Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Neues Leben – Familie Haubentaucher…

… Vom großen Schloss kommend war ich am Freitag Spätnachmittag nach einem schon recht ordentlichen Marsch entlang der Nebenkanäle, vorbei an den kleinen Schlösschen Amalien- und Badenburg am Westufer des Großen Sees angelangt. Mit sämtlichen Sinnen und permanent hoch konzentriert war ich dabei, all das mannigfaltige Geschehen in Flora und Fauna rings um mich ja aufzunehmen. Natürlich entging mir der rechterhand im schmalen Wasserlauf zwischen dem Ufer und den drei länglichen Inseln dahin gleitende Haubentaucher nicht. Wie er so elegant einher schwamm, schien mir, als würde er sagen: „Mir nach!“…

… Kaum mehr auf den Weg achtend, zum Glück war das Gelände brettleben, folgte ich ihm. Er bog um das nordwestliche Ende der dritten Insel – und da entdeckte ich das große Nest, welches sich in die Uferböschung schmiegte, mit dem zweiten, offenbar brütenden Altvogel! Hurra! Lottosechser! Ein jahrelang gehegter Wunsch war in Erfüllung gegangen!…

… Nach langem und geduldigem Beobachten – zum Glück war meine Lieblingsbank recht nahe – stellte sich heraus, dass bereits ein lustig schwarz-weiß gestreiftes, noch recht winziges Küken geschlüpft war, das sich im Rückengefieder des brütenden Wasservogels verbarg…

… Es folgte die einer wohl genau abgestimmten Choregraphie folgende Wachablösung, die erwachsenen Haubentaucher tauschten sehr behutsam die Plätze auf dem Nest. Bei der Gelegenheit durfte ich feststellen, dass nicht nur Blässhühner auffallend große Treter haben… 😉

… „Wenn i mia mei Spieglbild so ooschaug‘ – i bin scho a richtig fesches Federviech.“…

… Es war spät geworden, und das Licht mittlerweile eher suboptimal, so machte mich mich gemächlich auf den Rückweg. Ich nahm mir fest vor, gleich am nächsten Tag wieder zu kommen und meine Beobachtungen fortzusetzen. Wer weiß, vielleicht würden ja in der Zwischenzeit weitere Haubentaucherküken das Licht der Welt erblicken…

… Als ich am Samstag Spätnachmittag nach dem Haubentauchernest suchte, wurde mir das Herz schwer. Es wirkte verlassen. Was mag sich da wohl für eine Tragödie abgespielt haben! Zwei riesige Möwen kreisen seit Wochen schon beinahe unablässig über den Brutstätten der Gänse, Enten und anderen Wasservögeln auf den Inseln. Vielleicht waren die Nachkommen der Haubentaucher Beute dieser Raubvögel geworden…

… Dann entdeckte ich das Männchen auf dem See, unweit des Nests. Es wirkte ungewöhnlich gedrungen und aufgeplustert. Wieder sank mir das Herz. War das wunderschöne Tier vielleicht krank?…

… Dann aber entrang sich mir ein Jubelschrei, die ältere Dame, die es sich auf meiner Lieblingsbank bequem gemacht hatte, fuhr erschrocken in die Höhe. Ich hatte das zebragestreifte Küken entdeckt, gemütlich im warmen Gefieder des Altvogels sitzend…

… Wer weiß, vielleicht waren wirklich die Möwenräuber am Werk gewesen, und hatten den Rest der Brut getötet und gestohlen, vielleicht hatten die Haubentaucher auch nur ein Ei gelegt gehabt – das Wichtigste war, dass „meine“ kleine Familie wohlauf war…

… Mama Haubentaucher ging auf die Jagd, während der Papa das Kleine gemütlich auf dem See spazieren fuhr. Manche Beute war fast so groß wie das Küken, und es erforderte viel Geduld und Mühe, bis die gewaltigen Brocken im Schlund des Nachwuchses verschwunden waren…

… Nachdem es dem Haubentaucher-Papa wieder einmal gelungen war, einen ansehnlichen Happen Fisch in den Kleinen zu stopfen, reckte er den Kopf, als würde er triumphieren, in einer liebevollen Geste barg das Weibchen ihre Stirn an seinem Hals – ein berührender Moment der Zärtlichkeit…

… „Da oben fliegen sie, die garstigen Raubmöwen!“…

… Ich liebe alle Wasservögel, aber die Haubentaucher haben es mir ganz besonders angetan. Habt ihr vielleicht schon bemerkt… 😉


8 Antworten zu “Neues Leben – Familie Haubentaucher…”

  1. Eine sehr schöne Serie und eine tolle Beobachtung. Ich finde es immer witzig, wenn die Küken sich im Federkleid der Eltern verkriechen und mit ihnen übers Wasser schippern. Solch eine Bootsreise hast du auch sehr schön im Foto festgehalten. Bei meinen Beobachtungen konnte ich sehen, dass die Eltern nicht nur Fische verfüttert haben. Zwischendurch gab es immer mal wieder eine Feder , die die Küken vor innere Schäden schützen sollen.

  2. Die beiden geben sich wirklich sehr viel Mühe, um das Kleine aufzuziehen 🙂 Schade, dass es alleine ist, aber wenigstens haben sie noch das. Deinen Jubelschrei hätten wir zu gerne gehört, Schnecke 🙂
    Schnurrer Engel

    • Die meisten Tiereltern sind ungemein liebevoll und besorgt um ihren Nachwuchs… Ja, zum Glück hat wenigstens dieses Kleine überlebt… Ich hab schon ganz schön laut gejauchzt. 😉
      Herzliche Grüße!

This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.