… Nachdem es gestern Nachmittag wieder einmal in Schweinfurt Zugausfälle gegeben hat – und dies ganz ohne Streik! – befürchteten meine Freundin G. und ich, dass ihr Besuch bei mir erneut ins Wasser fallen würde, wie zuvor bereits einige Male geschehen. Doch dann ging wider Erwarten die Reise recht zügig vonstatten, am späten Abend ist sie zwar müde aber wohlbehalten bei mir eingetroffen…
… Wir saßen bis spät in die Nacht einen schönen Wein schlürfend und miteinander plaudernd zusammen – und das hat so richtig wohl getan. So einen guten Austausch mit einem anderen Menschen habe ich in den letzten Monaten gar sehr vermisst. Nun ist G. in der Augenklinik, dort hat sie einen Termin bei einem hoch gelobten Professor. Meine Freundin leidet an einer höchst seltenen Erkrankung der Augenmuskeln und -nerven, und diese medizinische Koryphäe hat bei ihrem letzten Besuch erwähnt, dass er ihr Leiden mittels einer Operation zwar nicht heilen, aber doch erheblich lindern könnte. Heute findet die zweite Voruntersuchung statt, und meine Daumen sind ganz fest gedrückt…
… Nach einer langen, unzeitgemäß warmen und regenreichen Phase war Mitte der Woche der Winter zurück gekehrt, mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und einem zunächst hauchzarten Anflug von frischem, trockenem Schnee…
… Ich traf mich mit einem guten Freund aus dem hohen Nordosten am Walchensee, wir wollten dort ein wenig auf der lang gezogenen Halbinsel Zwergern wandern. Da wir uns eine geraume Weile nicht mehr gesehen hatten, gab es natürlich sehr viel zu erzählen und zu diskutieren, so spazierten wir dahin, genossen die klare Winterluft und die Fotomotive, die sich uns ab und an darboten, und achteten weder auf die Zeit noch auf die zurückgelegte Entfernung. Wir waren schon fast wieder in Sichtweite des großen Campingplatzes, in dessen Nähe W. seinen Wagen geparkt hatte, als mir die Kraft ausging. Mühsam schleppte ich mich nun voran. „Na, sieh an, da bist‘ jetzt doch no ned so fit wie gedacht.“, ging mir durch den Kopf. Mir war, als hätten wir allerhöchstens fünf Kilometer zurückgelegt. Das Erstaunen war ziemlich groß, als unsere Schrittezähler anzeigten, dass wir ca. siebeneinhalb Kilometer weit gewandert waren. „Doch, verdammt noch mal, ich BIN wieder fit! Haha!“, trompetete ich begeistert. „Da haben wir uns jetzt aber eine deftige Brotzeit mehr als verdient.“, meinte der W., und so fuhren wir nach Mittenwald, um uns in einer alteingesessenen Wirtschaft zünftig zu stärken…
… Ein stattlicher Bauernhof auf der Halbinsel Zwergern…
… Auf einer Koppel ließen sich dick befellte Hochlandrinder das kräftigende Heu schmecken…
… Und zwei farbenprächtig schillernde, stolze Gockel wachten über eine eifrig scharrende und pickende Hühnerschar…
… Die zarten Strukturen des hauchfeinen, frisch gefallenen Schnees. Man konnte noch deutlich die kristalline Sternform der einzelnen Flocken erkennen…
… Das kleine Barockkircherl St. Margareth thront nahe der Spitze der Halbinsel und ist eines der Wahrzeichen des Walchensees und seiner Umgebung. Es wurde bereits Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet, und gegen Ende des 17. Jahrhunderts umgebaut. 1807 ersteigerten die drei Bauern der Halbinsel Zwergern das Kircherl, 1902 verkauften die Nachkommen es an den Freistaat Bayern zurück. Ob heutzutage noch Gottesdienste dort stattfinden, konnte ich leider nicht herausfinden…
