… die man nur höchst ungern bekommt: “Hallo, hier spricht Frau F. von der Praxis Dr. P… Bei der Untersuchung der Blutprobe, die wir Ihnen vor einer Woche abgenommen haben, haben wir einen auffälligen Wert entdeckt.”…
… Kurze Vorgeschichte: Vor drei Jahren war ich über einen längeren Zeitraum Patientin des Friedrich Baur Instituts für Muskelerkrankungen, und habe im Rahmen sehr vieler Untersuchungen zwei Wochen in der Neurologischen Station der Uniklinik verbracht (es hat gut eineinhalb Jahre gebraucht, bis endlich anhand einer humangenetischen Studie die Diagnose feststand: Ich habe eine Titinopathie, eine genetisch bedingte und sehr seltene, nicht heilbare und fortschreitende Form von Muskelschwund). Während des Klinikaufenthalts wurde ein kleiner Knoten in der Schilddrüse festgestellt, und mir wurde nahe gelegt, diesen im Laufe der kommenden Monate durch einen Endokrinologen näher untersuchen zu lassen. Was ich auch tat. Dr. P…, ein sehr freundlicher und einfühlsamer Arzt, bestätigte die Diagnose des “FBI”, und riet mir zur jährlichen Kontrolluntersuchung…
… Es dauerte allerdings drei Jahre, bis ich mich letzte Woche endlich mal wieder in der Praxis des Endokrinologen blicken ließ. Einige Symptome wie eine unnatürliche Gewichtszunahme – ich mache seit langem schon Intervallfasten, lege aber dennoch ständig zu -, sowie Herzrhythmusstörungen – ein Kardiologe hat vor kurzem mein Herz für völlig gesund befunden -, häufige Erschöpfungszustände, Schlaflosigkeit und das Gefühl, permanent an Kondition zu verlieren, trotz aller gewissenhaften Bemühungen, bezüglich meiner Restmuskulatur zumindest den Status Q aufrecht zu erhalten, beunruhigten mich seit einer Weile schon. Dr. P… hatte eine sehr gute Nachricht für mich: Der kleine Knoten hatte sich in der Zwischenzeit von selbst völlig aufgelöst. Mir wurde noch etwas Blut abgezapft, und dann entließ man mich. Ich solle mich in zwei Tagen nach den Ergebnissen der Blutuntersuchung erkundigen. Was ich natürlich postwendend vergaß…
… Und dann wurde ich heute vormittag angerufen: “Hallo, hier spricht Frau F. von der Praxis Dr. P… Bei der Untersuchung der Blutprobe, die wir Ihnen vor einer Woche abgenommen haben, haben wir eine Auffälligkeit beim Cortisol-Wert entdeckt.”…
… Ich muss nun gleich Anfang nächster Woche frühmorgens mit nüchternem Magen wieder in die Praxis, zu einer nochmaligen Blutabnahme. Dann bekomme ich eine Tablette, die ich spätabends schlucken muss. Und am nächsten Morgen wird mir dann erneut Blut abgenommen. Und einige Tage danach wird sich hoffentlich zeigen, was Sache ist…
… Cortisol ist eines der sogenannten Stresshormone. Es wird “auf Befehl” der Hirnanhangdrüse in den Nebennierenrinden produziert. Ein Zuviel an Cortisol verursacht genau jene Symptome, die ich dem Endokrinologen geschildert hatte. Ursache dieses sogenannten Cushing-Syndroms könnte eine Entzündung der Nebennierenrinde sein. Die wäre medikamentös behandelbar. Etwa 80 % eines Cortisol-Überschusses hat seine Ursache allerdings in einem Tumor in der Hirnanhangdrüse. Auch so etwas ist mittlerweile gut behandelbar, entweder durch minimalinvasive Operationen oder Bestrahlungen…
… Kein Grund also, jetzt große Angst zu entwickeln, auch wenn ich mir natürlich so meine Gedanken mache. Aber ich bin zuversichtlich und gehe davon aus, dass nichts allzu Schlimmes auf mich zukommen wird. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, halbwegs elegant, aufrecht und lebensfroh mit der heimtückischen Titinopathie zurecht zu kommen, da werde ich das, was da meiner harrt, auch wuppen. Es wird fröhlich weitergesegelt, ich habe immer noch mehr als eine Handbreit Wasser unterm Kiel… 😉
