… Auf meinen zur Zeit recht ausgedehnten Streifzügen durch’s WWW und auch sogenannten Social Medias gewinne ich mehr und mehr den Eindruck, dass das Bildungsniveau der Deutschen rapide am Sinken ist. Was einem da vor allem in den Kommentaren zu aktuellen Themen, aber auch in einer erklecklichen Anzahl von Posts um die Ohren gehauen wird, kann man schlicht und ergreifend als entsetzlich, als albtraumhaft, als erdrückend primitiv bezeichnen – da mangelt es am simpelsten Grundwissen in Geschichte und Geographie, von der Sprache ganz zu schweigen (jeder so verhasste, bedrohte und geschmähte Flüchtling beherrscht bereits nach wenigen Monaten Deutsch in Wort und Schrift weitaus besser als die meisten Jener, die ihm übel wollen und Schmarotzertum sowie Schlimmeres unterstellen)…
… Die zunehmende Dummheit und Niveaulosigkeit seien vom Staat, von unseren Volks(ver)tretern so beabsichtigt, tönt es aus der Ecke der Verschwörungstheoretiker/innen. Darin liegt ein winzig kleines Körnchen Wahrheit – mehr aber auch nicht…
… Ich möchte hier einmal ausklammern, dass viele unserer Schulen sich in einem derart schlechten Bauzustand befinden, dass wir nicht einmal unser Schlachtvieh dort unterbringen würden, sowie den Lehrer/innen-Notstand, darauf werde ich an anderer Stelle noch einmal zu sprechen kommen…
… Der Staat, nach dem Viele bei jeder sich bietenden Gelegenheit so gerne so laut schreien, sind wir, meine Lieben. Und jede/r einzelne von uns hat es nach wie vor frei in der Hand, für die eigene Bildung Sorge zu tragen. Wir dürfen uns immer noch frei entscheiden, ob wir am Zeitungsstand nach dem verleumderischen, verhetzenden, reisserisch aufgemachten Pamphlet mit einem Wahrheitsgehalt von grade mal 37 % greifen, oder zu einer Tageszeitung, die sorgfältig recherchierten und gut formulierten Journalismus beinhaltet. Wir haben die Wahl, ob wir unsere TV-Geräte auf seichte, die niedersten menschlichen Instinkte wie Gier, Schadenfreude und Neid ansprechende Doku-Soaps, Casting Shows und den ewig gleichen Einheitsbrei von Endlos-Serien programmieren, oder auf interessante, die Bildung fördernde, ernsthafte Dokumentationen, ob wir dröge aus dem Radio dahinplätscherndem Pop-Gedudel lauschen oder einer gehaltvollen und informativen Sendung. Oder ob wir uns nicht doch lieber in ein gutes Buch vertiefen…
… Wir haben die Wahl, ob wir Chips mampfend und Bier trinkend die Abende gelangweilt auf der Couch verbringen, oder einen der ungezählten interessanten Kurse an der Volkshochschule besuchen, einer Lesung, einem Vortrag lauschen. Wir können uns frei entscheiden, ob wir lieber ein Jahres-Abonnement der „Blöd“-Zeitung haben wollen oder eine Mitgliedschaft der nächst gelegenen Stadtbücherei…
… Bildung und Mitgefühl, sowie Verständnis und gegenseitige Achtung gehen übrigens Hand in Hand. Wer mangels selbst verursachtem Bildungsdefizit nicht dazu in der Lage ist, über seinen eigenen Tellerrand hinaus zu sehen, ist auch nicht dazu fähig, Empathie zu empfinden…
… All die bildungsfördernden Aktivitäten haben einen Umstand gemein, den viele von uns immer noch träge im längst vergangenen Wohlstands-Modus verharrenden Deutschen nicht unbedingt schätzen: Man muss selbst aktiv werden, mit den grauen Zellen arbeiten. Das selbsttätige Handeln liegt etlichen deutschen Mitmenschen nicht so sehr, lieber lässt man sich führen, trottet denjenigen nach, die das lauteste Mundwerk ihr Eigen nennen, und voller Bedacht die Vorurteile und dumpfen Ängste schüren, oder schreit nach dem sogenannten Staat. Mehr Bildung? Dafür sind wir doch nicht verantwortlich, das geht uns nichts an. Sollen sich „Die da oben“ darum kümmern…
… Das stetig sinkende Bildungs-Niveau in Deutschland ist vom Staat gemacht? Ja, schon – aber nicht so, wie von den Aluhut-Trägern/innen propagiert, sondern von uns, dem Volk. Das wird von Jenen schamlos ausgenutzt, die den kärglichen Rest unserer demokratischen Ordnung untergraben wollen…