Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Die Sage vom riesigen Waller Silurus Bartl und der winzig kleinen Bierjungfer Ambrosia…

… Vor sehr, sehr vielen Jahren lebte im schönen, idyllischen Ammersee im Bayerischen Voralpenland ein gewaltiger Waller, Silurus Bartl genannt. Nachdem seine langjährige Lebensgefährtin gestorben war – sie war dem gefürchteten Fischer namens Weißer Mann vom Boot ins Netz gegangen -, hauste er recht einschichtig (einsam/zurückgezogen) in den Tiefen des Sees…

… Die nur etwa daumengroßen Bierjungfern haben ihr Zuhause in der Andechser Klosterwirtschaft, die samt einer wunderschönen Rokoko-Kirche, der weithin bekannten Brauerei und etlichen anderen weitläufigen Gebäuden auf einem Hügelrücken hoch über dem Ammersee und der umliegenden, sanft geschwungenen Landschaft thront. Die nixenähnlichen Fabelwesen treiben gerne ihren Schabernack mit angetrunkenen Zechern, denen das süffige, dunkle Bier zu Kopf gestiegen ist. Haben sie die Trinker dann genügend gedratzt (veräppelt), machen sie sich behende wieder davon, auf der Suche nach ihren nächsten Opfern…

… Einem etwas finsteren Burschen ist es gelungen, die Bierjungfer Ambrosia in seinem Maßkrug zu fangen. Er machte sich alsbald auf den Weg Richtung Herrsching, der größten Ortschaft am See, und erhoffte sich einen ordentlichen Preis für seine außergewöhnliche Beute. Doch als er an einem Strand eine Verschnaufpause einlegte, entkam ihm seine Gefangene und rettete sich mit einem beherzten Sprung ins nahe Wasser…

… Für so eine winzig kleine Bierjungfer, welche die meiste Zeit ihres Lebens in der Enge von Maßkrügen verbracht hatte, war es anfangs natürlich recht schwer, mit der schier grenzenlosen Weite des Ammersees zurecht zu kommen. Aber es gelang ihr schließlich, ihr neues Leben zu meistern, auch wenn sie unter den anderen sagenhaften Gestalten in den unergründlichen Wassern aufgrund ihrer mangelnden Größe und Herkunft immer so etwas wie eine Außenseiterin blieb…

… Nach einigen Jahren geschah es wie zufällig, dass sich Ambrosia und Silurus, der Riesenwaller, über den Weg schwammen. In langen Gesprächen entdeckten sie sehr viele Gemeinsamkeiten, und so entstand eine tiefe und ungewöhnliche Liebe zwischen ihnen…

… Silurus erfreute sich an Ambrosias Gesellschaft, und gab viel von seinem großen Wissen über die Lebewesen und Eigenheiten an die kleine Bierjungfer weiter. Ganz eindringlich warnte er sie vor dem Weißen Mann im Boot, der zunächst scheinheilig die Fische und andere Seewesen mit Leckereien locken, und ihnen dann gar grausig den Garaus machen würde…

… Doch Ambrosia war neugierig, und als sie eines Tages ein seltsames Geflecht entdeckte, ignorierte sie sämtliche Ratschläge des Riesenwallers, und schwamm eifrig darauf zu. Als sie endlich entdeckte, dass sie sich im Netz des Fischers verfangen hatte, war es schon zu spät, es gelang ihr nicht mehr, sich zu befreien. Verzweifelt rief sie um Hilfe…

… Nur wenig später rauschte ihr Freund Silurus Bartl heran. All seine Kräfte und sein Geschick aufbietend befreite er die Biernixe. Dabei geriet er jedoch selbst unrettbar in die Maschen des Fischernetzes. Und da kam er auch schon näher, der Weiße Mann im Boot, und zog seine gewaltige Beute aus dem Wasser. Ein letztes Winken noch mit der Schwanzflosse, dann ward der sagenhafte Ammersee-Waller für immer seiner Heimat und dem Leben entrissen…

… Ambrosias Trauer und Verzweiflung waren grenzenlos. Durch ihren Leichtsinn, ihre gedankenlose Neugierde war der beste Freund, den sie jemals hatte, zu Tode gekommen. Sie bündelte all ihre Zauberkräfte und verwandelte sich in eine stattliche Wallerin mit wunderschön marmorierter Haut, breitem Maul und sechs langen Barten. Sie schwamm so lange kreuz und quer durch den Ammersee, bis auch sie vom Fischer gefangen und ins Boot gezogen wurde. Nach ein paar tiefen Schnappern hauchte sie ihr Leben aus…

… So endete eine große und märchenhafte Liebe im Ammersee…

… Für Tom vom @coffenewstom-Blog… 😉


19 Antworten zu “Die Sage vom riesigen Waller Silurus Bartl und der winzig kleinen Bierjungfer Ambrosia…”

  1. Ich habe dieses „Gefällt mir“ geklickt, aber eigentlich ist die Geschichte viel, viiiel zu traurig dafür- 😱

    Habe du aber nun einen umso fröhlicheren Samstag, liebe Martha! Schön, dass du die Tage so viel unternehmen konntest! 🌞

    VVN

    • Ich finde, dass man auch bei traurigen Märchen und Sagen ein „Gefällt mir“ anklicken kann. 😉
      Danke schön! Ich wünsche dir auch einen entspannten und fröhlichen Samstag!

    • Da mich Sagen, Märchen und Legenden seit langem schon interessieren, hat mir das keine Ruhe gelassen, und ich habe so lange gestöbert, bis ich im kleinen Bücherl „Wassersagen aus Bayern“ auf die Gschicht vom Silurus Bartl und der Ambrosia gestoßen bin. 😉
      Sehr gerne!

  2. Ich finde es schön, wenn solche Sagen nicht vergessen,sondern weiter erzählt werden. So, wie du es heute getan hast. Vielen Dank.
    Liebe Grüße an dich.

    • Ich danke dir, liebe Gudrun, fürs Vorbeischauen und Lesen. Die Sagen, Legenden und Märchen meiner Heimat haben es mir schon seit langem angetan.
      Sei herzlich gegrüßt!

  3. Die Sage vom Waller kenne ich nur vom Walchensee:
    In den Tiefen lebt ein mächtiger Waller mit Augen so groß wie Feuerräder, der den ganzen See ausspannt. Seit tausend und mehr Jahren hält er seinen Schweif im Maul. Wenn aber einmal Unglauben und Gottlosigkeit im Land Herr werden, läßt er ihn aus und zerschlägt den Kesselberg. Wie eine Sündflut brechen dann die Wasser über das Land und ertränken die Menschen.

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