… Bereits vor Wochen hatte der Tourismusverband Mittenwald im „Gesichtsbuch“ vollmundig die Werbetrommeln für den Almabtrieb am 18. September gerührt. Auf den Fotos waren augenscheinlich glückliche Kühe geschmückt mit riesigen, wunderschönen Fuikln (spezielle Kopfzier, die aus einem Fichtenschößling, bunten, zu Rosetten geformten „Gschabertbandln“ – langen Hobelspänen – Spiegeln und Heiligenbildern besteht) zu sehen. Ach, dachte ich in meiner heiligen Einfalt, das wird bestimmt wieder ein genauso feines, farbenprächtiges und lebensvolles Spektakel wie vor vier Jahren…
… So machte ich mich in aller Frühe auf den wegen der immer noch gesperrten Unglücksstelle auf der Bahnstrecke nahe Farchant bei Garmisch etwas umständlichen Weg per Bahn und Bus gen Mittenwald. Nach einer Weile Warten und angenehmem Plaudern mit einem lieben Spezl aus dem hohen Norden, der zur Zeit wieder einmal in den Bergen weilt, war das Läuten großer Kuhglocken zu vernehmen. Ich zückte voll freudiger Erwartung die Kamera. Und wurde bitterlich enttäuscht…
… Drei kleinere Herden völlig schmuckloser Rindviecher wurden von einer Schar unwirsch dreinblickender Männer und Kinder im Eiltempo durch das Mittenwalder Ortszentrum getrieben. Binnen fünf Minuten war die „Veranstaltung“ vorbei. Ich stand da wie vom Donner gerührt. Natürlich ist mir als Kind der Berge klar, dass nach einem Unglück während des Almsommers die Kühe für den Abstieg ins Tal und den sogenannten Viehscheid nicht „aufgekranzt“ (geschmückt) werden. Aber das dürfte den Leuten vom Tourismusverband doch eigentlich schon vorher bekannt gewesen sein. Und dann wäre es den Besucher:innen gegenüber, die wie meine Wenigkeit von weit her kamen, um sich den Almabtrieb anzusehen, doch eigentlich nur fair gewesen, darauf hinzuweisen. Zudem weiß ich, dass es rund um Mittenwald viel mehr als nur zwei oder drei Bauern gibt, die ihr Vieh den Sommer über auf die Almen treiben. Vor vier Jahren hatte sich der Zug der geschmückten Rinder fast eine Stunde lang durch Mittenwald bewegt!
… Ich war ordentlich stinksauer, das dürft ihr mir glauben! Die gute Gesellschaft meines Spezls, ein feines Stück Torte und ein heisser Kaffee renkten meine Laune dann zwar wieder großenteils ein, aber ein fades Gschmäckle blieb dennoch zurück. – Es ist auch gut möglich, dass dieser überaus hastige, schmucklose und fast schon unfreundliche Almabtrieb eine Protestaktion der Bauern rund um Mittenwald war. Denn vor der Kirche hatte sich ein großer Info-Stand befunden, über dem ein ausladendes Transparent im fast schon winterlichen Wind hin und her zappelte: „Wir wollen wolfsfreie Almen!“ Denn die Damen und Herren der vierpfötigen Sippschaft Isegrimm treiben seit etlichen Jahren schon einiges Unwesen im Werdenfelser Land…
… Natürlich ist auch die Foto-Ausbeute von heute sehr dürftig. Hier könnt ihr euch, wenn ihr wollt, gerne anschauen, wie schön so ein Almabtrieb normalerweise ist!…
… Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche! Bleibt bzw. werdet gesund, und habt es fein. Lasst euch nicht allzu sehr ärgern und verunsichern. Alles wird gut! Und wenn nicht – wir sind allesamt stark und tapfer genug, Vieles zu ertragen…
… Nachdem meine Freundin G. neulich noch eine Nacht mehr im Krankenhaus verbringen musste – angeblich wegen einer Blasenentzündung, obwohl sie keinerlei Beschwerden verspürt hatte -, hatte Professor Sch. vom Friedrich-Baur-Institut am Donnerstag dann endlich ein Einsehen, und ließ sie gehen. Allerdings nicht, ohne sie noch ein paar Stünderln im Zimmer auf ihre Entlassungspapiere warten zu lassen…
