Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Foto der Woche…

… Ein weiterer Beitrag zu Aequitas e Veritas‘ Blogparade

… Bei ungemütlich feuchter Kälte und Regen warten die Gäste der Münchner Tafel an der Verteilstelle im Alten Nördlichen Friedhof mehr oder weniger geduldig mit Mund-Nasen-Maske und ordentlichem Abstand bis zu zwei Stunden, bis sie aufgerufen werden und ihre Lebensmittelspenden in Empfang nehmen können…

… Bei jedem Gast wird seit letzter Woche Fieber gemessen. Wer über 38° Temperatur hat oder andere deutliche Erkältungssymptome aufweist, wird nach Hause geschickt. Ab und zu spaziert auch eine Polizeistreife herbei, um zu kontrollieren, ob die Vorgaben des KVR bzw. Gesundheitsamtes eingehalten werden. Aufgrund der verschärften Corona-Maßnahmen dürfen sich in der Garage, in welcher die Spenden ausgegeben wird, außer den HelfernInnen zur Zeit lediglich zwei Tafelgäste aufhalten. Da zieht sich die Verteilung, die normalerweise in etwa eineinhalb Stunden abläuft, nun sehr in die Länge. Da die Zahl der Bedürftigen aufgrund der ersten Corona-Welle im Frühjahr stetig zunimmt, werden die gestifteten bzw. vor dem „Entsorgen“ geretteten Lebensmittel inzwischen alles andere als großzügig verteilt. Aber für einen genügsamen Menschen reicht es allemal, um sich ein paar Tage lang ernähren zu können…


38 Antworten zu “Foto der Woche…”

  1. Traurig ist das.

    Sowohl die Umstände, die dazu führen, dass Einrichtungen wie die Tafel notwendig ist – als auch, dass die Tafelgäste nun auf diese- wie ich finde – beinahe unwürdige Art anstehen müssen.
    Ich habe Deinen Beitrag trotzdem geliked, weil ich es wichtig und gut finde, dass Du Bilder wie dieses zeigst und darüber schreibst.
    Im Gegensatz dazu ist mein Problem – unseren Einkauf nicht auf einmal in die Wohnung tragen zu können – wahrlich ein Luxusproblem……

    • Die meisten von uns sind froh und dankbar, Wilhelm, dass unsere kleine Verteilstelle überhaupt noch geöffnet sein darf, und wir nicht wie im Frühjahr durch die ganze Stadt fahren müssen, um zur Großmarkthalle zu kommen…
      Die Umstände – na ja… Tafeln dürfte es in einem der reichsten Länder der Welt eigentlich gar nicht geben.

      • Da hast du recht – Tafeln sollte es eigentlich nicht geben. Jeder Mensch sollte so viel Geld zu Verfügung haben, wie er zum Leben und darüber hinaus, braucht! Und auf keinen Fall Bittsteller sein müssen. Wenn ich dann noch sehe, wieviel Lebensmittel weggeworfen werden, dann überkommt mich ein (un)heiliger Zorn!

        • Irgendwann, zu Anfang der ersten Corona-Welle, hat man die Idee aufgegriffen, Hartz-IV und die Grundsicherung während der Corona-Zeit um 100 Euro monatlich aufzustocken. Aber das ist dann ganz, ganz schnell unter den Tisch gefallen. Arme haben hierzulande keine Lobby.
          Ich verstehe beim besten Willen nicht mehr, warum es in Deutschland nicht möglich ist, ein Gesetz wie in Frankreich zu schaffen, welches den Einzelhandelsbetrieben untersagt, Lebensmittel wegzuwerfen.

  2. Da fällt niemand unter irgendwelche Rettungsschirme. Es wäre ja auch mal eine Maßnahme, die Beträge zu erhöhen, s0 dass niemand zur Tafel muss.

    • Wenn ich mich nicht irre, ist das zu Anfang der Corona-Pandemie mal ganz kurz angedacht worden, Hartz-IV und Grundsicherung um 100 Euronen monatlich zu erhöhen. Aber das hat man dann ungemein rasch wieder fallen gelassen. Bedürftige haben keine Lobby.

