… mittlerweile nichts mehr abgewinnen kann…
… Zu Anfang war ich von FFF angetan. Vor allem die Gründerin dieser globalen Bewegung, Greta Thunberg, hat mir imponiert. Und ich fand die Aktionen der jungen Menschen, die so oft jeden Freitag statt dem Schulunterricht beizuwohnen, in großer Anzahl auf die Straßen gingen, um für den Klimawandel und einer Änderung der klimapolitischen Gesetzgebungen zu demonstrieren, gut und richtig…
… Doch dann kam das Frühjahr 2021. Und meine Sympathien für Fridays For Future schwanden in den folgenden Monaten dahin wie Butter in der Sonne. Ungezählte junge Leute krakeelten in sämtlichen Medien überlaut, man würde ihnen durch die Corona-Maßnahmen die Jugend und das Leben stehlen – in meinen Augen einer Verhöhnung all jener Teenager und Twens, die unter Kriegen, Mord, Hunger, Gewalt, Repressalien und Elend leiden müssen. – Jedes Wochenende versammelte man sich zu Tausenden rund ums Univiertel, und feierte völlig rücksichtslos und ungehemmt. Man beleidigte und bepöbelte die Polizist:Innen, welche versuchten, zu beruhigen und zu deeskalieren, griff sie teilweise sogar tätlich an. Der Lärm war in den Nächten von Freitag bis Sonntag bis in die frühen Morgenstunden unerträglich. Nach jedem Wochenende waren die Straßen im Univiertel zum großen Entsetzen aller Anwohner:Innen mit Müll förmlich übersät, an manchen Stellen knöcheltief, in vielen Hauseingängen hatte das Partyvolk seine Notdurft verrichtet. Und das spielte sich nicht nur hier in München ab, sondern in vielen Großstädten Deutschlands. – Ich wartete auf Reaktionen der Sprecher:Innen von FFF, auf mahnende Worte, doch auf den Umweltschutz zu achten, Rücksicht auf die Mitmenschen zu nehmen und sich an die geltenden Gesetze und Maßnahmen zu halten – aber da war weit und breit nichts zu vernehmen!…
… Laut etlicher ernst zu nehmender Studien verbringt ein Großteil der jungen Menschen ca. zehn Stunden am Tag im Internet mit Chatten, Spielen, Posten, Posieren als Influencer:In und natürlich dem Produzieren ungezählter Selfies. Das verbraucht Tag für Tag eine gigantische und häufig auch die Umwelt sehr belastende Menge an Energien! – Ich warte auf Reaktionen der Sprecher:Innen von FFF, auf mahnende Worte an die Altersgenoss:Innen, den Gebrauch elektronischer Geräte aus Rücksicht auf den Umweltschutz einzuschränken, ein Handy bzw. einen PC/Laptop etliche Jahre lang zu nutzen und nicht stets nach den neuesten Modellen gieren – aber dazu habe ich bislang weit und breit nichts vernommen!…
… Ebenfalls seriöse Studien zeigen auf, dass nach einer Flaute im Jahr 2019 die Anzahl der Klientel von Billig-Klamotten-Shops wie Primark, Bonprix, Shein und Zalando erneut sprunghaft angestiegen ist. Mehr als drei Viertel der Kundschaft sind Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren. Es ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass diese Konzerne ihre Produkte in Dritte-Welt-Ländern unter großenteils sehr menschenunwürdigen Bedingungen und dem Gebrauch umweltschädlicher Chemikalien anfertigen lassen. Geht Vielen der Youngsters ganz offensichtlich ziemlich gepflegt am A*** vorbei. – Auch da warte ich seit langem schon auf Reaktionen der Sprecher:Innen von FFF, auf mahnende Worte, auf den Rat, doch besser die Fummel im Kleiderschrank länger zu tragen, auf gute Qualität, humane Arbeitsbedingungen und umweltschonende Herstellung zu achten, nicht alle Daumenlang zweifelhafte 3-Euro-T-Shirts und 26-Euro-Jeans der oben genannten Marken zu erstehen, und kaum genutzte Textilien haufenweise in den Müll zu werfen – aber dazu habe ich bislang weit und breit nichts vernommen!…
… Ich kann mich leider des Eindrucks nicht erwehren, dass die einstmals so bewundernswerte Initiative Fridays For Future teilweise inzwischen zum trotzigen Aufbegehren gegen Politiker:Innen und den älteren Generationen abgeflacht ist, und man noch dazu völlig die Augen vor den Umweltsünden der eigenen Altersklasse verschließt. Man weist fortgesetzt und laut sehr gerne auf die Balken in den Augen der Anderen hin – und übersieht dabei allem Anschein nach geflissentlich die auch nicht gerade klein geratenen Balken in den eigenen Augen…
… Was mir dann bezüglich Fridays For Future endgültig das Kraut ausgeschüttet hat, wie wir hier in Bayern zu sagen pflegen, war neulich die Meldung, dass man den geplanten Auftritt der preisgekrönten und viel beachteten Künstlerin Ronja Maltzahn bei der FFF-Demo in Hannover abgesagt hatte. Nicht weil sie sich ungebührlich verhalten hätte, oder sich wie eine „Umweltsau“ benehmen würde – nein, weil sie als weiße Person Dreadlocks trägt. Die Absage lautete in etwa so: Wenn sich Frau Maltzahn bis Freitag, 25.03.22 die Haare schneiden lassen würde, dann wäre sie auf der Kundgebung willkommen, ansonsten müsse man auf ihren Auftritt verzichten. Denn als Weiße Dreadlocks zu tragen sei eine unbotmäßige kulturelle Aneignung. Das ist dermaßen dumm, dass es regelrecht weh tut. Und nicht nur das, eine solche Forderung ist ein Eingriff in die Privatsphäre und persönlichen Rechte eines Mitmenschen, und dazu noch brandgefährlich, weil atemberaubend nahe an so manchen Absonderungen politisch rechter Gruppierungen. – Prüft man jetzt bei FFF in Zukunft vor jeder Demo die Frisuren der Teilnehmer:Innen, ob sie auch „politisch korrekt“ sind? Wenn man den Gedanken der unbotmäßigen kulturellen Aneignung weiterspinnt, dann müsste man jedem jungen Mann, der einen Dutt trägt, die Teilnahme an FFF-Kundgebungen und -Demos untersagen. Denn diese Frisur stammt aus der japanischen Kultur und ist die Haartracht der Sumo-Ringer. Auch dürfte niemand mehr mit Irokesen-Schnitt mitmarschieren. Oder mit polynesischen Tätowierungen. Es dürfte kein Jazz mehr gespielt werden, kein Blues, kein Rock, keine Chansons – denn das wären ja alles „kulturelle Aneignungen“, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und kleiden dürfte man sich nur mehr ausschließlich mit Klamotten, die keinerlei Einflüsse anderer Kulturen aufweisen. So was hatten wir hier in Deutschland zwischen 1933 und 1945 schon mal – aber die Damen und Herren von FFF waren vielleicht beim Kreide holen oder Austreten, oder haben ein Schläfchen gemacht, als diese so grausige und leidvolle Episode in unserer Geschichte im Schulunterricht besprochen worden ist. – Und wo wären wir denn, wenn es strikt untersagt wäre, andere kulturelle Eigenheiten, Erkenntnisse, Traditionen, modische Tendenzen zu übernehmen? Noch immer in der Steinzeit, denke ich mal…
… So löblich die Ziele von Fridays For Future anfangs gewesen sein mögen, und für Viele bestimmt auch noch sind – für mich hat diese Bewegung leider nun endgültig jegliche Ernsthaftigkeit verloren…