Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Momentaufnahmen #26…

… Zum Abschluss ihrer feinen Blog-Challenge, die vermutlich nicht nur mich etliche Male sehr nachdenklich gestimmt hat, will Aequitas et Veritas wissen, welche Herausforderungen das Jahr 2021 für uns bereit gehalten hat – abgesehen vom Virus C…

… Für Schwerbehinderte gehören Herausforderungen eigentlich zum Alltag. Eine ganz besondere hat sich erst vor kurzem ereignet: Nach langen Jahren konnte ich mich endlich dazu durchringen, meinen „Heimwerker-Schrank“ auszumisten, was bitterlichst nötig war. Am Freitag vor Weihnachten bugsierte ich meinen mit Technik- und Elektroschrott bis obenhin vollbepackten „Rentnerporsche“ per Trambahn zum nächst gelegenen Wertstoffhof zum Entsorgen. Auf dem Rückweg machte ich beim Discounter meines Vertrauens noch einen ausgedehnten Einkehrschwung zwecks Wocheneinkauf. Als ich wieder zuhause angelangt war, durfte ich zu meinem großen Ärger und Entsetzen feststellen, dass der Lift inzwischen den Geist aufgegeben hatte. Da stand ich nun mit dem schwer beladenen Einkaufswagen und war ziemlich ratlos…

… Im Haus rührte sich nichts, die meisten Nachbar:Innen waren entweder in der Arbeit oder bereits in den Weihnachtsferien. Also biss ich nach einer Weile fest die Zähne zusammen, dachte mir: „Wenn du vor gut drei Jahren auf den Herzogstand (ein ca. 1.730 Meter hoher Berg am Walchensee) marschieren konntest, dann kommst du da jetzt auch hoch!“, und zog und zerrte mit viel Ächzen und Schnaufen den „Rentnerporsche“ hinauf in den dritten Stock, eine höchst kraftraubende Strapaze…

… Am Samstag darauf fand in München ein Impfmarathon statt, und ich hatte einen Nachmittags-Termin in einem der Clubs am Stachus zum Boostern ergattern können. Der Lift gab natürlich immer noch kein Lebenszeichen von sich. Also eierte ich vorsichtig und langsam die Treppen hinab, musste dann in diesem Club namens „Harry Klein“ eine ziemlich lange Stiege hoch zum Impfraum und wieder runter, und anschließend zuhause erneut die drei Stockwerk erklimmen. Danach durfte ich die nächsten zwei Tage der Nebenwirkungen und körperlichen Anstrengungen wegen das Bett hüten…

… Eine ganz spezielle Herausforderung ist für mich seit etlichen Jahren schon Weihnachten. Denn ich bin alleine und lebe sehr zurückgezogen. Es gibt niemanden, mit dem ich das Fest der Liebe verbringen könnte. Das hat mehrere Gründe, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Je näher der Heilige Abend rückt, umso grüblerischer, bedrückter und dünnhäutiger werde ich. Ich versuche stets, den Großteil der Feiertage im Bett zu verbringen und zu verschlafen, weil dies für mich so am erträglichsten ist. Vor allem am Heiligen Abend sind zudem sämtliche Vorhänge meiner Bude zugezogen, damit ich nicht mitbekomme, wie die Familien auf der anderen Seite der Straße feiern, das würde mir das Herz zu schwer machen. Das ist nicht schön, aber es hilft nichts, und bislang bin ich damit immer irgendwie zurecht gekommen. Heute noch, und morgen, und dann habe ich Weihnachten wieder einmal überstanden…

-.-

… Liebe Aequitas et Veritas, ich danke dir für deine feine Blog-Challenge, und ich freue mich schon auf dein nächstes Projekt, das sich wohl mit dem sehr breit gefächerten Thema Lesen beschäftigen wird…

… Habt allesamt noch eine gute und erfüllte Weihnachtszeit. Und seit gut zueinander. Und bedenkt bei allem, was ihr sagt, dass Worte die schrecklichsten Waffen mit einer verheerenden Langzeitwirkung sein können…


29 Antworten zu “Momentaufnahmen #26…”

  1. Idealisiere mal die Familien von gegenüber nicht so. An Weihnachten passieren schlimmste Dinge. Kinder beispielsweise kotzen dann besonders oft oder kriegen Fieber…Männer kriegen noch ganz andre Sachen, Frauen brechen zusammen oder kreischen nur noch. oder alle schweigen und es geht nach innen- alles schon erlebt.
    Es kann auch wunderbar sein, dazu müssten alle deinen letzten Abschnitt gelesen haben…
    Es ist für dich richtig, wie du damit umgehst…
    Herzlich
    Sonja

    • Stimmt, die wirklich unangenehmen Seiten von Weihnachten durfte ich auch schon kennen lernen. 😉 Eine Familie von gegenüber hat es mir aber schon seit etlichen Jahren angetan. Es gibt vier Kinder, zwei Buben, zwei Mädchen im Alter zwischen ein und dreizehn Jahren. Die gehen alle so liebevoll miteinander um. Wenn ich sie sehe oder kurz beobachte, kann ich mir oft einen Anflug von Neid nicht verkneifen…
      Ich hätte schon ganz gerne wenigstens einen Menschen, mit dem ich Weihnachten feiern könnte…
      Sei lieb gegrüßt!

