… Gestern nachmittag hatte ich meinen Termin in der nahen Radiologie-Praxis. Eine Stunde später stiefelte ich mit den Bildern im Rucksack zurück nach hause. Und verbrachte danach eine schlaflose Nacht. Immer wieder trieb es mich aus dem warmen Bettchen, immer wieder musste ich die Aufnahmen mit akribischer Genauigkeit studieren, sie mit jenen von Hypophysen- und anderen Tumoren vergleichen, die ich im WWW gefunden hatte. Als absoluter Laie wurde ich daraus natürlich überhaupt nicht schlau, kein Wunder also, dass mich das noch mehr umtrieb…
… Obwohl ich wie gerädert war, machte ich mich am Vormittag auf den Weg zum Neurologen. Ich redete gar nicht lange um den heissen Brei herum, sondern drückte dem Jüngling am Empfang unverzüglich das große Bilder-Kuvert in die Hand. Man hieß mir, zu warten. Und dann gewährte mir mein Doktor ohne viel Federlesen eine lange Audienz von fast einer halben Stunde. Er teilte mir freundlich und behutsam mit, dass ich mir bezüglich meines Hirnkastls überhaupt keine Sorgen zu machen bräuchte, da sei alles in bester Ordnung und weit und breit nichts von einem Tumor oder anderen bösen Dingen zu sehen. Zudem versprach er, mich zu unterstützen, falls es Probleme mit der Genehmigung meiner Rente geben würde. Und er stellte mir in Aussicht, dass er in absehbarer Zukunft vielleicht sogar einen kleinen Nebenjob für mich habe, als Vorleserin für seinen kleinen, dreijährigen Sohn…
… Ich kann momentan gar nicht recht mit Worten ausdrücken, wie erleichtert ich bin! Dass sich meine Befürchtungen als unnötig erwiesen haben, macht mich so froh und dankbar, auch wenn die Ursache meiner Muskelerkrankung nach wie vor im Dunkeln liegt…
… Auf meinem gestrigen Weg zur Radiologie-Praxis habe ich einen kleinen Umweg über den tief verschneiten Alten Nördlichen Friedhof gemacht, und bin ein Viertelstünderl an meinem Lieblingsfutterplatz verweilt, der zu meiner großen Freude wieder sehr eifrig von vielen kleinen, geflügelten Gästen aufgesucht wird…
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