… Das stolze Ausflugsschiff „Seeshaupt“ wurde während einer kurzweiligen, zweistündigen Rundreise auf dem Starnberger See von einer Drohne begleitet, ich nehme mal an, dass sich ein Filmteam an Bord befunden hat, um mit diesem doch etwas unheimlich einher kommenden Fluggerät – man beachte nur die rotglühenden „Augen“! – Außenaufnahmen zu machen…
… Ich verbrachte einen sehr vergnüglichen Nachmittag an Bayern’s zweitgrößtem See, und meine Kamera und ich sahen interessante Menschen, einen Steinbeißer-Hund, Kunstwerke, Schlösser, Villen, die Alpen und noch so manches mehr…
… beschert der zweite Roman des schwedischen Autors Jonas Jonasson („Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“): „Die Analphabetin, die rechnen konnte“…
… Schon in sehr jungen Jahren wird die Schwarzafrikanerin Nombeko die Chefin der Latrinentonnenträger/innen in Soweto. Sie „beerbt“ einen lüsternen Greis, wird von einem stets volltrunkenen Ingeneur über den Haufen gefahren und landet für eine geraume Weile hinter den Absperrungen einer Anlage, in welcher das südafrikanische Apartheid-Regime Atombomben entwickeln lässt…
… Endlich, nach langer Zeit, kann sie sich nach Schweden absetzen. Statt des Pakets mit zehn Kilo gedörrtem Antilopenfleisch, das Nombeko so gerne kaut, weil sie dabei besser nachdenken kann, und das sie sich aus Südafrika hat nachschicken lassen, gerät sie jedoch unverrichteter Dinge an eine 800 kg schwere Atombombe…
… In dem Bestreben, die überaus gefährliche Waffe so schnell als möglich wieder los zu werden, beginnt sie ihre höchst abenteuerliche Irrfahrt durch Schweden. Dabei begegnet sie unter anderem zwei Mossad-Agenten, die ihr in der Vergangenheit bereits erhebliche Probleme bereiteten, drei chinesischen Frauen, die sich hervorragend auf das Fälschen chinesischer Antiquitäten und Echtheitszertifikaten verstehen, einem überaus geizigen Ehepaar, einem schwer traumatisierten Vietnam-Veteranen, den Zwillingen Holger 1 und Holger 2 (der eigentlich überhaupt nicht existiert), der stets ungemein zornigen Celestine, sowie einer halbseidenen, Kartoffeln klaubenden Gräfin…
… Im Finale gesellen sich eher unfreiwillig noch der schwedische Ministerpräsident, Seine Majestät König Carl Gustav, sowie Hu Jintao, Präsident der Volksrepublik China, hinzu – und da wird dann von J. Jonasson ein solches Feuerwerk an skurrilen Gags und unerwarteten Wendungen in die Handlung geflochten, dass ich beim Lesen mehrmals einhalten musste, um mir die Lachtränen aus dem Gesicht zu wischen…
… Obwohl das Buch in der Mitte einige Längen aufweist, kann ich es als Lektüre wärmstens empfehlen. Es ist voll des schlitzohrigen und bisweilen auch hintergründigen Witzes, bei dem mir allerdings auch so einige Male das Lachen im Halse stecken blieb…
… Erbaut wurde dieses Münchner Stadttor im Jahre 1302 im Zuge der Errichtung einer massiven Befestigungsanlage. Allerdings hieß es bis ins Jahr 1797 Neuhauser Tor, da von hier aus die für den bayerischen Handel eminent wichtige Salzstraße ins unweit gelegene Dörfchen Neuhausen führte – heute ein Stadtteil der Landeshauptstadt…
… Erst zu Zeiten des höchst unbeliebten Kurfürsten Karl Theodor, der einer Pfälzer Seitenlinie der Wittelsbacher entstammte, der letzte bayerische Sproß des Herrschergeschlechts, Kurfürst Max III. Joseph – der Vielgeliebte – war 1777 kinderlos verstorben, wurde das imposante Bauwerk in Karlstor umbenannt. Der „Zwangs“-Herrscher Karl Theodor, der viel lieber in Mannheim und Heidelberg verblieben wäre, ließ die davor liegende Bastion schleifen, und einen weiten Platz errichten, der, wie sollte es anders sein, Karlsplatz geheißen wurde…
… Doch die Münchner weigerten sich beharrlich, dies zu tun, sie bezeichneten den Ort weiterhin als Stachus. Dieser Name geht auf den Namen eines Schankwirts zurück – Eustachius Föderl, kurz Stacherl, der Mitte bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts südwestlich des Neuhauser Tors eine Gastwirtschaft betrieb. Und wen wundert’s, dass die Einheimischen auch heutzutage ausschließlich vom Stachus und nicht vom Karlsplatz sprechen…
