Ein Schwerbehindertenausweis hat nicht nur den Vorteil, dass es Preisermäßigungen bei vielen kulturellen Einrichtungen etc. gibt, sondern auch, dass man mittels eines sogenannten Beiblatts, das pro Jahr achtzig Euro kostet, so gut wie kostenfrei sämtliche öffentliche Verkehrsmittel und Nahverkehrszüge der Bahn, des Meridian und des ALEX nutzen darf. So beschloss ich, mir einen seit vielen, vielen Jahren schon gehegten Wunschtraum zu erfüllen, und kreierte kurzerhand ein neues Hobby: das Zug-Roulette = zum Hauptbahnhof pilgern und in den erstbesten Zug einsteigen, der abfährt…
… Gestern war die Premiere meiner neuen Leidenschaft, als ich kurz vor zwei Uhr nachmittags an diesem wundervollen Vorfrühlings-Sonntag am Bahnhof eintraf, hatte ich grade noch Zeit, vor der Abfahrt in zwei Minuten im Zug meiner Wahl einen Waggon zu entern und mir ein gemütliches Plätzchen zu suchen. Die Reise ging nach: Füssen, ein kleines Städtchen am Lech, südwestlich von München, und vor allem für seine Nähe zu den beiden weltberühmten Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau berühmt…
… Noch präsentierte sich das Alpenvorland recht winterlich. Die Bahn passierte die Erzabtei St. Ottilien, einen meiner Lieblings-Kraftorte, obwohl ich nicht christlich bin, ein schönes kleines Barockkircherl nahe Kaufering, und wandte sich dann allmählich gen Süden. Nach Kaufbeuren hatte sich die etwas diesige Luft geklärt, und die Bergkette der Nordalpen präsentierte sich in voller Pracht und Herrlichkeit…
… Füssen war mir vor eineinhalb Jahren schon bei einem herbstlichen Ausflug an den Alpsee sehr angenehm aufgefallen, und ich hatte bereits damals beschlossen, diesem Ort mehr Aufmerksamkeit zu widmen, und nicht noch einmal einfach nur hindurch zu fahren. Aber – erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Und davon erzähle ich morgen… 😉
… Am Alpsee. Bei Hohenschwangau. Eines der weltberühmten Schlösser des „Märchenkönigs“ Ludwig II. steht dort – Neuschwanstein, sowie Hohenschwangau, in dem vor allem seine Mutter, Königin Marie, sehr viel Zeit verbrachte…
… Mir stand allerdings nicht der Sinn danach, mich in die Heerscharen hauptsächlich asiatischer Schlossbesucher/innen einzureihen, ich strebte dem Rundweg um den Alpsee zu. Nach wenigen Metern schon, nach der Hütte des Bootsverleihs, blieben die plappernden, zwitschernden, trippelnden, selfie-süchtigen Menschen aus Fernost zurück. Stille umfing mich, und der würzige, klare, reine Duft des Herbstwaldes…
… Ein junger Amerikaner hat vor kurzem auf tragische Weise seine innig geliebte Freundin verloren, und ihr im lichten Uferwald eine Art Schrein errichtet…
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