  3. Als wäre der notwendige Gang zur Tafel nicht so schon schlimm genug, kommt nun noch diese „Schikane“ bei dem momentanen Regenwetter hinzu, was wegen dem Virus wiederum verständlich ist.
    Das Leben ist oftmals wirklich nicht fair und diesen Beitrag sollten alle lesen, die sich schon darüber aufregen, wenn mal irgend ein Artikel im Supermarkt nicht vorrätig oder die Schlange an der Kasse zu lang ist.
    Liebe Grüße von Hanne und hab noch ein schönes Wochenende, liebe Martha 🍀🌼

    • Sollte die zweite Welle noch schlimmer werden – und es weist sehr vieles darauf hin -, dann werden höchstwahrscheinlich die einzelnen Ausgabestellen wieder schließen müssen. Dann wird es, wenn wir Gäste Glück haben, wieder nur eine einzige große Verteilstelle an der Großmarkthalle geben, wie im Frühjahr. Das ist dann noch um einige Grade unangenehmer, wegen der langen Fahrt durch die Stadt, und Wartezeiten, die noch viel extremer sind als jetzt am Alten Nördlichen Friedhof…
      Ja, so manches Jammern über „Luxusproblemchen“ ruft bei mir seit langem schon amüsiertes Kopfschütteln hervor.
      Herzliche Grüße zurück, hab du auch ein gutes Wochenend!

      • Nur weil einige hirnlose egoistische Vollidioten (sorry) große Partys oder überhaupt ausschweifende Feste feiern wollen, müssen wieder alle anderen darunter leiden… Bei denen sollte mal richtig viel abkassiert und das Geld dann unter diejenigen verteilt werden, die dringend brauchen, auch entsprechend verwenden!
        Sowas kann ich einfach nicht verstehen und auch nicht nachvollziehen.
        Herzliches Drückerle für dich. 🤗💞

        • Es sind bei weitem nicht nur die Party-Feiernden. Das haben sämtliche namhafte Virologen bereits im Frühjahr vorausgesagt, dass es mit Einsetzen der kalten Jahreszeiten zu einer zweiten Welle kommen würde… Nein, da sind ganz andere Faktoren ausschlaggebend, dass es hier in Deutschland überhaupt so etwas wie Tafeln gibt. Das fängt bei der Aushöhlung der Arbeitnehmerrechte und des Sozialen Netzes an, und geht von der Bevorteilung Wohlhabender und dem Zudrücken sämtlicher Augen bei Steuerbetrug bis hin zum mittlerweile schier unsäglichen Lobbyismus im Bundestag. Und der Grundeinstellung, die sich mittlerweile bei vielen Menschen eingebürgert hat, dass arm, schwach, behindert, materiell schlecht gestellt in unserer Gesellschaft nicht zählt.
          *Zurück-drück* <3

          • Das ist leider so wahr was du schreibst, auch extrem beschämend für unsere Gesellschaft und ich bezog mich wegen spontan hochkommenden Emotionen bissl zu einseitig in meinen Kommentaren nur auf die aktuelle Situation im Bild. 🙏💞🍀

  4. das ist jetzt ein sehr gutes Beispiel wie ich meinen Kommentar zu dem Möbelhaus gemeint habe !
    Es ist einfach unwürdig in der heutigen Zeit die Menschen für Lebensmittel bis zu 2 Std. warten zu lassen und da meine ich nicht nur diese Ausgabestelle sondern auch die Großmarkhalle.
    Deutschland hat Geld für alles und jeden, nur nicht für die Armen bzw. Armut ! Egel ob Ältere oder bereits Junge oder im schlimmsten Fall Kinder ! Es ist für eine Industrienation beschäment wie mit diesem Thema umgegangen wird. Zum Arbeiten sind wir gut genug, am besten bis 70 Jahre wenn es nach unserer Regierung gehen soll und wir brav unsere Steuern zahlen , aber im Alter sind viele auf Almosen und Unterstützung angewiesen und somit lästig für den Staat. Viele Geringverdiener und Arbeiter/innen sind bereits heute in der Zukunft von Altersarmut betroffen und somit auf soziale Hilfen angewiesen, man nimmt das einfach so in Kauf und das ist eine Frechheit gegenüber denen um die man ja um Wählerstimmen wirbt !
    Die soziale Schieflage wird immer größer und muss gestoppt werden ! Alles Gute Manni

      • Ich bin auch für Sanktionen für Menschen die nicht arbeiten wollen und in dem Fall auch für Hartz 4 ! Es gibt aber genügend die wären froh einen Arbeitsplatz zu haben bzw. die die in haben werden ihn zum Teil unverschuldet in Armut gestürzt z. B. jetzt zu Corona Zeiten. Viele Firmen werden tausende Stellen abbauen und für die Menschen tut es mir richtig leid. Die haben alles richtig gemacht und dafür gesorgt das Firmen und Konzerne Rekordgewinne erzielten und jetzt sind sie die Dummen ! Ein völlig abnormale ungerechte Welt !!!