… Hinter dem Karlstor hat sich in früherer Zeit der sogenannte Mittelturm befunden. Die Zöllner, welche die Fuhrwerke zu kontrollieren hatten, raunten bisweilen Händlern zu, wenn sie einen großzügigen Obolus spendieren würden, würde man ihnen einen dreigesichtigen Götzen zeigen, den man in einer Turmstube aufbewahren würde, und dessen Antlitze schwarz, weiß und rot gefärbt wären. – Dabei könnte es sich um den Gott Baphomet handeln, eine Symbolgestalt, die den Tempelrittern zugeschrieben wird. Wenn man bedenkt, dass der Orden der Templer bis ins frühe 14. Jahrhundert hinein europaweit stark vertreten war, und München bereits damals eine sehr reiche und blühende Handeslmetropole gewesen ist, liegt es eigentlich nahe, dass sich auch in der bayerischen Hauptstadt eine Komturei der Tempelritter befunden haben könnte…
… Aber – …
… „Nix G’wiß woaß ma net.“…
… So lautet der auch heute noch im Bayerischen häufig gebrauchte Spruch eines jener vier Münchner Originale, deren Halbstatuen im Hauptbogen des Karlstores zu sehen sind…
… Der Finessen-Sepperl war ein kleinwüchsiger, stets griesgrämig blickender Mann, der zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts lebte. Sein Broterwerb war, in einem großen Weidenkorb vom damaligen Schrannenplatz (Marktplatz) – heute der Marienplatz, der absolute Mittelpunkt Münchens – die von wohlhabenden Bürgerfrauen eingekauften Waren zu deren Häusern zu transportieren. Was die wenigsten wussten: Der Korb des Finessen-Sepperls hatte einen doppelten Boden, in welchem er unter Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch verborgen amouröse Botschaften zwischen Liebenden hin und her beförderte. Befragte man den Herrn nach seiner Meinung zu allerlei aktuellem Geschehen, lautete seine Antwort zumeist: „Nix G’wiß woaß ma net.“… 😉
… „Wer ko, der ko!“…
… Franz Xaver Krenkl war ein Lohnkutscher. Berühmt wurde er, weil er vierzehn Mal in Folge das Kutschenrennen des Münchner Oktoberfests gewann. Aber nicht nur deshalb…
… Begaben sich die Wittelsbacher Herrscher auf Fahrt, durften sie auf gar keinem Fall von „Normalsterblichen“ überholt werden. Eines Tages musste der Herr Krenkl eine gar eilige Fracht transportieren. Bei der Durchfahrt des Englischen Gartens bummelte die Kalesche des Thronprinzen Ludwig I. entnervend langsam vor ihm her. Schließlich platzte dem Lohnkutscher der Kragen, er gab seinen Rössern die Peitsche, und preschte am zukünftigen Regenten Bayerns vorbei. Der, sein Chauffeur und die Leibgardisten schimpften natürlich Zeter und Mordio. Worauf der Franz Xaver Krenkl sich vom Bock beugte, und ihnen charmant lächelnd zu verstehen gab: „Ja mei, wer ko, der ko.“…
… Der Kontrabassist und Kapellmeister Josef Sulzbeck – 1767 – 1845 – und seine Spezln Bacherl, Huber – der den Spitznamen Canapé trug und auf mysteriöse Weise in der Isar ertrank – und Straubinger galten als erste bekannte Volkssänger Bayerns. Zumeist traten sie im Hofbräuhaus auf, ohne Bezahlung, doch sie durften am Ende ihrer Darbietungen einen Teller rundum gehen lassen, auf welchem sich die Münzen stets nur so häuften. Sulzbeck prägte den ebenfalls noch weit verbreiteten, übermütigen Ausruf: „Hurraxdax, pack’s bei da Hax‘!“… 😀
… Vom letzten der Vier ist kein stehender Spruch überliefert, jedoch eine jener skurrilen Anekdoten, die ich so sehr liebe: Georg Prangerl…
… Er war der Hofnarr des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph, und der letzte seiner Zunft. Georg Prangerl galt als ein hervorragender Violin-Spieler. Als eines Tages ein berühmter italienischer Musiker in der Residenz von der Familie des Herrschers sehr umschmeichelt und bewundert wurde, wurde Prangerl vom Neid übermannt. Kurzerhand sperrte er den vermeintlichen Konkurrenten in einen kleinen, finsteren Abstellraum, maskierte und schminkte sich, so dass er dem Musikus recht ähnlich sah, und gab statt diesem im Hoftheater ein Konzert. Nach rauschendem und höchst begeistertem Beifall kam jedoch der Schwindel auf, und der letzte Hofnarr hängte flüchtenderweise seinen Job an den Nagel… 😉
