Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

"Du lebst jahrzehntelang dein Leben,…

… und dann kommst du dir auf einmal vor, als wärst du DarstellerIn in einem Roland-Emmerich-Film“…

… Dieser Spruch des Kabarettisten Rene Steinberg, den ich vor einer Woche im WWW gelesen habe, kommt mir grad ziemlich oft in den Sinn…

… Hier in Bayern sind seit Mitternacht verschärfte Ausgangsbestimmungen in Kraft, zunächst für zwei Wochen. Nach draußen darf man nur mehr, wenn man zur Arbeit, zum Arzt und zum Einkaufen muss. Spazieren gehen und Sport treiben ist (noch) weiterhin erlaubt, allerdings nur allein, zu Zweit oder mit Familie. Nachdem seit Dienstag Bars, Discotheken und Nachtclubs nicht mehr öffnen dürfen, müssen nun auch Restaurants, Biergärten und Cafés geschlossen bleiben. Diese Maßnahmen wurden nötig, weil ganz offensichtlich immer noch Viele nicht verstanden haben, dass die Lage ernst ist…

… Nur vereinzelt kann ich von meinem Wohnzimmerfenster aus Menschen auf den Straßen sehen. Es fahren kaum Autos…

… Seit Tagen muss ich auch noch an einen anderen Spruch denken: „Es gibt nix Schlechts, wo ned aa was Guats mit dabei wär‘.“ Ich genieße zur Zeit so sehr die nächtliche Stille. Ich habe Mitgefühl mit jedem/jeder klein- und mittelständischen UnternehmerIn – aber ich erfreue mich überaus daran, dass die nahe „Radaukneipe“, die Bar namens Fox, vor deren Tür es Nacht für Nacht mit viel Geschrei, Gekreische, Gejohle und Gelächter hoch her ging, geschlossen ist. Ich kann seit etlichen Jahren endlich wieder nachts ohne Ohropax bei geöffnetem Fenster schlafen!…

… Etliche junge Menschen hier im Haus haben Zettel ans Schwarze Brett im Eingangsbereich geheftet, und ihre Hilfe angeboten. Es tut gut mitzuerleben, wie NachbarnInnen, die man tagein tagaus nur recht flüchtig kennt, denen man immer nur kurz im Flur begegnet ist, und nur bisweilen eher oberflächliche Gespräche geführt hat, in diesen Tagen zusammen wachsen. Einander mit mehr Achtung und Respekt begegnen, mit mehr Freundlichkeit und Fürsorge…

… Die Münchner Tafel darf – noch – nach wie vor Lebensmittelspenden verteilen. Die am Freitag sogar recht reichlich und vielseitig vorhanden waren. Es gelten strikte Verhaltensregeln: Zehn Meter Abstand zum Eingang der Verteilerstelle, brav in einer Reihe aufstellen mit mindestens zwei Metern Abstand zwischen den einzelnen Gästen, Gruppen bilden ist strengstens untersagt. Auch an den einzelnen Ausgabeposten wird penibel darauf geachtet, dass ein ausreichender Mindestabstand eingehalten wird, Waren werden nicht mehr Hand in Hand übergeben, sondern in Körbe gelegt, die dann auf bereitstehenden Bierbänken platziert werden, wo der jeweilige Gast sie dann nehmen kann. Die Ehrenamtlichen tragen selbstredend alle einen medizinischen Mundschutz und Handschuhe…

… Seit Anfang der Woche öffnen sich jeden Abend gegen halb Neun ringsum die Fenster und Balkontüren, und die BewohnerInnen applaudieren einander minutenlang. Das hat klein angefangen, mit einigen jungen Leuten im Nachbarhaus, mittlerweile ist die Schar der Applaudierenden ordentlich angewachsen, die meisten NachbarnInnen beteiligen sich nun daran, und das tut uns allen sichtlich gut…

