Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Vom Münter-Haus zum „Ähndl“ im Murnauer Moos (1)…

… Am Mittwoch beschloss ich, die eigentlich für Sonntag geplante kleine Wanderung bei Murnau endlich nachzuholen. Im gut vollen Regionalzug brauste ich gen Süden, und machte dabei wieder einmal eine recht kuriose Corona-Beobachtung: Unweit von mir saß eine Frau mittleren Alters, ihre Mund-Nasen-Maske bedeckte das Kinn und die Lippen, ließ das Riechorgan aber frei. Jedesmal, wenn sie sich mit anderen Passagieren unterhielt, schob sie nicht etwa die Maske nach oben, sondern hielt sich mit der Rechten die Nase zu… 😀

… Das Wetter war optimal zum Gehen, so um die fünfundzwanzig Grad, mit häufigen frischen Lüfterln durchsetzt. So hatte ich mein erstes Ziel ziemlich rasch und frohgemut erreicht: Das Haus der Malerin Gabriele Münter, etwas oberhalb Murnaus gelegen…

… 1908 gerieten Gabriele Münter und ihr damaliger Lebensgefährte, ihre große Liebe, der russische Künstler Wassily Kandinsky auf der Suche nach einer Sommerfrische in das beschauliche Örtchen am Staffelsee. Nur wenig später erwarb sie das schmucke Haus an der Ostseite der Kottmüller Allee. Die Landschaft ringsum, das nahe große Moor, die Silhouetten des Estergebirges und Wetterstein-Massivs, die nahe kleine Stadt waren für das Künstlerpaar ein nie versiegender Quell der Inspiration, hier vollzog sich bei dem Paar ein immenser künstlerischer Reifeprozess…

… Das Anwesen wurde bald schon zum bedeutenden Treffpunkt der damaligen Avantgarde und spielte eine ausschlaggebende Rolle in der Geschichte des „Blauen Reiters“, Künstler wie Franz Marc, Alexej von Jawlensky, Arnold Schönberg, Marianne von Werefking und August Macke kamen oft zu Besuch…

… Im Ersten Weltkrieg floh Kandinsky nach Moskau, brach dort mit Gabriele Münter und heiratete ein zweites Mal. Frau Münter kehrte nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Schweden wieder nach Murnau zurück. Ab 1936 lebte sie mit ihrem Partner, dem Kunsthistoriker Johannes Eichner, dauerhaft dort. Im Keller des Hauses verbarg sie während der NS-Zeit einen unermesslichen Schatz an Bildern, vor allem von ihr und Wassily Kandinsky, aber auch anderen Malern des Expressionismus. Nach den Kriegsjahren versuchte sie in bitterster Armut, Gemälde gegen Lebensmittel einzutauschen, stieß jedoch bei den Bauern und Geschäftsleuten zumeist auf schroffe Ablehnung – „Was willst‘ denn mit deim Schmarrn! Hau ab, meine Kinder malen vui besser wia du!“, bekam sie oft zu hören…

… Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1962 vererbte sie der Städtischen Galerie Lenbachhaus in München einen Großteil ihres gehorteten Kunstschatzes, und verhalf dem Museum dadurch zu internationalem Ruhm…

… Diesen schönen Ausblick auf die Murnauer Kirche St. Nikolaus, das Schloss und den Stadtkern verewigten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in schier ungezählten Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden. Mit meiner Kamera habe ich in aller Bescheidenheit versucht, es ihnen gleich zu tun… 😉

… Das Münter-Haus. Es gefällt mir sehr gut, ich glaube, in diesem hübschen Bauwerk würde ich mich auch wohl fühlen…

… Da aufgrund von Corona zur Zeit nur maximal sechs Personen ins Haus gelassen werden, und bereits mindestens zwei Dutzend Leute auf Einlass warteten, verzichtete ich am Mittwoch auf einen Rundgang durch die Zimmer, und schlenderte nur ein Weilchen im schönen und sehr gepflegten Garten umher…

… Demnächst geht es hier mit meinem Wanderbericht weiter. Habt ein schönes Wochenende! 🙂


15 Antworten zu “Vom Münter-Haus zum „Ähndl“ im Murnauer Moos (1)…”

  1. Sehr schöne Fotos hast du gepostet. Im Münter Haus war ich schon ewig nicht mehr, aber vor zwei Jahren im Franz Marc Museum in Kochel, im Schlossmuseum Murnau und kurz vor Corona wieder im Buchheim Museum. Alle Museen, auch das Münterhaus, befinden sich dazu noch in einer wunderbaren Landschaft. Wirklich wunderschöne Ausflugsziele !

    • Ich gestehe, ich war bislang noch in keinem dieser Museen. 😉 Nur im Lenbachhaus, wo mich die Bilder der Blauen Reiter sehr fasziniert haben.
      Landschaftlich kann man sich keine bessere Umgebung für diese Kunstschätze vorstellen.

      • Die Sammlungen und Sonderausstellungen in den genannten Museen sind nicht mit dem Lenbachhaus zu vergleichen. Sie bilden aber ein zauberhaftes Gesamtkunstwerk mit der Natur. Das Buchheim Museum zeigt auch die zum Teil skurrilen Sammlungen von Buchheim 😉.

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