… Glaubt man “da oben” immer noch, dass wir “Normalbürger:Innen” so dumm sind, dass wir solch eine Unverschämtheit nicht mitbekommen und nicht darauf reagieren? Während sich die Breznsoiza (Brezensalzer = Tunichtgut, Taugenichts) der oberen Etagen der DB völlig ungeniert mit Gehaltserhöhungen und Boni-Zahlungen von über 100 % die Taschen füllen, keift und zetert man Mordio, weil die Beschäftigten 12 % mehr Lohn verlangen!…
… Streikt, Leute, streikt, bis auch der/die letzte in den Führungsebenen deutschlandweit begriffen hat, dass jede Person das Recht hat, von dem, was sie für ihre Arbeit verdient, anständig leben zu können! Dass dank Fach- und Arbeitskräftemangel die Zeiten – zum Glück! – vorbei zu sein scheinen, in denen die Beschäftigten sich duckten und kuschten, unfaire Bedingungen und Niedriglöhne in Kauf nahmen…
… Rein theoretisch fährt jede Stunde ein Regionalexpress von München Richtung Salzburg. Und rein theoretisch hat man dann in Freilassing sechs Minuten Zeit, um durch die Unterführung von Gleis 2 auf Gleis 1 zu wechseln, um den Anschlusszug nach Berchtesgaden Hbf zu erwischen. Rein theoretisch…
… Denn rein praktisch sieht es leider so aus, dass der Regionalexpress von München Richtung Salzburg nie pünktlich ist. Nie! Und der Anschlusszug nach Berchtesgaden Hbf nie länger als fünf Minuten wartet. Dazu kommt noch, dass nach langen Jahren vollmundiger aber leerer Versprechungen die Deutsche Bahn sich jetzt endlich dazu bequemt, den Freilassinger Bahnhof barrierefrei umzugestalten – Bauzeit vermutlich drei Jahre (ich rechne ehrlich gesagt allerdings mit mindestens sechs Jahren). Deshalb ist die steile, bröckelige und für Gehbehinderte aufgrund des maroden Zustands und der sehr hohen Stufen ziemlich gefährliche Unterführung im Bahnhof mit rotweißen Plastikbändern gesperrt, am Arbeiten ist da allerdings noch niemand. Auf einem Hinweisschild heisst es, dass man momentan noch notwendige Messungen vornehmen würde. Als hätte man dafür von der ersten Ankündigung im Jahr 2008 an bis dato nicht fast fünfzehn Jahre lang Zeit gehabt…
… Um von einem Gleis zum anderen zu kommen, muss man jetzt die ganz am östlichen Ende der Bahnsteige liegende und ebenfalls nicht behindertengerechte zweite Unterführung nutzen. Selbst wenn der Regionalexpress von München nach Salzburg pünktlich ankommen würde, was aber wie oben erwähnt noch nie der Fall gewesen ist, würde man als schwer gehbehinderte Person sicherlich mindestens das Doppelte der sechs Minuten Zeit benötigen, um von Gleis 2 auf Gleis 1 zu gelangen. Vom Anschlusszug nach Berchtesgaden würde man da in jedem Fall nur mehr die Rücklichter in der Ferne verschwinden sehen, weil der ja nie länger als zusätzlich fünf Minuten zu warten pflegt, und man würde man sich fast eine Stunde lang in einem sehr hässlichen Bahnhof die Zeit vertreiben müssen, bis sich das nächste Züglein gen Berchtesgaden auf den Weg machen würde…
… Dazu kommt noch, dass ca. zehn Minuten bevor das Regionalzüglein von Freilassing am Berchtesgadener Bahnhof ankommt, sämtliche Busse nach Königssee, Ramsau und Hintersee, Maria Gern, Oberau und Rossfeld etc. abfahren, und man über eine geschlagene Dreiviertelstunde auf den nächsten gewünschten Bus zu warten hat. Das war übrigens schon zu meinen mittlerweile gut ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Kinder- und Jugendtagen so, und ich habe mich in der Zwischenzeit bereits viele tausende Male gefragt, warum man das mit einer kundenfreundlichen und aufeinander abgestimmten Taktung von Bus und Bahn in meiner Heimat, einer vor allem in den warmen Jahreszeiten von ungezählten Tourist:Innen stark frequentierten Region, einfach nicht in den Griff bekommt…
… Es gibt für Reisende und Ausflügler nach Berchtesgaden eine Lösung dieses Problems, aber das bedeutet halt einen ziemlichen Umweg, und funktioniert auch nur dann, wenn der Regionalexpress von München nach Salzburg nicht mehr als 25 Minuten Verspätung hat, was allerdings ebenfalls nicht allzu häufig der Fall ist: Nicht in Freilassing aussteigen, sondern durchfahren bis Salzburg Hbf und von dort aus mit dem Linienbus 840 zum Berchtesgadener Hbf. Hat den großen Vorteil, dass man in Berchtesgaden lediglich eine Viertelstunde auf die anschließenden Busse warten muss…
… Am besten ist, man plant gar nichts fest, wenn man mit der Bahn unterwegs ist. Und versucht, es mit Humor zu nehmen, wie der Zeichner dieses sehr zutreffenden Cartoons…
