Als sie die kleine Piazza Vittorio Emanuele II.passiert hatte, schmeichelten sich die klaren Töne von Raouls Harfe in ihre Ohren. Es war seine Variation von „Jessie“, einem keltischen Liebeslied. Zizzy beschleunigte ihre Schritte. Kurz bevor sie den Palazzo de Capitani erreicht hatte, verstummten die silberhellen Klänge.
Sie ließ leichtfüßig die hohe Schwelle des Eingangs zum großen Saal hinter sich – und hielt abrupt inne.
Vor Raoul, der auf seinem Schemel saß, und soeben die Harfe beiseite geschoben hatte, kniete ein blutjunges Mädchen mit langen, offenen, blonden Haaren und himmelte ihn hingerissen an. Der Musiker beugte sich zu seiner Verehrerin hinab, nahm ihr Gesicht zärtlich in beide Hände und dann küssten sich beide. Inniglich. Lang. Sehr, sehr lang.
Zizzy flog förmlich die steinerne Treppe hinab. Am liebsten hätte sie ihren Zorn, ihre maßlose Enttäuschung, ihre Entrüstung laut hinaus geschrien, doch es befanden sich etliche Besucher im Saal, und sie wollte möglichst…
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