… als die dritte Corona-Welle grade in Fahrt kam, zeigte man in einer FB-Gruppe über deutsche Schlösser und Burgen eine Aufnahme, die mich sofort faszinierte. Ein wahres Märchenschloss thronte da auf einem steilen Felsen über einem träge dahin strömenden Fluss. Mein erster Gedanke war: Muss ich sehen! Der zweite: Wie komme ich da hin? Das erwies sich nach kurzer Guggelei als nicht allzu schwierig – ca. dreieinhalb Stunden Fahrt mit der Bahn, nur einmal umsteigen. Es schloss sich die dritte Frage unweigerlich an: Wie lange werde ich wohl warten müssen, um mir dieses herrliche Bauwerk ansehen zu können?…
… Die Antwort darauf lautete dann: So in etwa neun Monate. Viel Geduld war angesagt, beinahe täglich sah ich im Internet nach den Inzidenzwerten meines Zielortes und nach Neuigkeiten von der dortigen Schlossverwaltung. Am Freitag, 11. Juni, war es endlich so weit. Ich setzte mich zu höchst ungewohnt früher Stunde in die Regionalbahn, und ließ mich gen Nordwesten schaukeln…
… Am Ziel angekommen wurde es zunächst einmal ziemlich strapaziös. Ohne die Hilfe einer sehr freundlichen Zugbegleiterin hätte ich den Ausstieg aus dem Regional-Express – drei steile Stufen, und zwischen Zug und Bahnsteig klaffte eine breite, finstere Lücke – und die lange Treppe hinab zur Unterführung mit meinem Rollator vermutlich nicht geschafft. Die sehr abschüssige Rampe hinauf zum Bahnhofsvorplatz war dann noch eine ziemliche Herausforderung. Doch die Mühen wurden belohnt. Ich marschierte ein Stück weit gen Stadtkern – und dann sah ich es in all seiner Pracht und Herrlichkeit zum ersten Mal mit eigenen Augen:…
… Das Hohenzollern Schloss von Sigmaringen!…
… Ich schaute und staunte mich langsam in Richtung der kleinen, schmucken Altstadt – was für ein imposanter Bau! Später durfte ich erfahren, dass dies das zweitgrößte Stadtschloss Deutschlands ist…
… Ein paar schöne Fachwerkhäuser zieren den Stadtkern. Im Garten des Gasthofs „Zur Traube“ habe ich nach meiner Besichtigungstour dann fein gegessen, und mich gegenüber in der Hofkonditorei Huthmacher mit dem feinen Stückerl Hohenzollern Torte verwöhnt, das ich euch vor ein paar Tagen ja schon als „Magndratzerl“ (Appetitanreger 😉 ) gezeigt habe…
… Die Donau – ziemlich braun natürlich, aufgrund der üppigen Regenfälle im Mai…
… Jenseits des Flusses musste ich nur mehr ein paar Schritte den Uferweg entlang machen – und dann thronte das Hohenzollern Schloss auf hohem, steilem Fels mir direkt gegenüber. Was für ein Anblick! Ich verharrte ein Weilchen voll ehrfürchtigem Staunen, ehe ich die Kamera hob…
… Bereits im 11. Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine Burg- und Wehranlage errichtet. Nach einem ersten verheerenden Brand 1540 wurde die Anlage zu einem Schloss umgestaltet. Zu dieser Zeit gelangte sie auch in Besitz des Sigmaringer Zweigs der Hohenzollern, die den Ort bis 1850 zu ihrem Haupt- und Residenzsitz machten. Danach gab Karl Anton Fürst von Hohenzollern die Souveränität an das Königreich Preußen ab – „… seien wir ehrlich, wir haben es nicht anders verdient.“, war sein Kommentar. Begeisterung klingt irgendwie anders… 😉
… In Folge bauten Karl Anton und seine Nachkommen das Schloss zu einem Treffpunkt des europäischen Hochadels aus. Ende des 19. Jahrhunderts zerstörte ein weiterer Großbrand den Ostflügel fast vollständig. Unter Leitung des Münchner Architekten Emanuel von Seidl begann man wenige Jahre später mit dem Wiederaufbau und der Neugestaltung…
… 1944 und 1945 wurden viele Mitglieder der französischen Vichy-Regierung nach Schloss Sigmaringen evakuiert, die fürstliche Familie zwangsgeräumt. Am 22. April 1945 eroberten die französischen Truppen die Stadt, erst Ende 1951 endete die Beschlagnahmung der Besitztümer der Sigmaringer Adelsfamilie…
… Das Schloss ist zur Zeit – zumindest vorübergehend – wieder Wohnsitz der Hoheiten Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern und Katharina Fürstin von Hohenzollern…
… Ich schlenderte um diesen respektablen Koloss herum, und begab mich dann den steilen Anstieg hoch zum Tor, denn obwohl auf der Homepage geschrieben steht, dass eine Schlossbesichtigung für Schwerbehinderte nicht einfach und anstrengend sein, ließ mir meine Wissbegierde keine Ruhe… 😉
… Das Tor ist in Sicht! – Die Einfahrt hoch zum Innenhof ist dann allerdings fast genauso lang und steil wie der Weg von der Altstadt hoch – die armen Kutschpferde damals…
… Meinen Schwarzroten Blitz musste ich an der Garderobe parken, aber ich hatte in weiser Vorraussicht einen meiner Wanderstöcke mitgenommen. Nachdem ich im Hof eine Weile verschnauft und neue Kräfte gesammelt hatte, betrat ich das hochherrschaftliche Schloss…
… Was ich in diesem Prachtbau zu sehen bekommen habe, zeige und erzähle ich euch demnächst… 😉
… Kommt gut in die neue Woche… <3
43 Antworten zu “Im Herbst,…”
Durch diesen breiten Gang haben Bedienstete oder Händler sicher ihre Wägen gezogen. Denn wie ein Verbindungsweg zwischen zwei Schlafzimmer sieht das nicht aus. 😉
Schönes Schloss.