        • Nein, ich bin absolut gegen Hartz-IV. Ich bin zweimal „Hartz-IV-Kundin“ gewesen, und könnte über meine Erfahrungen mit dieser Art „Sozialleistung“ ein Buch schreiben. Hartz-IV sollte den „KundenInnen“, wie man die Arbeitslosen so schön hochtrabend bezeichnet, ein „würdiges Dasein“ sichern. Das Gegenteil ist der Fall. Und dass ein Gutteil der „Hartzer“ „keinen Bock auf Arbeit“ habe, ist ein diffamierendes Gerücht, das hauptsächlich unter Jenen kursiert, die noch nie berufliche bzw. finanzielle Schwierigkeiten hatten. Wer einmal in die Hartz-IV-Maschinerie geraten ist, hat in der Regel die größte Mühe, da wieder raus zu kommen. Und mit Sanktionen erreicht man keine positiven Ergebnisse, im Gegenteil. Hartz-IV raubt vielen Menschen die Würde, glaub mir, ich weiß, wovon ich schreibe. Viele SachbearbeiterInnen in den Jobcentern sind nur mangelhaft geschult. Die Anzahl der fehlerhaft erstellten Bescheide liegt bei über einem Drittel, der Prozentsatz der widerrechtlich verhängten Sanktionen ist mindestens genauso hoch. Die einzige Lösung wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dass sich dann die meisten Leute auf die faule Haut legen würden, stimmt nicht. Das haben Langzeitstudien in diversen Ländern bereits hinlänglich bewiesen, auch, dass es ohne Weiteres finanzierbar wäre. Großer Nachteil für die Unternehmer ist natürlich, dass die ArbeitnehmerInnen dann nicht mehr erpressbar wären…

          • ok gut das du das geschrieben hast ! Ich war noch nie in der Sitiuation und muss glauben was die Medien verbreiten. Du hast es erlebt und musst es natürlich besser wissen. Trotz allem bin ich fest der Überzeugung das es Menschen gibt die offen zugeben nicht arbeiten zu wollen. Es kann doch nicht sein dass junge Menschen zuhause sitzen und sich nicht um einen Job kümmern. Ich arbeite jetzt seit knapp 46 Jahren ohne einen Fehltag gehabt zu haben wo ich nicht in die Sozialversicherung einbezahlt habe und ich sehe nicht ein dass ich diese Leute mit finanziere. Es ist natürlich eine Diskussion ohne Ende aber ich finde das gut wie du es aus deiner Sicht geschrieben hast !