… Als relative Vielbahnfahrerin dachte ich bis heute Mittag, dass mich bezüglich Deutsche Bahn bzw. des regionalen Bahnunternehmens Alex nichts mehr überraschen könnte. Weit gefehlt! Den “Beherrschern” unseres Schienennetzes gelingt es immer wieder, neue und mit dem gesunden Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbare, unbegreifliche Unannehmlichkeiten aus den Hüten zu zaubern!…
… Ich habe mal wieder lieben Besuch von meiner Schweinfurter Freundin. So beschlossen wir, am Samstag einen Bummel durch Landshut zu machen. Auf der Hinfahrt im Regionalexpress war dieser zwar gut besetzt, aber nicht überfüllt. Dafür funktionierte keine einzige der vier Zugtoiletten…
… Da mir, kaum dass wir am Landshuter Bahnhof angekommen waren, leider ziemlich plötzlich ganz furchtbar übel geworden war, ich mich auf dem Bahnsteig peinlicherweise schrecklich übergeben musste, und danach völlig entkräftet und einem Kreislaufzusammenbruch nahe war, schickte ich G. allein auf Tour durch die Altstadt, und beschloss, wieder nach München zu fahren…
… Nach einer halben Stunde rauschte ein Zug des Bahnunternehmen Alex heran. Zugbegleiter, Zugführer und fünf Mitglieder des DB Sicherheitsdienstes sahen ungerührt zu, wie etwa fünfzig Passagiere in die keineswegs überfüllten Waggons stiegen, es gab noch ausreichend freie Sitzplätze. Als wir es uns bequem gemacht hatten, ertönte eine Durchsage: “Die in Landshut zugestiegenen Passagiere müssen unverzüglich den Zug wieder verlassen, da dieser völlig überfüllt ist.” Wir guckten uns allesamt überaus verwundert an. So gut wie niemand reagierte. Wenig später gab es eine weitere Durchsage: “Die in Landshut zugestiegenen Passagiere müssen unverzüglich den Zug wieder verlassen, da dieser völlig überfüllt ist. Sollte unserer Aufforderung nicht unverzüglich Folge geleistet werden, wird der Zug durch die Polizei geräumt werden.” In meiner Nähe stand einer dieser DB-Sicherheits-Fuzzies. Ich wandte mich an ihn: “Mir geht es nicht gut, und ich bin schwerbehindert. Ich hoffe doch sehr, dass ich sitzen bleiben darf.” Er schüttelte mit zusammen gebissenen Zähnen den Kopf. “Nein, tut mir leid. Auch Sie müssen den Zug wieder verlassen.” Ich musste ihn ziemlich entgeistert angestarrt haben. Er klemmte sich meinen Rollator unter den Arm und geleitete mich zurück auf den Bahnsteig. Da fiel mir auf, dass der erste Waggon völlig menschenleer war, und zudem noch verriegelt. Ich wies den Sicherheitsmenschen darauf hin und tat meiner großen Verwunderung Ausdruck. Er nickte. “Dieser Waggon bleibt auch abgesperrt. Denn wenn wir ihn öffnen würden, dann wäre er im Nu voll, und dann würde die Lok den Zug nicht mehr ziehen können.” Ich habe schon die krassesten Ausreden von Bediensteten der Bahn zu hören bekommen – aber diese war der absolute Oberhammer!…
… Zwanzig Minuten später zuckelte ein Regionalexpress einher. Der war richtig vollgepfropft mit Reisenden, die Leute standen in den Gängen und an den Einstiegen dermaßen dicht an dicht, dass bei den meisten kein Blatt Papier mehr dazwischen gepasst hätte, viele konnten sich nicht einmal mehr irgendwo festhalten. Da ließ man uns allesamt seltsamerweise zusteigen, da gab es auch nicht die geringsten Bedenken, dass die Lok Schwierigkeiten haben könnte, den Zug zu bewegen. Eine sehr nette junge Frau überließ mir freundlicherweise ihren Sitzplatz. Die relativ kurze Fahrt zum Münchner Hauptbahnhof war aber unter diesen Umständen trotzdem der blanke Horror…
… Ich hoffe zutiefst, dass während der drei Monate, in denen die 9-Euro-Tickets verscherbelt werden, kein weiteres Unglück passieren wird. Denn unter diesen Umständen, vor allem an den Wochenenden, wird es dann keine fünf Verstorbene wie neulich bei Garmisch-Partenkirchen geben, sondern Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Toten. Ein Mitreisender, der anscheinend über viel Insider-Wissen bezüglich Deutscher Bahn verfügte, gab zum Besten, dass das Zugunglück von Garmisch seiner Meinung nach folgende Ursache gehabt hatte: Es mangele erheblich an qualifiziertem Personal für die Pflege und Wartung der Doppelstock-Züge. Ganz ehrlich – nach meinen langjährigen Erfahrungen erscheint mir diese Erklärung völlig plausibel…
… “Sänk yu for travelling wis se Doitsche Bahn.” Nein, danke, zumindest an den Wochenenden werde ich mir dieses höchst zweifelhafte “Vergnügen” wohl nicht mehr antun…
… Ungefähr zehn Tage vor meiner Reise nach Hamburg machte ich mich im WWW über den sogenannten Mobilitätsservice der DB für Schwerbehinderte schlau, und beschloss, das mal auszuprobieren. Ich bestellte Hilfen beim Ein- und Aussteigen mit Rollator. Von da an bekam ich täglich mindestens zwei SMS, die mich daran erinnerten, dass ich am 20. April morgens nach und am 21. April abends von Hamburg den kostenfreien Mobilitätsservice gebucht hatte…
