Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Am Dorf Polling…

… bin ich schon ungezählte Male mit dem Zug Richtung Werdenfelser Land vorbei gefahren. Und stets ist mir der wuchtige, hohe Kirchturm aufgefallen. Dieser gehört zur spätgotischen Basilika eines fast dreizehnhundert Jahre alten Klosters, das man besichtigen kann. Das steht, weil mir am Mittwoch die Kraft dazu fehlte, jetzt ganz weit oben auf meiner Will-Sehen-Liste – auch wenn der Ort nahverkehrsmäßig nicht unbedingt gut erschlossen ist, nach meiner Wanderung zur STOA169 musste ein Taxi rufen, welches mich zum Weilheimer Bahnhof brachte, weil ich gegen siebzehn Uhr den letzten Bus um Haaresbreite verpasst hatte…

… Ringsum Polling befindet sich die übliche Melange uniformer moderner Ein- und Mehrfamilienhäuser Zugezogener, im Ortskern jedoch gibt es zum Glück noch einige idyllische Fleckerln. Und beim Alten Klosterwirt einen kleinen, aber feinen Biergarten mit herzerwärmend liebenswürdigen und freundlichen Leuten…

… Während dieser Wanderung habe ich sämtliche Rekorde gebrochen: Ich bin 12.872 Schritte marschiert, das ist eine Strecke von fast neun Kilometern. Damit habe ich meine fußläufige Reichweite innerhalb von drei Jahren beinahe verdoppelt. Als der Muskelschwund im Frühjahr 2017 bei mir zum ersten Mal entdeckt wurde, waren die Aussichten, binnen weniger Jahre im Rollstuhl zu landen, durchaus gegeben. Meine maximale Gehstrecke lag bei ca. fünf Kilometern, und jedesmal, wenn ich das ausreizte, war ich danach tagelang zu Tode erschöpft und bettlägerig. Die „Monsterwanderung“ am Mittwoch habe ich im Vergleich dazu ziemlich locker weggesteckt, am Donnerstag bin ich sogar schon wieder gemächlich drei Kilometer weit durch die Stadt geschlendert. Ich bin ziemlich stolz auf die Fortschritte, welche ich dank meiner Hartnäckigkeit, mehr oder weniger eiserner Disziplin, viel Training und regelmäßiger Ergotherapie seit meiner Diagnostizierung erreicht habe. Und ich werde alles daran setzen, diesen Status so lange als nur irgend möglich zu halten…

… Ich wünsche euch allen ein ganz wunderbares Wochenende! Ich werde das meinige wohl großenteils in der Waagerechten zubringen, denn die Nebenwirkungen der zweiten Covid19-Impfung machen mir ordentlich zu schaffen…


33 Antworten zu “Am Dorf Polling…”

    • Danke schön. Bin noch ziemlich schwach, aber allmählich lassen die Nebenwirkungen nach. Ich hatte eine Horrornacht mit Fieber, Schüttelfrost, unsäglicher Schwäche, und einem gruseligen Unwohlsein, das sich mit Worten kaum beschreiben lässt. Wenn sich so eine Covid19-Infektion anfühlt, dann bin ich verdammt froh, dass ich nun einen Impfschutz habe.

  1. Liebe Martha,
    dass bei dir Muskelschwund diagnostiziert ist wusste ich bisher nicht und umso größer ist nun mein Respekt über so schöne und interessante Wanderungen, zu denen du uns hier immer wieder mitnimmst!
    Deine bewundernswerte dir zum Glück eigene Hartnäckigkeit und eiserner Wille zahlt sich nun auch auf deine Erkrankung sehr positiv aus, worüber ich mich grad beim Lesen sehr freue!!!
    Mit viel Bewegung anstatt bei solchen Hiobs resignierend, erreicht man oftmals das scheinbar unmögliche, was du hier ganz toll verdeutlichst!
    Herzliche Grüße und hab noch ein schönes Wochenende 🌞🍀🌺

    • In der Zeit nach der Diagnose war ich wie vor den Kopf gestoßen… Aber ich habe einen sehr großen Sturschädel, und bin wohl ziemlich positiv eingestellt. So ging ich daran, gegen die negativen Prognosen anzukämpfen… Neulich hat jemand zu mir gesagt, ich solle froh sein, dass ich keinen Krebs hätte. Man kann jedoch beides in keinster Weise miteinander vergleichen. Auf seine ganz eigene Weise ist unheilbarer Muskelschwund genauso bedrohlich wie eine Krebserkrankung. Wobei es bei letzterer mittlerweile viele Methoden gibt, dagegen anzugehen – Operationen, Bestrahlungen, Chemo-Therapien, Medikamente etc. . Gegen genetisch bedingten Muskelschwund gibt es nichts, kein Medikament, keine OPs, nichts…
      Ich danke dir! 🙂

      • Zwar sage auch ich immer, wenn es gesundheitlich wieder mal ganz dicke kommt dass es immer auch Schlimmeres gibt. Aber diese Aussage, dass du froh darüber sein solltest keinen Krebs zu haben ist dermaßen daneben und gefühlsmäßig auch sehr dumm. Denn auch wenn ich Muskelschwund zum Glück nicht aus eigener Erfahrung damit kenne, las und sah ich schon genug darüber um mir diese „Watschn“ demjenigen welcher… zu verpassen!
        Was ich bisher von dir mitbekam, bist du eine starke und sehr taffe Frau mit positiver Einstellung zum Leben und genau das gerade auch bei solchen „Dingen“ sehr wichtig.
        Fühle dich einfach mal lieb von mir umarmt und bleib bitte so wie du bist, dann ist es gut!!! 🍀🌞

        • Ich fand diese Bemerkung auch höchst grenzwertig. Aber, na ja, Schwamm drüber. Schleppe und Krönchen richten, und weitergehen. 😉
          Danke fürs Umarmen, liebe Hanne!