            • Es gibt solche Menschen, ja, aber sie sind in der absoluten Minderzahl. Ich habe in meiner Zeit als Hartz-IV-Kundin niemanden getroffen, der glücklich darüber gewesen wäre, keine Arbeit mehr zu haben und dem Staat auf der Tasche liegen zu können, und ich bin mir sehr sicher, dass der Großteil der Harz-IV-BezieherInnen verdammt gerne wieder einen Job hätte, und zwar einen, von dessen Bezahlung sie auch sorgenfrei leben können. Dass eine nicht unerhebliche Anzahl der „Hartzer“ arbeitsscheu und faul wäre, Drogensüchtige oder TrinkerInnen, die gerne auf Kosten des Staates ein höchst opulentes Dasein führen würde, sind verleumderische und höchst böse Gerüchte, das möchte ich hier noch einmal ganz deutlich betonen. Und ich wünsche niemandem die Gefühle von Niedergeschlagenheit und den Verlust von Selbstwertgefühl und Selbstachtung, wenn man Hunderte von Bewerbungen schreibt, und aufgrund des gehobenen Alters, eines körperlichen Gebrechens und einer sogenannten Überqualifikation, wie in meinem Fall, nur Absagen bekommt…
              Nachteil des Sozialstaates ist natürlich, dass man als gewissenhafte/r BeitragszahlerIn auch für die Schwarzen Schafe aufkommt – aber man stützt mit seinen Abgaben und Gebühren doch auch sehr Viele, die aufgrund von Schicksalsschlägen, Krankheiten, Geiz und Gier selbstherrlicher Firmenbosse oder nun eben durch Corona in die beschämende Lage geraten sind, Hartz-IV oder Grundsicherung zu beantragen und damit zurecht kommen müssen. Ich würde ohne mit der Wimper zu zucken für einige Schmarotzer mitbezahlen, wenn durch meine Beiträge garantiert wäre, dass niemand mehr obdachlos unter Brücken schlafen muss, niemand mehr die Spenden einer Tafel in Anspruch nehmen muss, niemand mehr sich spätestens Mitte des Monats schweres Kopfzerbrechen machen muss, wo zum Teufel man das Geld für die Versorgung der Kinder, die Bezahlung von Miete, Strom etc. nehmen muss, niemand mehr sich wochenlang von trockenen Nudeln und Toast ernähren muss, weil die miese Bezahlung im Job nicht mehr für ordentliche Einkäufe im nächsten Supermarkt reicht…
              Kleiner Lesetipp:
              https://www.gegen-hartz.de/
              Zu guter Letzt: Mich wundert es seit langem schon, dass Viele anklagend mit den Fingern auf die Sozialschmarotzer zeigen, aber so gut wie niemand sich über die nicht grade wenigen Reichen sowie nationalen und internationalen Großunternehmen aufregt, die Jahr für Jahr den deutschen Staat um Steuerzahlungen betrügen, deren Summe zwischen 60 und 100 MILLIARDEN (!) Euo liegt – JÄHRLICH. Finanzskandale wie Cum-Cum, Cum-Ex und Wirecard oder auch der Fakt, dass z. B. IKEA bei einem Umsatz von Hunderten Millionen Euro pro Jahr hier in Deutschland lediglich 25.000 Euronen an Steuern abdrücken muss, erscheinen einige Male in den Medien auf, und verschwinden dann wieder in der Versenkung, ohne bei uns BürgernInnen auch nur irgendwelches Missfallen zu erregen. Auch auf die Meldung, dass sich die Vorstände und Top-Manager der Deutschen Bahn ihre ohnehin schon überreichen Bezüge deutlich erhöht hatten, nachdem im Sommer unser „höchst kompetenter“ Verkehrsminister versprochen hatte, die DB mit einem Milliardenpaket zu unterstützen, erfolgte lediglich ein verschwindend geringes missbilligendes Echo. Wird offenkundig, dass ein/e HartzerIn das Jobcenter um einige hundert Euronen besch***en hat, dann wird das wochenlang höchst genüsslich in sämtlichen Medien breit getreten. Und warum sagt eigentlich niemand: „Ich weigere mich, mit meinen Steuern und Abgaben einen Verkehrsminister zu unterstützen, der 500 Millionen Steuergelder in den Sand gesetzt hat!“?…

              • Im Prinzip spiegelt deine Antwort genau das was ich ja meine ! Ich setze nur die Zahl der Arbeitsscheuen höher ein aber es ist müssig
                darüber zu diskutieren. Diese Zahl lässt sich meiner Meinung nach eh nicht genau feststellen sondern nur schätzen !
                Ich kann in meinem Umfeld ein paar nennen die seit Jahren zuhause sitzen und nichts dafür tun einen Job zu bekommen. In meiner Nachbarschaft einen Mann der seit über 10 Jahren zuhause ist, weder krank noch körperlich zerbrechlich sondern einfach Zuhause sitzt und sich die Sonnen auf den Bauch scheinen lässt und zwar mit Ausbildung und fachlichem Können. Meine Frau arbeitet in der Hausverwaltung und die hat einige Mieter die ebenfalls jung und nicht krank sind, die Miete aber schön jeden Monat vom Sozialamt bezahlt wird. Sie hat nicht den Eindruck dass die sich um einen Job bemühen. Egal wir haben zwar in vielen Bereichen die gleiche Meinung aber eben nicht zu 100 % und das ist doch auch ganz gut so ! Was deine Meinung zu den Großkonzeren betrifft stehe ich voll hinter dir, keine Frage !!!

