… eines der wenigen Münchner Traditionslokale, die scheinbar ungerührt sämtliche Zeitwenden und modischen Strömungen zu überstehen scheinen, seit gut 140 Jahren in Besitz ein und derselben Familie, wurde während Claudi’s Besuch quasi zu unserem Wohnzimmer. Wir konnten Stunden dort zubringen, speisen, trinken, uns von den wirklich freundlichen und aufmerksamen Bedienungen verwöhnen lassen, plaudern, schweigen, und dem beruhigenden “Klack!” der Billardkugeln und dem sanften Hintergrundraunen der anderen Gäste lauschen…
… Quasi an der Grenze zwischen Schwabing und Maxvorstadt gelegen, ist der “Schelling Salon” nicht nur bei Studenten/innen eine Institution. Hier findet man beinahe jeden Typ Gast, vom brummig-schrulligen “Stammtisch-Bären” über biedere kleine Leut’ bis hin zum in gewichtige Folianten vergrabenen Intellektuellen. Nur die Schicki-Mickis, die A-dabeis, die “Hippen” und “Trendigen”, die sucht man – gottlob – vergebens. Und irgendwie hat man das Gefühl, wenn man die weiß lackierte Schwingtür passiert hat, und sich nach einem gemütlichen Platzerl suchend umblickt, in eine geruhsamere, entschleunigte Welt einzutauchen, in so etwas wie die guate oide Zeit…
… Ein Großteil der Wirtschaft wird von ausladenden, wuchtigen Billardtischen eingenommen. Hier geben sich allabendlich ausgelassen, übermütig, ernst, überaus konzentriert in manchmal höchst akrobatische Körperhaltungen zeitweise erstarrt, oder bunt durcheinander strudelnd die mit langen Queues bewehrten Spieler/innen die Ehre. Eines Abends haben die Claudi und ich ein sehr nettes, junges Pärchen “bestochen”, und ihnen eine Stunde lang einen der Tische spendiert, um einige Billard-Fotos schießen zu können…