… Auch hier wie stets ein herzliches Dankeschön an @puzzle für diese interessante Blogaktion, bei der ich so oft stöbernderweise auf längst vergessene fotografische Schätze meiner Mediathek stoße…
… Anfang September 2016 weilte ich wieder einmal für eine Woche in Venedig. Während eines vergnüglichen Bummels über die Insel Burano mit ihren vielen heiter-bunten Häusern geriet ich auch ins dortige kleine Spitzen-Museum. Und traf rein zufällig auf die damals älteste Spitzenstickerin der Welt, eine zierliche, kleine Dame, die vor kurzem ihren einhundertsten Geburtstag gefeiert hatte, und nun von einem Fernsehteam interviewt wurde. Die Jubilarin war kristallklar im Kopf und ausgesprochen schlagfertig, und die achtzigjährige Tochter an ihrer Seite wand sich manchmal etwas genant (peinlich berührt) angesichts der gepfefferten Bemerkungen, die ihre Mutter gut gelaunt und selbstbewusst von sich gab…
… Das Foto habe ich am 03.09.2016 in meine Mediathek hochgeladen…
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… Habt einen guten und möglichst entspannten Wochenteiler, ihr Lieben!…
… Haupterwerbsquelle auf Burano ist neben dem Tourismus der Fischfang und seit dem 16. Jahrhundert die Spitzenstickerei. Mittels einer sehr kunstvollen Nadelspitzentechnik, Reticella genannt, werden filigrane Meisterwerke geschaffen, und natürlich zu recht üppigen Preisen feil geboten. Es ist geboten, beim Erwerb solcher Kleinodien die Augen offen zu halten, nicht alles, was man als Laie für Burano-Spitze hält, ist auch eine solche. Am seriösesten sind die Läden rund um das kleine Museum auf dem Dorfplatz…
… Und dort, in diesem nicht eben üppig ausgestatteten Museum, war mir wieder einmal der Zufall gewogen: Eine junge TV-Reporterin drehte eine kurze Dokumentation über Burano’s wunderschöne Handarbeiten, und hatte die weltweit älteste Spitzenstickerin vor der Kamera. Ich durfte mich dazu setzen, und mit der hundertjährigen (!) Dame unterhalten, die geistig noch sehr rege und humorvoll war. Schlitzohrig verkündete sie mir, dass sie das Arbeiten nunmehr sein lassen würde, denn nach der Ausstrahlung des TV-Films würde sich ganz bestimmt ein reicher Mann bei ihr melden, den sie dann ehelichen und die restlichen Jahre ihres Lebens in Saus und Braus verbringen würde. Sie hatte ihre Tochter bei sich, gut achtzig Jahre alt, die leise schmunzelnd und mit behenden Fingern ein Stück Spitze fertigte…
… Ich ließ mich noch ein Weilchen durch das Dorf mit seinen grünlich schimmernden, schmalen Kanälen und farbenfrohen Anwesen treiben…
… Während meines Urlaubs im Mai bin ich an diesem Örtchen lediglich vorbei gefahren, zu anstrengend war jener Tag gewesen. Aber ich hatte mir damals fest vorgenommen, den Rundgang durch das Dorf der Spitzenstickerei und farbenprächtigen Häuser nachzuholen. So machte ich mich heute morgen nach einem gehaltvollen Frühstück via Vaporetto Linie 14 auf den Weg…
… Jene Legende, die besagt, dass die Gestaltung Buranos darauf zurück zu führen sei, einem Postboten die Arbeit zu erleichtern, der sehr gerne sehr tief ins Glas zu schauen pflegte, und ständig beim Austragen der Briefe die ungezählten Mitglieder von lediglich fünf Fischerfamilien, die allesamt untereinander mindestens genau so häufig verschwägert und verbandelt waren wie so manches europäische Herrscherhaus, durcheinander brachte, habe ich vor einigen Monaten ja schon erzählt. Ob sie wahr ist oder nicht, sei dahingestellt. Die Häuser Buranos sind in jedem Falle ein Augenschmaus, auch wenn man nicht mit der Kamera unterwegs ist…
… Der Campanile der Ortskirche kann es übrigens, was die waghalsige Schräglage anbelangt, ohne weiteres mit dem berühmten Schiefen Turm von Pisa aufnehmen… 😉
… Burano liegt gut fünf Kilometer nordöstlich von Venedig. In früheren Tagen lebten die Bewohner/innen dieser Insel bzw. des durch Brücken miteinander verbundenen Inselarchipels vom Fischfang und der Spitzenstickerei, die seit ca. 1870 dank der Handarbeitsschule Scuola di Merletti, in der sich heute ein Museum befindet, und des aufkommenden Tourismus eine neue Blütezeit erlebt…
… Schon aus einiger Distanz kann man eines der Wahrzeichen Buranos gut erkennen: Den ziemlich schief stehenden Campanile der Kirche San Martino. In und um Venedig gibt es übrigens so einige Türme mit augenfälliger Schräglage, die jener des berühmtesten aller schiefen Bauwerke in Pisa in nichts nachstehen…
… Wohl am berühmtesten ist Burano allerdings für seine schön farbigen Häuser. Darüber gibt es mehrere Anekdoten, die geläufigste ist jene vom Briefträger, der gerne einen über den Durst zu trinken pflegte, und, da es auf der Insel sehr viele Abkömmlinge von lediglich fünf Familien gab, regelmäßig die Post in die falschen Häuser trug. Da der Postillon eigentlich ein recht liebenswerter Bursche war, den man nicht vergraulen wollte, kam man nach intensiver Beratung zu des Rätsels Lösung, den verschiedenfarbigen Häusern…
… Ich gesteh’s, dass ich in Burano nicht von Bord ging, mir taten die Füße weh, und ich war von den Exkursionen der voran gegangenen Tage recht ausgepowert. So bewunderte ich das munter bunte Örtchen von Bord des großen Vaporettos aus…
… Manchmal schien es, als würden sich der ungezählten flachen Inselchen wegen die Segler über Land bewegen…
… Wen wundert’s, dass in und um Venedig Wassersport in sämtlichen Variationen groß geschrieben wird…
… Die venezianische Variante eines Krankenwagens…
… Ein Vaporetto der Linie 5.2 brachte mich auf der Nordroute zurück nach Lido di Venezia. Meine Nachbarn im Heck des Wasserbusses war ein attraktives und nettes Münchner Pärchen mittleren Alters. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Beiden dann völlig überraschend in „meiner“ kleinen Trattoria traf, als ich dort einkehrte, um mich mit einem Ombra und mehreren Cichetti zu stärken. Im Handumdrehen waren wir in ein angeregtes Gespräch vertieft. Meine neuen Bekannten gaben mir eine Menge nützlicher und interessanter Tipps, die ich mit Sicherheit bei meinem nächsten Aufenthalt in La Serenissima in die Tat umsetzen werde…
… Danach war meine Müdigkeit wie weggeblasen, als ich beschwingt Abschied genommen hatte, und die vielversprechende Abendröte über der Lagunenstadt sah, stieg ich in den Bus Richtung Vaporetta-Station, erklomm ein Boot der Linie 1, und erlebte an Bord einen unglaublich schönen Sonnenuntergang…
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