  2. Nicht umsonst waren vor Corona die Weihnachtstage der Bereich, wo es am meisten in den Familien gekracht hat… und das nicht positiv gemeint.
    Ich hab mit alleine sein zum Glück kein Problem…

    • Wie solltest du auch. Du lebst seit vielen Jahren in einer guten Beziehung und hast mehrere Kinder sowie Enkel. Unter Alleinsein versteht man gemeinhin etwas anderes. Ich wette, du hast dir noch nie Gedanken darüber gemacht, in der Wohnung unentdeckt zu vermodern, weil da niemand ist, der dir persönlich nahe steht.

      • 2012 wäre ich unentdeckt gestorben, wenn das Glück nicht auf meiner Seite gewesen wäre 😉

        Ich weiß schon was du meinst. Ich glaube an die Macht des Positiven. Da mache ich mir über solche Dinge keine Gedanken.

        • Das stimmt, 2012 hattest du in der Tat verdammt großes Glück – dem Universum sei Dank. 😉 – Ich mache mir eigentlich auch keine Gedanken über mein Alleinsein, nur an Weihnachten überkommt’s mich regelmäßig. 😉

          • Ich weiß, dass hat nix mit den Ängsten zu tun, mit denen du dich die Tage quälst.
            Ich glaube, da geht es an diesen speziellen Tagen bestimmt vielen so.

  3. Danke fürs Mitmachen! Vielleicht fällt uns fürs nächste Jahr etwas Neues ein!

    Dein einsames Weihnachtsfest kann ich nicht nachvollziehen, da meine Eltern Gott sei Dank noch leben und wir ein richtig gutes Verhältnis haben. Ein echter Segen. Einsam wird in meinem Fall Silvester, schon seit Jahren. Da schaue ich dann etwas frustriert zurück und wenig hoffnungsvoll nach vorn.

    Fühl dich umärmelt! 💛

  4. Liebe Martha,
    das tut mir leid, dass du niemanden hast, mit dem du Weihnachten verbringen kannst. Ich hoffe, du konntest es dir in deiner abgeschotteten Wohnung zumindest für dich selbst so angenehm wie möglich machen.
    Wenn du magst, lass dich auch von mir drücken.
    Herzliche Grüße
    Stefan

    • Ich habe das noch nie öffentlich erzählt. 😉 Deine Adventüde, und die Reaktionen darauf haben mir den Anstoß dazu gegeben… Wenn jede/r an Weihnachten einen einsamen Menschen bei sich aufnehmen würde – und wenn es nur für ein paar Stunden wäre – dann würde es meiner Meinung nach nicht nur viel weniger Selbstmorde, sondern auch eine ganze Menge weniger Leute geben, die während der Feiertage der Schwermut anheim fallen. Davon bin ich immer noch fest überzeugt. Und es scheint, als ob nur bei uns hier in Deutschland die Abwehrhaltung dagegen so ausgeprägt ist a la „Das ist ein Familienfest, da holt man doch keine Fremden ins Haus!“. In südlichen Ländern sieht man das bei weitem nicht so eng. Mir selbst ist es auf meinen Reisen bereits etliche Male passiert, dass man mich zum Essen bzw. Feiern eingeladen hat, obwohl ich als völlig Fremde unterwegs war, und mir hat das stets sehr viel gegeben, auch wenn eine Unterhaltung bisweilen nur mit Händen und Füßen möglich war. 😉
      Ich danke dir fürs Drücken!
      Sei herzlich gegrüßt!

      • Ja, da hast du recht, dass wir da irgendwie unterkühlt und vielleicht auch blind sind. Du bestärkst mich darin, im kommenden Jahr einen Freund einzuladen, der Weihnachten dieses Jahr auch ganz allein verbringen musste.
        Die Adventüde, die dich inspiriert hat, muss übrigens von jemand anderem gewesen sein. Ich habe gar keine geschrieben. Ich hab Christianes Blog erst im Herbst entdeckt, als die Adventüden schon unter Dach und Fach waren…

  5. Liebe M., du bist bestimmt nicht die einzige, der es so geht. Mir tut das sehr, sehr leid. Ich weiß, dass zu Weihnachten eine besonders harte Zeit ist. Es tröstet da auch nicht, dass sich manche Familien lieber nicht treffen sollten.
    In meinem Block leben viele mit Behinderung und viele auch allein. Wir hatten uns etwas audgedacht, dass die dunkle Jahreszeit etwas heller und wärmer wird. Der C-Virus hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine der Frauen hat genäht, ich habe gefilzt. Und so haben wir versucht, wenigstens ein Geschenk und ein bisschen Freude zu bringen.
    Ich hatte noch zwei Filzseifen übrig und heute fertig gemacht. Nun weiß ich auch, wer eine davon bekommt.
    Ich drücke dich mal aus der Ferne, ganz fest.
    Liebe Grüße an dich.

    • Nein, es gibt mittlerweile viel zu viel alleinstehende und einsame Menschen. Und unsere Gesellschaft ist weitgehend viel zu sehr auf Distanz bedacht, zu selbstbezogen und zu unterkühlt, um sich ihrer hilfreich anzunehmen…
      Ich habe bei dir von den Zusammenkünften in deinem Haus gelesen, und es hat mich sehr berührt. Ich glaube, dass im Osten das Füreinander doch um einiges ausgeprägter ist als hier…
      Ich danke dir von Herzen fürs Drücken und für die Filzseife – ich freue mich schon sehr darauf! <3

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