                • Die Zahl der sogenannten „Sozialschmarotzer“ unter den BeziehernInnen von Hartz-IV und Grundsicherung nach §12 Soz.Gesetzbuch beträgt lt. einer Erhebung der AWO ca. 0,5 %.
                  https://www.awo-schwaben.de/aktuell/awo-aktuell/230-ueber-gepluenderte-sozialkassen-und-das-suesse-leben-der-sozialschmarotzer.html
                  Den Vorwurf, dass ich auf der faulen Haut liegen und mich vom Sozialamt verwöhnen lassen würde, weil ich keinen Bock darauf haben würde, die letzten Jahre bis zu meiner „richtigen“ Verrentung abzuarbeiten, habe ich auch schon einige Male zu hören bekommen. So etwas stammt in der Regel von Mitmenschen, die keinerlei Einblick in meine Lebens- und Krankengeschichte haben.
                  Die Zahl jener Bedürftigen, die aus Scham und Angst vor den behördlichen Hürden – schon mal einen Hartz-IV- bzw. Grundsicherungsantrag durchgelesen? – keine Unterstützung beantragen, liegt nach Aussagen etlicher Experten weitaus höher als jene, die den Sozialstaat missbrauchen.
                  http://www.hartziv.org/download/ALGII_Hauptantrag.pdf
                  Das ist lediglich der Grundantrag! Dazu kommen dann noch einige genauso umfangreiche Formulare für Selbstauskünfte zum Familien-, Gesundheits- und Vermögensstand. Man muss sich, will man Hartz IV bzw. Grundsicherung nach § 12 Soz.Gesetzbuch II beziehen, bis in die kleinsten Einzelheiten vor den Behörden entblößen. Da muss man schon sehr hartgesotten sein, um das ohne ein beständiges Gefühl der Übelkeit und der Scham hinzubekommen. Wenn man einen Partner an der Seite hat, ist es nicht ganz so schlimm. Muss man mit so etwas alleine zurecht kommen, ist es eine höchst ungute Erfahrung, die ich nicht einmal meinen Feinden wünschen würde, wenn ich welche hätte. Hat man dann sämtliche Dokumente, Kontoauszüge etc. kopiert und beigefügt, dann kommt eine Akte von einigen Zentimetern zustande. Und dann heisst es bangen und warten. Ich musste bei meinem ersten Antrag auf Grundsicherung nach § 12 SGB II beinahe drei Monate lang auf das erste Geld warten. Meine Sachbearbeiterin war zuerst einige Wochen krank, ist anschließend in Urlaub gefahren, und hatte meine Akte in einer Schreibtischschublade verschwinden lassen. War ein verdammt unangenehmes Gefühl, nach drei Monaten nicht zu wissen, woher man das Geld für die laufenden Unkosten hernehmen soll. Zum Glück haben mir gute Freunde geholfen.

                • Das Wort „Arbeitsscheu“ finde ich in dem Zusammenhang mehr als bedenklich.
                  Meiner Erfahrung nachist das nämlich mitnichten so – auch wenn RTLII das gerne anders abbildet.

                  Viele Menschen sind nämlich in diesem Elend gelandet, weil sie mit den Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes nicht mithalten können – wie ich 2005, als ich aus Krankheitsgründen nicht arbeiten konnte und nur mit viel Glück, auf vielen Umwegen ud trotz der mir vom Job-Centerr in den Weg gelegten Steine wieder in ein normales Arbeitsverhältnis zurück gelangt bin. (aber auch nur, weil ich einen Beruf habe, wo es keinen Mangel an freienStellen gibt und ich einen Arbeitgeber gefunden habe, der es trotz meiner Vorerkrankungen mit mir probieren wollte)
                  Andere (darunter auch viele mit alten DDR-Abschlüssen) hatten diese Glück nicht, weil ihre Qualifikation in unsere m Land nichts wert ist – und sie keine Möglichkeit bekommen haben, sich neu zu qualifizieren –
                  Auch von denen wird man in der überwiegenden Mehrzahl nicht sagen könne, dass die nicht arbeiten wollen – sondern es ist eher so, dass die durch das System HartzIV am Arbeiten gehindert wurden (1-Euro-Job statt Förderung, weil jeder Cent zum Leben gebraucht wurde….)

