… So hieß es am Samstag, 10. 11. 2012, als sich am Münchner Goetheplatz eine Schar von ca. 500 Demonstranten einem Aufmarsch der rechtspopulistischen Gruppierung Pro Deutschland entgegen stellte…
… Eine ausgesprochen gute, geradezu feurige Rede hielt der Oberbürgermeister Christian Ude – aus dem Gedächtnis wieder gegeben folgender Ausschnitt: “… Und wie können wir nun den Braunen Sumpf in unserem Lande trocken legen? Durch persönliches Engagement! Durch ruhiges und sachliches Argumentieren gegen rechtsradikale Sprüche! Durch Hinschauen, durch Beherztheit! Und durch unser Wahlrecht! Dies ist eine unserer stärksten Waffen, die uns die Demokratie, das Grundgesetz in die Hände gegeben hat! Gehen Sie zur Wahl! Jede und jeder von Ihnen! Tragen Sie dazu bei, dass dem Rechtsradikalismus hier in unserem Lande der Boden unter den Füßen weggezogen wird…”
… Danach sahen alle anderen Redner, egal, ob Seppi Schmidt von der CSU-Ratshausfraktion, oder Dieter Reiter, einer der drei nominierten Nachfolger-Kandidaten Christian Ude’s sehr blaß aus. Lediglich Sabine Nallinger, die Kandidatin der Grünen, eine – wie ich finde – sehr sympathische Frau, konnte mit ihren Worten ebenfalls Begeisterung auslösen. Sie sprach davon, dass München seit jeher eine bunte und multikulturelle Stadt gewesen sei, dass die guten Beziehungen vor allem zum Süden Europas viel mit dazu beigetragen hätten, der bayerischen Landeshauptstadt Flair, Pracht und Schönheit zu verleihen…
… Dann folgte die Ermahnung, friedlich und gewaltfrei zu bleiben…
… Und dann kamen sie…
… Ihr seht nix? Kein Wunder! Wurden die etwa zwei Dutzend Damen und Herren von Pro Deutschland von einem Troß von an die 1.000 Polizisten geleitet – damit sie sich von den Teilnehmern der Aktion “München ist bunt!” auch ja nicht fürchten mussten…
… Wir wurden allesamt auch gründlich gefilmt und fotografiert – ich denke mal, dass da so einige Bildchen beim Verfassungsschmutz landen werden…
… Die Kundgebung fand ca. 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. Verstanden hat im ganzen Viertel wohl niemand auch nur ein Wort. Trillerpfeifen gellten, Vuvuzelas tröteten, Schlagwerkzeuge klapperten, Folk- und Protestsongs längst vergangener Tage dröhnten aus einer mitgeführten Stereoanlage über den Goetheplatz, dazu skandierten wir pausenlos Sprechchöre: “Nazis raus! Nazis raus!” – “Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest!” – “Es gibt kein Recht auf Nazi-Parolen!” – “Aufhören! Aufhören! Aufhören!” – “Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die multikulturelle Solidarität!” – “Packt ein und geht nach Hause!” Meine persönlichen Favoriten waren schon nach kurzem: “Ohne Verfassungsschmutz wärt ihr nur zu Dritt!” und “Eure Kinder werden so wie wir!”…
… Nach etwa eineinhalb Stunden setzte sich das kleine Trüppchen Richtung Sendlinger Tor in Bewegung. Dort, in einem abgeschirmten und wieder von Hunderten von Polizisten bewachten Geviert, versuchten die Leutchen von Pro Deutschland erneut, sich Gehör zu verschaffen. Ohne jeglichen Erfolg. Ein- oder zweimal gab es eine Lücke im schier undurchdringlichen, dreireihigen Polizei-Kordon, dann konnte ich einen Blick auf die Rechtspopulisten werfen. Ganz ehrlich, sie wirkten auf mich wie jene Schüler/innen, die man ihrer Unbeholfenheit, Unauffälligkeit, ihrer mickrigen Erscheinung wegen früher nie hat mitspielen lassen. Und meine Erfahrung sagt mir, dass genau diese Menschen in späteren Jahren sehr gefährlich werden können…
… Gegen siebzehn Uhr, nach gut sechseinhalb Stunden, baute der Trupp Pro Deutschland seine Ausrüstung ab, man quetschte sich in einen Kombi, und fuhr davon, geleitet von einer Polizei-Eskorte, die einem Staatsoberhaupt zur Ehre gereicht hätte…
… Mein Fazit: München ist bunt – jaein. So gut wie die heutige Demo auch getan hat – aber fünfhundert von ca. 1.420.000 Einwohnern der Stadt? Eigentlich hätte das ganze Viertel vom Goetheplatz bis zum Sendlinger Tor schwarz sein müssen vor dichtgedrängter Menschen…