… Türen, Portale und Schlösser, aufgenommen im Bayerischen Nationalmuseum sowie der Residenz München…
… Manche Schlösser sind sehr kunstvoll unter Ornamenten und Figürchen verborgen…
… Die vergoldete Tür im Herzkabinett der Kurfürstin Henriette Adelaide…
… Zum krönenden Abschluss eine der „Geheimtüren“ in der Münchner Residenz. Es bereitet uns stets großes Vergnügen, die Gesichter der Besucher zu beobachten, wenn unvermittelt eines der Gemälde in der Grünen Galerie zur Seite schwingt, und ein/e Kollege/in wie durch Geisterhand erscheint… 😉
… Der wuchtige, bisweilen einem etwas abgeschrägtem Tafelberg gleichende, Koloss des Untersbergs ruht zwischen dem Berchtesgadener Talkessel, dem Salzburgerischen und dem Voralpenland. Sein Rücken mit der v-förmigen Einkerbung der Mittagsscharte ist weithin zu sehen. Dieses Bergmassiv ist von Dolinen, Kavernen und Höhlen durchlöchert wie ein Schweizer Käse, spektakuläre Berühmtheit ob einer wagemutigen und aufwändigen Rettungsaktion erlangte im Frühsommer vergangenen Jahres die Riesending-Höhle…
… Sagen und Legenden zufolge soll im verborgenen und verzweigten System von unterirdischen Gängen und Sälen ein zwergenhaftes Völkchen hausen, die sogenannten Untersbergmanndln. Man beschreibt sie gerne als recht unansehnlich, mit graufahler Haut, und grotesk übergroßen Köpfen. Sie sind kaum größer als ein vierjähriges Kind, in grobes Tuch gewandet, auf den Häuptern tragen sie schwarze, breitkrempige Hüte oder auch Tarnkappen. Gerne spielen sie Wanderern, die bei ungutem Wetter unterwegs sind, so mancherlei Schabernack, verdrehen Wegweiser und führen sie in die Irre. Wer jedoch besonders reinen Herzens ist, wird von ihnen bisweilen in ihr geheimnisvolles Reich geleitet, und überreich beschenkt…
… Steht ein ganz furchtbares und die Menschheit erschütterndes Unheil bevor, dann ist während finsterster Nacht am Grenzübergang Hangender Stein an der Ostflanke des Untersbergs und nahe der Berchtesgadener Ache der unheimliche, schweigende Zug der schwarzen Mönche zu sehen. Es gibt einige alte Einheimische, die unweit des Hangenden Steins beheimatet sind, welche immer noch Stein und Bein beschwören, dass sie unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs diese schauerliche Prozession beobachtet haben…
… In einer tief im Fels verborgenen, riesigen, mit edlen Metallen, Perlen und Juwelen reich geschmückten Halle ruht Kaiser Karl der Große in tiefem, tiefem Schlaf. Er sitzt auf seinem Thron an einem runden, einbeinigen Tisch, und wenn sein silberweißer, üppiger Bart sich dreimal um dieses Tischbein gewundet hat, dann wird auf dem Welserfeld bei Salzburg bei einem uralten Birnbaum die letzte Schlacht der Menschheit gegen das Böse und den Antichrist ausgefochten werden. Das Gute wird siegen, und angeführt vom Kaiser Karl in strahlender Rüstung werden die tapferen Recken in die Hohe Feste Salzburg einziehen und den Beginn eines neuen Zeitalters in Frieden, Liebe und Wohlstand verkünden…
… der Frankenkönig Pippin, und wie Karl der Große gezeugt wurde…
… Pippin’s Hofmarschall hatte dereinst von seinem Herrn den Auftrag bekommen, diesem die versprochene Braut, die holde Prinzessin Bertha, zuzuführen. Doch der Hofmarschall, wohl nicht eben ein Mensch nobler und ehrlicher Gesinnung, dachte gar nicht daran. Er setzte das arme Mädel im tiefen, dunklen Forst bei Gauting (nahe München) aus, und schob dem Frankenkönig seine eigene Tochter als zukünftiges Ehegespons unter. Das brave Müllerehepaar der dortigen Reismühle fand die höchst bedauernswerte Bertha, pflegte sie gesund, und nahm sie bei sich auf…