… Kaum war sie bei mir eingetrudelt, machten wir uns auf den Weg Richtung Ammersee. Es herrschte bestes Ausflugswetter – strahlend blauer Himmel, viel Sonne, und malerisch gebauschte, weiße Quellwolken, die träge über das Firmament zogen. Der erste Weg in Herrsching führte uns zum romantischen Kurparkschlösserl inmitten eines großzügig angelegten Parks in Seenähe, das 1888 der Kunstmaler Ludwig Scheuermann als Sommersitz im Stile italienischer Villen hatte erbauen lassen. Schon bald erfreute sich der Künstler im damals grade mal 304 Einwohner:Innen zählenden Ort großer Beliebtheit. Scheuermann sorgte mit seiner bunten Schar an Freund:Innen und Bekannten für eine rege Blüte von Kunst und Kultur in Herrsching. Kurz nachdem er 1911 verstorben war, erlosch auch das glanzvolle Leben im Schlösserl, der Sohn hatte sich seiner Leidenschaft fürs Fliegen verschrieben und hatte mit den schönen Künsten nur wenig am Hut…
… Einige Jahre später erstand die Gemeinde Herrsching das Anwesen samt Park. 2013 wurde es sorgfältig und umfangreich renoviert. Man kann die Räumlichkeiten anmieten und für Festivitäten, Konzerte und Kunstausstellungen nutzen. Vom gepflegten Kurpark aus kann man gar herrlich das Treiben auf und den Sonnenuntergang am See beobachten…
… Nicht weit vom Kurparkschlösserl entfernt hat man zwei Sagengestalten – dem Waller Silurus Bartl und der Bierjungfer Ambrosia – ein schönes Denkmal gesetzt. Hier ist die traurig-romantische Gschicht zum Nachlesen zu finden…
… unternehme ich immer wieder gerne, wenn ich lieben Besuch habe. So auch neulich am Donnerstag, als mein langjähriger Spezl Wolfgang aus Greifswald auf dem Rückweg von seinem Bergurlaub in den hohen Norden bei mir längsseits kam. Natürlich kenne ich die Stadt, in der ich mittlerweile immerhin schon fünfunddreißig Jahre lebe, recht gut – und doch entdecke ich bei den Führungen durch München, die ich ausgesprochen gerne mache, nach wie vor kleine, interessante und schöne Details…
… Das riesige neugotische Gebirge des Neuen Rathauses am Marienplatz entzückt mich stets aufs Neue durch den herrlichen Reichtum an kleinen und großen Gestalten, die sich an den Fassaden tummeln…
… Dieser Blick vom Rathausturm auf die „Intersuff“ (Oktoberfest) ist mir der liebste – aus schön großer Distanz…
… Die Mariensäule von oben…
… Unermüdlich drehen sich im Glockenspiel tanzend die Schäffler – bis man sie wieder in natura bewundern kann, dauert es noch fast sieben Jahre…
… Am Max-Zwo-Denkmal – Maximilian II. war bayerischer König von 1848 bis 1864, ein großer Geizkragen vor dem Herrn – und Vater des weltweit berühmten „Märchenkönigs“ Ludwig II. …
… Mensch und Löwe in philosophisches Sinnieren vertieft… 😉
… Das Maximilaneum, von 1857 bis 1874 dank des Einflusses von Gottfried Semper im Stile der Renaissance erbaut, beherbergt bis zum heutigen Tage die Studienstiftung für herausragend begabte StudentenInnen Bayerns. Bis 1918 befand sich neben einer historischen Galerie auch die Königliche Pagenschule in den Räumen des auf dem östlichen Isarhochufer thronenden Bauwerks. Seit 1949 ist das Maximilaneum Sitz des Bayerischen Landtags, dort wartet man laut Ludwig Thomas Satire „Ein Münchner im Himmel“ – bis zum heutigen Tage vergeblich auf die göttlichen Eingebungen (was unschwer zu erkennen ist 😉 )…
… Unweit des Bayerischen Landtags passierten wir eine hoch aufragende Statue König Ludwigs II. Die Skulptur zeigt den „Kini“ grüblerisch, in sich versunken, und mit einer bestürzend melancholischen Ausstrahlung…
… Der golden strahlende Friedensengel – eigentlich ein Abbild der Siegesgöttin Nike -, ungefähr 300 Meter nördlich des Maximilianeums gelegen…
