Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Auf dem Drachenstich-Rundweg…

… Eigentlich wollte ich am Dienstag Nachmittag nur auf den Spuren der Murnauer Lindwurm-Legende wandeln, doch dann packte mich der sportliche Ehrgeiz, und ich beschloss, den gesamten Drachenstich-Rundweg mit ca. sechs Kilometern Länge in Angriff zu nehmen…

… So wandte ich mich am Bahnhof wie schon letzte Woche Richtung Münter-Haus, ließ dieses jedoch wortwörtlich links liegen, und befand mich schon bald erneut in der herrlichen Kottmüller Allee…

… Auf meinem Weg kam ich alsbald an einer kleinen Schar Hühner vorbei. Eines dieser Federviecher genoss grad voll sichtlichem Wohlbehagen ein kühlendes und reinigendes Sandbad…

… Immer wieder geht mir beim Anblick des weit sich erstreckenden Murnauer Mooses mit den hochragenden Bergen im Süden das Herz auf…

… Und dieser Spätsommerhimmel!…

… Kurz vor dem kleinen Ramsacher Kircherl bog der Weg zum Drachenstich rechts ab und führte an einem wilden, naturbelassenem Urwald entlang…

… Nach einer kleinen Weile hatte ich die flache und eher unauffällige Senke des Drachenstichs erreicht. Ein müdes, schmales Rinnsal rieselte lautlos die blanken Felsen hinab. Ich war etwas enttäuscht, diesen Ort hatte ich mir weitaus dramatischer vorgestellt, nachdem ich die Legende vom Murnauer Lindwurm gelesen hatte… 😉

… Der Lindwurm war ein sehr seltsamer Drache, er besaß nur zwei Vorderfüße. Er trieb sein Unwesen zur Zeit des großen Wittelsbacher Kaisers Ludwig I., der im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts herrschte. Oft hielt sich das Untier auf der Wörth auf, der größten Insel im Staffelsee, versetzte die Bauern ringsum in Angst und Schrecken und forderte von ihnen ihr Vieh als Nahrung und obendrein die jungfräulichen Töchter. Der Kaiser versprach Ruhm, Ehre, Reichtum und die Hand der schönsten noch lebenden Jungfrau jenem, der dem Lindwurm den Garaus machen würde. Alsbald meldete sich ein einfacher, armer Schustergeselle. Natürlich wurde der Bursche von Ludwig I. nicht recht ernst genommen, der Kaiser dachte bei sich: „Na ja, ich lass‘ ihn mal ziehen. Wenn so ein armer Kerl ums Leben kommt, ist das weniger tragisch, als wenn es einen meiner tapferen Ritter erwischt.“…

… Der Schustergeselle war allerdings ein recht listiger Zeitgenosse. Er erbat sich von einem Bauern das Fell eines frisch geschlachteten Kalbs, füllte dieses mit ungelöschtem Kalk, stellte es dekorativ in Nähe der Drachenstich-Mulde auf, in welcher der Lindwurm grade ein Nickerchen hielt, versteckte sich in einem Gebüsch und begann laut zu blöken. Der Drache wurde wach, glitt näher, und verschlang das ausgestopfte Kalbsfell mit einem Bissen. Es dauerte nicht lange, bis es ganz furchtbar in seinem Gedärm zu wüten begann, die Leibschmerzen peinigten ihn ungemein. Da stürmte der Schustergesell herbei und erstach das wehrlose Getier… 😉

… In Bälde folgt die nächste Etappe meines Drachenstich-Rundwegs… 😉


13 Antworten zu “Auf dem Drachenstich-Rundweg…”

  1. Schöne Geschichte. Vermutlich wäre der Drache oder Lindwurm auch ohne das Zutun des Recken elendig am Kalk verstorben. Aber so wurde das Ganze gar dramatisch.
    Ich freue mich auf die Fortsetzung.
    Friede und Wohlergehen
    Tanuky

    • Willkommen hier! 🙂
      Da gebe ich dir Recht, der Todesstoß wäre gar nimmer nötig gewesen. 😉 Aber wie du sagst – so wurde es halt so richtig schön dramatisch. Zudem – wie heisst es bei uns Bayern so schön: Nix g’wiß woaß ma ned. Wusste ja niemand, wie so ein Drachengekröse beschaffen ist, und wie widerstandsfähig es ist. 😉
      Hab einen schönen Tag!

  2. Du hast ja echt Energie 🙂

    Ja, solche Enttäuschungen kenne ich auch 🙂 Da freut man sich auf etwas, was man „sagentechnisch“ zum Teil nachprüfen könnte und dann kommt da kaum was rüber. Ich hätte da auch mehr erwartet als so ein Rinnsal.

    • Mittwoch war ein guter Tag, da hätte ich locker noch ein, zwei Kilometerchen weiter wandern können, obwohl der Drachenstich-Rundweg durchaus anstrengend gewesen ist. 🙂
      Ich hatte mir da einen rauschenden Wasserfall in einer dunklen Schlucht vorgestellt, und einer Höhle, in der sich der Lindwurm verstecken konnte. 😀

            • Wie gesagt, es kommt immer darauf an, ob ich einen guten Tag habe. An einem schlechten – so wie heute – schaffe ich grad so die Strecke von meiner Wohnung bis zu den Mülltonnen im Hinterhof…

                • Yepp. Das sind so die Besonderheiten der sehr seltenen, unheilbaren und fortschreitenden Form von Muskelschwund, genannt Titinopathie. Hat fast zwei Jahre gedauert, bis das Friedrich-Baur-Institut aufgrund einer gentechnischen Studie zusammen mit der TU München das endlich herausgefunden hat. 😉 Nach jeder Wanderung wie am Mittwoch die Drachenstich-Tour liege ich mindestens einen Tag lang mit Schmerzen und totaler Schwäche flach. Aber diesen Preis zahle ich gerne, so lange ich nicht im Rollstuhl sitzen muss – und ich tue seit Jahren schon recht eisern alles mögliche dafür, dass es nicht so weit kommen wird.

                  • Das hört sich gut an. Ich denke, mit positiver Energie da ran zu gehen und soweit wie möglich sich fit halten, dürfte das Beste sein.

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