  2. Sehr schöner Ort. Da muss ich auch mal hin. Und herzlichen Glückwunsch zu deiner langen Tour😊! Toll, dass du dich nicht von deiner Krankheit unterkriegen lässt.

    • Da wünsche ich dir jetzt schon eine schöne und interessante Zeit in Polling…
      Ein richtiger bayerischer Sturschädel lässt sich doch von so was nicht in die Knie zwingen. 😉

  3. Liebe Martha,
    erst mal herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Rekord und dann vor allem dazu, wie du deiner Krankheit die Stirn geboten hast und immer noch bietest! Respekt!!
    Jetzt zu Polling – ich hatte im Jahr 1972 einen längeren Sanatoriumsaufenthalt in Garmisch -Partenkirchen und da hatte ich als Zimmerkollegin eine Frau aus Polling! Die hat mir dann kleinere Episoden aus dem Leben des damals jungen Pfarrers erzählt…
    In Polling selbst war ich nur ein einziges Mal und zwar, um diese Zimmerkollegin zu besuchen. Irgendwelche Besuche im Kloster usw. waren da nicht drin. Das muss ich jetzt auf meine immer länger werdende „to-do-list“ für meinen nächsten Besuch in München setzten!
    Viele Grüsse
    Christa

  4. Ganz prima, Dein Fortschritt. Ich halte Dir die Daumen, dass es noch lange so weitergeht.
    Liebe Gruesse und hab‘ ein feines Wochenende,
    Pit

  5. Liebe Martha, Chapeau! für Deinen neuen Streckenrekord. Schön ist es immer wieder, Dich auf Deinen Wanderungen begleiten zu dürfen und Deine schönen Fotos zu bewundern! Weiter so!
    Alles Gute für Dich und liebe Grüße
    Hedwig

    • Ich war ganz hin und weg, als ich das zuhause auf meinem Schrittzähler gesehen hatte. 🙂
      Danke schön, meine Liebe. Dein Lob ist mir ein riesiger und wohltuender Ansporn.
      Sei herzlich gegrüßt! <3

  6. Liebe Martha,
    Ich freu mich sehr für dich, dass du deine Gehstrecke erweitern konntest, obwohl das – wenn ich’s recht verstanden habe – eine fortschreitende Krankheit ist. Und ich spüre auch großen Respekt vor der Mentalen und körperlichen Leistung, die offenbar dahinter steckt.
    Ich bin mit meiner Erkrankung (ME/CFS) vor kurzem wieder auf ca. 1km Gehstrecke zurückgeworfen worden, nachdem ich mich schon auf gute 2 hochgearbeitet hatte. Bei dieser Erkrankung ist das Tückische, dass ein kleines Bisschen zu viel machen schon ausreichen kann, um einen kurz-, längerfristig, oder gar dauerhaft in einen schlechteren Zustand zu katapultieren.
    Das braucht sooo viel Fingerspitzengefühl und Geduld und geht auch immer mal wieder schief…
    Aber diese Woche habe ich einen Ausflug mit Zug und E-Bike zu einem Baggersee relativ unbeschadet überstanden. 🙂
    Und es gibt ja im 1-Km-Radius auch viel mehr Interessantes als ich jemals für möglich gehalten hätte.
    Herzliche Grüße
    Stefan

    • Danke für’s Mitfreuen und für deinen Respekt!
      Ja, die Titinopathie – sehr selten und auf eine Funktionsstörung des Gens Titin zurückzuführen – ist an sich fortschreitend. Mir hat vor drei Jahren die Prophezeiung „Rollstuhl“, die des Öfteren im Raum stand, so viel Angst eingejagt, dass ich beschlossen hatte, alles Mögliche zu tun, um es nicht so weit kommen zu lassen. 😉 Bis jetzt klappt das anscheinend gut.
      Deine Erkrankung ist aber wirklich höchst heftig! Im Vergleich dazu geht es mir verdammt gut…
      Mein tägliches Trainingsprogramm beträgt 2.000 Schritte, ca. 1,36 Kilometer. Um dieses Pensum zu erreichen, habe ich mehrere Rundgänge durch’s Viertel. Und ich bin auch immer wieder überrascht, was es da stets an Neuem zu entdecken gibt.
      Ich grüße dich herzlich zurück!

  7. Liebe Martha, ich freue mich für dich, dass du deine Gesundheit so gut im Griff hast. Ich drücke dir die Daumen, dass dies noch lange so anhalten möge.
    Liebe Grüße und dir noch einen schönen Sonntagabend,
    Roland

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