… Am Bayerischen Nationalmuseum – zwei junge und sehr behende Jongleure nutzten die roten Ampelphasen an der nahen Kreuzung, um ihre Künste zu präsentieren, und anschließend mit einem Hut bei den wartenden AutofahrernInnen sammeln zu gehen…
… „I hab‘ sooo an Kohldampf! Wann san jetzt endlich meine zwanzg Weißwürscht und die fünf Riesenbrezn fertig, die i vor mindestens oana Stund‘ b’stellt hab?“… 😉
… „Warum i so grantig dreinschau? Ja, speib‘ du amoi den ganzn Summa lang vierazwanzg Stund‘ am Tag ununtabrochn Wasser!“… 😉
… Das Foto unten hat allerdings nichts mit All Hallows Eve zu tun, ursprünglich ein keltisches Fest, an dem der Toten und des Totengottes Samhain gedacht worden ist. Ich habe es vor gut zwanzig Jahren während eines Bummels durch Manhattan aufgenommen, genauer gesagt durch TriBeCa – Triangle below Canal Street – dem damals angesagtesten Viertel New Yorks. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Freunde und ich – wir hatten uns kurz nach Heilig Drei König im Big Apple getroffen – vom Battery Sea Park an der Spitze Manhattans zu Fuß bis Central Park West, bis zur Grenze zu Harlem, hochspaziert sind, das ist schon eine beachtliche Strecke. Damals bin ich noch sehr fit und mobil gewesen…
Die mit Kostümen ausstaffierten Skelette befanden am Eingang einer Spelunke namens Jekyll and Hyde, zu welcher der Eintritt unter Einundzwanzig verboten war. Natürlich zwickte uns die Neugierde, und wir wollten dem Etablissement einen Besuch abstatten, es öffnete allerdings erst am späten Abend, und da waren wir von unserer Tour dann so ermattet, dass wir in unseren Hotelzimmern nach einem üppigen Dinner lieber alle Viere von uns streckten als noch einmal außer Haus zu gehen… 😉
… ihre Vorliebe für spontane Entscheidungen teilen, dann kommt mit Sicherheit etwas richtig Gutes dabei heraus…
… Nachdem eine liebe Bloggerfreundin und ich an einer recht kurzweilige Führung durch den Königsbau der Residenz teilgenommen hatten, stand uns der Sinn danach, den wundervollen Oktobersamstag noch für weitere schöne Unternehmungen zu nutzen. Wir schwankten eine Weile zwischen einer Tour durch den Hofgarten und den Englischen Garten, und einer Fahrt mit dem Doppeldeckerbus durch München. Dann allerdings kamen wir irgendwie darauf zu sprechen, dass in St. Ottilien bei Geltendorf am Wochenende ein herbstlicher Klostermarkt stattfand – und nur kurze Zeit später saßen wir im Auto und waren auf den Weg dorthin…
… Ich bin ja bekanntermaßen nicht sonderlich gläubig, und auch keinesfalls katholisch, doch die Erzabtei St. Ottilien ist ein ganz wunderbarer Kraftort für mich, meine Besuche dort geben mir stets viel Freude und auch innere Stärke…
… Wir machten einen langen Rundgang durch die weitläufige Klosteranlage, genehmigten uns eine kräftige Brotzeit, und fuhren danach – ebenfalls sehr spontan – noch zum nahen Ammersee, um dort einen fulminanten Sonnenuntergang zu beobachten…
… Danke, liebe D., ich habe den Tag mit dir sehr genossen… <3
… Anfang September hatte ich ja zwei schöne Tage nahe des Herzogstands verbracht, eines ca. 1730 Meter hohen Berges nordwestlich des Walchensees, der zum Estergebirge gehört, einer der Lieblingsgipfel König Ludwigs II., mit einer herrlichen Sicht ins Alpenvorland und auf die prachtvolle, imposante Gipfelkette der Nordalpen . Eigentlich hatte ich vorgehabt, dort hoch zu stiefeln, hatte aber dann, da ich allein unterwegs war, das Wetter sich als recht unbeständig erwies, und der Tag schon fortgeschritten war, an einer ziemlich lehmigen, rutschigen und von schroffem Gestein durchsetzten Wegstelle klugerweise beschlossen, die Tour abzubrechen…
