… öffnen sich hier bei uns die Fenster und Balkontüren und die NachbarnInnen ringsum applaudieren eine Weile laut. Das hat vor gut einer Woche im angrenzenden Haus mit einigen jungen Leuten angefangen. Mittlerweile sind wir schon richtig Viele, und täglich schließen sich mehr Mitmenschen in der Nachbarschaft an. Die Stimmung ist heiter, man ruft und winkt sich zu. Wir beenden diese Aktion stets mit einem fröhlichen „Bis morgen, und bleibt gesund!“…
… Aus welchem Grund auch immer dieses Ritual erfolgt – es tut ganz sicher nicht nur mir gut. Es ist nicht nur eine, wenn auch recht unzureichende, Geste der Dankbarkeit gegenüber jenen Menschen, die als ÄrzteInnen, in der Pflege, in den Geschäften und Supermärkten, bei der Müllabfuhr, den Paket- und Postdiensten, der Polizei und Feuerwehr arbeiten. Es ist ein Symbol des Mut machens, ein „Kopf hoch! Wir stehen das gemeinsam durch!“…
… Die Luft in dieser 1,5-Millionen-Stadt ist so klar und rein wie noch nie zuvor. Es gibt so gut wie keine Kondensstreifen mehr am zur Zeit wundervoll blauen Himmelszelt. Nur noch selten gellen die Martinshörner von Polizei, Feuerwehr und Krankenwägen durch die Straßen, vermutlich ist dank der strengen Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Verkehrsunfälle sehr zurück gegangen…
… Am Nachmittag war ich in der Leopoldstraße Einkaufen. Nur wenig Verkehr auf den Fahrbahnen, nur wenig Menschen unterwegs – unheimlich, aber zugleich auch erholsam. Keine Hektik. Kein Getöse. Keine Staus. Viel Ruhe. Entschleunigung. Sicherheitsleute im Drogeriemarkt und dem benachbarten Discounter. Sie hielten sich hauptsächlich im Kassenbereich auf. Nur wenige Leute schlenderten durch die Gänge, ihre Einkaufslisten abarbeitend, die meisten sorgsam auf den Mindestabstand bedacht…
… Im langen Gelenkbus Richtung Nordbad befanden sich außer mir nur drei weitere Fahrgäste – normalerweise bekommt man im 154er nur mit Müh und Not einen Sitzplatz. Der Fahrgastraum vorne war rund um den Fahrer mit rot-weißen Bändern abgesperrt. Zwei Polizeistreifen patroullierten langsam die Leopold- und Schellingstraße entlang, es gab keinen Grund für sie, einzuschreiten…
… Nein, ich sehe die Welt nicht durch die rosarote Brille. Ich finde es nur richtig und auch wichtig, in dieser für uns alle so schweren Zeit auf die positiven Dinge ringsum hinzuweisen. Von den negativen werden wir ja pausenlos in sämtlichen Medien geradezu überhäuft…
… Habt es fein – und bleibt gesund!…