… Jahre später geriet eine Jagdgesellschaft Pippin’s in der Gautinger Gegend in ein gar furchterbarliches Unwetter. Man suchte Schutz in der Reismühle. Pippin verliebte sich auf den ersten Blick in die Ziehtochter des Müllers. Nicht nur ihr liebreizendes Antlitz und ihre hehre Gestalt hatten es ihm angetan, sondern auch die großen Füße. Die Beiden kamen sich sehr nahe, und als der Frankenkönig wieder von dannen zog, war Bertha von ihm schwanger. Dem Hofmarschall setzten plötzlich schlimme Skrupel zu, er beichtete seinem Herrscher den Betrug, und wurde samt seiner Tochter verbannt…
Pippin ehelichte seine schöne Bertha mit den großen Füßen. Ein Weilchen später kam in der Gautinger Reismühle der sagenumwobene Karl der Große zur Welt. Die Wiege, in der er der Legende nach gelegen haben soll, kann man heute noch besichtigen…
-.-
… Diese G’schicht hat heute eine meiner Lieblings-Museumsführerinnen erzählt, als ich endlich, endlich wieder Dienst in meinem Schloß tun durfte, und zwar in der herrlichen Ahnengalerie, einem Meisterwerk des Rokoko…
… Eigentlich wollte ich heute einen blogfreien Tag einlegen, da ich bis zu den Haarspitzen mit neuen und interessanten Eindrücken vollgepfropft bin, die ich jetzt erst einmal sortieren und verarbeiten muss…
… Aber die letzte Handvoll Krampus-Bilder einstellen – das geht trotzdem… 😉
… Besonders die München-Besucher/innen aus dem fernen Nippon sind von den finsteren, grausig anzusehenden, gehörnten Gestalten der Krampusse und Perchten ungemein beeindruckt gewesen. Eifrig und aufgeregt zwitscherte und schnatterte in meiner Nähe eine kleine Gruppe Japaner/innen in ihrer für unsere Ohren so fremd klingenden Sprache, und jedesmal, wenn einer der Gangkerln sich näherte, die Frauen und Mädchen in die pelzigen Arme nahm, oder ihnen angedeutete Rutenschläge versetzte, dann schrien und johlten sie vor Begeisterung, und auch wohligem Erschrecken…
… Auch meine Wenigkeit blieb keineswegs von Annäherungen der finsteren Gesellen verschont – es hätte mir allerdings auch ein wenig den Tag verdorben, wenn die wilde Meute mich ignoriert hätte. 😉 Einige Male wurde ich mit leichten Hieben gezüchtigt. Ein turmhoch aufragender Krampus, der von Kopf bis Fuß in zotteliges, dichtes Schaffell gehüllt war, knuddelte mich so lang und intensiv, dass ich noch beim Zubettgehen den Schafsgeruch in der Nase hatte… 😉
… Der Brauch des Krampus-Laufes, der vorwiegend in den Alpenländern gepflegt wird, reicht aller Wahrscheinlichkeit nach bis in die Keltenzeit zurück. Es ging ursprünglich darum, durch große Lärmentfaltung und schauerliche Masken die dunklen und bösen Geister der Winterzeit einzuschüchtern und zu vertreiben. Während der finsteren Epoche der Inquisition wurde das sowohl faszinierende als auch urtümliche Treiben von der katholischen Kirche untersagt, da es niemandem gestattet sei, sich als Teufel zu maskieren. Seit ca. fünfhundert Jahren dürfen sie wieder ihr Unwesen treiben, die Krampusse, durch den sie seither anführenden heiligen Nikolaus christlich verbrämt…
… Vor zehn Jahren formierte sich in München nach langer „Abstinenz“ eine Gruppe junger Männer – die Sparifankerl-Bass – die den seit vielen hundert Jahren im Voralpenland zur Adventszeit gepflegten Brauch des Krampus-Laufs in der Stadt wieder aufleben lassen wollten. Der Auftakt im Jahr 2004 war eher zögerlich, grade mal zwölf verkleidete Gangkerln tobten und tanzten über den Christkindlmarkt am Marienplatz. Mittlerweile hat sich der Lauf der Krampusse erfreulicherweise zu einem vorweihnachtlichen Großereignis entwickelt. Am heutigen Nachmittag nahmen ca. 500 grausig-schaurig-schön maskierte Brauchtumspfleger aus Oberbayern, Schwaben, Österreich und Südtirol teil…
… Einen Krampus-Lauf muss man gesehen haben. Das ohrenbetäubend dröhnende Scheppern und Klingen der großen Kuhglocken und Schellen, die von den Krampussen auf dem Rückn getragen werden, die tierhaften, urtümlichen Schreie, die wohlig-gruseligen Schauder, die einem beim Anstürmen einer Bass die Haare zu Berge stehen lassen, die ganz besondere, mystische Stimmung kann man mit Worten nicht so recht beschreiben…
… Hier der erste Teil meiner Auswahl an bebilderten Eindrücken:…
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