                  • Hallo ! Anscheinend versteht mich keiner bei meiner Argumentation ! Ich habe öfters geschrieben dass keiner in Hartz IV rutschen darf der unverschuldet in die Arbeitslosigkeit kommt. Weder durch Firmenschließungen oder sonstiges noch durch Krankheiten.
                    Ich habe in meinem Berufsleben mind. 100 Azubis ausgebildet und ich könnte dir einige nennen wo ich hundertprozentig dafür garantieren, dass die auf dem Arbeitsmarkt scheitern werden. Die haben es selbst nicht in der Ausbildung begriffen um was es eigentlich geht. Keine Disziplin, keinen Bock, keine Achtung, Kein Benehmen . Die haben alles „drauf“ was aber keiner möchte !!!! Das sind junge Menschen die ohne Hirn ins Leben starten !!!!
                    Sorry wenn ich mich jetzt so ausgedrückt habe, aber solche Vögel möchte ich nicht mit meinen Steuern finanzieren müssen !!!

            • Ich würde fast mal behaupten, das die wenigstens noch so eine ungebrochen Erwerbsbiographie haben, mich eingeschlossen. Das fängt schon damit an, dass viele junge Leute dutzende schlecht oder gar nicht bezahlte Praktika machen müssen, um überhaupt in ihren Beruf reinzukommen. Und ganz ehrlich, die wenigen, die wirklich nicht arbeiten wollen, die können wir uns locker leisten. Der ganze Verwaltungsapparat kostet ein vielfaches und HartzIV ist ein einzige Pleite, Ich war auch mal Kundin im Jobcenter und könnte so einiges erzählen.
              Ich jedenfalls füttere lieber ein paar Leute mit durch als das ich einen unsinnigen Verwaltungsapparat finanziere, der die Menschen klein hält, demütigt und mit unsinnigen Maßnahmen überzieht. Man ist da schneller drin, als man Piep sagen kann. Bei mir war es meine langjährige Krankheit. Ich bin da raus gekommen, aber auch nur, weil ich selber tätig geworden bin. Das Jobcenter hat keinen Finger krumm gemacht. Ich sollte ihnen dann unterschreiben, dass sie mich vermittelt hätten, um ihre Statistik aufzuhübschen. Habe ich natürlich nicht gemacht. Oder mein Mann, dem sie das Geld für den Tag gekürzt haben, an dem er einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Da hätte er nicht in Hamburg sein dürfen. Absurder geht es wohl kaum

              • auch hier ein Beispiel das ich absolut verstehe kann und einem übel mitgespielt wurde. Super dass du aus diesem Hamsterrad den Weg rausgefunden hast. Dieses ist wieder ein Beispiel wo jemand nichts dafür konnte ( Krankheit ) und in dieses System abgerutscht ist. Das ist doch genau das worüber ich geschrieben habe. Tausende können nichts dafür das sie von Hartz IV leben müssen und hier ein System eingeführt wurde was alles andere als gerecht ist. Trotzdem bleibe ich auch bei meiner Meinung ! Es gibt ( und das nicht nur wenige ) die haben keinen Bock auf Arbeit und versuchen mit allen Mittel auf Kosten des Staates zu leben, egal wie !
                Ich habe noch ein Beispiel ! Ein 40-jähriger ging wegen Krankheit in die Arbeitsunfähigkeit und gab mir sogar Tipps wie das funktioniert. Der kann seit 20 Jahren alles, Fahrradfahren, Gartenarbeiten, Urlaubsreisen egal , ich habe den noch nie 1 Tag krank gesehen. Alles kann man aber nur nicht arbeiten ! Da komme ich mir verarscht vor !!!!
                Wie schon gesagt die Ansichten und Meinungen gehen auseinander !

                • Dann lass ihn doch…. ich würde nicht von Hartz IV leben wollen. Ich gehe nicht arbeiten, weil man das muss oder es sich so gehört, sondern weil ich es gerne tue und nebenbei auch besser leben kann als ohne. Ich fühle mich nicht verarscht. Es gibt natürlich in so einem System immer auch Missbrauch, aber ich denke, damit können wir leben. Ich bin ja eh für das bedingungslose Grundeinkommen, dann hätten wir diese ganzen Diskussionen nicht.

