… Vielen Deutschen meines Alters ist er vor allem als Interpret von witzigen Schlagern wie “Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett”, “Die Zuckerpuppe von der Bauchtanzgruppe” oder “Pigalle” bekannt. Aber Bill Ramsey, der Anfang der fünfziger Jahre als amerikanischer GI nach Deutschland kam, konnte so viel mehr als das Trällern recht seichter Gassenhauer. Er war ein fesselnder und wahrlich begnadeter Jazz-Sänger, und stand bis ins hohe Alter immer wieder von Herzen gerne swingend auf der Bühne. Nun ist er mit neunzig Jahren zuhause in Hamburg friedlich entschlafen…
… Ich durfte Bill Ramsey einmal live erleben, vor gut zwanzig Jahren, während eines sehr beeindruckenden Jazz-Konzerts – eine musikalische Reminiszenz an den großen Duke Ellington – im Brunnenhof der Münchner Residenz. Ich arbeitete damals noch für den großen Gerd Käfer im Foyerrestaurant der Bayerischen Staatsoper, und war zum Dienst an einer Selbstbedienungstheke vor dem Cuvillies-Theater eingeteilt worden. Ich war bereits nach wenigen Takten von der ausdrucksstarken, leicht rauchigen Stimme Ramseys, den ich bis dahin eigentlich auch mehr als Schlagersänger wahrgenommen hatte, völlig begeistert. Nach einigen Zugaben gesellten sich Bill Ramsey, Bibi Johns und die Bandmitglieder von Joe Wulf & The Gentlemen Of Swing an meine kleine Bar. Sekt und Bier flossen in Strömen, während die Künstler:Innen eine lustige, spannende Geschichte aus ihren so schillernden, spannenden, vielschichtigen Musikerleben nach der anderen erzählten. Das ging bis in die frühen Morgenstunden. Ich hatte selten so viel Freude an meiner Arbeit als an jenem Abend und in jener Nacht…
… Ich bin ganz sicher, Bill Ramsey ist gut im Musikerhimmel angekommen. Wenn ich konzentriert lausche, dann kann ich die Jam-Session wahrnehmen, die ihm zu Ehren da oben veranstaltet wird. Grade hört es sich so an wie Nat King Coles “Straighten Up And Fly Right”…