Der breite Gang ist die Auffahrt zum Innenhof. Die Schlafzimmer befinden sich mehrere Stockwerke darüber. 😉
Oh ja, das ist schon ein prachtvoller und sehr imposanter Bau!
Für unsereins undenkbar, eine ummauerte Auffahrt mit Räumen links und rechts. 😮
Und eine sehr lange und steile Auffahrt noch dazu!
Puh, nee, brauch ich nicht.
Ein wunderbarer Ausflug. Ich freue mich fuer Dich, dass er trotz der Strapazen geklappt hat. Aber warum, zum Kuckuck, kann die Deutsche Bundesbahn immer noch nicht behindertengrechtes Reisen anbieten?!
Liebe Gruesse, und hab‘ eine feine Woche,
Pit
Ich habe jede Sekunde genossen. Nach so langer Wartezeit endlich dieses Schloss zu sehen…
Man sollte jede/n Ingenieur:In, Architekten:In, Planer:In der Bahn-Unternehmen mal eine Woche lang im Rollstuhl kreuz und quer in den Zügen durch die Lande schicken. Und zwar alleine, ohne Betreuung! Danach hätten wir schneller behindertengerechte Züge, als man „Piep!“ sagen könnte!
Danke, lieber Pit, ich grüße dich herzlich zurück!
Prachtbau … prächtige Fotos!
Danke, lieber Lu!
💐⚘🌿⚘💐
Wunderbare Fotos!
Vor einigen Jahren hatte ich ebenfalls die Freude und das große Vergnügen, mir dieses wunderbare Schloß anschauen zu dürfen.
Danke, liebe Margot, dass du mir mit diesem Artikel die schönen Erinnerungen zurückgebracht hast!
Sonnige Grüße von Rosie
Ich freue mich, liebe Rosie, dass ich gute Erinnerungen in dir wachrufen durfte.
Sommerliche Grüße zurück!
Im Innern des Schlosses waren wir damals nicht, drum bin ich gespannt auf deinen Bericht.
Die Räumlichkeiten im Schloss sind schon edel eingerichtet.
Wunderschöne Fotos und ein feiner Bericht 😊. Toll , was du alles unternimmst! Sigmaringen steht schon lange auf meiner Liste. Vielleicht kann ich das mit meiner geplanten Wanderung auf dem Donauberglandweg verbinden.
Danke schön! 🙂 Ich bin ausgesprochen gerne unterwegs, und habe auch Freude daran, Neues zu entdecken und zu lernen. 😉 Und so lange ich mich gut bewege, kann ich den Muskelschwund in Schach halten.
Ja, tu das. Das Schloss in Sigmaringen ist schon einen Besuch wert.
Ich muss zugeben, mit Schlössern habe ich es nicht so, aber das ist schon imposant. Sigmaringen haben wir irgendwie am Wegesrand liegen lassen, als wir damals von Stuttgart aus in der Gegend waren. Das war wohl ein Fehler, Wobei ich es mir nur von aussen angeguckt hätte 🙂
Ich bin ein großer Schloss- und Burgen-Fan. 😉 Die Burg Hohenzollern bei Bisingen steht auch ganz weit oben auf meiner Will-Sehen-Liste. 😉
Als wäre ich dabei gewesen – die Spinne unter dem Körbchen am Schwarzrot-Blitz 😁
Danke für die schöne Beschreibung und die herrlichen Fotos!
