Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Im Land des Grünen Goldes (2)…

… Auf unserer Tour vor einigen Wochen, die meine liebe Mitbloggerin und Hallertauerin D. und mich kreuz und quer durch diese lieblich-schöne Landschaft zwischen Freising, Landshut und Ingolstadt führte, hatten wir am Nachmittag ein „Rendezvous“ der besonderen Art. Und zwar mit einer Hopfenbotschafterin, Frau Daniela Blomoser, Bäuerin eines sogenannten Hopfenerlebnishofes in der Gegend von Nandlstadt. Dort kann man in einer ca. eineinhalb Stunden dauernden Führung viel Wissenswertes und Erstaunliches über den Anbau, die Pflege und Verarbeitung des Grünen Goldes erfahren…

… Der Echte Hopfen zählt zur Familie der Hanfgewächse. Die Dolden finden bei weitem nicht nur in der Bierzubereitung Verwendung, die Inhaltstoffe werden auch von der Pharmaindustrie genutzt – 2007 wurde der Hopfen zur Arneipflanze des Jahres gekürt…

… Kultiviert und geerntet werden in der Hallertau, sowie den anderen deutschen Anbaugebieten ausschließlich weibliche Pflanzen, eine Befruchtung durch männliche würde den Ertrag verringern sowie das Erntezeitfenster verkürzen, denn überreife Dolden schmecken unangenehm. Das Aussähen und Aufziehen männlicher Hopfenpflanzen ist in der Hallertau aus diesen Gründen strengstens untersagt…

… Der wichtigste Inhaltsstoff der Hopfendolden ist das Lupulin, welches in der Bierherstellung als Geschmacksstoff und Konservierungsmittel wirkt. Man unterscheidet zwischen Bitter- und Aromasorten, letztere enthalten deutlich weniger Bitterstoffe, mittlerweile kann man diese sogar in diversen Geschmacksrichtungen wie z. B. Grapefruit, Zitrone etc. züchten…

… Das Kultivieren der Reben beginnt ab Ende März. Zwei oder drei Triebe werden um einen Draht gelegt, der als Kletterhilfe dient. Mit der sagenhaften Wuchsgeschwindigkeit von ca. 30 cm pro Tag – das ist fast schon Weltrekord! – ranken sich die Pflanzen binnen kurzem bis zur Gerüsthöhe von ungefähr sieben Metern hoch. – Erstaunlich ist dabei auch, dass Hopfen, der auf der Nordhalbkugel der Erde angebaut wird, sich im Uhrzeigersinn um die Drähte windet, auf der Südhalbkugel gegen diesen…

… Zum Kultivieren der Hopfengärten gehört natürlich auch das Besprühen mit Schutzmitteln gegen Ungeziefer und schädliche Pilze. Man versicherte uns, dass man das so achtsam als nur irgend möglich handhaben würde, um die Umwelt zu schonen…

… Bei der Ernte, die zwischen Ende August und Mitte September stattfindet, werden die Reben knapp über dem Boden abgeschnitten und von den Gerüsten gerissen. Die Dolden werden anschließend in der sogenannten Darre getrocknet, bis sie nur mehr ca. 11 % Prozent Feuchtigkeit enthalten, und dann in der Regel zermahlen und zu Pellets geformt. 95 % des geernteten Hopfens finden in der Bierherstellung Verwendung – die Inhaltsstoffe wirken beruhigend, aromatisierend, schaumbildend und antibakteriell -, der Anteil der Ernte, welcher für medizinische Zwecke oder zur Herstellung von Spirituosen bzw. Tees gedacht ist, wird pulverisiert angeboten…

… Heutzutage verschließt man die Säcke mit den Hopfenpellets natürlich mit modernen Plomben und versieht sie mit einem QR-Code, in früheren Zeiten nutzte man zu diesem Zwecke schöne, große Siegel. Nach dem Verkauf der Ernte landet dann der jährliche Scheck auf dem Konto der Bauern – und davon lässt sich’s schon ganz ordentlich leben, auch wenn der Material- und Arbeitseinsatz natürlich enorm ist…

… Das hat vor ein paar Wochen nicht nur nach einer schön üppigen Ernte ausgesehen – mittlerweile habe ich von D. erfahren, dass die Hallertauer Hopfenbauern heuer in der Tat allen Grund zur Zufriedenheit haben – obwohl die Voraussagen aufgrund des feuchtkalten Sommers zunächst nicht sonderlich positiv waren…