… Am Mittwoch stand ich ca. 20 Minuten vor der Abfahrt des ICE nach Hamburg um 7:18 Uhr auf dem Bahnsteig und wartete. Ein junges Paar bot sich an, mir zu helfen, ich lehnte freundlich dankend ab und erklärte, dass ich bei der DB Unterstützung angefordert hätte. Nur – da kam niemand…
… Ca. zehn Minuten nach Sieben setzte sich ganz, ganz weit entfernt am Servicepoint in der Schalterhalle eine Dame im DB-Dress in Bewegung. Sie ging dermaßen langsam, dass es ein Leichtes gewesen wäre, ihr unterm Marschieren die Schuhe neu zu besohlen. Die jungen Leute, die mir beim Warten Gesellschaft geleistet hatten, schüttelten die Köpfe. “Wenn das Mädel nicht mindestens einen Zahn zulegt, ist der Zug längst weg, bevor es hier angekommen ist. – Wir helfen Ihnen jetzt in den Waggon, basta!”…
… Das Verstauen des Rollators bereitete einige Probleme. Denn in den hochtechnisierten ICEs ist es immer noch so gut wie unmöglich, Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen so abzustellen, dass sie niemandem im Weg sind – in den meisten Regionalzügen gibt es mittlerweile dafür eigene Abteile. Zudem sind die Gänge zwischen den Sitzreihen dermaßen schmal, dass man mit einem der genannten Hilfsmittel nur schwierig vorankommt. Steht ein schwerer und großer Koffer nur wenige Zentimeter vor, dann ist die “Reise” durch den Waggon vorerst zu Ende…
… Aufgrund einer “technischen Störung” funktionierten die Reservierungsanzeigen über den Sitzen nicht, auch nicht die Anzeigen für die Wagennummern außen und innen, das Bistro der 2. Klasse war geschlossen – kein Strom – und das Bord-Internet brach ständig zusammen…
… Bis Würzburg lief die Fahrt reibungslos. Und dann hielt der ICE mitten in einem langen Tunnel an. Und stand. Und stand. Und stand. Erst nach einer guten Viertelstunde bequemte sich eine der Zugbegleiterinnen, darauf hinzuweisen, dass wir in einem Tunnel stehen – *hahaha!*. Grund sei eine Baustelle. Bei der Einfahrt in den Bahnhof von Fulda hatte der Zug eine Verspätung von etwa einer Viertelstunde. Noch kein Grund, sich Gedanken zu machen…
… Von da an wuchs die Verspätung von Halt zu Halt stetig an. Bei Göttingen war es schon eine halbe Stunde. Nun ja, das ist so schlimm jetzt nicht, dachte ich in meiner heiligen Einfalt, ich kann immer noch meine Pläne für diesen Tag in Hamburg problemlos durchziehen…
… Dann bewegte sich der ICE nur mehr im Schneckentempo vorwärts und kam am Ortsrand von Hannover wieder zum Stehen. Und stand. Und stand. Und stand. Angeblich seien sämtliche Einfahrtsgleise in den Bahnhof von Hannover belegt. Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis sich der Zug wieder in Bewegung setzte, quälend langsam. Die Zugbegleiterin meinte, dass wir jetzt mit etwa einer Stunde Verspätung in Hamburg ankommen würden. Jetzt wurde ich doch ärgerlich. Eine liebe Mitbloggerin würde mich kurz am Hamburger Hbf empfangen. Ich hasse es, Leute warten zu lassen! Auch das frühe Einchecken ins Hostel konnte ich nun knicken. Und die geplante Hafenrundfahrt war auch im A…, denn ich hatte den Gutschein von Barkassen Meyer, und da legt um 15:00 Uhr die letzte Tour von den Landungsbrücken ab. Unmöglich, das noch zu schaffen!…
… Nach der Ausfahrt vom Hannoverschen Bahnhof meldete sich die Zugbegleiterin, hier herrsche grade das totale Chaos, und man müsse deshalb unseren ICE jetzt umleiten. Wahrscheinlich würde man Hamburg Hbf statt um 12:54 Uhr erst gegen 14:30 Uhr erreichen. Das Züglein zuckelte quälend langsam durch die Landschaft, die mir sehr gefiel – Dörfer mit dunklen Backsteinhäusern, Felder, Seen, kleine Flussläufe…
… Endlich schlichen wir in den Hamburger Hauptbahnhof, in letzter Sekunde hatte man beschlossen, statt auf Gleis 8 auf Gleis 14 einzufahren – die liebe Rose wartete natürlich auf Gleis 8 auf mich…
… Eine nette Dame vom Mobilitätsservice stand bereits an der Waggontür, als der Zug anhielt. Und wenig später konnten Rose und ich uns endlich umärmeln. Wir schwatzten eine kleine Weile, verabredeten uns für den Donnerstag Vormittag an den Landungsbrücken zur gemeinsamen Hafenrundfahrt, und dann begab sie sich per Bus wieder nach Hause, und ich Richtung Hotel…
… Wäre ich wie geplant um halb Zwei dort eingetroffen, hätte ich wahrscheinlich problemlos unverzüglich einchecken können. Ich kam kurz nach Drei an, und da stand eine lange Schlange neuer Gäste an der Rezeption. Zudem gab es keinen Zugang für Schwerbehinderte, ich musste den Reiserucksack und den Rollator drei Stufen hochhieven. Beobachtet wurde ich von mindestens zwei Dutzend Jugendlicher, die auf dem Bürgersteig warteten – geholfen hat mir niemand…