Liebe Grüße
Sabine vom 🕷 🕸
Du hast dich als Rollwagerl-Spinne richtig gut versteckt! 😀
Ich danke dir, und grüße dich herzlich zurück!
Ein sehr schöner Bericht mit tollen Fotos. Danke für’s Teilen, zumal Du ja einiges an Strapazen auf Dich nehmen musstest. Chapeau!
Ich danke dir fürs Lesen und Anschauen, und fürs Lob!… Rund um den Sigmaringer Karl Anton Platz gibt es übrigens Bürgersteige und Fußgängerüberwege ohne jegliche Kante bzw. mit sanft abgeschrägten Kanten. Es ginge also, wenn man denn nur wollte… 😉
Liebe Grüße!
Tolle Bilder! Das Warten hat sich gelohnt…
Danke schön! 🙂
Ja, da bin ich für das lange Warten richtig fein belohnt worden.
Wunderschöner Ausflug mit tollen Bildern. Sollte ich mal in die Nähe kommen, werde auch ich dieser Burg/Schloss einen Besuch abstatten. Danke fürs Teilen.
Liebe Grüße Roland
Ich danke dir, lieber Roland! 🙂
Einen Ausflug nach Sigmaringen kann ich dir durchaus empfehlen.
Liebe Grüße!
Ja, wenn es nicht so weit weg wäre. Das sind für mich fast 4 Stunden Autofahrt, einfach. Aber vielleicht klappt es ja mal.
Mit dem Zug bin ich von München aus dreieinhalb Stunden unterwegs gewesen, inklusive einmal umsteigen. 😉
Wow, das ist natürlich auch schon eine Hausnummer 👍
Ach, ich fahre ausgesprochen gerne Zug. 😉 Auch wenn die Rückfahrt dann doch recht zäh wurde, zwischen Sigmaringen und Augsburg halten die Regionalzüge an jeder Milchkanne.
Ich habe gerade mal nachgeschaut, wenn ich mit der Bahn fahren müsste, dann bräuchte ich ungefähr 5 Stunden 😉
Wow!…
Ich möchte mir sehr gerne auch mal die Hohenzollern Burg bei Bisingen anschauen – Zugfahrt 4 1/2 Stunden, einfache Strecke. Da werde ich mir wohl ein Zimmerchen nehmen, denn das wird dann auch mir zu viel.
Da würde ich ja glatt noch einen Tübingen Besuch einplanen. Ein so schönes Städtchen
Eine sehr gute Idee! 🙂
Da hat sich das Warten und der Aufwand ja richtig gelohnt, liebe Martha und deine Fotos, Eindrücke sind so superschön geworden!!!
Liebe Grüße vom Herzen und Dankeschön fürs teilen 🌼🍀
Ja, das hat die lange Wartezeit und die Strapazen wett gemacht. 🙂
Ich danke dir, liebe Hanne, und grüße dich herzlich zurück!
Das ist schon recht imposant. Das würde ich mir auch gerne mal ansehen.
Und auf dem Hin- oder Rückweg dann den Blautopf, die große Karstquelle, und die Burgruine Rust in Blaubeuren ansehen… 😉
Der Blautopf… der muss echt geil sein.
Chapeau, liebe Martha.Liebe, für Deine Energie und Deine Reiselust. Tolle Bilder hast Du uns da mitgebracht. Vielen Dank und liebe Grüße
Hedwif
Ich danke dir, liebe Hedwig! 🙂
Jetzt kann man sich ja endlich wieder relativ frei bewegen, und Museen, Bergbahnen etc. sind wieder geöffnet. Ich werde das diesen Sommer voll auskosten, das habe ich mir ganz fest vorgenommen. 😉
Liebe Grüße!
Das Schloss ist eine Pracht! Wir durften es uns letztes Jahr im Sommer anschauen, von einem Wanderweg aus, der durch ein Waldstück führte. Wie es auf diesem Felsen thront und damit fast zu verschmelzen schient, das wirkt so unmöglich und unwirklich. Innen haben wir uns das Schloss nicht angeschaut, ich bin gespannt auf deinen nächsten Beitrag dazu 😉
Liebe Grüße
Kasia
Ich war ganz hin und weg, als ich es langsam umrundete. 🙂
Mal schauen, ob ich morgen dazu kommen werde, den Blogbeitrag zu verfassen. Ich habe heute wieder einen ausgedehnten Ausflug gemacht, ich hoffe, morgen wenigstens halbwegs ansprechbar zu sein. 😉
Liebe Grüße!