Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

In Sekundenschnelle von Erleichterung zu großem Schock…

… Anfang Juli habe ich ja bereits über die ersten unguten Erfahrungen einer ehemaligen Arbeitskollegin mit dem Sozialamt berichtet, nachzulesen hier

… Bärbel hatte damals, als sie mehrere Wochen lang erfolglos versucht hatte, die für sie zuständige Sachbearbeiterin zu erreichen, meinen Vorschlag beherzigt, und der Dame per Einschreiben mit Rückantwort eine Frist von zwei Wochen eingeräumt, um sich mit ihr in Verbindung zu setzen. In der Zwischenzeit versorgte ich Bärbel auf Anraten einer Mitarbeiterin von der Rentenversicherung mit einem Antrag auf Grundsicherung, der mir im Frühjahr mit dem Bescheid über die Rentenerhöhung zugeschickt worden war. Gemeinsam füllten wir das umfangreiche Papier aus, gaben den Stapel nötiger Unterlagen dazu und brachten den Krempel an die Frau J. im Sozialbürgerhaus auf den Weg, selbstredend wieder per Einschreiben mit Rückantwort. Genau einen Tag vor Ablauf der von Bärbel gesetzten Frist meldete sich die zuständige Sachbearbeiterin dann tatsächlich per Mail, und zwar ziemlich pampig: Meine Freundin solle sich quasi in Geduld üben und still halten, es gebe schließlich viele Bedürftige, die noch weitaus schlechter dran wären als sie…

… Nach sechs Wochen kam ein Schreiben vom Sozialbürgerhaus, beigefügt war ein neuer Antrag auf Grundsicherung. Es würden einige Unterlagen fehlen, obwohl Bärbel und ich so bedacht darauf gewesen waren, ja nichts zu vergessen, und außerdem wäre der erste Antrag angeblich ein veralteter, der keine Gültigkeit mehr habe. Also machten wir uns erneut an die Arbeit, und schickten das Geforderte noch einmal per Einschreiben mit Rückantwort an Frau J…

… Wir rechneten ehrlich gesagt nicht damit, das B. den Bescheid über die Bearbeitung des Antrags und der Genehmigung von Grundsicherung vor Mitte/Ende Oktober erhalten würde. Aber vorhin klingelte das Telefon, und meine Freundin war am anderen Ende der Leitung:…

… „Das hat jetzt überraschenderweise doch nur gut zwei Monate gedauert, M.! Und als ich den Bescheid gelesen hab‘, wurde mein Herz ganz schwerelos vor Erleichtung. Jetzt werde ich zumindest in einem bescheidenen Rahmen leben können, ohne den Rest meiner Ersparnisse angreifen zu müssen. Und das, was man mir nun seit Mitte Juli berechnet hat und demnächst auszahlen wird, kann ich für die dringende Wohnungsrenovierung im Frühjahr zurück legen. – Und dann hab‘ ich das Ende des Bescheids gelesen, und da hat es mir vor Schrecken den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich dachte, das Herz bleibt mir stehen. Denn da steht zu lesen, dass man das Geld auf folgendes Konto überweisen würde – und da war eine völlig falsche Kontonummer angegeben, nicht die meine, die ich doch an mehreren Stellen in beiden Anträgen einfügen musste, und die doch auch auf jedem der beigefügten Kontoauszüge groß und deutlich zu erkennen ist!“…

… Natürlich hat B. sofort per Mail die Sachbearbeiterin angeschrieben, und auf den Irrtum aufmerksam gemacht. Außerdem wird sie heute Nachmittag auch noch einmal brieflich, natürlich wieder per Einschreiben mit Rückantwort, Frau J. die richtige Kontonummer zusenden, die in der Tat mehrmals auf beiden Anträgen auf Grundsicherung klar und deutlich zu lesen ist – wir haben vorsorglich Kopien davon angefertigt. Und sie wird sich per Mail an die Teamleiterin von Frau J. wenden. Fehler passieren, niemand von uns ist davor gefeit, und wer weiß, wie wir mit so einem Job zurecht kommen würden – aber so was ist unserer Meinung nach schon grob fahrlässig…

… Es bleibt also weiterhin spannend. Wann sich das Sozialbürgerhaus München Mitte, vertreten durch Frau J., dazu herablassen wird, die ausstehenden Gelder an Bärbels richtige Kontonummer zu schicken, steht in den Sternen. Ich werde euch auf dem Laufenden halten…


30 Antworten zu “In Sekundenschnelle von Erleichterung zu großem Schock…”

  1. Dann hoffen wir mal, dass die Sachbearbeterin nur versäumt hat, in ihrer Briefvorlage die richtige Kontonummer einzugeben und im System alles richtig eingepflegt ist.. Ich drück die Daumen…

  2. Leider fehlt scheinbar bei manchen dieser Sachbearbeiter/innen das Fach soziale/emphatische Umgangsform.
    Ich hatte auch öfters das Gefühl, wenn man mit solchen Ämtern zu tun hat, seine Grundrechte als Bürger zu verlieren.
    Aber ich habe zum Glück auch hilfsbereite Menschen dort kennengelernt.

    • Ja, beim Umgang mit diesen Ämtern kommt man sich oft vor wie ein recht unerwünschter Bittsteller…
      Die Damen und Herren beim Bürgertelefon des Sozialamts waren vorhin sehr freundlich zu Bärbel, haben sie getröstet, ihr Glück gewünscht, und sich als ausgesprochen hilfreich erwiesen.

  3. Dienstaufsichtsbeschwerde! Sofort und auf der Stelle Es ist ein graus. Das mit dem veralteten Antrag ist wohl das neuste. Mir ist man auch damit gekommen. Ich wünsche deine Freundin, dass es nun klappt.