… Bei jeder Fußball-WM oder -EM scheint es vor allem in den sogenannten „Sozialen“ Netzwerken 80 Millionen BundestrainerInnen zu geben. In den jetzigen Zeiten von Corona habe ich den Eindruck, als hätten wir 80 Millionen Gesundheits-, Viren- und Politik-Experten. An jeder von den Regierenden getroffenen Maßnahme wird herumgekritelt, und die Vorwürfe, warum man dieses und jenes nicht schon viel früher gemacht habe, und dass der Umgang mit Covid19 von Anfang an falsch gewesen sei, und dass man die Gefährlichkeit dieses Virus schon viel früher hätte erkennen müssen, werden überaus fleißig kolportiert. Für all jene ZeitgenossenInnen gilt meiner Meinung nach das Gleiche wie für die VerbreiterInnen der kruden Verschwörungstheorien, die durch’s Netz geistern: Haltet gefälligst den Rand! So etwas ist nicht hilfreich, sondern schadet lediglich! Allen BesserwissernInnen gebe ich den Rat: Wendet euch doch an die Landes- bzw. Bundesregierung und an das RKI, und lasst diesen Leuten eure höchst umfangreichen Expertenkenntnisse zukommen, sie werden euch mit Sicherheit dankbar sein – *Böser-Ironiemodus*…

… Zur Zeit fahren Lautsprecherwägen der Feuerwehr und Polizei durch die Straßen, es wird auf die verschärften Ausgangsbeschränkungen und die strengen Strafen bei Nichteinhaltung hingewiesen. Ja, ich komme mir auch irgendwie so vor, als wäre ich Darstellerin in einem Roland-Emmerich-Film…

… Bleibt ruhig, bleibt besonnen, bleibt zuhause. Habt es fein – und bleibt gesund. <3 …


22 Antworten zu “"Du lebst jahrzehntelang dein Leben,…”

  1. Vielleicht hat das ja auch etwas Gutes und die Menschen behandeln sich wieder respektvoller und wachsen etwas dichter zusammen. Ich weiß, das sind fromme Wünsche. Aber Wünsche müssen gestattet sein in dieser Zeit.

  2. Ich hege auch die Hoffnung, das sich was im Land verändert. Positiv ist ja schon mal, das vor allem die AfD null von der Krise profitiert. Im Gegenteil, jeden Tag wird deutlicher, das wir die nicht brauchen. Okay, haben wir ja schon immer gewusst, aber jetzt geht halt offensichtlich auch so manchem Sympathisanten ein Kronleuchter auf. Und wenn was bleibt von dem Umgang miteinander, dem Respekt jenen Berufen gegenüber, die hier nun den Laden am Laufen halten, dann würde schon viel gewonnen. Und ich persönlich fühle mich besser mit einer Kanzlerin Merkel die nicht von Krieg spricht wie Johnson, Macron und Trump, sondern davon, das Abstand halten jetzt Ausdruck von Fürsorge ist.

    • Da bin ich voll und ganz deiner Meinung. Und ich hoffe sehr, dass während der Corona-Krise vielen AfDioten-WählernInnen ein Licht aufgehen möge, was für Schwachmaten sie da ihre Stimmen gegeben haben.

    • Die Blaunen können halt nur Hetze. Die verbreiten sie auch weiterhin recht fleißig in den „Sozialen“ Netzwerken. Die russischen Trollfabriken produzieren zur Zeit wieder in Höchstform, habe ich neulich gelesen.
      Man wirft Frau Merkel gerne vor, dass sie nur selten in Erscheinung tritt. Aber wenn es nötig wird, dann ist sie da, und dann findet sie genau die richtigen Worte. In diesen Tagen ist ihre unaufgeregte Art wirklich Gold wert.

  3. Solche Zettel hatte ich auch im Briefkasten. Noch brauche ich keine Hilfe. Freunde versorgen mich gut, aber es ist sehr tröstlich zu wissen, dass es Menschen gibt, die helfen wollen. Die Uni Leipzig hat ihren Betrieb fast völlig heruntergefahren und ihren Studis nahegelegt, die Zeit zu nutzen, um zu helfen. Ich habe gerade mich per Mail bei jedem bedankt, weil es mir viel Hoffnung gibt, dass wir das überstehen.
    Liebe M., ich grüße dich herzlich. Bleib schön gesund.

