… Monatelang hatte ich davon geträumt: Ich sitze bequem im schönen Wiener Traditions-Café Landtmann und lasse es mir schmecken. Und dann, an einem sonnigen Dienstagnachmittag Ende August, erfüllte sich dieser Wunschtraum…
… Landtmanns Feine Torte (das Stückerl hätte ruhig ein wenig größer sein können 😉 und ein Überstürzter Neumann*…
Das Café Landtmann befindet sich im Erdgeschoss des Palais Lieben-Auspitz, errichtet 1873 bis 1874 im Stile des Historismus, und in unmittelbarer Nähe des Burgtheaters, des Wiener Rathauses, der Parteizentrale der Sozialdemokraten, der Universität, des Bundeskanzleramtes und dreier Ministerien – eine höchst erlauchte Nachbarschaft sozusagen…
… Das Kaffeehaus wurde am 1. Oktober 1873 vom Cafétier Franz Landtmann als „Wiens eleganteste und größte Café-Lokalität“ eröffnet. Da die Schaffung der Ringstraße nur wenige Jahre zuvor von Kaiser Franz-Josef angeordnet worden war, umgaben in den ersten Jahren vor allem große Baustellen das Etablissement. Es folgten im Laufe der Zeit mehrere Besitzerwechsel, seit 1976 ist es in Händen der Gastronomenfamilie Querfeld. Im Souterrain befindet sich ein Theaterraum, der von 1936 bis 1938 das Kabarett „Zum fröhlichen Landtmann“ beherbergte, zur Zeit wird die Bühne vom Kleintheater „Die neue Tribüne“ bespielt. Auch das sommerliche Kaffeehaustheater „Tinte und Kaffee“ findet dort statt…
… Ungezählte namhafte Gäste wurden in all den all den langen Jahren im Café Landtmann bewirtet, darunter Attila und Paul Hörbiger, Oskar Kokoschka, Hans Moser, Max Reinhardt, Oskar Werner, Paula Wessely, Gustav Mahler, Gary Cooper, Romy Schneider und Marlene Dietrich. Auch heute wird das Kaffeehaus von vielerlei Prominenz frequentiert…
… 1980 wurde das Kaffeehaus sorgfältig renoviert. Die Einrichtung steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Besonders bemerkenswert sind vier hölzerne Säulen im Eingangsbereich, deren Schnitzereien Premierenszenen des Burgtheaters darstellen…
… Der Aufenthalt im Café Landtmann hatte mir einen solchen Energieschub verliehen, dass ich anschließend per Bim (Straßenbahn) noch eine ausgedehnte Rundfahrt über die Ringstraßen unternahm. Dann strich ich langsam die Segel, fuhr zurück zum Westbahnhof, löste meinen Reiserucksack aus, erstand noch eine Schachtel feinste Schnittchen von Trzesniewski und begab mich Richtung Hotel im Bezirk Meidling…
*Überstürzter Neumann: Eine Wiener Kaffeespezialität, bei der in eine Tasse ein großer Tupfer Schlagobers (Schlagsahne) gegeben und anschließend ein doppelter Espresso darüber gegossen wird. Erfunden wurde das von einem Herrn Neumann, der es immer sehr eilig hatte, und dem der Kaffee stets zu heiß war. So kam er eines Tages auf die Idee, einen Einspänner (starker Mokka mit Sahnehaube) verkehrt herum zu bestellen. So konnte der sich abhetzende Herr Neumann ganz auf die Schnelle sein Heißgetränk hinunterstürzen, und Wien hatte eine neue Spezialität. 😉
… Kommt gut und hoffentlich ohne Hast und Eile ins Wochenende, ihr Lieben!…