    • Bärbel hat gestern noch die zuständige Teamleiterin angeschrieben und ein Ultimatum gesetzt. Sollten die ausstehenden Gelder nicht bis spätestens 30. September auf ihrem Konto sein, dann würde sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde in die Wege leiten. Ich selbst habe so etwas vor Jahren mal bei einer sehr unsympathischen Jobcenter-Mitarbeiterin gemacht und mich dann sehr darüber gefreut, wie schnell und reibungslos mein Anliegen nach dieser Beschwerde abgewickelt worden ist.

    • Man möchte fast meinen, die Sozialämter machen so was mit Absicht, würden die Kunden nach so einem Schocker einen tödlichen Herzinfarkt vor lauter Schrecken erleiden, dann würde man sich ja fein die Auszahlung der beantragten Gelder sparen… Das ist jetzt bitterböser schwarzer Humor, aber seit meinen eigenen leidvollen Erfahrungen mit Sozial- und Arbeitsämtern kommt man schon mal auf solche Gedanken.
      Herzliche Grüße!

      • Solche Erfahrungen mit Sozialämtern kann man wahrscheinlich nur noch mit schwarzem Humor einigermaßen wegstecken und auch wenn ich bisher noch keine entsprechende Erfahrung gemacht habe ist mir längst klar, dass unser sogenannter „Demokratischer Sozialstaat“ längst nicht mehr wirklich sozial ist und vor allem die wirklich Hilfsbedürftigen unseres Landes mehr oder weniger fallen, sich selbst überlässt was ich als sehr beschämend für unser eigentlich reiches Land empfinde!!!Liebs Grüßle vom Herzen 🤗♥️

        • Laut einer Statistik, die ich vor ein paar Wochen gelesen habe, verzichtet ca. die Hälfte aller Bedürftiger aus Angst, Scham und Furcht vor Ärger mit den Behörden und dem Umfang der in teilweise unverständlichem Beamtenkauderwelsch verfassten Anträge, sowie aus Ekel, sich mit der Fülle der einzureichenden Unterlagen quasi bis auf die Unterwäsche entblößen zu müssen, auf ihnen zustehende Leistungen. Manchmal glaube ich schon daran, dass man in den entsprechenden Ämtern mit Bedacht so fehlerhaft und teilweise ehrlos agiert. Dieses Verhalten spart dem Staat ja immerhin Jahr für Jahr Milliarden ein.
          Grüßle! ❤️

          • Kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es so ist und so wie sich unser Land immer mehr weiterentwickelt, die Schere zwischen arm und reich immer größer wird, ist extrem beschämend!!! 😳 💞

            • Und dann kommt ein Herr Söder, und lobt selbstgefällig die Arbeit der Tafeln. Ohne jegliche Scham. Denn dass in einem so reichen Land wie Deutschland Tafeln überhaupt nötig sind, ist ein sehr großer Grund, sich zu schämen… Man braucht sich doch nur das Gebahren unseres Finanzministers anzusehen, wenn das Gespräch auf eine Besteuerung der Vermögenden kommt, da muss man sich nicht wundern, dass die Schere zwischen Arm und Reich mehr und mehr auseinanderklafft. Wobei die „christlich-demokratischen“ und „christlich-sozialen“ Parteien in den vergangenen 20 Jahren natürlich sehr viel dazu beigetragen haben.

              • Unseren Herrn Söder mochte ich mal, aber auch das ist lange her und nicht nur mit unserem derzeitigen Finanzminister hat man den Bock zum Gärtner gemacht… Was die christlich demokratischen und sozialen die letzten vielen Jahre an unserem Land total verkorksten, teils vernichteten wird nun durch unsere seltsame Regierung sowie auch berechnend zerstörenden Koalitionspartner offenbar vollendet und macht uns nur noch lächerlich, für andere Länder entsprechend benutzbar… Bekomm immer wieder einen dicken Hals wenn ich doch mal die Nachrichten zum politischen Geschehen verfolge und verstehe nicht, dass wir uns das alles einfach so gefallen lassen, teils hirnrissige Vorgaben vorbehaltlos übernehmen. Sorry, aber…

                • Nein, ich finde, dass die jetzige Regierung zumindest teilweise einen ziemlich guten Job macht. Sie muss nun seit etwa einem Jahr Herausforderungen bewältigen, denen die vorherigen Regierungen niemals ausgesetzt waren. Rot-Grün-Gelb hatte nach der Regierungsübernahme nicht einmal genug Zeit, sich halbwegs einzuarbeiten. Und man sagt ja, dass eine neue Regierung mindestens zwei Jahre braucht, um den Augiasstall auszumisten, der vom vorhergehenden Kabinett hinterlassen worden ist. Und ganz ehrlich – ich möchte mir trotz all meiner Phantasie besser nicht vorstellen, wie eine schwarz-schwarz-rote oder eine schwarz-schwarz-gelbe Regierung in diesen Krisenzeiten herumeiern würden! Und bei der Vorstellung eines Herrn März als Bundeskanzler überkommt mich ehrlich gesagt ein ganz großer Brechreiz.

  4. Zumindest bezüglich unserem Bundeskanzler Scholz stimme ich dir zu, u.a. auch weil er sich nicht von solchen hinterhältigen und falschen, berechnenden Wichtigtuern wie eben diesen Herrn März verrückt machen lässt sondern davon unbeirrt einen Weg in hoffentlich wieder bessere Zeiten, auch trotz allem für Erhaltung des Friedens in unserem Land geht.

  5. Man soll ja niemandem was Schlechtes wünschen, aber solche „Sachbearbeiter“ sollten mal für mindestens 2 Jahre am eigenen Leib erfahren, wie es sich so lebt, wenn man auf Hilfe angewiesen ist…

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