… Das Einchecken verlief quälend langsam. Als ich endlich meine Schlüsselkarte in der Hand hielt, war es kurz vor Vier. Zwischen Lobby und den beiden uralten und engen Fahrstühlen musste ich noch einmal vier Stufen überwinden. Auch dabei sahen etliche junge Menschen zu, ohne Hilfe anzubieten. Das ist bei der “Generation Future” vermutlich nicht “in”…
… Ich warf nur meinen Rucksack ins winzig kleine Zimmer, erfrischte mich kurz und machte mich dann auf den Weg zur nahen Speicherstadt und zum Miniatur Wunderland, dessen Besichtigung ich eigentlich für den Donnerstag vorgesehen hatte – zum Glück hatte die größte Modelleisenbahn der Welt, deren Besuch mit ein Hauptgrund für die Hamburgreise gewesen war, bis ein Uhr nachts geöffnet. Am Mittwoch hätte ich mit Rose die Hafenrundfahrt gemacht, anschließend gemütlich eine Runde mit der U 3 durch Hamburg gedreht, und danach wäre ich lecker essen gegangen, Labskaus und als Dessert ein Verschleiertes Bauernmädchen in der viel gerühmten Oberhafen Kantine. Konnte ich jetzt alles in die Tonne treten. Sänk you, Doitsche Bahn…
… Als ich die Deichtorhallen passiert hatte und die Speicherstadt vor mir lag, fiel alles Ungemach von mir ab. Allein für diesen Anblick hatte sich die Mühsal gelohnt…
… Mein Quartier, das A&O Hostel Hamburg Hbf. Fast nur Jungvolk, viele Schülergruppen, nicht behindertengerecht, winzig kleines Zimmer, das Beste am Frühstück ist die Pancake-Maschine – aber das Bett war ein Traum! Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals in einem Hotelbett so gut geschlafen zu haben…
… Habt einen schönen und unbeschwerten Sonntag, ihr Lieben! Bleibt bzw. werdet gesund…
… Grade habe ich die DB 3-S Zentrale angerufen, wie mir gestern Nachmittag vom Bahnhofs-Hausmeister empfohlen worden war…
… Es war überaus schwer, das gestrige Geschehen zu schildern, da mir die Dame am anderen Ende der Leitung permanent ins Wort gefallen ist. Endlich, nach vielen geduldigen Versuchen, konnte ich ihr zumindest halbwegs davon berichten, dass ich als Schwerbehinderte gestern recht angeschmiert dagestanden war, weil die Regionalbahn in Uffing um 16:36 Uhr nicht wie überall angekündigt auf Gleis 2 sondern auf Gleis 1 eingefahren ist…
… Die Antwort des “dienstbaren Geistes” der Deutschen Bahn: Ja, das würde seit längerem schon immer wieder mal vorkommen, dass in Uffing die Züge auf dem falschen Gleis einfahren würden. Das sei auch heute wieder ein paar Mal passiert, obwohl es ja heißen würde, dass sämtliche Züge auf Gleis 1 halten würden. Da würde es auch schon eine Unzahl an Beschwerde-Mails geben, sie habe sich grade durch einen hohen Stapel solcher gewühlt. Nein, machen könne man da nichts. Vielleicht ist da eine Bausstelle – ich verneinte das energisch. Ach so. Na, dann wird wohl mit den Weichen was nicht stimmen. Aber das könne seit langem schon niemand erklären, warum die Züge in Uffing mal auf Gleis 1 und mal auf Gleis 2 halten. Angeblich wüsste das niemand von der DB, woran das liegen könnte…
… An sich hatte ich für Donnerstag Nachmittag eine Wanderung nahe Uffing am Staffelsee geplant. Tags zuvor befragte ich noch die DB-Fahrplanauskunft nach einer Busverbindung vom kleinen Bahnhof Uffing, der etwas außerhalb liegt, bis zum Rathaus. Denn damit würde ich mir gut eineinhalb Kilometer Wegstrecke sparen. Man teilte mir mit, dass knappe zehn Minuten nach Ankunft des Regionalexpress Richtung Mittenwald der Bus der DB-Linie 9601 gen Uffing fahren würde. Das ist ja wunderbar!, dachte ich frohgemut…
… Der Zug hielt am Donnerstag kurz vor halb Eins pünktlich, ich stieg aus und trottete zur Bushaltestelle. Dort war ein Zettel angebracht, dass vom 02.09. bis zum 04.09.2020 die DB-Linie 9601 die Haltestellen in Uffing wegen Straßenarbeiten nicht bedienen wird. Ich war ein bisschen angefressen, beschloss aber, das Beste aus der Situation zu machen, und den vorgesehenen Rundweg etwas zu verkürzen. Ich verbrachte einen schönen und kurzweiligen Nachmittag – Bericht und Bilder folgen demnächst…
… Gegen Zwanzig nach Vier war ich wieder zurück am Uffinger Bahnhof. Dieser besteht aus zwei ca. 200 Meter langen Bahnsteigen – Gleis 1 und Gleis 2. Die Züge Richtung München halten stets am nördlichen (oberen) Ende. Es gibt nur einen Übergang, und zwar nahe der Straße am südlichen (unteren) Ende…