                  • Man kann es sich ja auch von im besten Falle 400,-Euronen im Monat ganz wunderbar gut gehen lassen und geradezu fürstlich leben. *Ironiemodus*… Vielen Hartz-IV-EmpfängernInnen bleibt doch nichts anderes übrig, als „faul zuhause rumzuhängen“, weil man sich, während man auf Antworten auf Bewerbungen bangt und hofft, von der „opulenten“ Unterstützung nicht wirklich viel Zerstreuung leisten kann, die ja bekanntlich Geld kostet, von einer Bahnfahrkarte angefangen über Kinobesuche – ist ja irre, was mittlerweile eine Kinokarte kostet! -, Eintritte in Zoos, Theater- und Konzertbesuche bis hin zu einer Seilbahnfahrkarte – eine Hin- und Rückfahrt auf das Karwendelmassiv z. B. kostet 30,- Euronen, das ist fast ein Zehntel dessen, was man als „HartzerIn“ monatlich zur Verfügung hat. Auch Kneipen- und Restaurantbesuche in geselliger Runde fallen flach, weil das schlicht und ergreifend nicht drin ist…
                    Mittlerweile hat jeder fünfte Selbstmord in Deutschland nachgewiesenermaßen seine Ursache bei Hartz IV. Ich getrau mich jetzt mal zu behaupten, dass die Zahl jener, die freiwillig aus dem Leben scheiden, weil sie die Umstände ihrer Arbeitslosigkeit nicht mehr ertragen können, um einiges höher liegt als die der „Sozialschmarotzer“…
                    Der verlinkte Artikel ist zwar schon einige Jahre alt, beschreibt das Problem aber mit exakten Quellenangaben sehr eindringlich:
                    https://www.freitag.de/autoren/fhp-freie-hartz-iv-presse/hartz-iv-zahl-der-toten-steigt-rasant-an
                    Auf dem Münchner Odeonsplatz hat vor einigen Jahren mal eine sehr eindringliche Aktion stattgefunden, bei der mit ca. 50 weißen Kreuzen auf die Schicksale von Menschen hingewiesen wurde, die sich aufgrund von Hartz IV, dem Umgang des Jobcenters inklusive Sanktionen, und ihrer ausweglosen Situation das Leben genommen haben:
                    https://freidenkerin.com/2014/08/20/eine-art-mahnwache/
                    Was dagegen getan wird? Nichts. Als Hartz-IV-EmpfängerIn wird man verdammt schnell zum faulen Sozialschmarotzer abgestempelt. Der Reiche, der den Staat kontinuierlich um einen ordentlichen Batzen Steuern betrügt, ist „a raffinierter Hund, der woaß, wia ma de Batzis vom Finanzamt austrickst“. Finde den Fehler…

                    • Statt der ewigen falschen Leier vom faulen Arbeitslosen, sollte man lieber mal das anprangern, was Menschen in die Arbeitslosigkeit treibt und sie auch da hält. Das Prinzip Fordern und Fördern hat so jämmerlich versagt. Und wie schnell ist man ganz unten und das nicht selten unverschuldet. Für Krankheit kann niemand was, für Jobabbau auch nicht. Und dann fängt sich die Spirale an zu drehen. Das man bei dem täglichen Kampf um’s Überleben mit HartzIV, den ewigen Schikanen der Ämter zusätzlich krank wird, keine Kraft mehr hat und irgendwann aufgibt, ist hinlänglich bekannt. Und wer dann anfängt zu saufen oder wer sonstwie psychisch krank wird, ist dann einfach faul.