    • Ich bin auch noch gut und kräftig unterwegs. Doch mir geht’s wie dir, es ist tröstlich zu wissen, dass Hilfe im Falle eines Falles nur zwei Wohnungstüren bzw. einen kurzen Anruf entfernt ist.
      Dito, liebe Gudrun! <3

  4. Steht im alten Testament nicht etwas über Sodom und Gomorra geschrieben. Waren es nicht die Menschen die in ihrem Wirken und Tun aus dem Ruder gelaufen waren und sich den Zorn zugezogen haben . Erinnert das nicht etwas von dem was du in deinem heutigen Beitrag schreibst . Ich bin kein besonders gläubiger Mensch und kein Bibelleser . Aber Gerät die heutige Menschheit nicht auch immer weiter aus den Fugen. Im Übrigen ich kann Mittwoch Heim, es wird höchste Zeit. Denn die neu gewonnene Freizügigkeit die ich über den Rollstuhl erlangt habe. wurde ein weiteres Mal eingeschränkt . Der lange Flur der durch eine Tür von der Station 4 a von 4b getrennt wird, ist nun auch verschlossen . So muß ich mich auf dem eingeschränkten fast menschenleeren Flur bewegen. Meine beiden schwer kranken Zimmerkollegen schlafen fast nur . Eine Situation die meier Meinung nach durch ein Medikamet beeinflusst ist.
    Liebe Martha in deinem Bundesland ist ja nun die Freizügigkeit auch eingeschränkt worden , was ich für richtig halte. Für uns naturliebenden Menschen ein einschneidendes Muss . Bleib gesund und komme gut durch diese schlimme Zeit .

    • Mich fasziniert ungemein, wie solch winzigst kleine Geschöpfe wie Viren, die man ja nur mithilfe eines starken Rasterelektronen-Mikroskops sehen kann, unsere ganze „zivilisierte“ und „hochtechnologisierte“ Welt durcheinander wirbeln und einer extremen Zerreissprobe unterwerfen.
      Wie gut, dass du Mittwoch nach Hause darfst! Ich freue mich für dich…
      So lange man nicht in Gruppen unterwegs ist, sondern allein bzw. nur mit Menschen, mit denen man zusammenlebt, darf man hier durchaus noch in die Natur.
      Alles Gute und Liebe dir!

      • Faszinieret mag sein . Mich erinnern sie ein wenig an mein Igelball, mit dem ich mein linkes Bein bearbeite und durchblute . Auf mein Igelball kann und will ich auf keinem Fall verzichten, was ich von Corona nicht behaupten kann.😄

        • So einen Igelball habe ich auch. 😉 Ich weiß gar nicht mehr, wann ich den bekommen habe, ich glaube, es war vor etlichen Jahren, als die Fußheberschwäche, die sich ja dann nach jahrelangem Forschen und Suchen als Muskelschwund herausstellte, erstmals diagnostiziert worden ist. Mit dem Rollen unter der Fußsohle sollten die Fußheber stimuliert werden. 😉

          • Gleiche Aufgaben soll mein Ball erfüllen . Im linken Unterschenkel ist eine Gefühlsstörung und auch eine Muskelschwäche . Es wir täglich besser , bin aber noch weit vom Ziel entfernt. Einmal täglich kommt für 15 Minuten eine Pysiotherapeutin ansonsten trainiere ich drei bis vier mal täglich selbständig . Noch fehlt mir sehr viel Kraft , allein laufen geht noch nicht.

  5. Du hast es auf den Punkt gebracht. Danke dafür! Ich denke wir können auch einiges positives aus der jetzigen Situation mitnehmen.
    Alles Gute, bleib gesund und genieß weiterhin die nächtliche Ruhe. 🙂

    • Das ist in meinen Augen das einzig Senkrechte, die guten Aspekte der jetzigen Situation zu sehen. 😉 Es kann sein, dass Ausgangsbeschränkungen etc. noch eine geraume Weile bestehen bleiben müssen. Da ist es wichtig, in den Lebensrucksack so viele gute Dinge wie möglich zu packen.
      Herzliche Grüße – und bleib gesund!

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