… Am südlichen Ende des Bahnsteigs Gleis 2 befindet sich eine Info-Tafel mit den Fahrplänen. Laut diesen würde der nächste Zug nach München Hbf auf Gleis 2 um 16:36 Uhr abfahren. Die digitale Zuganzeige liegt weit entfernt, im oberen Drittel des Bahnsteigs. Ich marschierte dort hin, denn ich wollte ohnehin im Zug ganz vorne sitzen. Auf der Anzeigentafel war zu lesen: “RB Nr. …. Richtung München Hbf, Abfahrt 16:36 Uhr auf Gleis 2.” Mit mir warteten ca. 10 Passagiere auf die Regionalbahn…
… Die Schranken am Bahnübergang schlossen sich, wenig später brauste der Zug heran – und hielt auf Gleis 1! Auf der Anzeigentafel war immer noch zu lesen: “RB Nr. … Richtung München Hbf, Abfahrt 16:36 Uhr auf Gleis 2.” Ich war fassungslos, so wie die Anderen auch. Die Jüngeren nahmen die Beine in die Hand und sprinteten die ca. 200 Meter nach Süden, passierten den Übergang, und rasten ca. 200 Meter nach Norden, um zum Zug zu gelangen. Eine Gruppe älterer Damen ließ sich ins Gleisbett hinab, überquerte dieses und kletterte an der gegenüber liegenden Seite wieder hoch – lebensgefährlich und strengstens verboten!…
… Weder Rennen noch durchs Gleisbett marschieren kam für mich in Frage. So schnell mich meine schwachen Beine nach gut vier Kilometern Wanderung noch trugen, versuchte ich, die ca. 200 Meter nach Süden zum Übergang zu marschieren. Ich machte mir keine Hoffnung, dass der Zug warten würde, wollte aber zumindest versuchen, ihn zu erreichen…
… Ich war grad am Übergang angelangt, da fuhr der RB Nr. … Richtung München Hbf ab. Ich schäumte vor Wut. Na, danke auch! Eine Stunde Warten auf den nächsten Zug, von dem man nicht wusste, auf welchem Gleis er einfahren würde! Einige sehr freundliche und besorgte Uffinger, die das ärgerliche und auch groteske Geschehen mitbekommen hatten, kümmerten sich um mich. Sie teilten mir mit, dass es seit Monaten immer wieder vorkommen würde, dass Züge zum Ärger der Passagiere auf dem falschen Gleis halten würden, und setzten sich mittels ihrer Handies mit der Deutschen Bahn in Verbindung. Welches Wirrwarr an Informationen ihnen da geboten wurde, spottete jeglicher Beschreibung…
Bis zum 30.09. fahren sämtliche Züge von Gleis 2 ab. – Häh?
Ab 15:00 Uhr des 03.09. fahren alle Züge wie üblich von Gleis 1. Aha. Warum steht dann im Fahrplan etwas völlig Anderes? Und warum hielt der Zug um 16:23 Richtung Garmisch dann auf Gleis 2?
Bis zum 02.09. fahren sämtliche Züge von Gleis 2. Ab dem 03.09. 0 Uhr halten alle RBs wieder auf Gleis 1. Ähem – Null Uhr lag mittlerweile schon gut 17 Stunden zurück.
Der Zug Richtung München um 17:36 Uhr hält auf Gleis 2.
Nur Minuten später: Der Zug Richtung München um 17:36 hält auf Gleis 1.
… Ein sehr agiler Mann mittleren Alters, der sich nebst einem vornehmen Greis meiner angenommen hatte, entpuppte sich als Hausmeister des Uffinger Bahnhofgebäudes. Im Laufe des Gesprächs und des Durcheinanders sich widersprechenden DB-Informationen erzählte ich ihm, dass ich mich schon einige Male über die Deutsche Bahn beschwert, aber nie eine Antwort, geschweige denn eine Entschuldigung bekommen hätte. Er nickte, die Stirn in zornige Falten gelegt. “Das glaube ich Ihnen gerne. Das hilft auch nichts, wenn Sie sich per Mail oder über die sozialen Netzwerke beschweren. Versuchen Sie’s mal über die DB 3-S Zentrale. Warten Sie, ich schreib’ Ihnen die Telefonnummer auf.”…
… Danach setzte er sich mit der offenbar zuständigen Fahrdienstleitung in Garmisch-Partenkirchen in Verbindung, in recht schroffem und ungehaltenem Tonfall. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, nickte er zufrieden: “Ab sofort halten alle Züge wieder auf Gleis 1. Der Fahrdienstleiter hat mir grade Stein und Bein darauf geschworen.” Er begleitete mich noch zum kleinen, schmucken Bahnhofsgebäude, und gab mir zum Abschied den Rat: “Warten Sie jetzt aber vorsichtshalber dort am Aufsteller mit der Wanderkarte, da ist normalerweise immer das Zugende. Sollte die Regionalbahn Richtung München wirklich wieder auf dem falschen Gleis halten, dann haben Sie zumindest eine kleine Chance, schnell genug auf den anderen Bahnsteig zu gelangen. – Ansonsten müssen Sie noch einmal ein Stünderl warten, oder sich in Uffing ein Zimmer suchen, und morgen aufs Neue Ihr Glück versuchen, nach Hause zu gelangen.” Er zwinkerte mir zu. Mein Lächeln fiel leider ziemlich schief aus…
… Die Anzeigetafel zeigte inzwischen an, dass sämtliche Züge auf Gleis 1 halten würden. Ein mit mir wartender Fahrgast zeigte mir die DB-Fahrplanauskunft im Internet. Da stand jetzt wieder zu lesen, dass der Zug um 17:36 Richtung München Hbf von Gleis 2 abfahren würde. Am Bahnübergang schlossen sich die Schranken. Ich umklammerte fest meine Wanderstöcke, holte tief Luft und machte mich bereit zum 300-Meter-“Sprint” auf den gegenüber liegenden Bahnsteig. Dann kam die Bahn. Sie fuhr auf Gleis 1 ein. Sekundenlang wurde mir schwindelig vor Erleichterung…
