... Brauchst du viel Aufmerksamkeit und Bestätigung, oder kannst du dich zurücknehmen und anderen den Vortritt lassen?…
… Das möchte Aequitas et Veritas in der neuen Folge ihrer Blogchallenge wissen…
… Früher hungerte ich häufig nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Ich hatte oft den Eindruck, nicht genügend beachtet zu werden, nicht ausreichend Anerkennung zu bekommen. Im privaten Bereich ging ich deshalb etliche Male unnötige Risiken und Abenteuer ein, flunkerte auch gerne bei Erzählungen meiner Erlebnisse. Im beruflichen Metier schrie ich fast jedesmal „Hier!“, wenn es darum ging, anstrengende, knifflige und ungeliebte Aufgaben zu übernehmen, und rieb mich häufig förmlich auf in dem Bestreben zu glänzen, und Lob und Respekt zu erheischen. Privat haben meine Aktionen oft nicht das gewünschte Ergebnis gezeitigt, mir wurde vor allem von einer Person in meinem einstmaligen engen Umfeld jahrzehntelang immer wieder unter die Nase gerieben, wie toll, fähig, hinreissend und intelligent andere Menschen im Vergleich zu mir seien…
… In meiner beruflichen Laufbahn konnte ich dank meines Fleißes und einem gerüttelt Maß an Zielstrebigkeit manche Erfolge und viel Anerkennung einheimsen. Allerdings musste ich mit der Zeit die frustrierende Feststellung machen, dass solche Kollegitäten, die sich bei den Vorgesetzten gut in Szene setzen (einschleimen) konnten und weitaus besser mit dem Mundwerk zugange waren als ich (das war nie mein Ding!), trotz aller Bemühungen zunehmend bevorzugt wurden. Es verfestigte sich nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen Arbeitskolleg:Innen und Freund:Innen, der Eindruck, dass der Schein, das sich vor allem verbal „besser verkaufen“ können immer mehr die Oberhand gewann, dass diejenigen, die ohne zu prahlen und zu protzen zuverlässig und sorgfältig ihr Handwerk verrichteten, und dabei auch immer wieder mal an ihre körperlichen und seelischen Grenzen gingen, immer weniger beachtet und gewürdigt wurden…
… Mittlerweile sind mir Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bestätigung ziemlich egal. Ich bin seit fast drei Jahren in Rente, ich muss beruflich und auch menschlich niemandem mehr etwas beweisen. Dafür, dass ich viele Jahrzehnte lang durch zwei bis vor kurzem unerkannte Besonderheiten (chronischer Muskelschwund und Asperger Autismus) gehandicapt war, habe ich mein Leben verdammt gut gemeistert. Ich bin stolz darauf, auch wenn ich natürlich etliche Fehler gemacht und Menschen in meinem Umfeld gekränkt und vor den Kopf gestoßen habe – ich bin, wie die meisten von uns, weiß Göttin keine Heilige. Ich buhle nicht mehr um Aufmerksamkeit. Wer mich mag, mag mich so wie ich bin, wer nicht, der hat ganz sicher Gründe dafür. Mein Leben war aufgrund seiner besonderen Umstände sehr aufreibend, es hat mich enorm erschöpft und tiefe Spuren hinterlassen, aber ich bin im Reinen mit mir selbst. Und was mir in diesem Leben versagt geblieben ist – eine eigene Familie, Kinder, Enkel, ein großer Freundeskreis -, das werde ich (vielleicht 😉 ) in einem nächsten nachholen dürfen…