… Auf den Herzogstand zu steigen ging mir allerdings nicht mehr aus dem Kopf. Zur Zeit weilt ein sehr lieber Freund in den Bergen bei Leutasch, unweit der Walchensee-Gegend. Er erklärte sich gerne dazu bereit, mit mir auf Wanderschaft zu gehen und zur Seite zu stehen…
… Gestern war es dann so weit. Einen prachtvolleren Tag hätten wir uns für eine Bergtour nicht aussuchen können. Langsam aber stetig ging es bergwärts, über die teilweise für Untrainierte doch etwas kniffligen Stellen über Stock und Stein in den Spitzkehren des an sich recht mäßig nach oben führenden Weges half mir die stützende und kräftige Hand des Freundes. Es dauerte eine geraume Weile – doch dann war der Gipfel des Herzogstands erreicht. Ich glaube, ich habe vor Freude, Stolz und Begeisterung heller gestrahlt als die Herbstsonne…
… Meine Wenigkeit, die Gipfel“stürmerin“ – Bild verwendet mit freundlicher Genehmigung von Yitzhak Rothstein… 😉
… Blick vom Gipfel gen Süden…
… Weitere Aufnahmen des herrlichen Bergpanoramas folgen demnächst. Heute hänge ich ein wenig in den Seilen, denn diese Bergtour hat meine stark reduzierten körperlichen Kräfte natürlich schon sehr beansprucht. Aber das nehme ich nur zu gerne in Kauf, für nichts auf der Welt würde ich den gestrigen Tag missen wollen…
… Die Pegidioten, allen voran ihr mehrfach straffällig gewordener „Föhrer“ Butz Lachmann und der „Islamkritiker“ Michael Stürzenberger, hatten für den gestrigen Samstag nachmittag ihr Kommen angekündigt. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Kulturinitiativen und Prominenten hatte dazu aufgerufen, das braungefärbte Gesindel mit einigen Ständchen zu begrüßen. Ungefähr drei Dutzend verschiedener Chöre aus München und dem Umland, sowie viele „linksgrünversiffte Gutmenschen“ waren dem Aufruf gefolgt. Zunächst wurde gegen halb Zwei vor der Bayerischen Staatsoper unter Leitung des Oberbürgermeisters Dieter Reiter eine Art Chorprobe abgehalten, dann ging es gen Marienplatz…
… Dort tummelten sich ab fünfzehn Uhr Deutschlandfahnen schwenkend zwischen 70 und 120 „Besorgtbürger“ in einem streng abgegrenzten und von ungefähr 500 Polizisten bewachten Geviert, das stark an eine Viehkoppel erinnerte. Dank der vereinten stimmlichen Kräfte der inzwischen auf ca. 2.500 Personen angewachsenen Gegendemonstranten/innen konnten die Pegidioten trotz aller Bemühungen im Laufe der etwa einstündigen Veranstaltung nicht einmal ihr eigenes Wort verstehen, ihre hasserfüllten, verhetzenden und Vorurteile schürenden „Botschaften“ gingen im weithin hallenden, lauten und stürmischen Gesang völlig unter…
… Ich hatte an dieser Demonstration meine helle Freude. Nicht nur, weil ich mich auch zu den „linksgrünversifften Gutmenschen“ zähle, sondern auch, weil ich mich in Gesellschaft einiger sehr feiner und bewundernswerter Freunde/innen befand. Und weil das Intonieren so schöner Lieder wie „Imagine“, „Ode an die Freude“, der Gefangenenchor aus Nabucco, „Heal The World“, „We Are The World“, sowie des italienischen Revolutionsklassikers „Ciao Bella“ zusammen mit all diesen vielen Menschen so wohl getan hat. Es ist wahr, das Singen guter Lieder in guter Gesellschaft befreit Geist und Seele…
… die schier unglaubliche Karriere des legendären Darts-Profis Philip Douglas „The Power“ Taylor…