… Man ist gut beraten, wenn man sich vor jedem, aber auch wirklich jedem Zug, mit dem man eine Reise zu unternehmen gedenkt, auch wenn diese nur kurz sein sollte, im Internet darüber informiert, ob der gewünschte Regionalexpress, IC, EC, ICE etc. überhaupt fährt. Doch selbst wenn man diese Vorsichtsmaßnahme ergreift, ist man vor Ärger ganz sicher nicht gefeit…
… Vor einigen Tagen inspirierte mich ein Kommentar einer lieben Bloggerfreundin dazu, mich näher mit einem legendären bayerischen Volkshelden zu befassen. Zu diesem Zweck hatte ich geplant, mit der BOB nach Schliersee zu gondeln. Da am Freitag Nachmittag in Nähe des Hauptbahnhofs ein Zug entgleist war und mehrere Weichen beschädigt hatte, guggelte ich zuvor im WWW noch kurz nach Störungsmeldungen. Ich stieß auf die Nachricht, dass im Prinzip alle Züge wieder normal verkehren würden, und gab mich damit zufrieden. Hätte ich doch nur weitergelesen, denn da stand nämlich zudem sinngemäß geschrieben: Es kann aber sein, dass einige Züge ausfallen werden, kann sein, muss aber nicht. Und es kann sein, dass einige Regionalbahnen erst ab Pasing bzw. dem Ostbahnhof verkehren, vielleicht, vielleicht aber auch nicht – wie man in Bayern so schön sagt: “Nix gwiss woaß ma ned.”. Aber im Prinzip würden, wie gesagt, alle Bahnen wieder normal verkehren…
… Eine knappe halbe Stunde später stand ich im nördlichen Teil des Hauptbahnhofs und staunte nicht schlecht. Gähnende Leere herrschte dort, und an jeder Zuganzeige bei den Gleisen hieß es: “Zug um … nach … fällt heute aus.” Ich wandte mich an den Ticketschalter der BOB und erhielt dort auf meine Frage die Auskunft: “Die Regionalbahn nach Schliersee fährt um 14:08 Uhr ab Ostbahnhof.” Ich sah auf die Uhr – noch siebzehn Minuten Zeit, das müsste zu schaffen sein…
… Natürlich stand der BOB-Zug am Ostbahnhof auf dem am weitesten entfernten Gleis. Ich hatte, nachdem ich die quälend langsame S-Bahn verlassen hatte, noch drei Minuten, um durch die Unterführung dorthin zu gelangen. Natürlich hat der Aufgang zu Gleis 12 keine Rolltreppe. Und natürlich ist zur Zeit der Lift außer Betrieb. Natürlich sah ich deshalb vom Zug nur mehr die Rücklichter, als ich keuchend und schnaufend endlich oben angelangt war. Ich fluchte laut und wutentbrannt wie ein Fuhrknecht, zum Glück war niemand in meiner Nähe…
… Auf dem Weg zurück zur S-Bahn begegneten mir etliche völlig verwirrte Fahrgäste. Man hätte sie vom Hauptbahnhof hierher geschickt, und nun gäbe es keinerlei Hinweise darauf, ob, wann und von wo ihre gebuchten Züge fahren würden. Ein junger Japaner zeigte mir auf seinem Handy, dass sein ICE Richtung Berlin grade eben ersatzlos gestrichen worden sei. Er fragte mich, was er nun tun solle. Ich begab mich mit ihm auf die Suche nach DB-Personal, das ihm behilflich sein könnte. Da war jedoch niemand! Im gesamten Ostbahnhof zeigte sich kein einziges Mitglied des DB-Service, das dazu in der Lage gewesen wäre, Fragen gestrandeter Reisender zu beantworten, Auskünfte zu erteilen, die chaotisch durcheineinander quirlenden Ströme hilf- und ratloser Fahrgäste zu koordinieren…
… Der Bundesverkehrsminister, eine hochintelligente Koryphäe ersten Ranges – * beissender Ironiemodus* -, hat der Deutschen Bahn vor kurzem eine Milliarde Euro zur Verbesserung des Schienennetzes, des Fuhrparks, sowie des Services zugesagt. Die erste Reaktion – beinahe unmittelbar darauf – war, dass die Vorstände beschlossen, sich kräftigst – um ca. 40 % – die Gehälter zu erhöhen. Deutlicher kann man nicht zeigen, dass diesem Beförderungsunternehmen das Wohl und Wehe, sowie die Zufriedenheit der Passagiere aber so was von am A*** vorbei gehen, und die eigenen Interessen im Vordergrund stehen…
… Mir war die Lust nach meinem sonntäglichen Ausflug, den ich mir so schön vorgestellt hatte, gründlich vergangen. Ich fuhr zurück nach Hause. Und nun werde ich einen Frustkuchen backen, einen saftigen, nussigen, mit ganz, ganz viel dicker, schwarzer Schokolade…
… Als ich am Samstag Abend beschwingt von all der schönen Musik am Bahnhof Prien angelangt war, zeigte die große Uhr ziemlich genau 22:00 Uhr. Der Regionalzug Meridian nach München hätte um elf Minuten nach Zehn eintreffen müssen. Dass auf der Anzeigetafel zu lesen war, dass mit einer Verspätung von ca. zehn Minuten zu rechnen sei, überraschte mich nicht im Geringsten. Ich bin in der vergangenen Woche mit fast einem Dutzend Züge kreuz und quer durch Oberbayern gereist – und kein einziger war pünktlich gewesen…
