Ich sollte wohl friedliche Verse nur schreiben,
Ich sollte wohl zahm und vernünftiger sein,
Ich sollt’ in beengenden Grenzen wohl bleiben,
Nicht greifen ins stürmische Leben hinein.
Ich sollte wohl gar auch das Dichten verleugnen,
All das, was in mir so lebendig pulsiert,
Und eure verflachenden Formen mir eignen,
Wie eben die Mode die Menschen regiert.
Nein, dazu könnt’ nie meinen Sinn ihr bezwingen,
Ich bleibe ein Wesen nach eigener Art,
Und wolltet ihr dennoch in Fesseln mich bringen,
Dann werdet ihr seh’n, dass ich stark bin, nicht zart.
Ich will mir erringen die Freiheit, das Weite,
Und denken das will ich, wie mir es beliebt,
Ihr solltet erfahren, dass ich euch nicht scheute,
Und dass euern Zwang es für Kämpfer nicht gibt.
Ich kann ja mein wirkliches Sein nicht verbergen,
Es muss an der Sonne versengendes Licht –
Wohlan denn, ihr Spötter und geistigen Schergen,
Vollführt eures Amtes – ich fürchte mich nicht!
Therese Prinzessin von Bayern (1850 – 1925)