                    • Um die Arbeitslosen ausreichend zu stützen und zu fördern, damit ihre Chancen auf eine Neueinstellung erheblich steigen, müsste man von Seiten der Jobcenter kräftig investieren. Und zwar in die Ausbildung der MitarbeiterInnen, von denen sehr viele sogenannte Quereinsteiger sind, die häufig nur mangelhaft auf ihre Aufgaben vorbereitet werden, und vor allem nicht viel bzw. gar keinen Durchblick durch den immensen Dschungel an Vorschriften, Regeln, Anordnungen, Gesetzen etc. haben. Und von denen auch sehr Viele von Zukunftsängsten geplagt sind, da sie bei den Jobcentern befristete Arbeitsverträge haben – zugelassen sind bundesweit davon 10 %, die Realität sieht anders aus: Etwa ein Drittel aller Jobcenter-SachbearbeiterInnen haben befristete Arbeitsverträge. Und dann natürlich auch in die Qualität der angebotenen, häufig zwangsverordneten „Fortbildungskurse“. Da verdienen sich viele dubiose AnbieterInnen, die dann z. B. die ihnen zugewiesenen Hart-IV-EmpfängerInnen so stumpfsinnige Dinge tun lassen wie Papierflieger falten oder bunte Bildchen ausmalen – https://www.hartziv.org/blog/20190913-hartz-iv-die-5-skurrilsten-jobcenter-massnahmen.html – goldene Nasen auf Kosten der SteuerzahlerInnen. Es gibt Langzeitarbeitslose, die pro Jahr ein halbes Dutzend Mal in einen Bewerbungskurs geschickt werden, obwohl sie den Unterrichtsstoff bereits auswändig herbeten könnten. Das nimmt der Staat anscheinend ganz gelassen hin, ohne dagegen einzuschreiten. Denn jeder Hartz-IV-Empfänger, der in einer „Weiterbildungsmaßnahme“ landet, rutscht aus der Arbeitslosenstatistik raus…
                      Seit einigen Jahren schon schreiben die Jobcenter schwarze Zahlen, d. h., dass sie die zugewiesenen Mittel nicht komplett verbrauchen, sondern am Ende des Jahres ein ordentlicher Überschuss verbleibt, nicht zuletzt durch unrechtmäßig verhängte Sanktionen. Das ist im Grunde genommen absolut gesetzwidrig. Auch darüber regt sich in Deutschland niemand auf. Das wird alles schulterzuckend hingenommen. Hauptsache, die linken „Kommunisten“ kommen nicht ans Ruder und nehmen uns das kleine Reihenhäuschen weg…

  5. Dein Beitrag und dss Bild oben macht mich unglaublich traurig, weil ich das alles kenne. Es tut mir leid, dass es der Tafeln bedarf und dass du dich da anstellen musst.

    • Das zynischste Argument unserer Regierenden in punkto Tafeln ist, dass solche Institutionen den armen Leuten wenigstens ein bisschen Sozialkontakt und Gelegenheit zur Unterhaltung bieten würden. Kein Schmäh, das hat eine Person im Bundestag – ich komme jetzt nicht auf den Namen – tatsächlich so geäußert.
      Es könnte noch weitaus schlimmer sein, liebe Gudrun. Ich habe ein mittlerweile doch wieder recht behagliches Zuhause, muss nicht hungern, kann mich für zehn Euronen im Jahr in der Stadtbib. durch ungezählte Bücher lesen, meine Kamera funktioniert noch, ich kann noch einige Kilometerchen gehen, und Monat für Monat verringert sich mein Schuldenberg. Da gibt es in anderen Ländern so viele Menschen, denen geht es noch weitaus schlechter als mir. 😉

    • Ist es auch… Gäbe es Corona nicht, dann könnte man bei der Münchner Tafel eine Spendenlieferung an die Wohnungstür bestellen, wäre man sehr krank oder sehr schwer behindert. Aber aufgrund von Covid19 darf so etwas seit März nicht mehr durchgeführt werden. Man kann allerdings eine Vertretung wählen, die dann statt einem selbst an der Ausgabestelle wartet und die Spenden entgegen nimmt. Außerdem müssen Gäste über 80 Jahre nicht warten, sondern werden vorgezogen.
      Die ganzen unangenehmen Umstände sind aber einzig und allein auf die Corona-Pandemie und die vom Kreisverwaltungsreferat sowie Gesundheitsamt der Münchner Tafel auferlegten Regeln zurückzuführen. Die Verantwortlichen und HelferInnen der Tafel geben Woche für Woche ihr Bestes, quasi ihr Herzblut dafür, die mittlerweile ca. 25.000 Tafelgäste in München nach wie vor so gut als irgendmöglich zu versorgen. Diese Menschen haben meinen höchsten Respekt, und meine vollste Hochachtung, und ich würde jederzeit für die Leut‘ von der Münchner Tafel die Hand ins Feuer legen.

This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.