Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Eine Art Mahnwache…

… Weil in den Kommentaren zu meinem Foto-der-Woche-Beitrag vom Freitag sich eine angeregte Diskussion zum Thema Hartz IV entwickelt hat, habe ich mich nun dazu entschlossen, diesen Blogpost vom 20. August 2014 zu aktualisieren und erneut online zu stellen:…

… Eine Art Mahnwache fand heute auf dem Odeonsplatz statt:…

… In Gedenken an die Opfer der Agenda 2010…

… Die aus der sogenannten Agenda 2010 und der Hartz-IV-Gesetzgebung resultierende Armut und Entrechtung geht uns alle an…

… Unter der Agenda 2010, vor allem der Hartz-IV-Gesetze, leiden nicht nur die ca. 10 Mill. direkt Betroffenen, sondern ein Großteil der Gesellschaft…

… Arbeitslose werden durch massive Drohungen in prekäre Beschäftigungen oder häufig sinnlose Beschäftigungsmaßnahmen gezwungen. Lohndumping und Niedriglöhne, unsichere, befristete und schlecht bezahlte Arbeitsplätze breiten sich epidemisch aus. Das von unseren Volks(ver)tretern beschlossene Mindestlohn-Gesetz wird mehr Schlupflöcher aufweisen als ein Schweizer Käse – und bei Inkrafttreten der noch im Geheimen verhandelten Abkommen TiSA, TTIP und CETA ohnehin völlig wert- und wirkungslos sein…

… Die politisch gewollte Ausweitung des Niedriglohnsektors und die in erschreckendem Maße zunehmende Verarmung werden inzwischen nach ganz Europa „exportiert“. Federführend zwingt Deutschland Staaten wie Griechenland, Portugal und Spanien zu Lohnkürzungen. Auch anderen Ländern wird das Modell Hartz-IV empfohlen…

 … Auf dem Odeonsplatz hatte man ca. fünfzig beschriftete weiße Kreuze aufgestellt. Die Zahl der Mitmenschen, die aufgrund von sozialer Kälte, sprich, Hartz-IV, ums Leben kamen, dürfte mittlerweile bei einigen Hundert liegen…

… Hier einige der Kreuz-Inschriften, zum Drauf-Herum-Kauen:…

… Es kann (fast) jeden von uns treffen…

… Bereits 2015 war jeder 5. Selbstmord auf Hartz-4 zurück zu führen – https://www.hartziv.org/news/20150616-selbstmord-jeder-5-suizid-bedingt-durch-arbeitslosigkeit.html

https://www.focus.de/politik/deutschland/tid-33158/wegen-kritik-suspendiert-jobcenter-mitarbeiterin-hartz-iv-treibt-menschen-in-den-selbstmord_aid_1082297.html


9 Antworten zu “Eine Art Mahnwache…”

  1. schlimm und einfach grausam und man muss sich schämen dafür dass man in einem der reichsten Industrieländer der Erde lebt und sowas möglich ist. Ich möchte meine Meinung nicht mehr weiter ausführen. Ich habe in deinem letzten Beitrag alles geschrieben was für mich relevant ist.
    Nochmals ich stehe absolut dahinter dass jemand ohne persönliches Verschulden ein Recht auf ein normales Leben in Deutschland hat. Viele Arbeitsplätze fallen weg durch Firmenverkäufe oder Fussionierungen, Zusammenlegungen, Abwanderung ins Ausland, usw.Da kann kein Mitarbeiter was dafür und diese Leute nach Ablauf des Arbeitslosengeldes in Hartz IV zu stecken ist eine Unverschämtheit und nicht zumutbar ! Meine Meinung zu der anderen Problematik kennst du ja

    • Es ist auch keinesfalls unüblich, dass Tausende Menschen aus einem Großunternehmen entlassen werden, und dann in Hartz-IV rutschen, die Unternehmensführung aber dennoch völlig ungerührt Millionengehälter und -boni einstreicht. Auch dafür, dass wir so etwas ohne laut Kritik zu üben hinnehmen, sollten wir uns schämen.

  2. Wären die HartziV-Reformen zwei Jahre früher gekommen und hätten mich in einer der schlimmsten Phasen meiner DepressionsErkrankung erwischt, dann würde es für mich wohl auch so einen Nachruf geben…..
    Ich hätte dem nämlich nichts entgegenzusetzen gehabt und wahrscheinlich einfach aufgegeben.

    ————————-

    Davon mal ab:

    Die sogenannte „Reform“, die wohl gerade angedacht ist, ändert ja nichts Grundlegendes an dem Problem. Menschenwürde war damals kein Thema und wird es auch in Zukunft in Bezug auf die Menschen nicht sein, die in diesem unmenschlichen System festhängen.

    Insofern finde ich es wichtig, dass darauf immer wieder aufmerksam gemacht wird…..

    • Ich habe während meiner Zeit als Hartz-IV-Kundin etliche Male mit dem Gedanken gespielt, mich mit zwei Fünfziger-Schachteln starker Schmerztabletten und einer Flasche Schampus unter meinen Lieblingsbaum auf dem Land zu setzen, und mir dann gepflegt das Lebenslicht auszublasen. Doch dann dachte ich mir zum Glück jedesmal: Den Gefallen tust du diesen Leuten nicht, lass dich ja nicht unterkriegen…

      • Ich hatte wie gesagt das Glück, dass HartzIV mit aller Konsequenz erst kam, als ich wieder deutlich stabiler war.
        Und dann war es eher Wut, die eine Rolle gespielt hat , Wut auf arroganter Politiker, wie Clement und Müntefering, die keine Ahnung vom Leben hatten, und sich hinstellten und abschätzig vom „abgehängten Präkariat“ sprachen oder von der Notwendigkeit, mehr zu fordern als zu fördern.
        Seither bekommt die SPD keine Stimme mehr von mir.

        Dazu kam auch später noch, dass ich mich neu verliebt habe und nach Hamburg umgezogen bin, wo sich mein Leben total umgekrempelt hat, auch weil einer der vielen Zufälle in dem Zusammenhang war, dass ich schnell einen Job gefunden habe und damit unabhängig vom Amt wurde – einem Amt, dass mich eher in eine 1-Euro-Massnahme gesteckt hätte, als mir ernsthaft zu helfen, wieder auf den ersten Arbeistsmarkt zurück zu kommen.

        • Oder der Westerwelle mit seiner furchtbaren Bemerkung bezüglich Hartz-IV:
          „Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein. An einem solchen Denken kann Deutschland scheitern.“
          Da kommt mir auch nach zehn Jahren die letzte Mahlzeit hoch, wenn ich das wieder einmal lese…
          Mir hat zum Glück geholfen, dass ich einen ziemlichen Sturschädel habe, und in scheinbar ausweglosen Situationen ausgesprochen selten aufgebe. Das ist auch jetzt der Fall. Immer wenn mir wegen meiner alles andere als rosigen Situation die Tränen kommen, dann denke ich mir, dass es Menschen gibt, denen es noch viel schlechter geht, und dass ich da auch wieder rauskommen werde, auch wenn es lange Jahre dauern wird.

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