… Als die Regionalbahn in Prien einfuhr, wechselte die Anzeige am Triebwagen plötzlich von “München Hbf” zu “Rosenheim”. “Was soll das denn?”, wurde ich von einem Mitreisenden gefragt, der Bayerisch mit leichtem, amerikanischem Akzent sprach. Ich zuckte mit den Schultern. “Kann sein, dass wir in Rosenheim in einen anderen Zug umsteigen müssen. Zur Zeit ist das Bahnfahren in dieser Gegend wegen einiger Baustellen manchmal ziemlich kompliziert.”…
… An Bord des Meridian befand sich niemand, den man um Auskunft hätte bitten können. Als wir in den Rosenheimer Bahnhof einfuhren, wurden wir vom Lokführer per Ansage dahingehend informiert, dass der Zug aufgrund einer Baustelle bei Ostermünchen jetzt hier enden würde, und Busse des Schienenersatzverkehrs am Bahnhofsvorplatz auf uns warten würden. Die Durchsage erfolgte ausschließlich auf Deutsch. Da der Meridian aus Salzburg kam, gab es sehr viele ausländische Tagestouristen, die logischerweise nun sehr verwirrt und orientierungslos waren…
… Hunderte Reisende durchquerten die verwaiste Schalterhalle. Sämtliche Geschäfte, und natürlich auch der Informationsschalter der DB bzw. Meridian, hatten bereits geschlossen. Auf dem Vorplatz und dem nahen Busbahnhof war kein Schienenersatzverkehr zu sehen! Nichts! Keine Busse, die uns, wie angekündigt, nach Ostermünchen bringen würden! So warteten wir. Und je länger die Wartezeit wurde, umso mehr wuchsen natürlich auch Unverständnis und Ärger. Viele machten ihrem Zorn laut Luft: “Das darf doch nicht wahr sein! So ein Sch…verein!”…
… Nach einer halben Stunde – es war mittlerweile nach 23:00 Uhr – hatte sich immer noch kein SEV eingefunden. Irgend jemand setzte das Gerücht in Umlauf, dass gleich auf Gleis 7 ein Zug aus Kufstein eintreffen würde, und der würde garantiert nach München fahren. Die vielköpfige Horde inzwischen höchst verärgerter Passagiere eilte daraufhin zurück in den Bahnhof. Ich eierte langsam hintendrein, obwohl ich dieser Nachricht keinen rechten Glauben schenkte…
… Während meines “Sprints” Richtung Gleis 7 fiel mir auf Gleis 2 eine Zuganzeige auf: “Railjet von Budapest nach München Hbf – Verspätung ca. 80 Minuten”. Ich sah kurz auf die Uhr und rechnete, und kam zu dem Schluss, dass dieser Zug in Kürze einfahren müsste. Zwar darf ich mit meinem Behindertenausweis keine ICEs, ECs und Railjets benutzen, aber das war mir an diesem Abend ziemlich egal. Als ich mich langsam die Treppe zum Bahnsteig hochquälte – der Aufzug war nämlich defekt – hörte ich hinter mir, wie die Horde inzwischen noch zorniger gewordener Passagiere wieder zum Busbahnhof zurück strömte. Der Regionalzug von Kufstein fand nämlich auch ganz überraschend in Rosenheim ein Ende. Und auch da hatte man die Leut’ auf den Schienenersatzverkehr hingewiesen – der nach wie vor nicht eingetroffen war…
… Der Railjet brauste nun mit gut eineinhalbstündiger Verspätung heran. Diesmal war ich dafür sogar dankbar, denn wäre dieser Zug pünktlich gefahren, würde ich jetzt wie die meisten anderen ziemlich ziel-, rat- und planlos da stehen. Ich stieg ein und wartete auf den Zugbegleiter, um die misslichen Umstände zu erklären, und ein Ticket zu kaufen. Aber während der ganzen Fahrt ließ sich niemand blicken. Ich war keineswegs böse deswegen…
… Wegen der Baustelle bei Ostermünchen wurde der Railjet über die eingleisige Strecke via Holzkirchen umgeleitet. Aus diesem Grunde durfte er nur sehr langsam fahren, und musste an der S-Bahn-Haltestelle Kreuzstraße zwanzig Minuten auf einen Gegenzug warten, der sich im Schritttempo an uns vorbei pirschte…
… Gegen halb Eins – nach zweieinhalbstündiger Reise für eine Distanz von ca. 60 Kilometern – war endlich der Münchner Hauptbahnhof erreicht. Eine Dame meines Alters, die mit mir den Railjet geentert hatte, erzählte mir vor Wut bebend, dass sie gerade den Anruf einer Bekannten erhalten hätte: Nach über einer Stunde wäre in Rosenheim endlich ein Ersatzbus eingetroffen – ein einziger Bus für Hunderte Passagiere. Obwohl die Menschen sich zusammenpferchten wie die Ölsardinen, hätten viele zurückbleiben müssen. Der Bus sei bis Ostermünchen gefahren. Auf die Frage, wann denn nun ein Zug Richtung München kommen würde, hätte der Busfahrer mit den Schultern gezuckt und recht unwirsch geantwortet, dass er das nicht wissen würde. Jetzt, nach halb ein Uhr nachts, sei noch immer kein Meridian nach München in Sicht, sie würde nun zu trampen versuchen, da sie keine Lust darauf hätte, womöglich die ganze Nacht in einem winzig kleinen und zugigen Wartehäuschen in der südbayerischen Provinz zu verbringen…
