… Die Gesamtlänge dieser künstlichen Wasserstraße im Norden Londons beträgt gut vierzehn Kilometer, sie entstand zwischen 1811 und 1820, und verbindet im Stadtteil Maida Vale, auch Little Venice genannt, den Grand-Union-Kanal mit der Themse, in die er nahe des hochmodernen Wirtschafts- und Finanzentrums Canary Wharf mündet. Sie war in früheren Zeiten der geschäftigste Transportweg Londons. Ob Kohle, Baumaterial, Getreide oder sogar Eisblöcke aus dem fernen Norwegen – auf den sogenannten Narrowboats (was es damit auf sich hat, erkläre ich im nächsten Blogpost) wurden in ganz England mittels eines ausgeklügelten und viele hunderte Kilometer messenden Kanalsystems die meisten Waren transportiert, gezogen von Pferden entlang der „Towpaths“ (Treidelpfade). Auch im Zweiten Weltkrieg nutzte man die Wasserstraßen zum Gütertransport. Da die meisten Bootsführer in die Armee eingezogen worden waren, wurden sie durch speziell ausgebildete Frauen ersetzt. Danach schwand allerdings die wirtschaftliche Bedeutung des weitgespannten Netzes der englischen Wasserstraßen, viele verlandeten und wurden stillgelegt. Seit den achtziger Jahren erleben sie allerdings eine Renaissance, die touristische Erschließung und Nutzung der einstigen Transportwege boomt. …
… Die Bootsfahrt auf dem etwa vier Kilometer langen Teilstück des Regent’s Canals von Camden Lock bis Little Venice dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde, und ich habe jeden einzelnen Moment ungemein genossen. Auf der „Gardenia“ gibt es sogar zwei Behindertenplätze – ganz vorne im Schiff, so dass ich stets ungehinderte Aussicht nach vorne und nach steuerbord hatte… 😉
… Beiderseits des Wasserweges befinden sich höchst exklusive Wohngebiete, die prunkvollen Villen, Paläste und Wohnanlagen in unmittelbarer Nähe des Regent’s Parks blitzen immer wieder mal zwischen den Bäumen und dem Buschwerk an den Ufern auf. Auch Englands zweitgrößter Park in Privatbesitz, sowie der Londoner Zoo liegen am Kanal…
… My Boat is my Castle – die Anlegestelle romantisch unter einer Trauerweide, ein idyllisches Gärtchen nebenan, und eine kleine Badestelle – ich glaube, so was könnte mir auch gefallen…
… So ein alter Reifen schützt nicht nur den Bootsrumpf, sondern ist auch ein gar feiner Platz zum Nestbau und Brüten…
… Ein Freiluft-Atelier schien diese Konstruktion zu sein…
… Oh, da hat es ordentlich Haue gegeben!…
… Der Maida Hill Tunnel ist etwa 250 Meter lang, eng und sehr nieder. In früheren Zeiten bugsierte man die Narrowboats, die speziellen Frachtboote, welche auf Englands Kanälen eingesetzt wurden, durch solche Tunnels, indem die Mannschaft sich auf dem Bootsdach auf den Rücken legte und mit den Beinen quasi an der Decke entlang „liefen“. Manchmal waren an den Wänden auch Ketten angebracht, an denen man sich entlang hangelte…
… Wie uns der Bootsführer erklärte, zieht der kleine Schlepper, der vor uns durch den Tunnel tuckerte, normalerweise das sogenannte „Poo Boat“. Entlang des Regent’s Canal gibt es einige Moorings, Anlegestellen, an welchen man für eine gewisse Zeit, manchmal auch dauerhaft vor Anker gehen kann. Dort gibt es Strom, fließendes Wasser sowie Internet-Anschluss für die Besitzer oder Gäste der angemeldeten Boote, aber natürlich keine Kanalisation. Abwasser und Fäkalien werden in speziellen Containern gesammelt, und ein- bis zweimal pro Woche kommt das Poo Boat, um die Gülle einzusammeln… 😉
… Den nächsten Post werde ich den Narrow Boats widmen… 😉
… Habt einen schönen Wochenteiler, ihr Lieben!…