… Nach dem sehr lehrreichen Rundgang durch den Hopfengarten und die riesige Scheune des Hopfenerlebnishofs Blomoser wurden uns einige Biersorten kredenzt, und auf weitere Produkte verwiesen, in welchen das Grüne Gold der Hallertau verarbeitet wird, unter anderem ein sehr gehaltvoller Likör, und den sogenannten Hopfenspargel (das sind die frisch ausgetriebenen Sprösslinge der Pflanze), der aufgrund der zeitaufwändigen und personalintensiven Ernte zu den teuersten Gemüsesorten Deutschlands gehört…

… Nach so vielen Informationen begann D. und mich ein leises Hüngerchen zu plagen. So verabschiedeten wir uns herzlich, und machten uns auf den Weg Richtung Schlossbiergarten in der Au. D. hatte mir versichert, dass dieser die schönste Lokalität der Hallertau sei…

… Unterwegs passierten wir dieses stattliche, leider seit einigen Jahren schon leer stehende Anwesen. Ich hoffe sehr, dass man sich seiner eines nicht mehr allzu fernen Tages liebevoll annehmen und ihm zu neuem Leben und Glanz verhelfen wird…

… D. hatte nicht zu viel versprochen! Im Ort Au in der Hallertau schmeckt eine zünftige Brotzeit gleich nochmal so gut. Das Schloss wurde vor gut 1.000 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt, brannte Anfang des 16. Jahrhunderts ab, wurde zwischen 1544 und 1578 wieder neu errichtet, und ist seit Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz der Freiherren Beck von Peccoz. Die Adelsfamilie hat ihren Wohnsitz nach wie vor in dem mittlerweile im Stil der Neorenaissance umgestalteten Schloss…

… Ein letzter Blick auf die sanft geschwungenen Felder und Hopfengärten – leider versteckte sich die Sonne kurz vor ihrem sicher fulminanten Untergang hinter einer dicken, schwarzen Wolkenbank -, und dann brachte mich D. zum Freisinger Bahnhof…


22 Antworten zu “Im Land des Grünen Goldes (2)…”

  1. So tolle, detaillierte und interessante Informationen über das „Grüne Gold“ las ich bisher noch nirgends, liebe Martha und bin ehrlich begeistert davon!
    Denn so oft fuhr ich schon durch die Hollerdau und genoss einfach den Anblick dieser schönen Gegend mit den Unmengen an Hopfen. Aber nie machte ich mir mal mehr Gedanken darüber als über „Hopfen fürs Bier“ , was eigentlich sehr schade ist. Toll und Danke!
    Herzliche Grüße und hab eine schöne Woche 🌞🍀

  2. Danke fürs Mitnehmen auf deiner Tour und auch danke für die vielen interessanten Informationen rund um den Hopfen, liebe Martha 😊
    Liebe Grüße und dir noch einen schönen Abend,
    Roland

    • Sehr gerne, lieber Roland… Ich fand die Erklärungen während der Hopfenführung so interessant, dass ich das unbedingt mit euch teilen wollte. 😉
      Hab du auch einen guten Abend, ich grüße dich herzlich zurück!

  3. Ich schließe mich Pit und Hanna an. Hätte nur hlnzuzufügen, dass man mich vor vielen Jahren, mit dem grünen Pellets in der Hosentasche, in meinem Stamm Club verhaftet hätte. 🙂 🙂 😉

  4. Möglich wäre es , denn man mag es kaum glauben, den Clib gibt es heute noch. Immer noch live Musik, nur das Ganz hat einen anderen Anstrich bekommen und einen neuen Namen.

  5. Was hält dich davon ab? Wenn gute Gruppen bzw Musiker in der Halle ( war ganz früher mal eine Markthalle) waren, bin ich immer noch mal dort gewesen . Es ist keine Zappelbude sonder eine Kneipe in der Live Musuk läuft . Früher und heute immer noch Blues der dort läuft.

    • Die Kneipe ist in meiner alten Heimat, und ich bräuchte zumindest für eine Nacht ein Hotelzimmerchen, in dem ich dann mein müdes Haupt betten könnte… Aber du hast Recht, warum eigentlich nicht…

  6. Eine schöne Landschaft und eine feine, interessante Tour. Es war sehr schön, mit unterwegs gewesen zu sein. Vielen Dank für Bilder und Text.
    Grünes Gold, das gefällt mir und ich werde dem Gartennachbarn davon erzählen,dessen Zaun grüngolden zugewachsen ist.
    Liebe Grüße.

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