… Ich bin für Umweltschutz. Aber nach diesem Erlebnis und dem Übermaß an Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit des Schienenverkehrs, welches ich in einem gerüttelt Maß erleben muss, seitdem ich häufig die Bahn nutze, kann ich jeden verstehen, der lieber mit dem Auto fährt. Wenn ich das Geld hätte, um mir einen behindertengerecht umgebauten Kleinwagen leisten zu können, dann würde ich mir auf der Stelle so ein Gefährt zulegen…
… “Ich bin mir sicher, dass sich sehr Viele beschweren werden.”, meinte meine Mitfahrerin Samstag Nacht abschließend. “Nutzen wird das nichts.”, ewiderte ich. “Beschweren kann man sich bei diesem Verein, bis die Hölle einfriert. Ändern wird sich dadurch nicht das Geringste. Ich habe seit langem schon den Verdacht, dass man bei der Bahn Reklamationen ungelesen einfach in die Tonne tritt.” Auf meine beiden Beschwerden, die ich vor etwa vier Wochen an die Deutsche Bahn gerichtet hatte, habe ich übrigens bislang keine Antwort erhalten…
… trifft im negativen Sinne kaum ein Sprichwort so zu wie jenes: “Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.” Diese Erfahrung durfte ich während meiner Touren bereits etliche Male machen, allerdings noch nie so dramatisch wie neulich während meines Ausflugs nach Schwindegg…
… Dass es Schwerbehinderte gibt, scheint sich bei der Südostbayernbahn bis dato noch nicht herumgesprochen zu haben. Der Bahnsteig an der Haltestelle Schwindegg ist dermaßen niedrig, dass sich die letzte Stufe des ganz sicher nicht behindertengerechten Ausstiegs aus dem doppelstöckigen Wagon fast einen halben Meter darüber befand – für meine vom Muskelschwund geschwächten Beine ist so etwas schier unüberwindlich. Während ich noch an dem steilen Ausstieg hing, die metallenen Haltegriffe fest umklammernd, und versuchte, doch noch aus dem Zug zu gelangen, verriegelte der Zugführer die Türen! Ich war eingeklemmt, halb hing ich draußen, halb drinnen, und die Türkanten schnitten mir trotz ihrer Gummi-Lamellen schmerzhaft in den Brustkorb und den Rücken! Mir wurde himmelangstundbang, ich schrie panisch auf, mir brach der Angstschweiß aus – wenn sich der Zug in Bewegung setzen würde, würde ich das keinesfalls unversehrt überstehen!…
… Nach einer gefühlte Ewigkeit hatte man ein Einsehen und öffnete die Türen wieder. Ein Passagier kam mir zu Hilfe und bugsierte mich vorsichtig auf den Bahnsteig. Der Zugführer war indessen ca. dreißig Meter von mir entfernt gestanden und hatte sich völlig ungerührt die Szene angesehen, angeblich dürften Bahnangestellte aus versicherungstechnischen Gründen Passagieren mit einer Behinderung bzw. in Bedrängnis nicht zu Hilfe kommen – ich mag das nicht recht glauben…
… Während meines Rundgangs um das Schwindegger Wasserschloss zitterten mir die Knie, und sobald ich wieder zuhause angelangt war, kontaktierte ich die Deutsche Bahn und schrieb eine saftige Beschwerde…
… Bei der Gelegenheit erwähnte ich auch noch einen weiteren Vorfall, der mir sehr unangenehm in Erinnerung verblieben ist, und den ich eigentlich auch gleich zur Anzeige hätte bringen sollen: Nach meiner Wanderung am Staffelsee Mitte Mai bestieg ich gegen halb sieben Abends den Zug Richtung München. Kaum hatte ich Platz genommen, kam der Zugbegleiter zum Kontrollieren. Als ich ihm meinen Behindertenausweis mit Wertmarke unter die Nase hielt, meinte er süffisant: “Ah, Madame reist mit dem Luxus-Ticket.” Ich bin selten um Worte verlegen, aber da hat es mir angesichts dieser grenzdebilen, taktlosen und höchst unsensiblen Ansprache die Sprache verschlagen!…
… Kaum ein Zug fährt ohne Verspätung, während der Hauptreisezeit setzt man auf der Strecke München-Salzburg Kurzzüge ein, und ab München Ost stehen in den Wagons die Passagiere dicht an dicht bei schier unerträglicher Hitze, der sogenannte Schienenersatzverkehr entlang der Ewigkeitsbaustelle in Richtung Salzburg besteht aus lediglich einem Bus für Hunderte Reisende, wer keinen Platz findet, muss halt eine Stunde lang warten. Die wichtige und sehr frequentierte Verbindung zwischen München und Innsbruck ist in weiten Teilen immer noch eingleisig, Wagons, Triebwägen und Loks sind mitunter heillos veraltet, Zuggarnituren und Bahnhöfe nicht im Geringsten behindertengerecht, Züge fallen aus, weil es an fachkundigem Personal mangelt – nein, Staat können wir mit der Deutschen Bahn nicht machen, da herrschen teilweise schon Zustände, die eher an ein Entwicklungsland erinnern alss an eines der reichsten Länder der Welt…
… Ob und wie man bei der Deutschen Bahn auf meine schriftliche Beschwerde reagieren wird, werde ich euch nicht vorenthalten, versprochen!…
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