… Er wurde 1960 im englischen Stoke-on-Trent in einfachsten Verhältnissen geboren. Zehn Jahre lang schraubte er in einer Keramikfabrik Toilettenschüsseln zusammen, für 70 Pfund Wochenlohn. In der Freizeit spielte er in den einschlägigen Kneipen Darts – um sich abzulenken, denn zufrieden war er mit seinem Los in keinster Weise. Er wurde eines schönen Tages von Eric Bristow entdeckt, in den Achtzigern einer der besten Dart-Spieler Englands. Bristow nahm Taylor unter seine Fittiche, förderte ihn und gab ihm ein Darlehen von 10.000 Pfund, damit er seine ersten Turniere bestreiten konnte…
… 1990 gewann Philip Douglas Taylor – damals lautete sein Spitzname noch „The Plumber“ – als krasser und ungesetzter Außenseiter die erste Weltmeisterschaft, er trat im Finale gegen seinen Mentor Eric Bristow an und schlug diesen vernichtend mit 6 : 1 Sätzen. Damit begann seine einzigartige und unvergleichliche Karriere. Er war Mitbegründer der PDC – Professional Darts Corporation – die mit einem strengen und klaren Regelwerk aus einem leicht verrufenen Kneipenzeitvertreib eine ernst zu nehmende Sportart schuf, deren Beliebtheit auch hierzulande kontinuierlich ansteigt – Berichte über die Darts-WM im wunderschönen Londoner Alexandra Palace werden mittlerweile sogar in den Nachrichtensendungen der deutschen Öffentlich-Rechtlichen gezeigt…
… Phil Taylor, der sich seit seinem ersten WM-Titel „The Power“ nennt, hat das Profi-Darts geprägt wie kein Zweiter. Viele junge Newcomer wie z. B. Adrian Lewis wurden und werden von ihm gefördert. Der ehemalige Klempner aus Stoke-on-Trent – er lebt nach wie vor dort – hat in seiner über dreißigjährigen Laufbahn sechzehn Weltmeistertitel und mehr als zweihundert Siege großer Darts-Turniere eingespielt. Er ist Multimillionär, besitzt ein stattliches Päckchen Anteile an der PDC, und verdient nebenbei noch ordentlich an den nach ihm benannten T-Shirt- und Darts-Equipment-Kollektionen…
… Anfang 2017 verkündete Taylor, dass er nach der jüngsten Weltmeisterschaft seine Karriere als Profispieler beenden würde. Die Darts-WM 2018 wurde nicht nur ein Turnier der Überraschungen – es gab eine erkleckliche Anzahl hochdotierter Favoriten, die während der ersten beiden Runden von relativ unbekannten jungen Teilnehmern aus dem Rennen geworfen wurden – sondern auch ein finaler Triumphzug des mittlerweile Siebenundfünfzigjährigen. Obwohl er in seinen Spielen nicht immer sein hervorragendes Können zur Schau stellte, schaffte „The Power“ den Einzug ins Finale…
… Und traf dort auf den ungesetzten, siebenundzwanzigjährigen Debütanten Rob „The Voltage“ Cross, der sich als höchst nervenstarker und brillianter Gegner erwies, und der Darts-Legende „The Power“ keine Chance ließ, sich zum Abschluss der Laufbahn den 17. Weltmeistertitel zu holen. Phil Taylor musste sich mit 6 : 2 Sätzen geschlagen geben. Die Westhall des Alexandra Palace – Ally Pally genannt – kochte, mehr als dreitausendfünfhundert zum großen Teil bunt kostümierte Zuschauer/innen intonierten immer wieder den Fan-Gesang vom „Taylor Wonderland“, sie bereiteten ihrem Idol, das sie über dreißig Jahre lang mit seiner sportlichen Kunst in Bann gehalten hat, einen mehr als würdigen Abschied…
… Good Bye, Philip Douglas „The Power“ Taylor. Ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich Gute für deinen weiteren Lebensweg. Mir wirst du im Darts-Sport fehlen – sehr sogar…
… Eine besonders schöne und sportliche Geste kam in Form eines Tweets zwei Abende vor dem Finalspiel von „The Powers“ Lieblingskonkurrenten Raymond van Barneveld:…
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