Eine sehr düstere und unmenschliche Episode unserer jüngsten Geschichte, die wir nie vergessen dürfen. Danke, Tom, für’s Erinnern…
Der Bus hatte sich im Menschenstrom festgefahren. Irgendwo zwischen Bratunac und Potočari blieb er einfach stecken. Ausgestiegen aus dem Bus bot sich eine Szenerie, wie auf einem improvisierten Volksfest. Aus großen Plastiktonnen mit Wasser wurden die dort gekühlten Getränkeflaschen verkauft – manche hatten im Wasserbad ihre Etiketten verloren, so dass man ihren Inhalt erraten musste. Oder man bot Tetra Paks aus Kartons an. Obwohl noch am Vormittag brannte die Sonne unbarmherzig herunter, so dass die Getränkekarton wohl inzwischen warme Getränke enthielten.

Einige Händler suchten unter ausgeblichenen Sonnenschirmen Schutz – Cockta, Sarajevsko Pivo, Kiseljak. Rauchschwaden tauchten die Händler in einen Dunst, der alles noch unwirklicher erscheinen ließ. Hier wurden Ćevapčići gebraten, dort ganze Hammel gegrillt und mit groben Beilschlägen in Portionen zerteilt. Es riecht nach den Abgasen der heillos ineinander verkeilten Autos, nach Feuer und nach angebranntem Fleisch. Dazwischen eine Menschenmasse, die sich unaufhörlich in eine Richtung schiebt – zum Potočari…
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